Zurück zur Startseite
Voriges Kapitel Pflanzennährstoffe - Metalle Teil 2
Folgendes Kapitel Wirtschaftsdünger Teil 1

PDF lesen

DÜNGUNG

 
1.2.2 Düngung

"Ich leugne ja die Wirkung der stickstoffhaltigen Dünger nicht, nicht
die des Guano, des Chilisalpeters und der Ammoniaksalze, ich will
nur, daß die Landwirthe in ihrer Anwendung sorgsam und vorsichtig
sein sollen, um in der Dauer nichts einzubüßen, was sie in der
H ö h e der Ernte gewinnen. Ich streite ja für nichts anderes; wenn
der künstliche Dünger den Stallmist ersetzen soll, so muß in gleicher
Weise seine Zusammensetzung so sein, daß er die Dauer der Erträge
verbürgt...der Grundsatz muß immer die Handlungen der Landwirte re-
gieren, daß sie das Bodencapital im ganzen nicht verringern dürfen."

[Justus v. LIEBIG, Brief an C. CLEMM-LENNING vom 16.8.1858]


1.2.2.1 Düngungsgesetze


Die Abhängigkeit des Ertrages (oder der Wuchsfreudigkeit) lässt sich in einem
Diagramm schematisch darstellen:

Ertrag│
↑ │Mangel- Ertrags- Höchst- Depres- toxischer
│sym- anstieg ertrag sion Überschuss
│ptome
│ __───────__
│ _- ──__
│ _- ──__
│ _- ──__
│___────- ──____
└────────────────────────────────────────────────────
-> Nährstoffangebot

Wie es zu solch einer Kurve kommt, wollen die sogenannten Ertragsgesetze
erklären:

Minimumgesetz: Der Ertrag wird in erster Linie von dem im Boden im Minimum
vorhandenen Nährstoff begrenzt.
[SPRENGEL, J. v. LIEBIG]

Optimumgesetz: Die Zuführung des im Minimum vorliegenden Nährstoffes ist umso
produktiver, je mehr sich die anderen Faktoren im Optimum befinden.

[LIEBSCHER, WOLLNY]

Maximumgesetz: Das Übermaß eines assimilierbaren Nährstoffes im Boden vermindert
die Wirksamkeit der anderen Nährstoffe und damit auch den Ertrag.
Dabei ist das Übermaß eines Nährstoffes nicht nur durch seine absolute Menge,
sondern auch in seinem Verhältnis zu den anderen Nährstoffen bedingt.

[VOISIN]

Gesetz der physiologischen Beziehungen (Wirkungsgesetz der Wachstumsfaktoren):
Der Pflanzenertrag hängt von allen Wachstumsfaktoren ab. Er nimmt mit der
Zufuhr steigender Mengen eines beliebigen Wachstumsfaktors proportional dem
Ertrag, der am Höchstertrag fehlt.
[MITSCHERLICH, BAULE]

Ein Beispiel soll das illustrieren: Phosphor und Kalium machen die Pflanzen
stickstoffhungrig, der Stickstoffhunger muss bei Nichtleguminosen befriedigt
werden, sonst hat eine Phosphor- und Kaliumzufuhr keinen Sinn. Aber das Angebot
von Stickstoff ohne den entsprechenden Stickstoffhunger bleibt auch erfolglos.

Die ungefähren Größenverhältnisse der benötigten Nährstoffe betragen [BUSSLER]:
Massennährstoffe/Makronährstoffe, auf 10 000 Teile bezogen
Anionen; 5000 Teile ───> Stickstoff 3300..4000 Teile
Phosphor 500..1100
Schwefel 450.. 650
Kationen; 5000 Teile ───> Kalium 1000..3750
Calcium 600..3000
Magnesium 500..1600
Mikronährstoffe, Spurenelemente 1.. 10
davon ungefähr
Anionen; 0,3 Teile ───> Bor 0,24 Teile
Molybdän 0,06
Kationen; 0,7 Teile ───> Eisen 0,14
Mangan 0,07
Kupfer 0,07
Zink 0,07

Zum Anfang dieses Kapitels

1.2.2.2 Bestimmung der Höhe der erforderlichen Düngermengen

Zur exakten Bestimmung des Düngemittelbedarfes wäre eine Bilanz aufzustellen.
Sie hätte folgendes zu berücksichtigen:

