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FEUERBOHNE

 
NAMEN: Feuerbohne, Blumenbohne, Prunkbohne, Türkenbohne, Welsche Bohne,
Wollbohne, Schminkbohne

Phaseolus coccineus L. (syn Ph. multiflorus (LAM). WILLD., syn. Ph. vulgaris
L. var. coccineus L., syn. Lipusa multiflora ALEF.)

E: scarlet runner, F: haricot d'Espagne, I: fagiolo di Spagna,
R: turezkaja fasolj, S: haba de España, U: tüzbab, törökbab

BOTANIK: Fam. Fabaceae (Schmetterlingsblütler)
Einjährig, auch ausdauernd (zweijährig) durch unterirdische Wurzelknollen.
Höhe 2..4(..7) m, Stengel unten rund, oben sechskantig, Linkswinder. Blätter
groß, rauh behaart, ganzrandig, unterseits heller mit Drüsenhaaren, die hygro-
skopisches Kaliumcarbonat ausscheiden können. Blüte Juni bis September, schar-
lach- bis feurigrot, seltener weiß, 15..30 mm groß, zu 6..10 Paar in 25..35 cm
langen Trauben; tagneutral, 2n=22, vorwiegend selbststeril, Bestäubung durch
Hummeln und Bienen. Meist nur 3..4 Hülsen je Blütenstand, bis zu 40 cm lang,
rauh, Samen groß, violett, schwarzgefleckt bei rotblühenden Sorten oder weiß
bei weißblühenden Sorten.
Bild 1 Bild 2 Bild 3
Samen Feuerbohne
Als Stammart wird Phaseolus formosus (HUMB.) BOMPL. et KUNTH in Mexiko vermutet.

WERT
wie Stangenbohne, aber fleischiger. Die Hülsen haben aber starke Fäden, mit zu-
nehmendem Alter wird auch die Innenschicht der Hülsen hart, so dass sie als
grüne Bohnen nur jung gut genießbar sind. Die Samen enthalten u.a. die Tri-
terpen-Saponine I, II und V. In 100 g Hülsen sind enthalten: 76 g Wasser; 7 g
Eiweiß; 1 g Fett; 13 g Kohlenhydrate; 3 g Ballaststoffe; Energie 350 kJ.
Mineralstoffe (in mg: 25 Ca; 2 Fe; 360 K; 38 Mg; 27 Na; 95 P; 0,28 Zn).
Vitamine (in mg: 0,13 Karotin; 0,23 B1; 0,14 RF; 0,04 FS; 0,2 B6; 33 C; 0,6 E).
Zusätzlich zu Schmuckzwecken, Bekleidung von Wänden und Pergolen.
100 g Trockenbohnen enthalten 18,4 g Protein, 1,8..2,9 g Fett, 6,8 g Rohfaser,
40..62 g Kohlenhydrate, 15 g Wasser.

KENNZAHLEN
TKM=600..1200 g. Keimgewähr 5 Jahre, Mindestkeimfähigkeit 85 %, Keimdauer
7..12 Tage. Sätiefe 3..5 cm, Reihenabstand über 0,8 m. Abstand der Horste in
der Reihe 0,6 m oder Doppelreihe um die Stangenreihe mit Abständen von 10 cm.
Ertrag: 4..7 kg/m², Pflückleistung 10 kg/AKh.

ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME
Frostempfindlich, aber weit weniger als die Stangenbohne. Will sonnige, warme
Lage bei uns, ist aber für tropische Temperaturen (schon in Südeuropa) nicht
gut geeignet.

WASSER
Die Feuerbohne liebt hohe Luftfeuchtigkeit. Einsatz der Beregnung erst ab
Blühbeginn.

BODEN
Tiefgründig, durch Herbstgrabung tief gelockert; nährstoffreich, nicht zu
leicht. Bodenreaktion neutral, pH 6,5..7,8

FRUCHTFOLGE
1. oder 2. Tracht, Anbaupause mehr als zwei Jahre.
Geeignete Vorfrüchte: Gurke, Kartoffel, Porree, Rote Rübe, Sellerie, Spinat,
Tomate, Zwiebel

NÄHRSTOFFE
Wenig salzverträglich, chlorfeindlich, empfindlich gegen frische Kalkung.
Stickstoff in Nitratform.

DÜNGUNG
Grunddüngung mit 60 g eines beliebigen Volldüngers.
Kopfdüngungen: 4 g N/m² zum Erscheinen der ersten normalen Blüten, nach 5..6
Wochen nochmals 4 g N /m².

ANBAUPRAXIS
Aussaat Ende April bis Mitte Mai um Stangengerüst, Pergola, Spalier oder auch
Zaun. Mischanbau mit Stangenbohnen bekommt beiden Arten nicht; namentlich über-
wachsen die Feuerbohnen die schwächeren Stangenbohnen.
Übrige Maßnahmen und Gerüstbau wie Stangenbohne

ERNTE und VERWERTUNG
Von Juli bis zum Frosteintritt im Oktober kann gepflückt werden. Bis auf ein-
zelne Hülsen für die Samengewinnung lässt man sie nicht zu groß werden, da sie
zu sehr an Qualität durch bastige, sehr stark fädige Hülsen verlieren.
Ab September verwertet man nur die noch weichen Samen. Getrocknete Samen muss
man länger einweichen und kochen.
In der Heimat der Feuerbohnen wurden die knolligen Wurzeln wegen ihres Stärke-
reichtums gegessen, auch sie besitzen den charakteristischen Bohnengeschmack.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Im Keimstadium Bohnenfliege, Erdflöhe, Virus

ARBEITSKALENDER
E4 Stangengerüst oder Spalier aufbauen
E4..A5 Aussaat
M6 Kopfdüngung
E7 Kopfdüngung
7..10 Ernte

SORTEN
Butler (ohne Fäden, 25 cm lang), Desiree (weißblühend, ohne Fäden,
virusresistent), Preisgewinner, Rotblühende, Mergoles (ohne Fäden),
Lady Di (ohne Fäden), Barot (buschförmig), Hestia (buschförmig)
Weiße Riesen, Zweifarbigblühende

HISTORIE
Ursprung Amerika. Wann sie zuerst in Europa Fuß fasste, ist nicht genau festzu-
machen. So wird ihr Anbau in England 1597 angegeben, dann habe der Holländer
HAINS ("Hainsbohne") sie 1635 gebracht und andererseits sei sie 1635 schon in
solchen Mengen angebaut worden, dass man Girlanden aus den blütentragenden Ran-
ken flocht. Ab 1654 wurde sie in ganz Europa angebaut. [2]
In Amerika ist ihr Anbau in Mittelamerika (Mexiko) verbreitet, dort werden ge-
nerell nur die Samen und eventuell die Wurzelknollen gegessen. Archäologische
Funde lassen sich in Amerika auf älter als 5500 v.u.Z. datieren. [1]
(Siehe auch Bohnen
Den Gattungsnamen allerdings benutzte schon ARISTOTELES, das griechische pha-
selos
heißt "Kahn" wegen der Hülsen.

LITERATUR
[1] KÖRBER-GROHNE, U.: Nutzpflanzen in Deutschland, Theiss Stuttgart 1987
[2] SCHUSTER, W.: Leguminosen zur Kornnutzung, http://www.genres.de/leguminosen
/feuerboh.htm (Abfr. 11/2006)

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