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ANANAS

 
NAMEN: Ananas
L: Ananas comosus (L.) MERR. (syn. Bromelia ananas L., syn. Bromelia comosa L.,
syn. Ananassa sativa LINDL. syn.Ananas sativus (LINDL.) SCHULT.)

E: pineapple, F: ananas, J: painappura, S: piña

BOTANIK: Fam. Bromeliaceae (Bromeliengewächse)
Einkeimblättrig.
Steife Blätter bis 90 cm lang, 6 cm breit, spitz, Randstacheln.
Zuerst Rosette, 12..18 Monate nach der Pflanzung 30 cm langer Blütenstand
(Ähre) mit über hundert kleinen, weißlich-violetten Blüten, die nur durch
winzige Insekten befruchtet werden könnten (was man wegen der sich bildenden
Samen nicht will), aus dem sich zunächst kleine Früchte entwickeln, die sich
vergrößern und schließlich zusammenwachsen. Aus der Spitze dieser Sammel-
frucht, der Ananas, wächst ein Blattschopf heraus. Die Ananas blüht und
fruchtet nur einmal. Frucht wird normalerweise etwa 1,0 kg, ausnahmsweise
auch 6 kg schwer, mit harter, schuppiger Schale, die Achse wird holzig. Die
Farbe ändert sich von grün über braun nach gelb, nach der Ernte reift sie
nicht weiter. Fruchtfleisch saftig, grobfaserig, gelb bis rötlich. Dauer der
Fruchtentwicklung rund 1,5 Jahre.

VORKOMMEN: Heimat Paraguay, Südamerika, Anbau Hawaii, Philippinen, Südostasien,
Westindische Inseln, Afrika

WERT
In 100 g essbarem Anteil sind enthalten:
84 g Wasser, 0,5 g Eiweiß; 0,2 g Fett; 13 g Kohlenhydrate; 1 g Ballaststoffe;
Energie 247 kJ, 1,67 mg Purin-N.
Vitamine (in mg: 0,06 Karotin, 0,08 B1; 0,03 RF; 0,004 FS, 0,08 B6; 0,2 Niacin;
20 C, 0,2 E);
Mineralstoffe (in mg: 16 Ca; 0,4 Fe; 170 K; 17 Mg; 1,7 Mn; 2 Na, 9 P; 0,25 Zn).
Frische Ananas enthält das Enzym Bromelin, das Eiweiß spaltet und damit ver-
daulicher macht. Bromelin (Bromelain) wird beim (Ein-)Kochen zerstört. Das
Enzym Bromelain kann wie Papain (aus der Papaya) mit helfen, dass Tumore keine
Metastasen absetzen. Solche Enzyme können die aggressive Chemotherapie erträg-
licher machen [3]. Hausmittel gegen Verstopfung, Blasenentzündung, Scharlach,
Magensaftmangel. Wer unter einer Latexallergie leidet, sollte auch Ananas mei-
den. Am charakteristischen Geruch sind Furaneol und Mesifuran beteiligt.
Aus den Blättern wird eine Faser hergestellt (Pina-Faser, zu Ananas-Batist
verwebt).

