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AMPFER

 
NAMEN
(1) Gartenampfer, Englischer_Spinat, Ewiger_Spinat
Rumex patientia L.
E: sorrel, F: oseille, I: acetosa, P: szczaw, R: schtschavelj
S: acedera, romaza, U: lórom
(2) Wiesensauerampfer, Französischer_Spinat, Großer Sauerampfer, Sauerlumpe
Rumex acetosa L.
(3) Feldampfer, Kleiner Sauerampfer
Rumex acetosella L.
(4) Krauser Ampfer
Rumex crispus L.
(5) Gemüseampfer
Rumex longifolius DC.
(6) Stumpfblättriger Ampfer, Hasenampfer, Ochsenzunge, Fuchsschwanz,
Hungerstengel, Gemeine Grindwurzel, Mengelwurzel

Rumex obtusifolius L.
(7) Gartensauerampfer
Rumex rugosus CAMPD.
(8) Gewürzampfer, Schildsauerampfer, Französischer Spinat, Romanischer_
Spinat, Römischer Ampfer
.
Rumex scutatus L.
(9) Alpenampfer, Saublacke, Mönchsrhabarber
Rumex alpinus L.

BOTANIK: Fam. Knöterichgewächse (Polygonaceae). Gattung mit 200 Arten
(1) Höhe 0,8..1,5 m. Blätter hellgrün, nicht kraus. Blüte Juli bis August.
Chromosomen 2n=60. Ausdauernd.
Bild Gartenampfer
Verwechslungsgefahr: mit Aronstabblättern
(2) Pfahlwurzel. Höhe 0,3..0,6 m. Blätter pfeil- bis spießförmig, Tuten fransig
zerschlitzt oder gezähnt, sauer schmeckend. Rötlichgrüne Blüte Mai bis Juli,
2n=14. Keimdauer 3..14 Tage.
(3) Höhe 0,3..0,5 m. Blätter spießförmig, klein, zierlich, weniger fett. Blüte
Juni bis August, grün. Säurezeiger. Unkraut, vermehrt sich durch Wurzelaus-
läufer.
(4) Höhe 0,3..1,5 m. Stengel vom Grunde an ästig. Blätter unten groß, mit fla-
chen Stielen, fast herzförmig, am Rand gewellt bis stark gekraust. Obere
Blätter schmal lanzettlich. Blüte Juni bis August, zwittrig. Wurzelstock
möhrenartig. Säurezeiger.
(5) Höhe 0,5..1,5 m. Blüte Juli bis August, 2n=60. Bodennahe Blätter mit schma-
lerem Grund.
(6) Höhe 0,5..1,2 m, ästig. Blätter abgerundet, herzförmig, zugespitzt, meist
über 10 cm lang. Wurzel außen rotbraun, innen gelblich, unangenehm bitter,
schleimig, zusammenziehend, färbt beim Kauen Speichel gelb.
Blüte Juli bis August. Tritt besonders bei Gülledüngung als Unkraut auf.
(7) Höhe 0,6..1,2 m. Stengelblätter doppelt bis viermal so lang wie breit, mit
Basallappen. Blüte Mai bis Juli, 2n=14 oder 2n=16. TKM=0,8 g.
Bild Gartensauerampfer-Samen
(8) Höhe bis 0,5 m. Blätter rundlich-spießig, blaugrün. Blüte Mai bis August,
Blütenstiele gegliedert. 2n=20.
Bilder Schildsauerampfer Schildsauerampfer
Schildsauerampfer
(9) Ausdauernd. Blütenstengel 1..2 m. Grundblätter bis 0,5 m lang, rundlich
herzförmig. Blüte grünlichgelb bis rot, unscheinbar, dicht in verzweigten
Rispen, Juni bis August. 2n=20.

