Zurück zur Startseite
Voriges Kapitel Braunelle
Folgendes Kapitel Brechnuss

BRAUNWURZ

 
NAMEN
(1) Braunwurz, Libosch, Chinesischer Fingerhut, chin. Di huang
Rehmannia glutinosa (syn. Rehmannia chinensis)
(1.1) Rehmannia lutea
(2) Knotige Braunwurz, Feigwurzel, Nachtgewächs, Skrofel
Scrophularia nodosa L.
(3) Wasserbraunwurz, Falsche Wasser-Betonie
Scrophularia auriculata L. (syn. S. aquatica L.)

BOTANIK: Fam. Scrophulariaceae (Braunwurzgewächse)
(1) Mehrjährig. Stengel aufrecht, Höhe 15..30(..60) cm. Blätter lang-oval, fein
behaart, klebrig, groß. Blüten trichterförmig, rötlich-orange, violett ge-
ädert, April bis Juni. Frucht ist eine Kapsel. Wurzel knollig, orange.
Gattung Rehmannia mit etwa 10 Arten.
(2) Ausdauernd. Stengel vierkantig, kahl, aufrecht, Höhe 0,5..1 m. Blätter
kreuzweise gegenständig, länglich ..eiförmig, am Grunde herzförmig, dop-
pelt gesägt, zugespitzt. Blüte isabellfarbig (s.u.; rotbraun..grünlichgelb),
bauchig, in lockerer, endständiger Rispe, Juni bis September. 2n=36. An
Wurzelköpfen knollige Verdickungen.
Ganze Pflanze frisch unangenehm riechend, bitter und scharf schmeckend.
Knotige Braunwurz
(3) Ausdauernd. Kräftiger als (2), Höhe bis 1 m, Stengel kahl, hohl, Blätter
am Grunde herzförmig, stumpf gekerbt, am Stiel herablaufend. Blüte
dunkel, Juni bis August. 2n=84. Geruch und Geschmack ähnlich (2).

VORKOMMEN
(1) Wärmere Regionen Nordchinas. Boden neutral bis sauer, sandig.
(2) Europa, feuchter Boden, Gebüsche, an Bächen, Wiesen, Weiden, Gräben, Ufer.
Winterhart, Sonne bis Halbschatten.
(3) Europa, Gräben, Bäche, Teiche, Sümpfe

WERT
(1) Die Wurzel enthält Glykoside, Saponine, Tannin, Harz, Phytosterine (ß-Sito-
sterol, Stigmasterin), Zucker (Mannitol), Rehmannin. Sie wirkt kühlend,
harntreibend, blutzuckersenkend, fiebersenkend, blutstillend, blutdrucksen-
kend, cholesterinspiegelsenkend. In der TCM gegen Nasenbluten, Blut im Aus-
wurf und im Urin, Gebärmutterblutungen, Verstauchungen, Diabetes, Nacht-
schweiß; gut für Knochenmark, Muskelwachstum; nicht bei Verdauungsschwäche,
regt Leber und Nieren an, schützt die Leber, hilft gegen Hepatitis. Eins der
wichtigsten chinesischen Stärkungsmittel. [1] [6]
(1.1) In der TCM als harntreibendes Mittel
(2) Die Pflanze enthält Iridoidglykoside (Aucubin, Harpagosid, Acetylharpagid,
Skrofularin), Alkaloide, Saponine, Flavonoide, Pektin, organische Säuren.
Gegen Hautkrankheiten wie Akne oder Ekzeme, eitrige Wunden, Verbrennungen,
Schuppenflechte, Brustdrüsenentzündung, Lymphdrüsenschwellungen (Skro-
fulose), Hämorrhoiden, Leberleiden, Ohrenschmerzen. Nicht bei Herzprob-
lemen. Sehr gute Bienenweide.
(3) wie (2) verwendbar. [4]

ANBAU, ERNTE
(1) Vermehrung durch Aussaat im Herbst oder Frühjahr oder durch Wurzelsteck-
linge im Winter oder durch Teilung im Frühjahr oder durch Triebstecklinge
im Frühjahr. Häufig von Schnecken befallen. [2]
Die Wurzel wird nach dem Roden in trockenem Sand gelagert, später gewa-
schen und in der Sonne getrocknet; sie kommt in länglichen, bräunlich-
gelben, fleischigen Knollen in den Verkehr.
(2) Vermehrung durch Aussaat im Frühjahr oder Herbst oder durch Teilung im
Frühjahr. Vor Rüsselkäferlarven schützen.
Sammlung des Krautes Juni..Juli, vor der Blüte, trocknen im Schatten. Wur-
zeln werden im März ausgegraben, gereinigt und zügig getrocknet.

VERWERTUNG
(1) Die getrocknete Wurzel wirkt schwächer als die frische. Sie kann auch
gekocht, getrocknet, erneut gekocht und getrocknet werden, was die blut-
tonisierenden Eigenschaften verbessern soll.
Als Abkochung (zweimal 2..4 g auf leeren Magen) oder als Tinktur. Nicht
zusammen mit Zwiebel und Knoblauch aufnehmen. In roher Form (Sheng di huang)
gegessen senkt die Wurzel Fieber und Blutdruck, in Wein gekocht (Shu di
huang) erhöht sie den Blutdruck, ist ein Nierentonikum, günstig bei starken
Monatsblutungen und bei Blutarmut. [6]
(2) Als Tee (1 Teel. Kraut auf 250 ml kochendes Wasser, 2 Tassen/Tag, Dauer
4..8 Wochen). Überdosierung kann zu Harnblutungen führen. Auch zu Um-
schlägen. Homöopathie D1..D3. [2][3]

HISTORIE
Ein Gattungsname ehrt den aus Baden stammenden russischen Leibarzt und Staats-
rat J. REHMANN (1751-1838). Scrophularia hingegen enthält das lateinische scro-
phula
= Halsdrüsengeschwulst. [5]
Apropos isabellfarbig: Isabella, Königin von Spanien (1451-1504), schwor, sich
so lange nicht zu waschen, solange es noch Mauren in Spanien gäbe. Da bis zu
ihrem Tode noch Mauren in Spanien weilten, tönte sich ihre Haut in bräunlich-
gelbes Grau ab.

LITERATUR
[1] REID, D.: Handbuch der chinesischen Heilkräuter, Knaur München 1998
[2] BOWN, D.: DuMonts große Kräuterenzyklopädie, DuMont Köln, 1998
[3] PAHLOW, M.: Das große Buch der Heilpflanzen, Bechtermünz 1999
[4] SIEGMUND, F.: Omas Lexikon der Kräuter- und Heilpflanzen, Bechtermünz 1997
[5] SCHUBERT, R., G. WAGNER: Pflanzennamen und botanische Fachwörter, Neumann
Radebeul, 4. Aufl. 1967
[6] CHEVALLIER, A.: Die BLV Enzyklopädie der Heilpflanzen, blv München, 2. Aufl.
2000

Zum Anfang dieses Kapitels