Zurück zur Startseite
Voriges Kapitel Chinabaum
Folgendes Kapitel Chiretta
PDF
CHINAKOHL
NAMEN: Chinakohl, Chinasalat, Pekingkohl, Jägerkohl
(1) Chinakohl, Chihli-Typ
Brassica rapa ssp. pekinensis (LOUR.) HANELT (syn. Brassica pekinensis
(LOUR.) RUPR.)
E: chinese cabbage, R: kitaiskii kapusta
(2) Chinasalat, Wong-Bok-Typ
(3) Pakchoi, Paksoi, Chinesischer Senfkohl, Japankohl, Blätter-
kohl
Brassica rapa L. ssp. chinensis (L.) HANELT (syn. Brassica campestris L.
var. chinensis)
(4) Chieh Lan: Brassica alboglabra
BOTANIK: Fam. Brassicaceae (Kreuzblütler)
(1) Einjährig. Langtagspflanze, deshalb Anbau erst im Herbst. Fremdbefruchtung.
Chromosomen 2n=20. Der eigentliche Pekingkohl hat eine geschlossenere Form
als der Chinakohl, der keinen festen Kopf bildet und in den Subtropen oder
Tropen angebaut wird. Die neuen Hybriden haben noch festere und zartere
Köpfe und werden Chinasalat genannt.
(3) Pakchoi sieht eher wie Mangold aus, hat einen lockeren Aufbau und bildet
kaum Köpfe. Er wird 25..60 cm hoch. Die Blätter sind ganzrandig, glänzend
grün mit sehr starken Blattrippen, fleischige und weiße sind Zuchtziel
(und nicht unbedingt große Köpfe). Langtagpflanze,
(4) Obere Blätter sind schmal, die unteren kohlrabiartig breit, ähnlich wie
Brokkoli, aber dünner und blattreicher. [4]
WERT
(1) In 100 g sind enthalten:
┌────────────────────────┬──────────────┬───────────────┬──────────────────┐
│ Hauptbestandteile │ Vitamine │ Mineralstoffe │ Sonstige │
├────────────────────────┼──────────────┼───────────────┼──────────────────┤
│ Proteine 0,2..1,0 g │ Pro-A 0,42 mg│ Ca 40..80 mg │ 8,5 mg schwefel- │
│ Fette 0,2 g │ B1 0,03 mg│ Fe 0,6..1 mg │ halt. äth. Öle │
│ Zucker 1,6 g │ RF 0,04 mg│ K 150 mg │ 2,1 mg Purin-N │
│ 1 KH-Einheit 500 g │ FS 0,08 mg│ Mg 8 ..11 mg │ │
│ Ballaststoffe 0,4..2 g │ PS 0,3 mg│ Mn 2 mg │ │
│ Mineralst.ges.g │ B6 0,11 mg│ Na 19 mg │ │
│ Basenüberschuss │ E 0,48 mg│ P 30 mg │ │
│ Brennwert 40..59 kJ │ C 25 mg│ Zn 0,34 mg │ │
└────────────────────────┴──────────────┴───────────────┴──────────────────┘
Chinakohl weist das hochwertigste Eiweiß aller Kohlarten auf.
Die Samen enthalten bis 36 % Fette. Bei Stress bilden sich in den Blättern
Phytoalexine (Brassinin, Methoxybrassenin A, B) [6].
(3) Der Vitamin-C-Gehalt wurde auf 55 mg/100g hochgezüchtet, 2,6 mg% Fe.
KENNZAHLEN
(1)
┌──────────────────────────┬─────────────────────────┬─────────────────────┐
│Aussaat │Pflanzung │Mengen │
├──────────────────────────┼─────────────────────────┼─────────────────────┤
│Keimgewähr Jahre 3..5 │Reihenabstand cm 32..40 │TKM 3..4 g │
│Keimfähigkeit % 85 │in der Reihe cm 25..30 │Saatgut 0,1 g/m² │
│Keimdauer Tage 4..10 │Bestand Stck/m² 5..12 │ │
│ │(enger Stand unter Folie)│Ertrag 4..5 kg/m² │
│Sätiefe cm 1.. 2 │Pflanztiefe entfällt │Abfall kg/m² │
└──────────────────────────┴─────────────────────────┴─────────────────────┘
Entwicklungsdauer 80..100 Tage.
Kopfmasse Chinasalat 0,7 .. 2 kg.
ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME
(1) Mindestkeimtemperatur 2..3 °C, nach der Kopfbildung verträgt Chinakohl
bis -6 °C, Chinasalat -3 °C. Die Pflanzen schossen bzw. blühen nach einem
Temperaturabfall unter 12 °C oder unter Langtagsbedingungen (im Sommer).
Im Gewächshaus erfolgt die Jungpflanzenanzucht von Chinasalat bei 20 °C,
später bei 10..17 °C.
Als Schwachwurzler windempfindlich. Halbschatten wird vertragen.
