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BROKKOLI

 
NAMEN
(1) Brokkoli, Federkohl, Spargelkohl, Bröckelkohl
grün: Brassica oleracea L. var. botrytis L. convar. italica PLENCK.
et LAM.

violett: Brassica oleracea f. violascens THELLUNG
gelb: Brassica oleracea f. flava PETERM.
weiß: Brassica oleracea f. albida LAM.
( ) Sprossbrokkoli
( ) Romanesco, Türmchenkohl, Minarettkohl
E: long-season cauliflower, sprouting brocoli (Sprossbrokkoli), F: choux
brocolis, I: brokkoli
(2) Bimi

BIOLOGIE: Fam. Brassicaceae (Kreuzblütler)
(1) Einjährig. Dem Blumenkohl nahe verwandt. Blüte ab Juni, gelb, fremdbestäubt.
2n=18. Der Kopf ist bei Brokkoli in einzelne aufgelockerte Köpfchen aufge-
löst, die nachwachsen, wenn regelmäßig ausgeschnitten wird.
Sprossbrokkoli bildet nur Seitentriebe mit weißen oder violetten Röschen.
Romanesco bringt gelbe, schön strukturierte Köpfe.
(2) Kreuzung zwischen Brokkoli und Chinakohl. Wuchs wie Brokkoli, aber korallen-
artiger, länger, schlanker, tiefgrün.


WERT
In 100 g sind enthalten:
90 g Wasser; 3 g Proteine; 0,1 g Fette; 2,7..5 g Kohlenhydrate (250 g/KHE);
0,8 g Rohfaser; Energieinhalt 109 kJ. 4,2 mg Purin-N.
Vitamine (in mg: 0,14 A; 0,85 Pro-A; 0,1 B1; 0,18 RF; 1,1 PP; 0,6 PS; 0,09 FS;
0,17 B6; 70..120 C; 1,2 E).
Mineralstoffe (in mg: 33..110 Ca; 0,8..1,3 Fe; 280..410 K; 15..24 Mg, 15 Na;
50..78 P; 0,85 Cu; 0,16 Zn).
120 mg Äpfelsäure, 210 mg Zitronensäure. ORAC=890 µmol/g.
Brokkoli ist diätetisch noch wertvoller als Blumenkohl. Brokkoli enthält
Sulforaphan (ein schwefelhaltiges Indol), das im Tierversuch krebsauslösende
Wirkstoffe blockieren konnte, z.B. baute es Östrogen ab, das als Risikofaktor
für Brustkrebs gilt [Hopkins Univ. Baltimore]. Auch in anderen Kreuzblütlern
(Weiß-, Rot-, Grün-, Rosenkohl und Brunnenkresse) findet sich Sulforaphan.
(2) Besonders hoher Glucosinolat-Gehalt, der Krebs in Magen, Darm und Lunge vor-
beugen soll. Hohe Gehalte an Zink, Folsäure, Vitamin C, Antioxidantien.
Farbe bleibt auch nach dem Kochen erhalten, es ist alles essbar. Geschmack
milder als Brokkoli, eher spargelartig.

KENNZAHLEN
Keimgewähr 3..5 Jahre, Keimdauer 5 Tage; Keimfähigkeit über 75 %.
Sätiefe 1..2 cm; Saatgutbedarf (bei TKM= 3 g) 8 für 1000 Pflanzen;
Reihenabstand Abstand in der Reihe Bestandsdichte Ertrag
Normal 50..65 cm 30 .. 50 cm 5 Stück/m² < 2 kg/m²
Frühanbau 50 cm 30 cm 8 Stück/m² < 0,8
Im Feldanbau liegt der Ertrag um 140 dt/ha (1,4 kg/m²).
Entwicklungsdauer von der Pflanzung bis zur Ernte 42 .. 58 Tage.

ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME
Mindestkeimtemperatur 3 °C, optimal sind 20°C im Boden und 18°C in der Luft,
Jungpflanzen 9°C am Tag und 5°C in der Nacht, später 10..14°C in Boden und
Luft. Kurzzeitig werden 0°C vertragen. Vollsonnige Lage.
Interessant sind Versuche mit verschiedenfarbiger Mulchfolie [1]: Rot und
schwarz waren ungünstig; weiß, hellblau und silber zeigten erhöhten Ertrag,
bei grün wurzelten die Pflanzen tief.

WASSER
Sehr bewässerungswürdig; zusätzlich sind etwa 120 mm einzuplanen. Das Grund-
wasser steht optimal bei -70..80 cm. Hohe Luftfeuchtigkeit erwünscht, aber
kein Tropfwasser.

BODEN
Humos, anmoorig, Lößlehm, nicht zu leicht. Bodenreaktion neutral, pH=6,4..7,5.
Herbstgrabung.

FRUCHTFOLGE: 1. Tracht
Ungeeignete Vorfrüchte: Kohlarten, Rettich, Radies
Geeignete Vorfrüchte: Bohnen, Erbse, Gurke, Kartoffel, Kürbis, Petersilie,
Porree, Salat, Schwarzwurzel, Sellerie, Spinat, Tomate, Zwiebel

DÜNGUNG
Grunddüngung je m²: 20 g K; 1..5 g P; 5..10 g N
Kopfdüngung monatlich mit 5 g N /m² oder wöchentlich mit einer 1 %igen
Volldüngerlösung gießen.
Im Versuchsanbau erwies sich ein Volldünger mit verzögerter Stickstoff-Freiset-
zung ohne anderen Stickstoffzusatz als bester (mit 30 g N/m²). [1]
Müllkompost- und ascheverträglich. Bor und Molybdän müssen wie beim Blumenkohl
ausreichend vorhanden sein.

