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ERLE

 
NAMEN
(1) Schwarzerle, Roterle, Eller
Alnus glutinosa (L.) GAERTN.
E: alder, F: aune, I: ontano, N: els, R: olcha, S: aliso, chopo, alamo
negro
(2) Grauerle, Weißerle
Alnus incana (L.) MOENCH
(3) Herzblättrige Erle, Italienische Erle
Alnus cordata (LOISEL.) DESF.

BOTANIK: Fam. Betulaceae (Birkengewächse)
(1) Baum, Höhe bis 20 m. Äste ziemlich waagerecht. Rinde schwarzgrau, dunkler
als (2). Blätter mit 5..8 Seitennervenpaaren, rundlich, stumpf, schwach ge-
sägt, kahl, im Frühjahr klebrig, gestielt, 4..9 cm lang, unterseits blaugrün.
Blüte März bis April, weibliche in Kätzchen. Einhäusig. 2n=28. Zapfen eiför-
mig, schwarz, gestielt.
Die Wurzel gewinnt mit einem Pilz in korallenartigen Knöllchen Stickstoff
aus der Luft, dadurch kann sich die Erle erlauben, im Herbst das Chhloro-
phyll nicht zur Stickstoffrückgewinnung abzubauen, daher fallen die Blätter
ohne Herbstfärbung grün ab. Alter bis 100 Jahre.
Bilder Erle 1 Erle 2
(2) Baum 15..25 m hoch. Rinde hellgrau, lange glattbleibend. Blätter 4..10 cm
lang, gestielt, eiförmig, zugespitzt, doppelt gesägt, unterseits graugrün,
behaart, nicht klebrig. Blüte vor Laubaustrieb Ende Februar bis März.
Einhäusig. Männliche Kätzchen hängend, braun, weibliche grün bis rötlich,
sitzend, im Herbst schon angelegt. 2n=28. Zapfen unreif grün, später
schwarz. Reichliche Wurzelbrutausbildung, ebenfalls in Symbiose mit dem
Strahlenpilz Actinomyces alni.
(3) Baum bis 20 m hoch, Krone kegelförmig, ähnelt eher einem Birnbaum als einer
Erle. Männliche Kätzchen, blass purpurn, dann Februar..April goldgelb, stäu-
bend, 7..10 cm lang, zu 3 bis 5 zusammen. Frucht eiförmig, 25 x 18 mm groß.
[4]

VORKOMMEN
(1) Brüche, Niederungswälder, Auen, Bachläufe, Weidengebüsche, Boden nährstoff-
reich, aber nicht zu sauer. Erlenbrüche sogar auf sauren Flachmooren.
Lichtbaumart.
(2) Alpenflüsse. Bachläufe, aber auch auf trockeneren Böden, kalkhold.
(3) Durch ihren starken Wuchs gilt sie als invasiver Neophyt. Sie ist noch
nicht sehr verbreitet, muss aber im Auge behalten werden.

WERT
(1) Holz gelblich bis hellrot, sehr wasserbeständig, trocknet schnell, Dichte
trocken 0,53 kg/l, gut beiz- und polierbar. Wasserfestes Bauholz.
Die jungen Blätter (Folium alni) und die Rinde (Alni cortex) enthalten
10..20 % Gerbstoffe, Lignane, Anthrachinone (Emodin), sie schmecken bitter,
zusammenziehend. Gegen Darmkatarrhe, Durchfälle, innere Blutungen, Erkäl-
tungen, Fieber, Mandelentzündung, Mundschleimhautentzündung. Blätter äußer-
lich gegen rissige Haut.
(2) Pionierholzart für kalkhaltige Halden.
Die Rinde enthält reichlich Gerbstoff und kann wie (1) verwendet werden.
(3) Schön und sehr starkwüchsig, in 20 Jahren erreicht sie 15 m. [4]

ANBAU
(1) Die Schwarzerle eignet sich sehr gut zur Aufforstung von Kippen und
Halden als Pionierholzart, da sie Böschungen durch ihr Wurzelwerk befes-
tigt, sich aber auch wieder gut roden lässt.

ERNTE
(1) Blätter von April bis Mai pflücken; Rinde von März bis Mai, am besten
von jungen Ästen gefällter Bäume schälen.
Bei Fällen färbt sich die Schnittfläche am Rand rot, daher auch der Name
Roterle.

VERWERTUNG
(1) Holz geeignet für Schnitz- und Drechselarbeiten, Furnier, Unterwasserbau
(früher zu Brunneneinfassungen). Das Holz ist leicht, weich, gut spaltbar.
Bei Lufteinwirkung schnell rotbraun.
Tee (2 Teel/Tasse kochendes Wasser, tagsüber trinken oder auch gurgeln).
Erlenrinde wurde zur Verfälschung von Faulbaumrinde benutzt.

KRANKHEITEN, SCHÄDLINGE
Wurzelhalsfäule (Phytophtora) durch Befall unter Wasser. Die befallenen Erlen
sterben nach 2..3 Jahren ab. Man hofft durch Auslese resistenter Exemplare auf
gesündere Bestände. [3]

HISTORIE
In den germanischen und slawischen Sprachen gibt es den Baumnamen in verschie-
denen Abwandlungen, die Grundform ist alisa.
Auf Grund ihres Standortes in nebelfeuchten Lagen hat sie Einzug in die Litera-
tur gehalten (jedem erinnerlich: GOETHES "Erlkönig", von den geheimgehaltenen
Modellen der Autoindustrie auf Probefahrten ganz zu schweigen).

LITERATUR
[1] LICHTENSTERN, H.; J. VOLAK, J. STODOLA: Schwester Bernardines große Natur-
apotheke, Mosaik Verlag München 1983
[2] SCHRETZENMAYR, M.: Taschenbuch der heimischen Bäume und Sträucher, Urania-
Verlag Leipzig/Jena/Berlin, 6. Aufl. 1968
[3] Bayrisches Fernsehen, Unser Land, 19.7.2002
[4] MITCHELL, A.: Die Wald- und Parkbäume Europas, Paul Parey Hamburg und Ber-
lin, 2. Aufl. 1979

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