+ Grundgehalt des Bodens an verfügbarem Nährstoff
+ Zufuhr durch organische Dünger
+ Zufuhr durch Verwitterung
+ Zufuhr durch Niederschläge
+ Zufuhr durch Saat- und Pflanzgut
+ Mobilisierung durch Mikroorganismen
- Entzug durch die Kulturpflanzen je nach Ertrag
- Verlust durch Auswaschung
- Verlust durch Festlegung
- Verlust durch Entweichen in die Atmosphäre
--------------------------------------------------------------
Das Defizit ergibt die notwendige Zufuhr durch Mineraldünger

Dabei soll auf den Unterschied zwischen Entzug und Bedarf hingewiesen werden:
Die zum Wachstum der Kultur benötigte Menge stellt den Bedarf dar; nach der
Ernte bleiben Wurzeln, Stoppeln, Kraut- und Blattwerk mit einer bestimmten Menge
an Nährstoffen zurück, die praktisch die Differenz zwischen Bedarf und Entzug
bilden.
Diesen hohen Aufwand bei einer Bilanzierung kann sich der Gartenfreund natürlich
nicht leisten. Für ihn sind die in Bodenuntersuchungslabors gefundenen Versor-
gungsstufen seiner Bodenproben wichtig.

Entnahme von Bodenproben:
Die günstige Zeit zum Probenziehen ist der Herbst nach der Ernte, wenn der Boden
feucht, aber nicht nass oder gefroren und noch nicht gedüngt ist.
Mit einem rohrförmigen Probenehmer gewinnt man durch Einstechen und Herum-
drehen aus der Krume eine zylinderförmige Probe. Hat man keinen solchen Probe-
nehmer, so behilft man sich mit dem Spaten: Man sticht mit dem Spaten tief ein
und legt den Aushub beiseite. Mit einem zweiten Einstich hebt man eine 3..5 cm
dicke Scholle aus. Mit einem Löffel kratzt man einen Streifen von unten nach
oben ab. Man vereinigt mehrere Einzelproben (etwa 10) von verschiedenen Stel-
len zu einer Mischprobe, die für die zu analysierende Fläche repräsentativ
ist. Steine und Pflanzenreste sind natürlich herauszulesen oder herauszusieben.
Von Gemüseland und Erdbeerflächen nimmt man Proben bis 20 cm Tiefe, bei Obst-
land zusätzlich eine Mischprobe aus 20..40 cm Tiefe.
Bild Entnahme und Vorbereitung von Bodenproben
Das Labor benötigt etwa 100..500 g dieser Mischprobe in einem sauberen, deut-
lich beschrifteten Folienbeutel. Die Beschriftung mit Angaben zu Parzelle oder
Schlag, Bodentiefe der Probe, Gemüseland oder Obstfläche, kommt auf einen Zet-
tel, der außen angeheftet oder mit einem Gummiring befestigt wird.
In den Bodenuntersuchungslabors wird der pH-Wert, der Vorrat an löslichem Phos-
phor, Kalium, eventuell der Humusgehalt und auf Anforderung der Nitrat- und Mag-
nesiumgehalt bestimmt.
Man erhält das Ergebnis mit den entsprechenden Versorgungsstufen sowie den
passenden Düngungsempfehlungen.


1.2.3 Mineraldünger

Tafel 1.2.5: Mineraldüngemittel: Gehalte an Nährstoffen

Dünger Gehalte an Reinnährstoffen in Masse-%
N P K Ca Mg Cl

Ammonsalpeter 34,5
Ammonsulfat 21
Kalkammonsalpeter 24..30 8..12
Kaliammonsalpeter 14 24 30..35
Ammonsulfatsalpeter 26
Kalksalpeter 15,5 20
Natronsalpeter 16
Kalisalpeter 13 37
Kalkstickstoff 20..23 39..43
Ammoniak, verflüssigt 82,2
Harnstoff 46,3
Diammoniumphosphat 21 23
Monoammoniumphosphat 12 26,5
Superphosphat, normal 7.. 9 17..22
Superphosphat, konz. 19..21 12..16
Dicalciumphosphat 11..15 23
Thomasphosphat 5.. 7 30..35 1.. 3
Alkalisinterphosphat 11..12 30
Rhenania-(Mg-)phosphat 8 7..11
Rhünaphos 9..15 20..35
Kalidüngesalz 40 31..35 1.. 2 50
Kalidüngesalz 50 40..43 50
Kalidüngesalz 60 49,8 50
Emgekali 27..31 3.. 4 30
Kamex 31..35 2,5..3 35
Kainit, rein 10..15 9,5 14
Reformkali 21..25 5,5 10
Patentkali, Kalimagnesia 21,5..25 5..7,7 1,5
Kaliumsulfat 40..43
Volldünger blau 8-8-8 8 3,5 6,6
Volldünger blau 12-12-17 12 5,2 14,1 1,2
Kalkstein, gemahlen 32
Branntkalk 53,5
Mischkalk 45
Löschkalk 46,5
Hüttenkalk 32
Dolomit 32 13
Mg-Mergel 32 9..10
Kieserit 18
Bittersalz 9,5
Magnesit 27
Zum Anfang dieses Kapitels