[3] Temperaturen unter 15 °C sorgen für Schosser noch vor den Langtagen.
WASSER
Wegen schwacher Wurzeln ist der Chinakohl auf gleichmäßige Wasserzufuhr an-
gewiesen, die optimale Saugspannung beträgt 13..16 kPa. Bereitzustellende
Wassermengen: M7 E7 A8 M8 E8 A9 M9 E9 10
Vorwegbewässerung 30 10 10 20 20 30 10 10 mm.
Man muss demzufolge 100..180 mm Zusatzwasser einplanen.
BODEN
Humoser lehmiger Sand bis sandiger Lehm, nicht zu leicht oder zu schwer,
nicht verkrustend, nährstoffreich. Bodenreaktion neutral, pH über 6,5.
FRUCHTFOLGE
1. oder 2. Tracht. Anbaupause (auch zu anderen Kohlarten) 6 Jahre.
Ungeeignete Vorfrüchte: alle Kohlarten, Kohlrabi, Rettich, Radies, Möhre
Geeignete Vorfrüchte: Buschbohne, Erbse, Salat, Kartoffel, Porree, Zwiebel
Geeignete Mischfrüchte: Buschbohne, Erbse, Erdbeere, Gurke, Radies, Rettich,
Salat, (Sellerie), Spinat, Stangenbohne, Tomate
Ungeeignete Mischfrüchte: Kartoffeln, Knoblauch, Zwiebeln
Ungeeignete Nachfrüchte: alle Kohlarten, Kohlrabi, Rettich, Erbse, Salat,
Schwarzwurzel, Tomate, Porree; auch weil der Chinakohl oft die
erforderliche Herbstgrabung nicht mehr zulässt.
NÄHRSTOFFE
Humusentzug 0,47..0,57 kg/m² und Jahr
Nährstoffentzug bei 4 kg Ertrag je m² in g Reinnährstoff/m² und Vegetationspe-
riode 15 N, 2 P, 17,4 K, 7,1 Ca, 0,9 Mg. Im Haus sehr empfindlich gegen hohe
Salzkonzentrationen.
DÜNGUNG
Grunddüngung und organische Düngung ist meist zur Vorfrucht gegeben, andern-
falls kurz nach dem Auflaufen mit Nährlösung, pro m² 4 g N, 10 g K (I)..18 g
K (III) und 4,5 g P. Bevorzugte Dünger sind Kalkammonsalpeter, Harnstoff, Super-
phosphat. Kaliumdünger beliebig.
Zwei Kopfdüngungen mit je 5 g N /m² bei vier Blättern (Mitte August) und zu
Beginn der Kopfbildung (Mitte September) mit Ammonsulfat, damit nicht zu hohe
Restnitratgehalte auftreten.
ANBAUPRAXIS
(1) Eine Verpflanzung verträgt der Chinakohl schlecht, weshalb an Ort und Stel-
le auszusäen (15. bis 25. Juli, früher: Blüher, später: keine Kopfbildung)
und auf Abstand zu hacken bzw. zu verziehen ist. Nach drei Wochen häufelt
man leicht an. Zwei weitere Hacken sind Ende August und im September fällig.
Oder man sät in 5cm-Erdtöpfe, die Pflanzung erfolgt dann am 15. August im
Abstand von 50 x 45 cm. Man braucht auch nur die halbe Saatgutmenge.
Blattläuse sind rechtzeitig zu bekämpfen.
Unter Glas kann man Ende Januar bis Anfang Februar in Erdtöpfe in abgetrage-
ne, gedämpfte Gurkenerde säen; hält am Tag 20 °C, nachts 18 °C, pflanzt
Mitte Februar aus. Anfang März 10 °C am Tag und 6 °C in der Nacht.
Die Erntereife ist ab Mitte April zu erreichen.
(3) Kulturdauer 4..8 Wochen. Zeitpunkte wie Chinakohl. Die Aussaat in Erdtöpfe
ist besser als Direktaussaat, die Kulturdauerie ist auch etwa eine Woche
kürzer und es gibt weniger Schosser. Bestandsdichten je nach zu erzielen-
der Kopfmasse:
200..400g : 13..20 Stück/m², 100..150 g: 25..50 Stück/m².
(4) Der Anbau ist auch in Mitteleuropa möglich, die Ansprüche gleichen denen
der anderen Kohlarten. Aussaat im Frühjahr oder Sommer dünn in Reihen an
Ort und Stelle oder ins Saatbeet. Pflanzabstand 15..20 cm.
ERNTE
(1) Ab Oktober bis Dezember können 4..5 kg/m² Chinakohl geerntet werden. Die
optimale Kopfmasse bis zu 1 kg vermeidet Innenbrand [7].
