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GOLDRUTE

 
NAMEN
(1) Gemeine Goldrute, Echte Goldrute, Gülden Wundkraut, Heilwundkraut,
Heidnisch Wundkraut, Machtheilkraut, St.-Petrus-Stab, Waldkraut

L: Solidago virgaurea L.
E: Golden Rod Wort, F: verge
(2) Kanadische Goldrute
Solidago canadensis L.
(3) Riesengoldrute, Späte Goldrute
Solidago gigantea AIT.

BOTANIK: Fam. Asteraceae (Korbblütler)
(1) Ausdauernd. Höhe 0,6..1 m; Stengel aufrecht, rutenförmig, rund, gestreift,
unten violett. Blätter wechselständig, untere Blätter elliptisch, zuge-
spitzt, am Rande gesägt, zum Stiel verschmälert, lang gestielt, obere ganz-
randig, fast sitzend, zugespitzt. Geschmack schwach zusammenziehend.
Blüte Juli bis September, gelbe, 6..10 mm lange Köpfchen, Hüllblätter
dachziegelartig in mehreren Reihen, Randblüten schmal, Zungenblüten deut-
lich länger als die Hülle, in aufrechter, allseitswendiger Rispe oder
Traube. 2n=18. Fruchtknoten schon zur Blütezeit mit Pappus. Früchte 3..4
mm lang, ei- bis walzenförmig, gerippt, mit Haarschopf. Keimdauer rund 20
Tage. Dunkelkeimer. [7]
(2) Ausdauernd. Höhe 0,5..2,5 m, Stengel dicht abstehend kurzhaarig. Stengel-
blätter gesägt. Blüte August bis Oktober, Köpfchen einseitswendig, bogige
Rispen, gestielt. Korbboden kahl, Zungenblüten überragen die Hülle nicht.
2n=18. Ist in Europa massenhaft verwildert und verdrängt (1) aus ihren
Biotopen.
(3) Ausdauernd. Stengel grünlichgelb, teilweise rötlich, rund, gerillt, mit weiß-
lichem Mark. Blätter grün, sitzend, lanzettlich, Rand gesägt. Blütenstand
in einseitswendigen Trauben, am Stengelende in pyramidaler Rispe. [6]

WERT
(1) Die Goldrute enthält Flavonoidglykoside [1], Triterpensaponine (Virgaurea-
Saponine
1 und 2, Quercetin) sowie bisdesmosidische Phenylglykoside (0,01
..0,14 % Virgaureosid A und 0,08..0,52 % Leiocarposid, Nicotiflorin,
Chlorogensäure) neben Gerbstoffen (Catechine) und Bitterstoffen, ätherischen
Ölen, Phenylcarbonsäuren. Das Leiocarposid ist schwach schmerzlindernd (etwa
ein Viertel so stark wie Aminophenazon), fiebersenkend.
(Chemisch ist das Leiocarposid ein 4-beta-D-glucopyranosyloxy-2-hydroxy-3-
methoxybenzoesäure-2-glukopyranosyloxybenzylester ... noch Fragen?)
Das Virgaureosid A ist Salizylsäureester des Saligenins, es wirkt dadurch
entzündungswidrig, es ist oberflächenaktiv, aber nicht hämolytisch.
[2],[3],[4]
Die Droge wirkt harntreibend bei Störungen des Harnsäurestoffwechsels
(Rheuma, Gicht, Wassersucht), bei chronischen Nierenleiden (Entzündung,
Schrumpfniere, Steinen, Grieß), nervösem Bronchialasthma, bei Prostata-Ver-
größerung, Hautleiden (eiternde Wunden, Candida-Infektionen). Homöopathie
D0..D6.
Kann Kontaktallergie und Heuschnupfen hervorrufen.
(2) Die Kanadische Goldrute enthält einen Komplex von etwa 10 verschiedenen
Triterpensaponinen [5], ist aber als Heilpflanze (noch) nicht gebräuchlich.
(3) Das Kraut (Solidaginis herba), auch von (2) oder Hybriden soll mindes-
tens 2,5 % Flavonoide, berechnet als Hyperosid, enthalten. Im Dünnschicht-
chromatogramm 5 Zonen [6].


VORKOMMEN
(1) Verbreitet. Gedeiht selbst auf sehr schlechten, kalkreichen wie auf sauren
Böden, an Säumen, Gebüschen, Wäldern, Heiden, Magerrasen, Steinbrüchen,
Böschungen. Sonnige Stellen.
(2) Verdrängt die Echte Goldrute aus ihren Biotopen. Einst als Zierpflanze an-
gebaut, hat sie sich massenhaft zum Unkraut verwildert, sie ist ein invasi-
ver Neophyt.
(3) Wie (2) invasiver Neophyt.

ANBAUPRAXIS
(1) Gartensorten wünschen besseren Boden in Sonne oder nur schwachen Schatten.
Bei Trockenheit ist ausreichend zu wässern.
Vermehrung durch Teilung im Frühjahr oder durch Stecklinge. Sämlinge der
Kultursorten spalten zu sehr auf, außerdem gelten diese nicht als heilkräf-
tig. Abgeblühte Stände muss man abschneiden, ehe sie aussamen - oder man
darf sich über ein neues Unkraut freuen.

ERNTE
(1) Gesammelt werden die Blüten oder es wird das blühende Kraut ohne Wurzeln
(Herba Virgaureae) mit der Schere abgeschnitten, ehe die Blüten abgeblüht
sind. Trocknen in dünner Schicht.

VERWERTUNG
(1) Als Tee 6 Teel. Droge auf 2 Glas kaltes Wasser, tagsüber. Tinktur.
Frische Blätter oder pulverisiertes trockenes Kraut als Umschlag.

HISTORIE
Im Gattungsnamen sind offenbar solidum agaere = gesund machen enthalten.

LITERATUR
[1] SCHILCHER, H.: Deutsche Apotheker-Zeitung 105(1965),681
[2] METZNER, J.; R. HIRSCHELMANN, K. HILLER: Pharmazie (1984), 12, 869
[3] Pharmazie (1985), 11, 795
[4] Pharmazie (1986), 6, 415
[5] Pharmazie (1987), 9, 622
[6] EAB 4. Ausg. (2002) 4.00/1892, S. 2802
[7] DAB 2001: Echtes Goldrutenkraut

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