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APFELBEERE

 
NAMEN
(1) Apfelbeere, Schwarzfrüchtiger Apfelbeerstrauch, Schwarze_Eberesche,
Aronie

Aronia melanocarpa (MICHX.) ELLIOT
R: tschjornaja rjabina, rjabina tschernoplodnaja, P: aronia czarua
T: temnoplodec cêrnoplod΄y, U: fekete törpeberkenye
(2) Zwergvogelbeere, Apfelbeerstrauch
Aronia arbutifolia (L.) PERS. syn. Mespilus arbutifolia L.
(3) Pflaumenblättrige Apfelbeere
Aronia prunifolia REHD.

BOTANIK: Familie Rosaceae
(1) Baum oder Strauch, als Strauch kleiner als 1,2 m. Ausläuferbildend.
Schwachwüchsig; dünne, wenig verzweigte, überhängende Triebe. Blätter 6 cm
lang, oben glänzend, verkehrt eirund, zugespitzt, fein gesägt. Blüte Mitte
bis Ende Mai, reinweiße Doldenrispen, selbstfruchtbar, auch windbestäubt,
2n=34. 14..18 glänzend schwarze Früchte je Doldenrispe, Einzelmasse 1 g,
Durchmesser 12 mm. Reife Mitte bis Ende August, danach abfallend. Normale
Standzeit 20 Jahre.
(2) Die Sträucher werden nur 1 m hoch. Blüte im Mai, weiß, in Trugdolden. Die
Beeren sind 6...8 mm groß, rot, sie reifen im Oktober, fallen nicht ab und
stehen daher den Vögeln im Winter zur Verfügung - sofern sie sie nicht schon
im Herbst abfressen.
Schnitt braucht der meist als Zierde angesehene Strauch nicht.
(3) Sie wird 4 m hoch, sie wurde auch schon fälschlich als Aronia melanocarpa
beschrieben. Nutzung wie diese möglich.
Bild 1 Apfelbeere Bild 2 Apfelbeere

VORKOMMEN
(1) Östliches Nordamerika

WERT
(1) In 100 g Beeren sind enthalten:
5...10 g Zucker; 0,75 g Pektin; 0,8 g Säure; 0,35 g Gerbstoff. Vitamine
(in mg: 20 C; 0,1 B6; 0,5 PP; 0,7 PS; 0,7 FS; 0,13 mg RF). Mineralstoffe
(280 mg K; 0,005 mg J). Hoher Farbstoffgehalt an Flavanoiden (3,2 g Antho-
cyan
), daher als dunkelrotes Färbemittel geeignet. Starker, eigentümlicher
Geschmack, mit Bittermandel-Beigeschmack und -geruch, säuerlich herb, zu-
sammenziehend wie grüne Heidelbeeren, daher nicht zum Frischverzehr oder
zu reinem Süßmost geeignet. Apfelbeeren wird Blutdrucksenkung und Schutz-
wirkung vor Dickdarmkrebs und Hauterkrankungen zugeschrieben.

ANSPRÜCHE: Helle, sonnige Lage. Holz und Blüten sind frosthart. Boden locker,
sandiger Lehm bis lehmiger Sand, auch steinig und abschüssig. BWZ 25..55.
pH-Wert 5,5..6,5. Wasserbedarf 650 mm im Jahr, keine stauende Nässe.
Düngung: Im Jugendstadium 10 g N / m², später 6..8 g N / m²; die anderen Nähr-
stoffe werden wie zu einer jungen Apfelanlage gegeben.
Empfindlich gegen Bodenverdichtung durch Festtreten. Mehr geeignet für extensi-
ve Nutzung.

ANBAU
Jungpflanzenanzucht: Die Samen sind einige Wochen zu stratifizieren. Die Sämlin-
ge werden wegen der Ausläuferbildung auf Gemeine Eberesche (Sorbus aucuparia)
gepfropft (Kopfveredlung in 0,8...1 m Höhe hinter die Rinde). Austriebe der Un-
terlage muss man regelmäßig ausschneiden.
Pflanzung: Im Frühjahr oder im Herbst, Reihenabstand 3..4,5 m, Abstand in der
Reihe bei Sträuchern 1,5 m; bei Nieder- oder Viertelstamm 2 m. Sie werden 5 cm
tiefer gesetzt, als sie vorher in der Baumschule gestanden haben.
Pflanzschnitt wie bei Strauchbeerenobst.
Pflege: Wegen Schwachwüchsigkeit gibt es nur geringen Schnittaufwand, das Aus-
lichten erfolgt ab dem 4. bis 6. Standjahr. Rundkrone.

ERNTE und VERWERTUNG: Von einem Baum kann man im 3. Jahr 1 kg, im 5. Jahr 3 kg
und später 5 kg ernten (130 kg / 100 m², normal 70..90 dt/ha). Einzelexemplare
haben schon mal 17 kg erbracht. Die Beeren sind vor dem Abfallen zu ernten, da-
bei knickt man die Rispen über dem Daumen ab, die Pflückleistung beträgt 8..15
kg/Akh. Die rohen Beeren sind 14 Tage im Normallager und bis zu 3 Monaten auf
Leichtkühlflächen lagerfähig. Feucht oder überreif geerntete Früchte können aber
schon nach vier Tagen schimmeln.
Der Saft lässt sich durch Auspressen mit einer Ausbeute von 75 % gewinnen, halt-
bar wird er durch Pasteurisieren 20 min lang bei 80 °C. Der Saft ist beispiels-
weise mit Stachelbeersaft 1 : 1 mischbar, auch zu Obstwein, Likör, Gelee oder
als Färbemittel verwendbar. Von den Dolden befreite Früchte mit Schwarzen Jo-
hannisbeeren zu Konfitüre. Malvenblüten in Teemischungen sind durch getrocknete
Apfelbeeren ersetzbar. Farbstoffgewinnung für Lebensmittel.

SCHÄDLINGE und KRRANKHEITEN
Amseln, Blattläuse, Ebereschenmotte, Frostspanner, Kirschblattwespenlarven,
Rehe, Ringelspinner, Wickler.

SORTE: "Nero"

ARBEITSKALENDER
1 - 2 Auslichten
2 - 3 Düngung mit Phosphat und der Hälfte Kalium
3 75 % der Stickstoffmenge
3 - 4 Neuanpflanzung
6 Letztes Viertel der Stickstoffmenge
8 Letzte Hälfte Kalium
M8 - E8 Ernte
9 - 11 Neuanpflanzung

HISTORIE
DIOSKORIDES hat mit aronia eine Mispel beschrieben, wahrscheinlich von aria =
Mehlbeere abgeleitet, mit beiden hat die heutige Aronia Gemeinsamkeiten.

LITERATUR
[1] FRIEDRICH, G.; W.SCHURICHT: "Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst",
Neumann Verlag Leipzig-Radebeul 1985
[2] STOLLE, B.: Erfahrungen beim Anbau von Aronia in Sachsen, Gartenbaumagazin
(1992), 7, 38-40

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