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ASANT

 
NAMEN: Asant, Stinkasant, Teufelsdreck, Steckenkraut, Asa_foetida
(1) Ferula assa-foetida L.
(2) Steckenkraut, Rutenkraut, Riesenfenchel, Suff, Hing
Ferula narthex BOISS. (syn. F. jaeschkeanu VATKE.)
E: Devils dung, Indien: Unmadnashak Ghrita
(3) Ferula rubicaulis BOISS.
(4) Galbanum, Mutterharz
Ferula gummosa BOISS. (syn. Ferula galbaniflua BOISSIER et BUHSE)
(5) Riesenfenchel
Ferula communis L.
(6) Sumbul, Persische Moschuswurzel
Ferula moschata (REINSCH.) KOSO-POLJ (syn. Ferula sumbul, syn. Peucedanum
sumbul)
.
E: Muskroot
(7) Sagapenum, Serapienkraut
Ferula persica WILLD.
( ) Silphion
Ferula historica, wahrscheinlich Asant, nicht Silphie
( ) Afrikanisches Ammoniak
Ferula tingitana L., Marokko bis Westasien

BOTANIK: Fam. Apiaceae (Doldenblütler). Gattung Ferula mit 170 Arten, die meis-
ten riechen knoblauchartig. Verholzte Pfahlwurzeln. Blüten meist hell grünlich-
gelb bis gelb. Doppelachänen. Samen leicht konkav, Außenrippen geflügelt.
(1) Mehrjährig. Aus Blattrosette ragt hohler Blütenstengel 1,5..3 m hoch.
Blüten weißgelb, in Dolden. Blätter gefiedert. Fleischige Wurzeln mit Milch-
saft, die etwas aus der Erde ragen.
Bilder Asant 1 Asant 2
(2) Ausdauernd, Stengel mit weißem, schwammigem Mark, bis 2,5 m hoch, Stengel-
basis faserig.
Blüte im Juli, zwittrig, in Dolden, insektenbestäubt, selbstfruchtbar.
Samenreife im August. Rhizom senkrecht, konisch. Die ganze Pflanze riecht
streng.
(4) Mehrjährig, Stengel hohl, etwa 1 m hoch und breit. Blätter bis 30 cm lang,
graugrün, fein gezähnt, behaart, nach Sellerie riechend. Blüten winzig
klein in schlaffen Dolden. Milchsaft im Stengelmark.

VORKOMMEN
(1) Iran, Afghanistan, Türkei, Turkmenistan, Nordafrika, China.
Nährstoffreicher, gut drainierter Boden, bis -15 °C winterhart.
(2) Afghanistan, Pakistan. In Tibet bis auf 3600 m Höhe
(4) Iran, Afghanistan
(5) Mittelmeerraum, auch gärtnerisch kultiviert
(6) Turkestan, Afghanistan
(7) Mittelmeerraum, Arabien bis Iran, Anbau bis Indien

