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VERMEHRUNG

 
2.3 Vermehrung

2.3.1 Generative Pflanzenanzucht


Die hauptsächlichste Art der Fortpflanzung ist die generative (geschlechtliche)
Vermehrung, bei der die Entwicklung eines neuen Organismus durch Verschmelzung
(der Befruchtung) zweier differenzierter Zellen anläuft.
Sollten Früchte aus dem Fruchtknoten ohne Befruchtung entstehen (Parthenokarpie
= Jungfernfrüchtigkeit), so sind die Früchte entweder samenlos oder die Samen
sind taub.
Die Lebensdauer einer Pflanze beginnt mit der Beendigung der Samenruhe durch
Keimung und endet oft mit der Bildung eigener samentragender Früchte.
Man unterscheidet nach der natürlichen Lebensdauer:
- Einjährige, annuelle, oder monozyklische:
- Sommerannuell
Die Zeit von der Keimung bis zur Fruchtreife bzw. bis zum Absterben
liegt innerhalb einer Vegetationsperiode, also von Frühling bis
Wintereintritt.
Die Blühreife ist erreicht
- bei einer bestimmten Pflanzenmasse,
- wenn das Jugendwachstum abgeschlossen ist mit einem genügend
hohen Anteil an organisch gebundenem Stickstoff
- wenn genügend Kohlenstoff in Kohlenhydraten in Speichergeweben
angelegt wurde.
- Winterannuell, einjährig_überwinternd.
Die Samen keimen im Herbst. Blüte, Fruchtbildung und Absterben
folgen im nächsten Jahr. Die Vorbereitung der Blüte wird durch nied-
rige Temperaturen induziert. Dieser Vorgang - Vernalisation oder
Jarowisation genannt - wirkt auf das aktive Meristem besonders in
den Vegetationskegeln.
- Zweijährig, bienn, dizyklisch.
Die Pflanzen brauchen von der Keimung bis zum Blühen und Fruchten zwei
Sommer mit dem dazwischenliegenden Winter.
Die Pflanzenruhe (Knospenruhe) muss unbedingt ablaufen; man kann sie
höchstens etwas verkürzen. Zur Vorruhe speichert die Pflanze Reserve-
stoffe in die Speicherorgane ab. Angeregt wird der Vorgang durch Hemm-
stoffe wie Abscisinsäure, die die Blätter absondern, solange sie noch
funktionstüchtig sind. Die Vollruhe dauert (bei Gehölzen) etwa bis Mitte
Dezember. Nur niedrige Temperaturen bauen diese Ruhe ab. Die Nachruhe
ist dann beeinflussbar. Der Austrieb wird durch Gibberelline angeregt.
Die Ruheperiode des Bildungsgewebes sichert der Pflanze das Überleben
unter ungünstigen Bedingungen.
- Mehrjährig, plurienn, pleiozyklisch und vieljährig (polyzyklisch);
hapaxanth.
Diese Pflanzen nehmen eine mehr- bis vieljährige Entwicklung, sie
schließen ihr Dasein mit einer einmaligen Blüten- und Samenbildung ab.
- Ausdauernd, perenn, perennierend.
Solche Pflanzen erneuern sich jährlich und blühen auch mehrmals. Sie
müssen dazu Reservestoffe speichern und Winterknospen ausbilden.
Die weitere Einteilung führt zu krautigen und holzigen Pflanzen.
Bei Kräutern sind die oberirdischen Sprosse mehr oder weniger weich,
saftig und wenig verholzt. Die Sprosse sterben am Ende der Vegeta-
tionsperiode ab.
- Stauden
sind wiederholt fruchtende krautige Pflanzen mit relativ wenig Holz-
gewebe in oberirdischen Teilen; die Achsenorgane liegen unterirdisch.
- Halbsträucher
stellen den Übergang vom Kraut zum Strauch dar. Die unteren Spross-
teile verholzen, die oberen sind krautig und sterben zum Ende der
Vegetationsperiode ab.
- Sträucher
sind kleinere, bis zu etwa 3 m hohe Holzgewächse, deren Haupt- und
Seitenachsen aus unterirdischen oder basalen (grundständigen) Knospen
stammen. Statt einer Hauptachse können auch mehrere, wuchsmäßig
gleichberechtigte Stämmchen stehen.
- Büsche sind holzige Pflanzen mit Trieben begrenzter Lebensdauer aus
basalen Knospen.
- Bäume
besitzen einen meist aufrechten Stamm, welcher sich nicht oder erst
in einiger Höhe verzweigt.