Tafel 1.2.7: Mineraldüngemittel, Mengen je g Nährstoff

Menge Dünger in Gramm je Gramm Reinnährstoff
N P K Ca Mg

Ammonsalpeter 2,95
Ammonsulfat 4,88
Kalkammonsalpeter 3,3.. 5 10
Kaliammonsalpeter 7,1 4,2
Ammonsulfatsalpeter 3,85
Kalksalpeter 6,45 5
Natronsalpeter 6,3
Kalisalpeter 7,75 2,7
Kalkstickstoff 4,4.. 5 2,44
Ammoniak, verflüssigt 1,22
Harnstoff 2,2
Diammoniumphosphat 4,88 4,36
Monoammoniumphosphat 8,34 3,78
Superphosphat, normal 12,5 5,1
Superphosphat, konz. 5 7,1
Dicalciumphosphat 7,5 23
Thomasphosphat 16 4,3 50
Alkalisinterphosphat 8,6 3,3
Rhenania-(Mg-)phosphat 12,5 11
Rhünaphos 8,5 3,6
Kalidüngesalz 40 3 67
Kalidüngesalz 50 2,6
Kalidüngesalz 60 2
Emgekali 3,5 29
Kamex 3 36
Kainit, rein 8 10,5
Reformkali 4,4 18
Patentkali, Kalimagnesia 4,35 16
Kaliumsulfat 2,4
Volldünger blau 8-8-8 12,5 28,6 15,2
Volldünger blau 12-12-17 8,3 19,2 7,1 83
Kalkstein, gemahlen 3,1
Branntkalk 1,9
Mischkalk 2,2
Löschkalk 2,1
Hüttenkalk 3,1
Dolomit 3,1 7,7
Mg-Mergel 3,1 10,5
Kieserit 5,5
Bittersalz 10,5
Magnesit 3,7

nach der Formel: g Dünger = 1 g * 100 % : % Reinnährstoff
Zum Anfang dieses Kapitels

1.2.3.1 Mineraldüngermischungen

Gegenüber Einzelnährstoffdüngern haben die Mischdünger den Vorteil der Arbeits-
erleichterung beim Ausbringen. Allerdings müssen die Mischbarkeiten berücksich-
tigt werden, denn es kann leicht zu unerwünschten oder unvermuteten Reaktionen
kommen, und nicht zuletzt kann Verklumpung oder Verhärtung einen Erfolg in
Frage stellen. Man muss berücksichtigen, dass Kalk Ammoniak aus seinen Verbin-
dungen auszutreiben pflegt und wasserlösliche Phosphate in wasserunlösliche
umwandelt. Noch schlimmer ist es, wenn säurehaltige Dünger wie Superphosphat
aus nitrathaltigen Stoffen sehr giftige nitrose Gase freisetzen.
Man kann auch Dünger verschiedener Korngrößen (pulvrige, körnige oder gar
unterschiedlich große Granalien) kaum homogen mischen und beim Rütteln oder
beim Transport muss man Entmischung befürchten.
Käufliche Mischdünger sind meist granuliert - da gibt es kein Entmischen und
kein Stäuben, die Rieselfähigkeit in Streuern ist gewährleistet - und eventuell
hydrophobiert. Hydrophobierte Granulate backen bei einwirkender Luftfeuchtig-
keit nicht so schnell zusammen, im Boden werden sie etwas langsamer aufge-
löst, womit die Auswaschung verringert ist. Einige Hersteller treiben die
Schwerlöslichkeit zu weit, wie die im Herbst noch vereinzelt anzutreffenden
Granalien beweisen, das ist erst recht nicht im Sinne des Erfinders.
Wer trotz angebotener kompletter Handelsmischungen eine eigene Rezeptur mischen
will (man kann damit auch Geld sparen), sollte die Mischbarkeitstafel zu
Rate ziehen und das Gemisch schnellstens ausbringen.