ANBAUPRAXIS
Aussaat entweder Januar bis Februar ins Gewächshaus oder Ende Februar bis Ende
März ins Frühbeet. Anfang bis Mitte April wird ins Freiland gepflanzt, eine
zweite Aussaat kann noch Anfang April vorgenommen werden. Die Erntereife
setzt dann ab Ende Juni, bei Aprilaussaat im August ein. Der Boden ist immer
locker zu halten. Vor Kohlraupenbefall schützt aufgelegtes Vlies, gegen die
Kohldrehherzmücke wird rechtzeitig mit Pyrethroiden (Zusatz eines Netzmittels)
vorgegenagen. Macht sich chemische Schädlingsbekämpfung erforderlich, so ist
vorher alles abzuernten, was während der Karenzzeit des Mittels reifen würde.
Eine weite Fruchtfolge und sofortige Einarbeitung von Ernterückständen redu-
zieren den Befall.
Spät gepflanzten Brokkoli kann man im Herbst frostfrei einschlagen und im
März wieder ins Freiland setzen.
(2) Anbau vorzugsweise in Afrika (Kenia), daher oft als "Kenia Bimi" bezeichnet
Täglich Bestand durchernten, sofort kühlen. Unökologisch ist der Transport
mit dem Flugzeug nach Europa.

ERNTE, VERWERTUNG
Bei der Ernte, die sich von Ende Juni bis zum Frosteintritt hinstreckt, werden
die grünen bzw. violetten Mittelblumen ohne Blattwerk herausgeschnitten.
Das Ausschneiden erfolgt 5 cm über dem Triebansatz (beim Ausbrechen werden
zu leicht die Ansätze für die Nebenblumen mit herausgebrochen).
Die Blumen sind schnittreif, wenn die Knospen gut ausgebildet, aber noch ge-
schlossen sind, denn später verholzen sie leicht. Brokkoli darf man nicht
zur Blüte kommen lassen, man muss also ständig (mindestens wöchentlich) ernten.
Da er sich gut im Kühlschrank hält (bei 0°C und 90..95 % Luftfeuchte bis 14
Tage), kann man bei geringem Anfall für eine lohnende Mahlzeit sammeln.
Im Großanbau wird nur einmal die Mittelrosette geerntet.
Handelsüblich sind Köpfe von 80..120 mm Durchmesser, neue Sorten zeigen Haupt-
blumen über 400 g.
Brokkoli ist transportempfindlich (maximal ein Tag Transportdauer).
Seine Zubereitung entspricht der des Blumenkohls. Die Stiele sind in größerer
Länge als beim Blumenkohl genießbar, sie können geschält wie Spargel zuberei-
tet werden. Offenes Garen erhält die Farbe besser. Geeignetes Gewürz: Muskat.
Für Sterilkonservierung oder Gefriertrocknung ist er wenig geeignet, mehr da-
gegen als Gefrierkonserve. Vor dem Einfrieren ist er 2 min lang zu blanchie-
ren und hält sich tiefgekühlt etwa 9..12 Monate.
(2) Garen in leicht gesalzenem Wasser, bissfest lassen.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Kohldrehherzmücke, Kohlfliege, Kohlgallenrüssler, Kohlhernie, Kohlmotte,
Kohlweißling.

ARBEITSKALENDER
E1 .. A2 Aussaat ins Gewächshaus für Folienzelt
A2 Aussaat ins Frühbeet für das Freiland
E2 Pikieren der Januaraussaat in 5-cm-Erdtöpfe
E3 .. A4 Pflanzung in Folienzelt und Freiland
A4 .. A6 Aussaat für Sommeranbau
5 Kopfdüngung, Kontrolle auf Schädlingsbefall
M5 .. 7 Ernte aus Frühjahrsanbau
E6 Kopfdüngung, Kontrolle auf Schädlingsbefall
E6 .. 9 Ernte aus Sommeranbau
8 Erntebeginn bei Aprilaussaat

SORTEN
Atlantic, Belstar, Biathlon, Bordeaux, Brogan, Calabrese, Chevalier, Corvet,
Crown & Sceptres, Delikata, Emperor, Fiesta, Green Comet, Green Magic, Green
Valiant, Griffin, Iron, Marathon, Pentathlon, Piast, Plana, Premium Crop, Sam-
son, Shadow, Southern Comet, Trevi, Triathlon, Volta

Weißer Sprossbrokkoli: White Eye
Violetter Sprossbrokkoli: Sprouting Rudolph, Violet Queen
Romanesco: Alverda, Celio, Minaret, Natalino, Navona, Universal, Veronica

HISTORIE
Der Name kommt vom italienischen brocco = Spross, Sprössling, wovon "Brö-
ckelkohl" abgeleitet ist, aber mit (zer)bröckeln nichts zu tun hat.

LITERATUR
[1] Verband der Landwirtschaftskammern (Hrsg.): Versuche im deutschen Garten-
bau / Gemüsebau (2003) 026-030 (U. LINDNER, F. TRAUTWEIN, O. PIEPENBROCK,
A. FRICKE, H. STÜTZEL, R. FELDMANN, N. LAUN, J. KREISELMAIER). Rheinischer
Landwirtschafts-Verlag Bonn

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