2.3.1.1 Saatgut

Saatgut soll immer kühl und trocken aufbewahrt werden. Wer Samen eigener Zucht
zur Vermehrung benutzen möchte, wählt dazu gut ausgereifte Früchte aus.
Fleischige Fruchtreste sind, sofern vorhanden, mit Wasser auszuwaschen; unter
Umständen lösen sie sich nach einem kurzen Gärprozess besser. An schattiger,
luftiger Stelle sind sie zu trocknen.
Nach der Ernte enthält der Samen noch etwa 15..25 % Wasser. Der Wassergehalt
wird im Saatgutbetrieb auf 10..15 % gesenkt, doch schon bei diesem Gehalt
verschlechtert sich die Keimfähigkeit mit der Zeit erheblich.
Bei nur 5..7 % Feuchtigkeit und Temperaturen von 0..5 °C wäre der Samen
wesentlich länger lagerfähig (30..200 Jahre!), dagegen kann Einfrieren dem
Saatgut schaden. Allgemein bewirkt die Absenkung der Samenfeuchte um 1 %
oder eine Verringerung der Lagertemperatur um 5..6 ° eine Verdopplung der
Lebensdauer. Die Temperaturabsenkung bewirkt aber eine Erhöhung der relativen
Luftfeuchte, die bis zur Zerstörung der Keimfähigkeit gehen kann.
Es ist also zu empfehlen, den Samen 14 Tage lang bei Temperaturen von 24..30°C
zu trocknen, anschließend in einem Exsikkator zu bringen und diesen im Kühl-
schrank aufzubewahren. Ein Exsikkator ist ein dichtschließendes Glasgefäß,
in dessen unterem Teil ein Trockenmittel untergebracht ist. Als Trockenmittel
eignet sich gebrannter Kalk oder besser aufnahmefähiges Kieselgel ("Silikagel",
"Blaugel"). Das nach einiger Zeit mit Wasser gesättigte Kieselgel kann bei
Temperaturen um 120 °C (Backröhre) wieder regeneriert werden. Natürlich darf
das Saatgut keinen direkten Kontakt zum Trockenmittel haben. Nach diesem
Prinzip kann man auf andere Glasgefäße oder dichte Folienbeutel ausweichen.
Weiterhin wird die Lagerfähigkeit der Samen durch Verringerung des Sauerstoff-
gehaltes in der umgebenden Luft gesteigert. Das kann durch eine Schutzgasatmo-
sphäre mit Stickstoff oder Kohlendioxid geschehen oder durch Vakuum und luft-
dichte Verpackung. Die keimschutzverpackten Samen öffnet man erst zur Aussaat,
damit hinzutretende Luftfeuchtigkeit ihnen nicht schadet.
Durch die Verlängerung der Keimfähigkeitsdauer, der "Keimgewähr", ist es den
Saatgutherstellern ermöglicht, seltenere Sämereien in längeren Abständen,
dafür auf größeren Flächen anzubauen. Die Saatgutzuchtgebiete werden in güns-
tige Klimate verlagert, so züchtet man Kohl und Spinat an der Küste, in
Dänemark und Großbritannien, Möhren an der Adria, Buschbohnen in Tansania usw.
Es gibt auch Samen, die sich nicht so orthodox verhalten, sondern bei Trocknung
geschädigt werden ("rekalzitranter Samentyp").


Saatgutprüfung

Eine Frischekontrolle kann schon durch Beurteilung des Aussehens und des
Geruches erfolgen. Die Samen sollen nicht
- dunkel verfärbt (Alterung durch Licht, Wasser, Mikroorganismen),
- matt statt glänzend (Abbau während der Lagerung),
- geschrumpelt (Samen waren nicht reif genug) sein,
- muffig oder dumpf riechen (zu feucht gelagert) oder
- malzähnlichen Brandgeruch aufweisen (zu heiß getrocknet).