WERT
(1) Spinatartiges Gemüse. Seit dem Altertum in der Küche. Vitaminhaltig, blut-
reinigend; gegen Blutungsneigung, Hautausschläge. Anregend auf Galle, Leber
und Darm. Da die Blätter bis 1,5 % Oxalsäure enthalten, sollen Steinleiden-
de die Ampferarten meiden, aber auch Gesunde sollten die verzehrten Mengen
vernünftig begrenzen. 250 g/KHE (300 g/BE).
Die Wurzel wurde gelegentlich als Abführmittel statt Rhabarberwurzel einge-
setzt.
(2) Vor der Blüte kann man junge Blätter und Triebe zu Suppen verwenden, sie
aber auch einsalzen, sterilisieren oder trocknen. Anregung von Leber, Galle
und Darm, gegen Blutungen, Hautausschläge, Jucken. Tee, Tagesmenge: 1/2 Ess-
löffel auf eine Tasse Wasser, 15 min kochen lassen.
In 100 g frischem Sauerampfer sind enthalten:
91 g Wasser, 2 g Eiweiß, 2 g Kohlenhydrate, 3 Ballaststoffe, 4,5 mg Purin-N.
Mineralstoffe (in mg: 54 Ca, 8,5 Fe!, 362 K, 41 Mg, 4 Na, 71 P, 0,5 Zn).
Vitamine (in mg: 5 Karotin, 0,06 B1, 0,16 RF, 0,03 FS, 0,2 B6, 47 C, 3,8 E).
1 g Oxalsäure! Wegen der Oxalsäure nicht in größeren Mengen essen oder an
das Vieh verfüttern! Hausmittel zum Entfernen von Rostflecken, Tintenfle-
cken, Schimmel.
Die weiteren Ampferarten können ebenso als Gemüse genutzt werden, treten aber
auch als Unkräuter auf. Alle hier genannten Arten sind ausdauernd.
(4) Unkraut. Im Frühjahr gesammelte Wurzeln gelegentlich medizinisch verwendet,
im Rhizom bis 20 % Gerbstoffe, 0,6 % Anthrachinone, abführend.
Oxalate als Frühjahrstonikum, stimuliert Galle, blutreinigend bei Akne, Fu-
runkel, Flechten, Ekzemen, bei schlechter Verdauung, Pilzinfektionen, rheu-
matischen Beschwerden, Leberbeschwerden. Homöopathie gegen Husten, Halsent-
zündung, Kehlkopfreizung. Kopfschmerz über der Nasenwurzel. Im Kraut Oxal-
säure, Chrysophansäure, Emodin, Physcion, Aloe-Emodin, Rheochrysin, Lapa-
thinsäure. Vergiftungssymptome bei Überdosierung: Herzschädigung, Krämpfe,
Blutdruckabfall, Kreislaufschwäche, Koma, Tod. [2]
(5) Verwendbar wie Gartenampfer
(6) Früher sogar als Grindwurz oder Mengelwurz offizinell, bei Verdauungs-
problemen, Verstopfung, Ödemen, Flechten, Krätze, Ekzeme, Fieber. [3]
Aus der Ähnlichkeit der Blätter zur Lunge hat man den Kaltaufguss bei Lun-
genbeschwerden getrunken, die Wurzel wurde bei Leberleiden als Heißaufguss
angewendet. Rinder meiden diesen Ampfer.
(8) Blätter säuerlich, zusammenziehend, kühlend, harntreibend. Weniger sauer
als (2). Auch als Zierpflanze.
(9) Anthrachinone, Gerbstoffe, ätherisches Öl. Homöopathie gegen Husten, Bron-
chialkatarrh, Durchfall. Abführmittel.

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KENNZAHLEN
(1) Keimgewähr 2 Jahre; Keimdauer 10...12 Tage. Reihenabstand 25 cm, Abstand in
der Reihe nach Verziehen 15 cm. TKM= 1 g; Saatgutbedarf 2...2,5 g /m².

ANSPRÜCHE
WÄRME,LICHT,LUFT,WASSER
(1) Standort sonnig bis schattig. Gegen kalte winterliche Winde schützen. Be-
stand gleichmäßig feucht halten.

BODEN
(1) Tiefgründig, mittelschwer, nährstoffreich, humusreich.

DÜNGUNG
(1) In 2. Tracht. Grunddüngung im Frühjahr mit 15 g K / m² und 3 g P / m².
In den Folgejahren Kopfdüngung Anfang Mai mit 20 g Volldünger pro m²,
diese Düngung wird monatlich bis zum August wiederholt.