Tafel 1.2.8: Mischbarkeiten von Mineraldüngern

┌──────────────────── Ammonsulfat
│┌─────────────────── Harnstoff
││┌────────────────── Ammonsulfatsalpeter
│││ ┌──────────────── Kalkammonsalpeter
│││ │┌─────────────── Kaliammonsalpeter
│││ ││┌────────────── Kalisalpeter, Natronsalpeter
│││ │││ ┌──────────── Kalksalpeter
│││ │││ │┌─────────── Kalkstickstoff
│││ │││ ││┌────────── Calciumkarbonate, Kalkstein
│││ │││ │││ ┌──────── Branntkalk
│││ │││ │││ │┌─────── Thomasphosphat
│││ │││ │││ ││┌────── Superphosphat
│││ │││ │││ │││ ┌──── Alkalisinterphosphat
│││ │││ │││ │││ │┌─── Kaliumsulfat, Mg-Phosphat
│││ │││ │││ │││ ││┌── Kalidüngesalze, Reformkali, EmgeKali, Kamex
│││ │││ │││ │││ │││
o oxx xx o Ammonsulfat
o x xxo x x oo Harnstoff
x oxx xx o o Ammonsulfatsalpeter
x o ox xxo ooo Kalkammonsalpeter
x ox xxo o Kaliammonsalpeter
o o oo o Kalisalpeter, Natronsalpeter
oxo ooo o ox ooo Kalksalpeter
x x xxo o o x o Kalkstickstoff
x x oo o x Calciumkarbonate, Kalkstein
x x xx x Branntkalk
x x xx o x Thomasphosphat
x ooo xxx xx x Superphosphat
o o o o x Alkalisinterphosphat
o o o Kaliumsulfat, Mg-Phosphat
oo oo oo Kalidüngesalze, Reformkali, EmgeKali, Kamex

x nicht mischbar
o mischbar, aber sofort ausstreuen
ohne Zeichen: mischbar

1.2.2.5 Behandlung und Lagerung von Mineraldüngern

Mineraldünger müssen gut verschlossen und trocken aufbewahrt werden. In einem
größeren Lager sind Dünger zu beschriften und nach Sorten zu trennen.
Besonders die nitrathaltigen sind feuergefährlich, so dass generell Umgang mit
offenem Licht untersagt ist. Weiterhin muss man sie aus der Nachbarschaft
von brennbaren Stoffen rücken. Leere Säcke dürfen nicht - und gleich gar nicht
in einem Ofen - verbrannt werden.
Weitere Hinweise entnehme man dem Kapitel "Umgang mit Chemikalien".


1.2.3.2 Flüssigdünger

Für Flüssigdünger lassen sich nur leichtlösliche Salze verwenden, dafür kommen
in Frage: Kaliumsulfat, Kaliumnitrat, Kaliumphosphat, Ammoniumphosphat, Mag-
nesiumphosphat, Natriumphosphat, Ammonsulfat, Ammoniumnitrat, Harnstoff.
Die schlechter löslichen Mikronährstoffe werden mit einigen Tricks (Zusatz
von Aminosäuren als Chelatbildner, von Dicyandiamid (aus Kalkstickstoff her-
gestellt) oder von Emulgatoren) in Lösung versetzt. Ca. 10 % Gesamtstickstoff
erhöht die Löslichkeit verschiedener Spurenelemente erheblich. Im allgemeinen
sind enthalten 5 % N, 5 % P, 5 % K, 2 % Mg.
Ein Flüssig-Stickstoffdünger soll in der Kälte nicht auskristallisieren. Geeig-
net dafür sind Mischungen von Harnstoff : Ammoniumnitrat wie 1,8 : 1 .. 4 : 1
(damit sind über 27 % Stickstoff einstellbar, dazu 1 % Magnesium als Sulfat
oder Chlorid).
Die Ausbringung mit dem Gießwasser ist unproblematisch; Pflanzenschutzmitteln
sollte man aber Dünger nicht zusetzen.


Zum Anfang dieses Kapitels