Keimfähigkeit, Keimproben
Wir haben gesehen, dass die Keimfähigkeit des Saatgutes mit der Zeit nachlässt,
wobei die Lagerungsbedingungen einen entscheidenden Einfluss ausüben.
Überaltertes Saatgut liefert nur schwache Pflanzen mit verzögertem Wachstum.
Saatgut mit 70..80 % Kf (Keimfähigkeit) ist normal, unter Kf = 25..30 %
sollte man das Saatgut (außer bei seltenen Sorten) verwerfen. Ist einmal die
Keimfähigkeit unter 70 % gesunken, fällt sie weiter rasch ab.
Es empfiehlt sich daher die Bestimmung der Keimfähigkeit durch eine Keimprobe.
1. In eine Petrischale (das ist eine flache runde Glasschale mit passendem
Deckel) oder einen Teller, den Deckel eines Konservenglases ö.ä. gibt man
ein paar Lagen Zellstoff (Küchentücher, Fließpapier, notfalls Toiletten-
papier). Auf diese angefeuchtete Schicht werden von kleinkörnigen Samen
50..100 Stück (aber genau zählen!), von großkörnigen 10..20 Samen einzeln
ausgelegt, mit einer Glasscheibe bedeckt und bei 18..22 °C an nicht zu
hellem Ort bis zu vier Wochen bis zum Keimen gehalten.
Man kann nun entweder täglich alle Keimlinge auslesen - zuletzt bleiben
die tauben Samen übrig - oder zählt nach 10 Tagen (bei langsamkeimenden
nach 20 Tagen) die Keimlinge aus.
2. Eine rechteckige Glasscheibe wird mit Zellstoff belegt, darauf kommen
die Samen in Reihen. Eine gleichgroße Glasplatte dient der Abdeckung, mit
mehreren Gummiringen werden beide Platten zusammengepresst. Das Paket
kommt senkrecht in eine Schale mit Wasser oder es wird senkrecht in feuchte
Erde eingegraben, so daß sich die Samen in normaler Aussaattiefe befinden.
Diese Methode spiegelt die natürlichen Bedingungen besser wider.
3. "Triebkraft" ist der prozentuale Anteil der Samen, die bei 8,5 °C (wie
unter Freilandbedingungen) oder 20..25 °C (Laborbedingungen) in 14 Tagen
eine 2..5 mm dicke Deckschicht aus gewaschenem Sand durchstoßen.
Dazu kommen (selbstverständlich abgezählt) 10, 50 oder 100 Körner auf
einen flachen Teller, von feinem Sand bedeckt und ständig feucht (nicht
nass) gehalten.
Nach 14 Tagen werden die jungen Triebe abgeschnitten und gezählt. Man kann
weiterhin nach dem Abspülen des Sandes die gekeimten Samen zählen, die die
Deckschicht nicht zu durchstoßen vermochten und kommt damit der Keimfähig-
keit recht nahe.
Die Keimfähigkeit Kf in Prozent ergibt sich zu

aufgegangene Samen * 100
(1) Kf = ───────────────────────────
Gesamtzahl ausgelegte Samen

Feldaufgangs- und Überlebensrate sind schon schwieriger zu bestimmen, meist
fußen sie auf Erfahrungswerten. Der Feldaufgang ist abhängig von der Qualität
des Saatbettes, die Überlebensrate von Witterung und Qualität des Saatbettes.

Bestimmung des Saatgutbedarfes

Z * TKM darin bedeuten
(2) S = ──────────── S = Saatgutbedarf in Gramm
Kf * FA * UR Z = gewünschte Pflanzenanzahl
der vorgesehenen Fläche
oder vereinfacht TKM = Tausendkornmasse in g
Masse von 1000 lufttrockenen
3 * Z * TKM Samen
(3) S = ─────────────── Kf = Keimfähigkeit in %
10 * Kf FA = Feldaufgangsrate in %
UR = Überlebensrate in %

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Saatgutpräparierung und Spezialbehandlungen

1. Auslese
Wer es sich leisten kann, sollte das Saatgut durch Sieben oder Auslesen nach
der Größe ordnen (Kalibrieren, Klassieren), da größere Samenkörner keimfreu-
diger sind und wüchsigere Pflanzen liefern. Allerdings sind zu große Körner
nicht günstig, sie haben oft eine schlechtere Keimfähigkeit und zeigen Wuchs-
anomalien.

