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ANDORN

 
NAMEN
Gemeiner Andorn, Weißer Andorn, Mauerandorn, Weißer Dorant, Weißer
Orant, Weißer Gottvergess, Mutter-Lungenkraut, Berghopfen, Marien-
nessel
, Antonitee

L: Marrubium vulgare L.
E: Hoarhound, F: marrube blanc

BOTANIK: Fam. Lippenblütler (Lamiaceae). Gattung mit etwa 30 Arten.
Höhe 0,3...0,6 m; aufrecht, aufsteigend, Stengel weißfilzig, taubnessel-
artig, vierkantig. Blätter rundlich-eiförmig, gekerbt, runzelig, filzig-
weißwollig, beim Zerreiben schwachwürzig nach Moschus oder nach Äpfeln
riechend. Ausdauernd, Blüte Juni bis August, weiß, in kugeligen Schein-
quirlen in den Blattachseln; je 10 pfriemliche, hakig zurückgebogene Kelch-
zähne an den Lippenblüten. Chromosomen 2n=34. Harte, schwarze, dreikantige
Nüsschen. Andorn
Andorn

VERWECHSLUNG: Taubnessel, Wolfstrapp

WERT
Das duftende, scharf-bitter schmeckende Kraut (Herba Marrubii albi) ent-
hält als Bitterstoff 0,3..1 % des Laktons Marrubiin, Marrubenol, Cholin,
Alkaloide (Betonicin, Stachydrin), 7 % Gerbstoff, Saponin und 0,6 % ätheri-
sches Öl. Appetitanregend, magenstärkend. In der Volksmedizin gegen Beschwer-
den der Atmungsorgane (Bronchialkatarrh, Husten, Asthma, etwas auswurfför-
dernd), der Leber (Gelbsucht, Gallensteine, galletreibend), Darmverschleimung
und chronische Durchfälle sowie bei Frauenleiden (mangelhafte Menstruation);
bei Herzrhythmusstörungen beruhigend; mildes Wurmmittel; als Adstringens bei
entzündeten Wunden äußerlich angewendet.

VORKOMMEN
Aus früheren Anbau in Mitteleuropa eventuell noch verwildert zu finden. Bevor-
zugte Stellen sind Wegränder, Schuttstellen, trockene Weideplätze, auf kalk-
haltigem Sand- oder Lehmboden, sogar steinigem Weinbergsboden.
Vom Aussterben bedrohte Art.

ANBAU
Aussaat ins Frühbeet oder im April an Ort und Stelle mit Vliesschutz. Sobald
keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, wird aufs Freiland gepflanzt.
Reihenabstand 25 cm, Abstand in der Reihe 20 cm. Keine besondere Pflege. Zwi-
schen alte Bestände kann man beim Lockern etwas verrotteten Stallmist geben.
Standzeit bis 6 Jahre am gleichen Platz, dann gräbt man die Wurzeln mit mehr-
köpfigem Wurzelhals im Frühjahr aus, teilt und pflanzt neu.
Grünstecklinge im Sommer. Beizeiten zurückschneiden für eine zweite Blatternte.

VERWENDUNG
Sammlung des blühenden Krautes von Juni bis August. Trocknen bei höchstens
40 °C. Als Tee (auch in Mischung), 2 Teelöffel auf 400 ml kaltes oder auf
150 ml siedendes Wasser. Zur Verbesserung der Verdauung 30 min vor den Mahl-
zeiten (warm). Mehrmals eine Tasse bei Husten oder Heiserkeit oder als Press-
saft (4 ml als Tagesmenge) oder als Andornsirup. Andornsirup wird aus 100 g
Andornkraut, 750 ml Wasser und 500 g Zucker zur Sirupdicke eingekocht (zweimal
täglich ein Teelöffel).

HISTORIE
Weder der Gattungsname Marrubium noch das deutsche "Andorn" lassen sich befrie-
digend erklären. Mit Dornen hat die Pflanze nichts zu tun, höchstens "ohne
Dorn", wenn man ihn mit Nesseln verwechseln wollte.


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