WERT
(1) Die Wurzel enthält 24..65 % Gummiharz (Asaresin) im Milchsaft (mit 60 %
Ferulasäureester des Asaresitannols, 25..30 % bassorinartiges Gummi [7]),
Sesquiterpencumarin (Foetidin), Vanillin, 6..17 % ätherisches Öl (Terpene
und Disulfide (C6..C11), die den Gestank ausmachen), das in Körnern (Man-
deln
) unterschiedlicher Größe als Gewürz im Orient verwendet wird. Der
Geschmack ist widerlich, ätzend, der Geruch erinnert an Knoblauch und Zwie-
beln, der alles durchdringt, bei über 22 °C wird ein Raum so verstänkert,
dass tagelanges Lüften nicht hilft. Der Geschmack bleibt stundenlang im
Mund und lässt sich nicht wegspülen, auch mit Schnaps und Essig nicht.
In der iranischen und afghanischen Küche verwendet man Asant zu gebratenen
oder geschmorten Fleischgerichten (Hammel), in Indien und Java zu Reis- und
Gemüsegerichten. Andere Gewürze können die Schärfe und den Geruch mildern.
Medizinisch bei Verdauungsbeschwerden (Blähungen, Völlegefühl), Frauenlei-
den in Pillenform oder Klistierzusatz, schmerzstillend, krampflösend, blut-
drucksenkend, gerinnungshemmend, gegen Eingeweidewürmer. Als Viehwaschmittel
gegen Ungeziefer, allerdings darf immer nur ein Teil des Tieres behandelt
werden. Homöopathie D2..D6 gegen nervöse Leiden im Unterleib, Reizbarkeit,
Hysterie, Knochenfraß, Geschwüre.
(2) Blätter und junge Triebe werden gegessen, sie wirken beruhigend auf den Ma-
gen, fiebersenkend. Das Gummi aus den Wurzeln als Ge-
würz sowie medizinisch gegen Eingeweidewürmer, Skorpionstich, Krämpfe, als
Husten- und Nerenmittel (Zahnschmerzen), gegen Lungenentzündung, Bronchitis,
Asthma, Keuchhusten, schwache Leber, Hysterie, Epilepsie. Schwangere sollten
das Gummiharz meiden. Auch im Ayurveda wird die beruhigende und krampflösen-
de Wirkung geschätzt. [10][11][12]
(3) wie (4)
(4) Galbanum ist konzentriert bitter scharf und widerlich wie verfaulte Zwie-
beln; es riecht aromatisch durch 8 % ätherisches Öl (mit Pinen, Myrcen, Ca-
dinen, Cadinol [4]), 60 % Harz, 27 % Gummi, Cumarine (Umbelliferon = Umbell-
säureanhydrid), Galbaresinotannol [5].
Für Weihrauch, Kitte; medizinisch antiseptisch, schleimlösend, krampf-
lösend, entzündungshemmend, verdauungsfördernd, gegen Bronchitis, Husten,
Verdauungsbeschwerden, Hysterie, äußerlich in hautreizenden Pflastern
gegen Geschwüre, Furunkel, Verletzungen. Tinktur bei Katarrhen, Menstrua-
tionsbeschwerden, Einreibungen bei Rheuma, Erkältungen.
In der Küche vermittelt es einen Selleriegeschmack, wird aber dort wenig
verwendet. In reifen Früchten konnte das seltene d-ß-Pinen (neben l-Nopinon,
d-Limonen und Carbonsäuren) gefunden werden. Ätherisches Öl für Herrenparfü-
me. [4][13]
Gelegentlich mit (1) verwechselt.
(5) Im Milchsaft befindet sich das Cumarinderivat Ferulenol, Sesquiterpenkohlen-
wasserstoffe (Ferulen), sonst ätherisches Öl, Catechingerbstoffe, Umbelli-
feron, Zucker. Die getrockneten Wurzeln (Bounafa) bei Verdauungsstörungen.
[13]
(6) Die Sumgulwurzel (Radix Sumgul), enthält 1 % ätherisches Öl, Bitterstoffe,
Harz, Cumarine. Die getrockneten unterirdischen Teile wendet man als Stimu-
lans bzw. Tonikum und bei nervösen Herzbeschwerden an, das ätherische Öl in
der Parfümerie. [13]
(7) Das Harzgummi Sagapenum kommt als gelbliche bis gelblichrote, halbdurch-
scheinende, zusammenbackende Körner in den Handel. Geruch knoblauchartig,
etwa zwischen Teufelsdreck und Galbanum oder "pestilenzialisch" wie eine
faulende Wasserlache. Geschmack bitter, beißend. Es enthält 50..60 % Harz
(mit Sagaresinotannol, Umbelliferon), 23..30 % Gummi, 3..11 % schwefelhalti-
ges Öl, 1..4 % Bassorin (wasserunlöslich, aber quellend), Calciumsalze. [14]
Bis ins Mittelalter eine Universalmedizin, gekocht mit Wein, Öl oder Essig,
zu Pillen, Zäpfchen, Einreibungen oder Pflastern zubereitet [15]: Schleim-
lösend, hustenlindernd, fiebersenkend, krampflösend, schmerzlindernd bei Ge-
lenkschmerzen (Knie, Hüfte, Rücken), gegen Brustschmerzen, Gicht, Kopf-
schmerz, Schwindel, Frauenleiden, aber auch abortiv, Erkrankungen des Magen-
Darmtraktes und der Harnwege, steintreibend, gegen Harnverhaltung, Epilep-
sie, Paralyse, Krebs, Aussatz.