Vor stärkeren Frösten gräbt man sie mit Wurzelballen aus und schlägt sie im
luftigen Keller, in abdeckbaren Erdgruben oder in Frühbeeten ein. Das Ein-
schlagsubstrat (Sand) ist stark anzufeuchten, die Temperatur liege unter
6 °C, die Luftfeuchte unter 65 %. Neben dem Lüften kommt auch ein Frost-
schutz mit Matten in Betracht. Spät geernteter Chinakohl (Mitte November)
ist besser lagerfähig. Ein Viertel der Masse ist Abfall.
Chinasalat bringt im Gewächshaus im März 6..8 kg/m², im Mai sogar 11..13
kg/m². Gutes Erntegut besteht aus festen Köpfen, ohne lockere Seitenblätter,
ohne Schosser. Kopfmindestmasse 0,5 kg.
Verpackung: Bis zu 15 kg in Steige A.
Transportdauer: höchstens 2 Tage.
Lagerung: Bei -0,5 .. +0,5 °C und 95 % Luftfeuchte bis zu 8 Wochen, zu-
sätzlich in Folie bis zu 12 Wochen. Den Köpfen ist ein Kranz Umblätter zu
belassen.
(3) Ernte 5..7 Wochen nach der Pflanzung. Ertrag vom Freiland 3..6 kg/m², unter
Glas bis 8 kg/m².
Verpackung zu 6 kg in Steigen oder auch in Folie eingeschweißt.
Pakchoi ist frostempfindlich und schlechter lagerfähig (bei 0°C und 95 %
Luftfeuchte bis 28 Tage, bei 12 °C und 80 % : 8..11 Tage). [2]
Blätter und Stiele als Salat oder gedünstet (5..10 min bei 100 °C)
(4) 8..10 Wochen nach der Aussaat beginnt Chieh Lan seine fleischigen, finger-
dicken Blütenstände zu schieben. Sie werden, bevor sich die Knospen öffnen,
bei einer Länge von 20 cm geerntet. Werden die Köpfe regelmäßig abgeschnit-
ten, kann die Ernte bis in den Herbst ausgedehnt werden.
VERWERTUNG
(1) Frischverzehr, Rohkost, Salat. Evtl. gekocht (15 min bei 100 °C), Rippen
wie Spargel. Silage wie Sauerkraut.
(4) Zubereitung wie Spargel oder Brokkoli, auch die oberen Blätter werden
mitgegessen.
SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Alternaria-Blattflecken, Blattläuse, Erdflöhe, Innenbrand, Kohleule, Kohlfliege,
Kohlhernie, Rostpilze. Gegen Insekten kann Vlies aufgelegt werden.
ARBEITSKALENDER
1 Gewächshaus: Pflanzung
A3 .. E3 nicht heizbares Haus: Pflanzung
E3 .. E4 Gewächshaus: Ernte
A5 .. E5 Ernte im nicht heizbaren Haus
M7 Aussaat ins Freiland bzw. Erdpresstöpfe, kurz nach dem
Auflaufen flüssig düngen
A8 Pflanzung der Juli-Aussaat
M8 Stickstoffgabe, hacken, anhäufeln
E8 .. A9 Stickstoffgabe, hacken
E10..M11 Ernte und Einschlag
SORTEN
(1)(2) 1977 kannte man in Taiwan 660 Chinakohlsorten! Die modernen F1-Hybriden
sind alle sehr ertragreich und unterscheiden sich nicht übermäßig, z.B.
Bilko, Chorus, Granat, Greenwich, Kaboko, Kasumi, Manoko, Mitsuba, Mizuma,
Morillo, Nemesis, Nikko, Optiko, Osiris, Parkin, Questar, Richi, Storkin,
Yamiko, Yuki [7][8]
(3) Pak Choi, Canton Nain, Joy Choy, Hypro F1, Mei Quing Choi, Mini-Pak-Choi,
[9]: Granaat, Hilton, Kiseki, Questar , Richi, Scarvita, Storkin, Yuki (nur 100 g)[5], Taisai
LITERATUR
[1] STALLMANN, J.: "Vermarktung und Qualitätskontrolle bei Chinakohl",
Gartenbau (1991), 11, 10-13
[2] VOGEL, G.: "Pakchoi - Blattstielkohl mit kurzer Kulturdauer",
Gartenbau (1991), 11, 4-6
[3] Gartenbau (1988), 10, 289
[4] GEHLSEN, M.: "Chieh Lan aus den Reich der Mitte", Neue Deutsche Garten-
zeitung (1991), 25/26, 21
[5] VOGEL, G.: Pak Choi, TASPO Gartenbaumagazin (1995) 5, 40
[6] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[7] Verband der Landwirtschaftskammern (Hrsg.): Versuche im deutschen Garten-
bau / Gemüsebau (2003) 031-032 (A. MAYNC, B. RASCHER, W. SCHUBERT). Rhei-
scher Landwirtschafts-Verlag Bonn
[8] Graines Baumaux Printemps 2008 (Versandkatalog Frühjahr 2008), Nancy 2007
[9] Baumaux Printemps 2020 Mirecourt
Zum Anfang dieses Kapitels