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BENEDIKTENKRAUT

 
NAMEN: Echtes Benediktenkraut, Bitterdistel, Heildistel, Kardendistel,
Kardobenediktenkraut, Bernhardinerwurzel, Bornwurz

L: Cnicus benedictus L. (syn. Carbenia benedicta)
E: Blassed Thistle, F: chardon bénit, I: cardo benedetto, N: gezegende distel,
R: rastitelnaja borsobalnaja schischka

BOTANIK: Fam. Asteraceae (Korbblütler)
Ausdauernd. Höhe 0,3..0,5 m, Stengel vom Grunde an stark verästelt, distelar-
tig, samt Blättern klebrig und zottig behaart.
Blätter länglich, buchtig bis fiederspaltig, dornig gezähnt, grob netzartig,
etwas am Stengel herablaufend. Stark bitterer Geschmack, der sich beim Reiben
mit den Fingern schon mitteilt.
Blüte Juni bis August, alle Einzelblüten röhrig, blassgelb. Hüllkelch eiförmig;
die inneren Hüllblätter gehen in lange, starre, fiederteilige, die äußeren
in einfache Dornen über. 2n=22. Außenhülle. Frucht ist gerippte Achäne mit
bleibendem Haarschopf (Pappus).
Bilder Bild 1 Bild 2

WERT
Das Kraut enthält Bitterstoffglykoside (Sesquiterpenlactone) wie Cnicin
(Cynisin, Centaurin) und Salonitenolid [1], Gerbstoffe, Lignane, Flavo-
noide, Schleim, Phytosterine, Triterpene, ätherisches Öl. Cnicin ist bitter,
entzündungshemmend, kann aber auch Hautentzündungen hervorrufen. Wirksam gegen
Störungen der Verdauungsorgane (Leber, Galle, Blähungen, Verstopfung, Durch-
fall, Magengeschwüre, Gelbsucht), Hämorrhoiden, Madenwürmer, Gicht. Appetit-
anregend, als Kräftigungsmittel bei Nervenschwäche, Herzschwäche, Blutarmut;
gegen blutendes Zahnfleisch, Husten, Bronchialkatarrh, Asthma, Lungenentzün-
dung. Größere Mengen verursachen Übelkeit, Erbrechen (auch gezielt als Brech-
mittel eingesetzt). Bei Nierenentzündung darf Benediktenkraut nicht eingenom-
men werden.

ANSPRÜCHE
Gering, bevorzugt mittleren bis besseren Boden, mäßig trocken; stickstoff-
haltig, zur Vorfrucht eignen sich am besten mit Stallmist gedüngte Hack-
früchte. Volle Sonne, bei genügend Feuchtigkeit sind steinige Weinberglagen
nutzbar.

ANBAUPRAXIS
Kultur einjährig. Aussaat im März unter Glas oder ab Ende April bis Ende Mai
gleich ins Freiland. Saatgutbedarf 2 g/m². Reihenabstand 0,4 m; in der Reihe
auf 0,3 m verziehen. Öfter hacken und Unkraut bekämpfen, gedüngt wird nicht.

ERNTE
Frische Triebspitzen mit Blüten (ohne verdorrte Blätter) laufend, Haupternte
Juli..August. Zur Drogengewinnung ist das Kraut bei beginnender Blüte zu
schneiden, nicht regen- oder taunass. Ertrag 0,3..0,6 kg/m². Masseverlust des
Krautes beim Trocknen 85 %. Trocknungstemperatur bis 40 °C.

VERWERTUNG
Das Kraut (Herba Cardui benedicti, Cnici benedicti herba) ist Bestandteil einiger
Teemischungen (1 Teel. = 1,5 g auf 1 Tasse kochendes Wasser, nach 10 min ab-
seihen, eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten). Alkoholische Auszüge, Kräuter-
liköre (wie Boonekamp)

ARBEITSKALENDER
M4 .. A5 Aussaat ins Freiland
6 .. 8 Ernteschnitte

SORTEN
"Quedlinburger Mittelfrühreifes"

HISTORIE
Der Gattungsname leitet sich vom griechischen knizein = verletzen ab. Das bene-
dictus
besteht aus bonus = gut, dicere = sagen und heißt, dass es gesegnet
bzw. heilkräftig sei.

LITERATUR
[1] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994

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