2. Saatgutbeizung
Zur Vorbeugung gegen verschiedene Auflaufkrankheiten kann das Saatgut gebeizt
werden; Saatgut eigener Zucht ist möglichst immer zu beizen.
Man kennt Trocken- und Nassbeizung, dabei sind die Vorschriften der Hersteller
streng einzuhalten. Gebeiztes Saatgut ist sofort auszusäen, es darf keines-
falls verfüttert werden, da die Beizmittel zum Teil hochgiftig sind. Die che-
mische Beizung kann mitunter durch eine Wärmebehandlung ersetzt werden.
Außer der Beizung mit Desinfektionsmitteln können die Samen auch mit Wachs-
tumspromotoren (Wachstumsförderer) versehen werden; dazu zählen einige Spuren-
elemente (Kupfersulfat, Mangansulfat, Natriumhumat (0,2 g in 10 ml Wasser auf
1 kg Saatgut). [P27]. Auch Vitamine des B-Komplexes - 10..20 g je Hektar) ge-
hören dazu. B1 fördert die Eiweißerzeugung, B2 die Atmung und Stickstoff-Ver-
wertung, B6 die Stickstoffverwertung und den Eiweißaufbau, PP die Karotinbil-
dung. Mehrerträge wurden bei Tomate, Gurke, Zuckerrübe, Kartoffel, Lupine,
Bohne und Erbse nachgewiesen. [P28]

3. Anritzen, Skarifikation
Durch Abreiben der Samen zwischen Sandpapier oder beim Schütteln mit scharfem
Sand werden die Schalen aufgeritzt, die Aussaat muss spätestens nach drei
Tagen erfolgen. Die Feldaufgangsrate kann damit bei hartschaligen Samen (z.B.
Porree) erheblich verbessert werden. Der Abrieb soll 5 % der Samenmasse nicht
übersteigen.

4. Vorquellen
4.1 Vorquellen in Schalen mit feuchtem Filterpapier, feuchten Sägespänen oder
in dünner Wasserschicht. Luftzutritt muss immer gewährleistet sein! Bei
völliger Wasserbedeckung keimen zwar die Samen, gehen aber danach zugrunde
und verfaulen. Das Vorquellen wird beendet, wenn höchstens 2..5 % der
Samen aufplatzen. Schwaches Rücktrocknen auf 10 % Samenfeuchte erleichtert
die Aussaat.
4.2 Saatgut in Leinensäckchen eine Stunde lang in Wasser von 25..35 °C tauchen,
danach ausbreiten. Einmalige Anwendung bei Bohnen, Salat; bei Kürbis und
Kohlarten nach 6 Stunden wiederholen; bei Rüben und Sellerie 4..6mal alle
6 Stunden.
4.3 Vorquellen im Wasserbad mit Luft- oder Sauerstoffdusche (z.B. mit einer
Aquarienpumpe) bis kurz vor der Keimung (Barbatieren). Rücktrocknen nicht
über 30 °C zur Aussaat. Zwischenlagerung bei 1..5 °C ist bis 8 Tage lang
möglich. Sind die Keimwurzeln schon zu sehen, muss sofort ausgesät werden.
4.4 Mit Belichtung: Saatgut 6 Stunden lang unter fließendem Wasser spülen
(oder Wasserwechsel alle 30 min). Saatgut auf Fließpapier ausbreiten und
bis zwei Tage in dünner Schicht dem Sonnenlicht aussetzen. Temperatur
12..18 °C; bei wärmeliebenden Gurken, Tomaten, Paprika, Melonen 18..22 °C.
Sobald die ersten Samen aufplatzen, vorsichtig mit Luft unter 30 °C rück-
trocknen, bis der Samen wieder streufähig wird. Damit verkürzt sich die
Auflaufzeit auf die Hälfte. Stärkeres Rücktrocknen und Aufbewahren bis zu
10 Tagen im Kühlschrank ist schon sehr riskant.

