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BASILIKUM

 
NAMEN
(1) Basilienkraut, Basilikum, Deutscher_Pfeffer, Königskraut
Ocimum basilicum L. mit zahlreichen Varietäten (Südfrankreich):
O. b. var. purpurascens BENTH.: Violettrotes B.;var. thyrsiflorum BENTH.
Gewöhnliches weißes: var. album BENTH.; Krausblättriges: var. crispum E.G.
CAMUS
, var. citriodorum und O. americana: Zitronenbasilikum u.a.[1]
E: basil, F: basilic, I: basilico, N: basilicum, R: basilik
(2) Heiliges Basilienkraut, Tulasi
Ocimum tenniflorum (syn. Ocimum sanctum L.)
(3) Moskitopflanze
Ocimum viride WILLD.
(4) Ocimum minimum L.
(5) Ocimum canum SIMS

BIOLOGIE: Fam. Lamiaceae (Lippenblütler)
(1) Einjährig. Lichtkeimer. Blüte Juni bis Oktober, weiß oder rötlich, 2n=48.
Höhe 30..60 cm. Eigentümlicher Geruch; Geschmack nelkenartig süßlich bis
scharf würzig. Stiele verzweigt. Blätter gelblichgrün, Züchtungen auch rot.
Bilder Basilikum
Gärten.
(2) Indien, Philippinen, Mittel- und Südamerika
(3) Mittleres Afrika, Sierra Leone, Nigeria, Seychellen, Zypern
(4) Südfrankreich
(5) Tropisches Afrika

WERT
(1) Kraut mit bis zu 0,5 % ätherischem Öl; davon sind etwa 80 % Methylchavicol,
L-Linalool, Cineol, ß-Sitosterin. Das Sitosterin wirkt in kleinen Mengen
bei Prostataleiden, größere Mengen senken das Blutcholesterin.
Wichtiges Küchenkraut. Magenstärkend, appetitanregend, milchtreibend.
Gegen Blähungen, Magenkatarrh, Verstopfung, Erbrechen, Schleimhautentzündun-
gen der Harn- und Geschlechtsorgane, schlecht heilende Wunden, Husten,
Keuchhusten.
Tee als Aphrodisiakum versucht. Bienenweide.
(2) Im Kraut 1 % ätherisches Öl (70..80 Methylchavicol, Eugenol, Methyleugenol,
Caryophyllen, Cineol, Linalool), Flavonoide (Apigenin, Luteolin), Ursolsäure.
Senkt den Blutzuckerspiegel, blutdrucksenkend, schmerzstillend, krampflö-
send, fiebersenkend, entzündungshemmend, unterdrückt Spermienproduktion.
Universalmedizin in Ayurveda. [2]
(3) Bis 2,5 % gewürzig duftendes Öl, dient als Repellent gegen Stechmücken.[1]
(4) Andere Geschmacksnuance durch 14 % Eugenol im ätherischen Öl. [1]
(5) Je nach Herkunft dominieren in den ätherischen Ölen entweder Zimtsäure-
methylester (bis 55 %) oder Kampfer (bis 35 %).[1]

KENNZAHLEN
Keimgewähr unter 3 Jahre, Keimdauer 10..14 Tage. Sätiefe flach, da Licht-
keimer, Reihenabstand 20 cm, Abstand in der Reihe 5..7 cm bei Direktaussaat,
15 cm bei Pflanzung. Entwicklungsdauer im Sommer 25..30 Tage, 60..70 im Winter.
Saatgutbedarf (bei TKM = 1,2..1,4 g) 0,4 g/m², Bestandsdichte 35..70 Stück/m²
Für Topfbasilikum sind 30 Pflanzen in Direktsaat je 9cm-Topf optimal.
Ertrag: 80..120 g/m².

ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME, WASSER
Sehr wärmebedürftig, frostempfindlich. Vollsonnige, gänzlich unbeschattete
Lage, obwohl bei leichtem Schatten der Ölgehalt größer wird [1]. Boden oft
hacken zur guten Durchlüftung. Mäßiger Wasserbedarf.

