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GINSTER

 
NAMEN
(1) Färberginster, Färberkraut, Hasenbrahm, Gilbkraut, Goldkraut,
Stechpfriem, Weiberzorn

Genista tinctoria L. subsp. tinctoria
(2) Deutscher Ginster
Genista germanica L.
E: cat-whin, f: gênet épineux, I: ginestra spinosa
(3) Besenginster, Besenstrauch, Brambusch, Pfriemen
Cytisus scoparius (L.) LINK (syn. Sarothamnus scoparius (L.) KOCH)
E: broom, F: gênet à balais, I: citiso scopario, N: bezemstruik
(4) Spanischer Ginster, Besenginster
Spartium junceum L.
E: rush broom, F: gênet d'Espagne
(5) Stechginster
Ulex europaeus L.

BOTANIK: Fam. Fabaceae (Schmetterlingsblütler)
(1) Strauch, Höhe 0,3..0,6 m, dichtverzweigt, keine Dornen. Triebe starr auf-
recht, gefurcht, oben angedrückt, haarig. Blätter wechselständig, lanzett-
lich bis linealisch, bis 3 cm lang, kurze Nebenblätter. Kriechender Wurzel-
stock. Blüte goldgelb in endständigen, vielzahligen, 3..6 cm langen Trau-
ben, Juni bis August. 2n=48, 96. Hülsen.
Färberginster 1 Färberginster 2
(2) Strauch, ästig, dornig, Höhe 30..60 cm. Blätter elliptisch, 1..2 cm lang.
Blüte gelb, in endständigen Trauben, Mai bis Juni. 2n=42,44. Hülsen
länglich-oval.
(3) Triebe vierkantig, grün, Höhe 0,5..2 m. Blätter wechselständig, klein,
dreizählig. Blüten blattachselständig, gelb, 2 cm lang, Mai bis Juni.
2n=46. Hülsen flachgedrückt, rötlich, behaart, Samen schwarzbraun.
(4) Strauch, Zweige binsenförmig. Blätter linealisch, 10..25 mm lang.
Blüte gelb, in endständigen Trauben, in Mitteleuropa Juni bis September.
Hülse bis 8 cm lang, Samen rötlichgelb.
(5) Stachliger Strauch, 0,6..1,2 m hoch. Blätter dreiteilig, nadelig, 2 cm
lang, Hülsenfrüchte zottig behaart.

VORKOMMEN
(1) Lichte Wälder, Waldränder, Trockenwiesen, Wegränder
(2) Trockene Kiefernwälder, Magerrasen, sandige Wiesen, Heiden
(3) Heiden, bodensauere Eichenwälder, Gebüsche, sonnige Hänge, kalkmeidend.
(4) Mittelmeerraum. Zierpflanze
(5) Westeuropa, Eichen-, Kiefernwälder, Heiden, Gärten

WERT
(1) Die Blätter und Blüten enthalten die durchdringend gelb färbenden Farb-
stoffe Genistein und Luteolin. Medizinisch sind im Kraut (Herba genista
tinctoriae
) Gerbstoffe und Alkaloide (0,3 %, Cytisin (Ulexin+Baptitoxin+
Sophorin), Anagyrin, Monolupin, Rhombinin, N-Methylcytisin=Caulophyllin,
Lupanin, Isospartein [3]) geschätzt. Stark harntreibend, abführend, gegen
Nieren- und Blasensteine, blutdruckerhöhend, Steigerung der Herztätigkeit,
Stabilisierung des Kreislaufs, Vertiefung der Atmung, Festigung der Gefäß-
wände, Milderung rheumatischer Schmerzen, Gicht, Kreuzschmerzen.
Zum Färben (von Wolle) wird diese Pflanze nicht mehr verwendet.
(2) Im Kraut sind bis 0,3 % Spartein, in den Samen Cytisin, Bitterstoffe,
Farbstoff Scoparin, enthalten. Giftwirkung wie (3). [3]
(3) Die ganze Pflanze ist giftig. Sie enthält Chinolizidinalkaloide (Spartein=
Pachycarpin, Lupinidin, Isospartein=Genistein, Oxyspartein, Sarothamnin,
Lupanin, Lupinin, Octalupin=Hyxdroxylupanin [3]), Glykoside, Gerbstoffe,
Bitterstoffe, Cumarsäure, ätherisches Öl.
Vergiftungssymptome etwa wie Nikotin: Tachykardie, Erbrechen, Durchfall,
Schwindel, Kopfschmerzen.[3]
Gegen Störungen des Kreislaufs und des Herzens, Angina pectoris, Herz-
schwäche, Blutandrang nach Brust, Hals und Kopf. Blutdruck erhöhend, harn-
treibend, steinlösend. Zur Geburtshilfe wegen der Anregung der glatten
Muskulatur [2].
(4) Im Kraut befinden sich Alkaloide (Cytisin, Methylcytisin, Anagyrin), in
den Blüten Spartein.
Vergiftungssymptome: Erbrechen, Nierenschäden, Atemlähmung.
(5) In Früchten und Trieben Cytisin, 1 % Anagyrin, Methylcytisin.

ANSPRÜCHE
(1) Lockerer Gartenboden, selbst in höheren Lagen kultivierbar. Wild an Wald- und
Wegrändern.
(3) Erfriert unter mitteleuropäischen Bedingungen leicht.

ANBAU
(1) Bei uns reift reichlich Samen. Aussaat im Frühjahr direkt ins Freiland,
Reihenabstand 40 cm, in der Reihe 20..25 cm. Boden im Sommer feucht halten,
öfter hacken. Im Herbst allenfalls gut verrotteten Kompost zwischen die
Reihen. Ernte der blühenden Zweige ist ab Juni möglich, man muss dabei ge-
nügend Augen an den stehenbleibenden Trieben lassen, um den Neuaustrieb zu
gewährleisten.[1]
(2) Aussaat im Mai auf ein Freilandsaatbeet oder in Gefäße. Die trocken ge-
lagerten Samen werden vorgequollen, kurz in kochendes Wasser getaucht oder
mit scharfem Sand geschüttelt. Durch das Anritzen sollen die hartschaligen
Samen besser keimen. Saat feucht, aber nicht nass halten. Im ersten Winter
Schutz oder Überwinterung unter Glas. Für Sorten eignet sich nur die Steck-
lingsvermehrung.

ERNTE
(3) Jüngste Triebe im Februar abschneiden, im Schatten trocknen, zerkleinern.

VERWERTUNG
(1) Medizinisch als Tee ("Brahmtee", 1 Teelöffel des geschnittenen, getrockne-
ten Krautes auf eine Tasse Wasser als Tagesration)
(3) Extrakte, Tinktur, Tee (2 Teel zerkleinerte Zweige auf 1 Glas kochendes
Wasser, 10 min ziehen lassen, tagsüber).

HISTORIE
Die Gattungsnamen leiten sich vom griechischen kytisos = Kleestrauch und dem
lateinischen genista ab. Sparton ist der Strick, das Seil und spartion
ein Strauch, dessen Triebe geflochten werden konnten.

LITERATUR
[1] SANDHACK, H.A.: "Die Kultur der Heilpflanzen", Neumann Verlag, Radebeul
Berlin 1953
[2] LICHTENSTERN, H., J. VOLAK, J. STODOLA: Schwester Bernardines große Natur-
apotheke, Mosaik Verlag München 1983
[3] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994

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