5. Vorkeimen
Das Vorkeimen soll die Samen auswaschen, damit bestimmte Keimhemmer (wie beim
Sellerie) entfernt werden. Das geschieht 12..18 Stunden bei schnellkeimenden
Arten (Kohl, Gurken, Salat), sonst 24..48 Stunden lang unter öfterem
Wasserwechsel, oder man taucht Beutel mit Saatgut mehrfach jeweils 10 Minuten,
oder schlägt das Saatgut für ein bis zwei Tage in feuchte Tücher ein.
Danach können Lichtkeimer besonnt werden. Arten mit geringeren Temperatur-
ansprüchen könnte man bei +1 °C (Kühlschrank) notfalls noch einige Tage bis
zur Aussaat aufbewahren, besser aber ist sofortige Aussaat.
Die Trennung (Separierung) gekeimter Samen von ungekeimten ist durch ihre
unterschiedliche Dichte möglich. Die Samen kommen in eine etwa 30%ige Zucker-
lösung, die solange verdünnt wird, bis die Samen in unterschiedlichen Höhen
schweben. Bei der Aussaat entstehen dann keine Lücken. Besonders für Kohlarten
geeignet. Vorteile des Vorkeimens: Exakt zeitlich zu planen. Ausfälle sind
schnell zu korrigieren. Nachteile: Längere intensive Betreuung (bis zu 20
Tagen). Beschädigung bei maschineller Aussaat, sofern die Restfeuchte über
15 % liegt, deshalb Rücktrocknung nötig. Samen muss in feinkrümligen, warmen,
feuchten Boden kommen, sonst trocknen sie aus. Bei zu großer Nässe fehlt Sauer-
stoff, was ebenfalls zum Eingehen führt. Die vorgequollenen Samen sind kälte-
empfindlicher (besonders Möhre, Kopfsalat). [P3]

6. Stratifizierung und Kältebehandlung
Die Samen mancher Arten (z.B. Obstgehölze) gehen erst nach Einwirkung wech-
selnder Temperaturen auf, wobei Keimhemmstoffe mikroorganisch abgebaut werden,
nach Quellung sollen niedrige Temperaturen einwirken. Solche Arten nannte man
früher Frostkeimer, jetzt aber Kaltkeimer, da für manche Kaltkeimer Frost
sogar nachteilig sein kann. Meist reichen +3..+10 °C für 3 Wochen bis 3 Monate
aus. Optimal sind 4..6 °C, unter -2 °C und über 16 °C ist keine Wirkung zu er-
zielen. [P10]
Im einfachsten Fall werden solche Samen im Herbst ausgesät, gehen aber dann
nicht immer auf. Diese Samen-Nachreifung kann durch eine gezielte Stratifika-
tion
verbessert werden. Dazu vermischt man das Saatgut mit feuchtem Sand oder
Torfmull, schichtet es in kleineren Mengen in Gefäße, die in Freilanderde ein-
gegraben werden und dort überwintern. Schneller keimende Samen werden erst
Ende Februar eingeschichtet.
Die Kältebehandlung lässt sich auch im Kühlschrank vornehmen: Die Samen werden
mit Wasser übergossen, das überschüssige Wasser wird nach ein bis zwei Tagen
abgegossen. Das mit Folie verschlossene Gefäß kommt für zwei bis vier Wochen
in das Gemüsefach eines Kühlschranks (+2..+6 °C), man wiederholt die Prozedur
eventuell noch zweimal.
Die Aussaat solchen Saatguts erfolgt im Frühjahr.

7. Pillieren
Zum leichteren Ausbringen und besserem Auflaufen kann Saatgurt pilliert werden.
Die Masse besteht aus einem Füllstoff (benetzbare Pulver und Stäube aus Talk,
Kaolin, Kieselgur,, Kieselerde, Silikaten, Karbonaten (Kalk), Sulfaten (Gips),
Phosphaten, Dolomiten, Tonen, Vermiculiten, Montmorillonite oder synthetischen
Stoffen). Zusatzstoffe sind Bindemittel, die ein langsames Auflösen der Nähr-
stoffe bewirken sollen (Tenside, Glykole, Hexamethylentetramin, Naturharze,
Kunstharze, pflanzliche Klebstoffe, emulgierte Polyvinylacetate, Ligninsulfo-
nate) sowie Nährstoffe und Spurenelemente.

8. Saatgutbänder
bestehen aus zwei Lagen Zelluloseband (etwa wie Zigarettenpapier), das sich
unter Feuchtigkeit leicht auflöst und die dazwischen befindlichen Samen frei-
gibt. In eine Erdrinne wird das Saatband eingelegt und mit Erde überdeckt.
Damit hat das Saatgut gleich die optimale Entfernung, dazu eventuell Start-
hilfen aus Nährstoffen oder Schädlings- bzw. Krankheitsabwehrmitteln.

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