ANBAU
Guter Boden, viel Wasser, viel Wärme. Feldanbau.
Da die Früchte keine Samen enthalten, werden Ananas vegetativ vermehrt. Ernte
ganzjährig je nach Anbaugebiet nach 14..22 Monaten, in ungeheizten Gewächshäu-
sern auf den Azoren schon nach 9 Monaten (aber weniger aromatisch). Ertrag im
Freiland 370..700 dt/ha. Auf Hawaii pflanzt man die Schöpfe in schwarze Mulch-
folie, Abstand etwa 30 cm.
Test im Laden: Bei Reife lassen sich die innersten Blätter des aufsitzenden
Büschels leicht lösen.
Will man Fasern gewinnen, entfernt man die Blütenstände beizeiten.
Zum Experimentieren im Zimmergarten kann man von einer gekauften Frucht die
obere Kalotte (etwa 2 cm) mit dem Blattbüschel abschneiden. Das Fruchtstück
und die unteren Blätter werden bis auf den Strunk entfernt, der Strunk mit
Bewurzelungspulver behandelt und in ein 1:1-Erde-Sand-Gemisch gesteckt, das
später nicht austrocknen soll. Der Topf sollte 4 cm größer sein als die Blatt-
rosette. Bei 21..27 °C und feuchter Luft (Besprühen) sollte sich der Strunk
bewurzeln, was durch die Bildung neuer Blätter in der Mitte angezeigt wird.
Nunmehr wird an sonnigen warmen Standort gestellt. Im Frühsommer wird umge-
topft, alle 14 Tage gedüngt, indem die dünne Nährlösung in die Rosette gegos-
sen wird. Jetzt wird gelegentliches Austrocknen der Erde vertragen. Tempera-
tur 20..27 °C (bis 30 °), im Winter 16..20 °C. Blüte im zweiten Jahr, die
4..6 Monate zum Aufblühen braucht. Sollte auch im dritten Jahr kein Blütenan-
satz erfolgen, kann man mit Ethylen von einem reifen Apfel den Ansatz stimu-
lieren. Angeschnittener Apfel und Ananas kommen unter einen Folienbeutel bis
zum Blütenansatz. Wenn die Pflanze sehr sonnig steht, bildet sich sogar eine
Frucht.

VERWENDUNG
Bei einer reifen Ananas (mit aromatischem Geruch und dem besten Geschmack) las-
sen sich die inneren Blätter des Blattschopfes leicht herausziehen.
Lagerung halbreifer Früchte bei 15..18 °C, reife Früchte bei 8 °C, aber nicht
unter +7 °C.
In einer Konservenfabrik wird der untere Teil und der Schopf abgeschnitten (ist
gleich wieder Pflanzmaterial), dann der Strunk und schließlich der fleischige
Zylinder herausgestanzt. Gelbes Fruchtfleisch wird zu Ringen, weißes zu billi-
geren Stücken geschnitten und konserviert. Sind die Früchte sehr süß, wird auf
Zuckerzusatz verzichtet. Die herausgetanzten Strünke kommen in die Saftherstel-
lung. Abfall rund 45 %.
Kompottfrucht, Bowle, Tortenbelag, Saft, Marmelade, Eis. Im Haushalt kappt man
zuerst Schopf und Stielansatz, viertelt darauf die Frucht. Nunmehr schneidet
man den harten Strunk heraus, filetiert die Schalen ab und schneidet das Frucht-
fleisch in mundgerechte Stücke, die man roh mit der Gabel isst.

SORTEN
Es gibt über 100 Sorten, in Sortengruppen; Auswahl aus [1]
Madu-Merah Bali sehr süß, saftig, Kerne
Baby-Queen Westafrika sehr süß, fruchtig, etwas größer als Baby-Ananas
Baby-Ananas Südafrika, Kenia süß, fruchtig
Cayenne Westafrika süß, fruchtig, saftig
Thailand, Vietnam Schale auch bei Reife grün
Ruby Malaysia süß, aromatisch, fruchtig
Victoria Thailand, Vietnam, Indonesien süß, fruchtig, aromatisch

WELTPRODUKTION
Im Jahre 2005 betrug die Weltproduktion 16,8 Mio t.

HISTORIE
Schon bei seiner zweiten Amerikareise erwarb Kolumbus 1493 auf Guadeloupe Ana-
nas. Da sie einem großen Tannenzapfen ähnelt, sagten die Spanier "pinon" zu ihr.
Die Portugiesen hingegen wandelten das indianische "nana meant" (= köstliche
Frucht) zu "ananaz" um. 1527 brachte man die Ananaskultur nach Hawaii, ab 1864
auf die Azoren, von wo aus man Europa belieferte. Erst 1945 wurde die Ananas
durch die Franzosen in Afrika heimisch gemacht. Kenia, die Elfenbeinküste und
Mittelamerika sind heute unsere Hauptlieferanten. [4]

LITERATUR
[1] BIEDER, B.: Exotische Früchte, Pegasus & Partner, Füssen 2000
[2] COLDITZ, P. und G.: Kiwi, Litschi und Melone, Frankh-Kosmos Stuttgart 1991
[3] SCHEDLER, M.: Prisma (2002) 11, 18-19
[4] AUERSWALD, I.: Die Königin der Früchte, DAK Magazin fit! (2007), 2, 10
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