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ALPENROSE

 
NAMEN
(1) Rostfarbige Alpenrose, Echte Alpenrose, Bergrose, Schneerose, Donnerrose
Rhododendron ferrugineum L.
(2) Bewimperte Alpenrose, Almrausch
Rhododendron hirsutum L.
(3) Goldgelbe Alpenrose, Gichtrose
Rhododendron chrysanthum PALL. (syn. R. officinale SALISB.,
R. aureum GEORG)


BOTANIK: Fam. Ericaceae (Heidekrautgewächse). Gattung Rhododendron mit 800 Arten.
(1) Strauch, vom Boden an reichverzweigt, Höhe 0,3..1,5 m. Immergrün. Blätter
länglich-lanzettlich, lederig, ganzrandig, nicht gewimpert, am Ende umge-
rollt, oben dunkelgrün, unterseits dicht schuppig, später rostbraun.
Blüte dunkelrot, in doldigen Trauben, Mai bis Juli (..Ende August je nach
Höhenlage), 2n=26. Frucht ist eine 5spaltige Kapsel. Blätter geben beim
Zerreiben einen stechenden Geruch ab, Geschmack zusammenziehend.
Echte Alpenrose
(2) Höhe 0,2..1 m. Blätter beiderseits frisch grün, Blüte Juni bis August,
hellrot, rosa. Blütenstiele und Kelch bewimpert. 2n=26.
(3) Strauch bis 60 cm hoch, immergrün. Blüte Juni..Juli, gelb, weit glockig,
in Büscheln zu 5..10. Frucht zylindrische Kapsel.

VORKOMMEN
(1) Alpen, Pyrenäen, Karpaten zwischen 1500..2500 m. Humusreich, schattig,
feucht, kalkarm.
(2) Alpen und Vorland, Gebüsche, Kiefernwälder, verträgt noch am ehesten etwas
Kalk.
(3) Nordostasien, bei uns als Zierstrauch

WERT
(1) In den Blättern ist Ericolin und Arbutin enthalten, Gerbstoff, Wachs,
Zitronensäure, Ursolsäure, ätherisches Öl. Giftig durch Andromedotoxin;
ein Blatt, eine Blüte schon oder der Honig verursachen Magenschmerzen.
Wassertreibend, blutdrucksenkend.
Homöopathisch gegen Muskelschmerzen, Gelenkrheumatismus, Störungen im Harn-
säure-Stoffwechsel wie Gicht, Prostata-Vergrößerung, Hodenentzündung,
Wasserbruch, Knochenhautentzündung, Nervenschmerzen, Ischias, Hexenschuss.
(2) und andere Arten wie (1) gegen Rheuma, Gicht.
(3) Rhabarberartig riechende Blätter schmecken bitter und enthalten Rhodendrin,
(=Betulosid) und dessen Aglykon Rhodendrol. Berauschend, Krämpfe, Erbrechen,
Durchfall, Gliederschmerzen, Hautjucken. Acetylandromedol senkt Blutdruck.

ANBAU
(1) Rhododendren brauchen meistens kalkfreien, sauren (pH=5), humosen Boden.
Pflanzgrube vorbereiten: 50 cm tief ausheben, Untergrund lockern, auf-
füllen mit halbverrottetem Kompost mit Holzanteilen, Torf oder Moorerde,
Nadelstreu. Düngung alle paar Jahre mit gut verrottetem Kuhmist, sonst
speziellen Rhododendrondünger bzw. Azaleendünger. In Trockenzeiten mit
Regenwasser gießen. Staunässe vermeiden. Standort halbschattig. Im Winter
vor Wind und Sonne schützen. Vertragen keinen Wurzeldruck von Birken o.ä.
[2]. Pflanzung am besten als Containerpflanze, um die vielen Haarwurzeln
zu erhalten. Mulchen.

ERNTE
Unter Naturschutz. Blätter nur aus Anbau von Juni bis September.

VERWERTUNG
(1) Tinkturen, Homöopathie D3..D8, selten als Tee bei Rheuma und Gicht
(3) Homöopathie D1..D6 bei Rheuma, Hodenentzündung

HISTORIE
Im Gattungsnamen stecken die griechischen rhodos = Rose und dendron = Baum.
Mit dem giftigen Rhododendron-Honig wurde schon im Altertum (401 v.u.Z.) chemi-
scher Krieg geführt [4]:
"(20)Sonst fanden sie nichts darin, was auch nur ihre Bewunderung erregt hätte;
nur gab es da eine Menge Bienenstöcke, und alle Soldaten, die von den Honigwaben
aßen, verloren den Verstand, bekamen Erbrechen und Durchfall, und keiner konnte
mehr aufrecht stehen. Die nur wenig Honig gegessen hatten, glichen stark Betrun-
kenen; die aber viel gegessen hatten, Wahnsinnigen; ja, einige starben sogar.
(21) Es lagen so viele da, als hätte eine Niederlage stattgefunden, und die Mut-
losigkeit war groß..."
(Andere Deutungen gehen vom Honig der Azalea pontica aus, der zur Entgiftung ge-
kocht werden musste).


LITERATUR
[1] WILLFORT, R.: Das große Handbuch der Heilkräuter, Nikol Hamburg 1997
[2] GÖRITZ, H.: Laub- und Nadelgehölze für Garten und Landschaft, Deutscher
Landwirtschaftsverlag Berlin, 4. Aufl. 1976
[3] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[4] XENOPHON (430-354 v.u.Z.), Anabasis, Viertes Buch, 8. Kapitel

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