ANBAU, VERWENDUNG
(1) Vermehrung durch Aussaat im Spätsommer. Asant wird Mitte April in Gebirgs-
trockengebieten gesammelt. Um eine gefundene Pflanze wird die Erde ausgeho-
ben, um die Wurzelfasern abzureiben. Dann werden die Wurzeln wieder mit
lockerer Erde bedeckt und mit einem Stein oder nasser Erde beschwert.
Nach 30..40 Tagen (Ende Mai) werden die Wurzeln wieder freigelegt, der
Wurzelkopf wird knapp unter dem Blattansatz horizontal eingeschnitten.
Der austretende weiße Milchsaft wird an der Luft dunkel, der mit einer
Tüte vor Staub und Sonne geschützt wird. Nach zwei Tagen sammelt man den
Latex mit einer Kelle ein. Nach einem weiteren, feineren Einschnitt wird
nach 4..5 Tagen, nach einem dritten Einschnitt nach 8..10 Tagen eingesam-
melt. Man wiederholt das solange, bis kein Latex mehr austritt.
Ausbeute 900.. 1300 g Latex pro Pflanze. Der Geruch des frischen Latex
ist noch tausendmal furchtbarer als der der getrockneten Ware. Das fertige
Gewürz kommt in unregelmäßigen erbsen- bis walnussgroßen Klumpen (Mandeln,
Tränen
) - außen gelblich bis rotbraun, innen milchweiß - in den Handel.
Die Mandeln backen leicht zusammen, in der Wärme sind sie wachsweich, in der
Kälte zerfallen sie spröde zu Pulver und wenn man sie pulvern will, muss man
sie tief kühlen.
In Asien gibt es iranischen und afghanischen "Ching" in den Qualitäten
"Chadda" (am besten), "Schabandi" und "Kabulidana" sowie "Chingra" von
minderer Qualität. Zum Gebrauch wird Asant pulverisiert und in winzigen
Mengen den Speisen zugesetzt, denen es überraschend angenehmen Geschmack
gibt, Zusatz zur Worcestersauce [6].
(2) Boden sandig, wenn gut drainiert auch lehmig oder tonig, feucht oder tro-
cken, aber in voller Sonne. Bodenreaktion in weitem Bereich um den Neutral-
punkt. Temperaturen bis -5 °C kurzzeitig werden vertragen. Aussaat der rei-
fen Samen unter Glas im Herbst. Sobald sich die Pflänzchen greifen lassen,
werden sie getopft. An ihrem endgültigen Platz wollen sie in Ruhe gelassen
werden, namentlich Störungen im Wurzelbereich vertragen sie nicht, so dass
sich eine Mulchdecke empfiehlt. []
(4) Das Galbanumgummiharz oder Mutterharz stammt aus dem Milchsaft aus Stamm
und Zweigen. Die Körner oder grünlichen Tränen sind erbsengroß, obwohl sie
sich trocken anfühlen, verkleben sie miteinander leicht. Sie sind innen nie
weiß.

HISTORIE
Mit dem silphion, das der Papyrus Ebers (um 1550 v.u.Z. [9]) z.B. gegen Spul-
würmer empfiehlt, dürfte Asant gemeint sein (Ferula historica).
Ob das antike laserpicium das Harzgummi einer Ferula-Art war, ist umstritten.
(2) Im Altertum wurde der Narthex-Stengel nach Entfernung des Marks als Behäl-
ter genutzt, wie HESIOD (7. Jahrhundert v.u.Z.) dichtet:
"In einem Narthex-Rohr, dem Donnerfrohen verborgen.." schmuggelte
Prometheus das Feuer zu den Menschen. [8]
Auch der Thyrsosstab, ein Symbol des Gottes Dionysos, war ursprünglich ein
Stengel dieser Pflanze (später wurde ein Stab mit Weinlaub oder Efeu umwun-
den). "Steckenkraut", weil man mit den Stengeln Schüler, Sklaven und Vieh
züchtigte, wie man von XENOPHON, MARTIAL, HORAZ und OVID weiß. Narthex
soll wie ferula "Steckenkraut" bedeuten.
(4) Galbanum haben schon DIOSKORIDES und PLINIUS gekannt.
(7) Serapienkraut wird ebenfalls von DIOSKORIDES aufgeführt. GALEN lobt den
Milchsaft bzw. das Harz, es mache dünn und fein, aber ausdauernd.

LITERATUR
[1] POCHLJOBKIN, W.W.: Alles über die Gewürze, Fachbuchverlag Leipzig,
3. Aufl. 1977
[2] SIEGMUND, F.: Omas Lexikon der Kräuter- und Heilpflanzen, Bechtermünz 1997
[3] BOWN, D.: DuMonts große Kräuter-Enzyklopädie, DuMont Köln 1998
[4] GILDEMEISTER, E.: Die ätherischen Öle, Bd.III, Schimmel & Co. Miltitz,
3. Aufl. 1931
[5] BUCHHEISTER, G.A., G. OTTERSBACH: Handbuch der Drogisten-Praxis, Springer
Berlin, 16. Aufl. 1938
[6] CHEVALLIER, A.: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen, München, 2000
[7] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[8] HESIOD: Werke und Tage, 52
[9] EBBELL, B.: The Papyrus Ebers, The greatest egyptian medical document, 1937
http://www.macalester.edu/▪cuffel/ebers.htm
[10] Plants For A Future, MOORE, M.: Ferula narthex; http://www.pfaf.org/data-
base/plants.php?Ferula+narthex (22.6.2005)
[11] AMMRWO: http://www.sdpi.org/alpine medicinal herbs/27.htm (2004)
[12] ACHLIYA, G.S., S.G. WADODKAR, A.K. DORLE: Evaluation of sedative and anti-
convulsant activities; Journ. of Ethnopharmacology (1.9.2004); http://www.
sciencedirect.com/science?_ob=Article...
[13] HILLER, K., M.F. MELZIG: Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Dro-
gen, area Erftstadt 2006
[14] KRESS: Henriette's Herbal Homepage, Sagapenum; http://www.henriettesherbal.
com/eclectic/bpc1911/ferula.html (aus "The British Pharmaceutical Codex"
1911)(Abfr. 4/2008)
[15] (GESNER?) http://www.kraeuter.ch/_texte/_serapienkraut.htm (Abfr. 4/2008)
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