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FRAUENMANTEL

 
NAMEN
(1) Gemeiner Frauenmantel, Wiesenfrauenmantel, Sinau, Taublatt, Tränen-
schön, Johannisblume, Eisen-, Frauen-, Mantel-, Milch-, Silber-, Stern-
kraut

L: Alchemilla vulgaris L. (Sammelbegriff), speziell A. xanthochlora
ROTHM.

(2) Gemeiner Ackerfrauenmantel, Ackersinau
Aphanes arvensis L. (syn. Alchemilla arvensis (L.) SCOP.)

BOTANIK: Fam. Fam. Rosaceae (Rosengewächse)
(1) Es gibt über 50 Frauenmantel-Arten und -Unterarten, die auch durch Bastar-
disierung stark variieren, die Abgrenzung dürfte im Einzelfall schwer
fallen.[1]
Die massenhaften Vorkommen bestehen aber meistens aus dem hier beschriebe-
nen Gemeinen Frauenmantel.
Ausdauernd. Dicker, holziger, horizontaler, kurzer Wurzelstock. Blüten-
tragende Stengel verzweigt, Höhe 20..30 cm. Grundblätter als Rosette, nie-
renförmig, rundlich, graugrün, Breite 8 (..11) cm, langgestielt. Darüber
5..9lappig, gefaltet, bis zum Blattgrund sind die Lappen gesägt. Charak-
teristisch ist oft der schimmernde Tau- oder Regentropfen in der Blatt-
falte. Blüte Mai bis August, gelblichgrün, 3 mm breit, ohne Kronblätter,
in Trugdolden. Stengel graugrün bis gelblichgrün, behaart, längsfurchig,
hohl. Frucht klein, einsamig. Geruchlos, Geschmack des Krautes zusammen-
ziehend, bitterlich.
Bild Frauenmantel
(2) Einjährig, überwinternd. Niederliegend, bis 10 cm hoch. Kleine, keilförmi-
ge Blätter. Blüte klein, in Blattachseln sitzend.

WERT
(1) Das Kraut enthält Bitterstoffe, Gerbstoffe, 200 mg% Vitamin C, ätherisches
Öl, Saponin, Salizylsäure. Zeigt bei der Dünnschichtchromatographie 6
Zonen [3].
Appetitanregend, harntreibend. In der Volksmedizin zur Behandlung von
Frauenleiden, schlecht heilenden Wunden, Fieber, Erkältungskrankheiten,
Durchfall, Blähungen, Fettleibigkeit und Diabetes eingesetzt.
Wertvolle Futterpflanze. Wildgemüse. Nacktschnecken meiden meist den
Frauenmantel.
(2) Ihm fehlt die Heilkraft von (1), er ist auch nicht mehr zur Gattung Alche-
milla gestellt. Er enthält Gerbstoff im Kraut, adstringierend, einhüllend,
harntreibend, bei Nieren-, Blasenerkrankungen, Blasensteinen, Blasenentzün-
dung.
Der Ackerfrauenmantel wird als Unkraut bekämpft.

VORKOMMEN
(1) an Waldrändern, nicht zu dichten Wiesen, Weiden, Feldwegen. Liebt nähr-
stoffreichen, nicht zu trockenen Boden.
(2) Er kommt auf nährstoffreichen, sandigen bis lehmigen, sauren Äckern vor.

SAMMLUNG und VERWERTUNG
Sobald der Tau abgetrocknet ist, sammelt man die Blätter ein in der Zeit von
Mai bis August während der Blüte. Die Blätter können Suppen und Salaten zuge-
setzt werden. Für die medizinische Anwendung werden die Blätter getrocknet
(Alchemillae herba). Als Tee 4 Teelöffel zerkleinerte Blätter (3 g) auf
250 ml kochendes Wasser, 10 min ziehen lassen. Tagesmenge innerlich 0,5 l bzw.
5..10 g trockenes Kraut. Badezusatz, Sitzbäder.
(2) Tee.

HISTORIE
Der Gattungsname tritt erst im 16. Jahrhundert auf und scheint mit "Alchemie"
in Verbindung zu stehen (arabisch al chemilla = kleine Alchemistin), da
die sich ansammelnden Tautröpfchen zu verschiedenen Wundermitteln verwendet
wurden.

LITERATUR
[1] ROTHMALER, W.: "Exkursionsflora", Kritischer Band, Volk und Wissen Verlag
Berlin 1976
[2] CHEVALLIER, A.: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen, München, 2. Aufl.
2000
[3] DAB 1999: Frauenmantelkraut

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