ANBAUPRAXIS
(1) Aussaat Mitte März bis Mitte April an Ort und Stelle, für starke Wurzeln
Abstand in der Reihe 0,5 m. Nach dem Aufgehen verziehen. Bei geringem Be-
darf können ältere Pflanzen während des Neuaustriebs (Mitte bis Ende April)
geteilt werden, die oberirdischen Teile sind auf 10 cm zu kürzen. Der Amp-
fer kann 2...4 Jahre am Ort stehenbleiben, Ernte ab 3. Jahr. Unkraut bekämp-
fen.
(2) Man kann den Sauerampfer im Frühjahr oder Herbst an feuchte, schattige Stel-
len aussäen. Die Erntereife bei Frühjahrsaussaat wird nach 30 bis 40 Tagen
erreicht, im 2. Jahr kann man bis 2 kg/m² ernten.
Im Normalfall kommt das Erntegut aber aus Wildsammlung in der Zeit von März
bis Mai oder September bis Oktober.
(5) Direktaussaat ins Freiland März bis Mai oder August für Ernte im Frühjahr.
Reihenabstand 25..30 cm. Keimdauer 8..14 Tage, Saatgutbedarf 1,5..2 g/m²,
Sätiefe 2..3 cm. Nach Aufgang auf 10..20 cm verziehen, Bestandsdichte 15..25
Stück/m². Für 1000 Pflanzen braucht man 8..10 g Saatgut.
Gepflanzt: Abstände 25 x 10 .. 30 x 15 cm. Saure Dünger (Ammoniumsulfat)
bevorzugt.
(6) Auf geschädigten Weiden breitet sich der Stumpfblättrige Ampfer schnell aus.
Da er vom Vieh gemieden wird, wird er im Kleinen durch Ausgraben bekämpft.
Auf größeren Flächen ist er wurzeltief zu zerfräsen. Damit er nicht wieder
aufkommt, wird auf die gefräste Stelle sofort Futtergras gesät.
(7) Aussaat im Frühjahr, im August oder im Herbst. 10 Wochen nach der Aussaat
ist die erste Erntee möglich, dabei nicht gleich zu viel auf einmal oder
das Herz beschädigen! Alte Blätter sind meist zu sauer, deshalb ist laufend
durchzupflücken. Blütenstiele schneidet man heraus, sobald sie sich zeigen.
Besonders große Blätter erzielt man von nahrhaften Boden bei genügend Feuch-
tigkeit. Der Gartensauerampfer kann jahrelang an Ort und Stelle stehenblei-
ben.
(8) Er wird angebaut wie der Garten- oder der Gemüseampfer, der Saatgutbedarf
liegt unter 1 g/m². Auch hier werden Blätter und junge Triebe genutzt. Im
ersten Jahr ist der Gewürzampfer nicht zu stark zu beernten.
Ampferbekämpfung
Die Ampferarten sind als Futterpflanze wertlos und gelten bestenfalls als Appe-
tithappen. Sie bilden viele widerstandsfähige, langlebige Samen aus, die die
Darmpassage überstehen und daher sich in Gülle, Mist und Kuhfladen wiederfinden.
Die Samenproduktion muss man durch zeitige Mahd der Wiesen und Weiden verhin-
dern, auf kleinen Flächen sind sie von Hand auszustechen. Nur bei extrem starker
Verunkrautung kann die Bekämpfung chemisch erfolgen. Bodenherbizide sind un-
wirksam; junge Pflanzen lassen sich mit Propionsäure angreifen. Bei älteren
Ampfern geeignete Wirkstoffe sind Asulam, Dichlorprop, Glyphosat und Mecoprop.

ERNTE
(1) Die Blätter können von Ende Oktober bis in das Frühjahr hinein abgepflückt
werden; im ersten Jahr erntet man noch nicht so stark.
(4) Wurzeln im Herbst. Trocknen, zu Tee, Tinktur, Extrakt.
(5) Blätter jung ernten, nicht größer als 5..10 cm, Herzblätter müssen stehen
bleiben. Ernte bei Aussaat März bis Mai ab Mitte bis Ende Juni, im zweiten
Jahr von März bis November, 4..5 Erntegänge. Alte Blätter enthalten zu viel
Oxalsäure, sie sind sauer und bitter.

VERWERTUNG
(1) Frische Blätter im Winter an Salate, Soßen, Suppen; mischen mit Spinat.

SORTEN
(1) Oseille Epinard
(2) Bloody Dock, Large de Belleville
(5) Großblättriger Deutscher, Spinatblättriger Sauerampfer, Lattichblättriger
Sauerampfer, Goldgelber von Lyon
[1]
(8) Silver Shield

ARBEITSKALENDER
M3 - M4 Aussaat
A4 - E4 Verziehen, Teilung älterer Pflanzen
4 - 5 Sammlung von Sauerampfer aus Wildaufkommen
5 - 7 Wiesen beizeiten mähen, Unkrautampfer ausstechen
5 - 8 Gießen in Trockenperioden
alle vier Wochen Kopfdüngung
E10 - E2 Ernte Gartenampfer

HISTORIE
Rumex war im alten Rom ein Wurfspeer. Da die Ampferblätter wie dessen Spitze
aussahen, ging der Name auf die Gattung über. In den germanischen Sprachen be-
gegnen uns amro-, ambro, ampra, amper, immer im Sinne von scharf, bitter, un-
reif, sauer. "Sauerampfer" ist demzufolge doppelt gemoppelt. [4]

LITERATUR
[1] VOGEL, G.: Gemüseampfer, Gartenbaumagazin (1993) 3, 44
[2] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[3] SIEGMUND, F.: Omas Lexikon der Kräuter- und Heilpflanzen, Bechtermünz
1997
[4] MARZELL, H.: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, 3. Bd., Hirzel Stutt-
gart/Steiner Wiesbaden 1977. Reprint Parkland Köln 2000

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