BODEN, DÜNGUNG
Lockerer, warmer, humusreicher Mittelboden, Lehm evtl. mit Torfzusatz im
Herbst zuvor. Bodenreaktion neutral, pH 5,8..7,0. Chloridunverträglich.
Grunddüngung je m²: 5 g N; 10 g K; 2,5 g P (rund 50 g Blaukorn).
Kopfdüngung je m²: 5 g N Anfang Juni und 5 g N Anfang Juli. Die Blätter sind
salzempfindlich, deshalb ist bei Kopfdüngungen nachzubrausen.
Topfsubstrat mit 1250 mg N /l, im Winter unter 1000 mg N /l [3]

ANBAUPRAXIS
Aussaat März bis April ins Frühbeet, in Saatschalen oder Blumentöpfe. Nach 4
Wochen (Ende April) pikieren oder topfen. Direktaussaat ins Freiland Anfang
bis Mitte Mai ist wesentlich schlechter, allenfalls sollte man das Saatbeet
anfangs mit Folie überbauen oder mit Vlies bedecken. Das gilt auch für frisch
gepflanzte Bestände. Freiland-Aussaat verziehen. Dazwischen gesetzter Knob-
lauch hält Läuse fern. Der Bestand ist zweimal im Monat durchzuhacken.
(2) Aussaat unter Glas in Töpfe. Ernte der Triebspitzen vor Öffnung der Blüten.

ERNTE
Einzelne Blätter ab Anfang Juli, erster Schnitt 10..12 cm über dem Boden
Mitte Juli zum Blühbeginn. Eine zweite Vollernte fällt Ende September an.
Gebündelt schnell im Schatten trocknen, Blätter abrebeln, luft- und lichtdicht
aufbewahren.

VERWERTUNG
Blätter frisch oder getrocknet (unter enormem Aromaverlust!) als Gewürz zu
Gurken, Suppen, Salaten, hellen Soßen, weniger zu Bohnen und Kartoffelsalat.
Die Blätter sind zu zupfen und zu reißen, beim Schneiden könnten sie unansehn-
lich schwarz werden. Kombinierbar mit Pfeffer, Dill, Salbei, Rosmarin, Bohnen-
kraut, Majoran, Kümmel, Petersilie, Thymian, Knoblauch und Zwiebeln. Ein
Hauptbestandteil in Pesto.
Als Tee (medizinisch bei den oben angeführten Leiden): 2 Teelöffel (ca. 3,5 g)
auf zwei Gläser heißes Wasser.

SCHÄDLINGE: besonders Nacktschnecken.

ARBEITSKALENDER:
E3 .. A4 Aussaat unter Glas
E4 Pikieren bzw. Topfen
A5 .. M5 Aussaat ins Freiland
M5 Pflanzung ins Freiland
E5 Freilandaussaat verziehen
A6 Kopfdüngung
E6 Ernte einzelner Blätter
A7 Kopfdüngung
M7 erster Schnitt
E9 letzte Ernte

SORTEN
In Europa werden etwa 100 Sorten kultiviert:
(1) Aton, Bageco, Bavires, Canelle, Genoveser, Genua Star, Grand Vert, Mittel-
großblättriges Grünes, Feinblättriges Grünes, Greek, à Feuille de Laitue
(Typ Valentino), Marseille, Martina, Monstrueux Mammouth, Nufar, Réglisse,
201, Spice Boys Ararat, Vert fin Compact

Rot, violett: Ararat
purpur: Purple Ruffles, Purple Delight, Magic Blue, Opal
rosa geädert: African Blue
Gewellter Rand: Lattuce Leaf, Green Ruffles
Abweichender Geruch:
nach Zitrone: Lemon, Indonésien, Mrs. Burns, Zitronen-Basilikum,
nach Zimt oder Lakritze: Siam Queen, Zimt-Basilikum
anisartig: Thai-Basilikum

HISTORIE
Den Gattungsnamen brauchten schon die antiken Wissenschaftler, so THEOPHRAST
und DIOSKORIDES: okimon, PLINIUS ocimum, das schmückende Beiwort basilikon, das
königliche, erwähnt zuerst der griechische Arzt AETIOS im 6. Jahrhundert. [4]
HILDEGARD rät: "Ein Mensch, dessen Zunge gelähmt ist, so dass er nicht mehr
sprechen kann, lege Basilikum unter seine Zunge, und er wird die Sprache wieder
erlangen. Aber auch wer starke Fieber hat, entweder Drei- oder Viertagefieber,
koche Basilikum in Wein und gebe Honig bei, siebe ab und trinke oft nüchtern
und nach dem Essen abends, und die Fieber werden weichen." [5]

LITERATUR
[1] GILDEMEISTER, E.: Die ätherischen Öle, Bd. III, Schimmel & Co. Miltitz,
3. Aufl. 1931
[2] CHEVALLIER, A.: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen, München, 2. Aufl.
2000
[3] Verband der Landwirtschaftskammern (Hrsg.): Versuche im deutschen Garten-
bau / Gemüsebau 2003/009-010
[4] MARZELL, H./H. PAUL: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, Hirzel Stutt-
gart/Steiner Wiesbaden 1977
[5] STREHLOW, W.: Die Ernährungstherapie der Hildegard von Bingen, Weltbild
Augsburg 2005
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