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GRÜNKOHL

 
NAMEN: Blattkohl, Blätterkohl, Braunkohl, Federkohl, Grünkohl, Krauskohl,
Winterkohl

L: Brassica oleracea L. convar. acephala (DC.) ALEF. var. sabellica L.
(syn. B. oleracea var. viridis)

E: kale, F: chou-vert, I: cavolo crespo, capuccio d'inverno, P: kapusta włoska,
R: seljonnaja kapusta, S: rizada, berza, bretones, U: kelkáposzta

BIOLOGIE: Fam. Brassicaceae (Kreuzblütler)
Zweijährig bzw. einjährig überwinternd. Blätter kräftig grün bis blaugrün,
gekraust. Haupttrieb verholzend. Höhe bis 0,7 m. Blüte Mai, gelb. 2n=18.
Bilder Grünkohl
Grünkohl-Samen

Siehe auch Futterkohl

WERT
In 100 g sind enthalten:
┌────────────────────────┬──────────────┬───────────────┬──────────────────┐
│ Hauptbestandteile │ Vitamine │ Mineralstoffe │ Sonstige │
├────────────────────────┼──────────────┼───────────────┼──────────────────┤
│ Proteine 4,3 g │ Karo 5,2 mg│ Ca 225 mg!│ Purin-N 14 mg │
│ Fette 0,5 g │ B1 0,1 mg│ Fe 2,2 mg │ Äpfelsäure 50 mg │
│ Kohlenhydrate 5,1 g │ RF 0,2 mg│ K 480 mg │ Oxalsäure 13 mg │
│ KH-Einheit 200 g │ PP 2 mg│ Mg 37 mg │ Zitronens.350 mg │
│ Ballaststoffe 1,7 g │ PS 1 mg│ Mn 0,5 mg │ ORAC 1770 µmol/g │
│ Mineralst.ges.g 1,6 g │ B6 0,2 mg│ Na 80 mg │ │
│ Basenüberschuss (*) │ FS 0,05mg│ P 87 mg │ Zn 0,33 mg │
│ Brennwert 190 kJ │ C 115 mg│ S 115 mg │ Wasser 86 g │
└────────────────────────┴──────────────┴───────────────┴──────────────────┘
(*) Der Basenüberschussbeträgt vor dem Frost 2,1 mmol/z; nachdem er durch-
gefroren ist, hat er Säureüberschuss von 1,9 mmol/z!
Die Samen enthalten 43 % Fette.

KENNZAHLEN
┌──────────────────────────┬─────────────────────────┬─────────────────────┐
│Aussaat │Pflanzung │Mengen │
├──────────────────────────┼─────────────────────────┼─────────────────────┤
│Keimgewähr 3..5 Jahre │Reihenabstand 40..50 cm │TKM 2,4 .. 4 g │
│Keimfähigkeit 85 % │in der Reihe 30..40 cm │Saatgut 0,07 g/m²│
│Keimdauer 6..9 Tage │Bestand 7..10 Stck/m²│ │
│Feldaufgang │ │Ertrag 1,5..2,5 kg/m²│
│Sätiefe 1..2 cm │Pflanztiefe u.U. tiefer │Abfall 0,3 kg/m²│
└──────────────────────────┴─────────────────────────┴─────────────────────┘
Saatgutbedarf 2 g/m² Anzuchtfläche bzw. 0,7 g für 100 Pflanzen;
Anzuchtfläche : Anbaufläche wie 1,6 : 100.
Bei Direktaussaat: Reihenabstand 30..40 cm, Abstand in der Reihe 20..30 cm,
Saatgutbedarf 1 g/m² (Engdrill).

ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME
Mindestkeimtemperatur 2..3 °C. Keimdauer in Abhängigkeit von der Temperatur:
60 Tage / 4°C, 24 d/6°C, 17 d/8°C, 13 d/10°C, 11 d/12°C, 8 d/16°C.
Verträgt sonst -8 °C sicher, bei Schneebedeckung fast völlig winterhart.
Sonnig bis halbschattig, im Winter Sonnenschutz.
Mäßig windempfindlich, jedoch bei schlechter Durchlüftung des Bestandes leicht
Mehltau-Befall.

WASSER
Vorwegbewässerung 30 mm zu Anfang Juli. Ab Mitte August bis Mitte September
20 mm je Dekade, Zusatzwassermenge 60..140 mm.

BODEN
Locker, feucht, am besten ist sandiger Lehm, aber auch leichter Sand bis
schweren Lehm. Bodenreaktion neutral bis alkalisch, pH 6,2..7,8.

FRUCHTFOLGE
Geeignete Vorfrüchte: Frühkartoffel, Erbse, Frühmöhre, Kopfsalat, Lauchzwiebel,
Spinat.
Ungeeignete Vorfrüchte: alle Kohlarten, Kohlrabi, Radies, Rettich, Kohlrübe
Geeignete Mischfrüchte: Beifuß, Buschbohne, Dill, Erbse, Endivie, Feldsalat,
Gurke, Kamille, Kopfsalat, Koriander, Kümmel, Mangold, Pfefferminze, Pflück-
salat, Porree, Radies, Rettich, Rhabarber, Rote Rübe, Sellerie, Spinat,
Stangenbohne, Tomate
Ungeeignete Mischfrüchte: andere Kohlarten, Erdbeere, Gemüsekürbis, Kartoffel,
Knoblauch, Senf, Zwiebeln
Ungeeignete Nachfrüchte: alle Kohlarten, Kohlrabi, Rettich, Schwarzwurzel

NÄHRSTOFFE
1. oder 2. Tracht. Humusentzug in 0,18 .. 0,21 kg/m² und Jahr.
Nährstoffentzug in g Reinnährstoff/m² und Vegetationsperiode bei
2 kg Ertrag/m²: 12,5 g N; 14,5 g K; 1,32 g P; 7,1 g Ca.
Müll-, asche- und gut salzverträglich.
Zur Steigerung der Frosthärte keine Kopfdüngung mehr nach Anfang August.

DÜNGUNG
Grunddüngung je m²: 2,6 P(I)..5,3 g P(III) P, 12 g K(I)..21 gK(III), 5 g N.
(Etwa 40..60 g Volldünger/m², nach dem Anwachsen nochmals die gleiche Menge).

ANBAUPRAXIS
Der Samen kann vor der Aussaat 20..30 Stunden vorgequollen oder 24..32 Stunden
vorgekeimt werden. Aussaat zur Verpflanzung Ende Mai bis Mitte Juni auf ein
Saatbeet, Pflanzung bei 10..15 cm Länge ab Mitte Juni bis Mitte Juli. Er darf
etwas tiefer gesetzt werden, als er vorher gestanden hat. Zu frühe Pflanzung
setzt die Frostwiderstandsfähigkeit herab; dazu Blattwerfen, was aber im Klein-
anbau nicht stört.
Direktaussaat (Engdrill) für das Mahdverfahren vom 20. Mai bis zum 10. Juni
mit 0,3 g Samen/m² oder erst Ende Juli bis Anfang August. Öfter hacken.
Chemisch kann Unkraut im Zweiblattstadium mit Desmetryn zwischen die Reihen
nach dem Anwachsen des Grünkohls bekämpft werden.

ERNTE
Erntezeitraum von November bis April, ab Januar ist mit stärkeren Verlusten
zu rechnen. Man bricht einzelne Blätter aus oder schneidet total unter dem
ersten gesunden Blatt ab. Eine begehrte Nachernte der Jungblätter im Frühjahr
heißt "Kohlkeimchen" oder "Sprossenkohl".
Grünkohl darf gefroren, aber schneefrei gehandelt werden. Der Strunk darf
nicht länger als 5 cm unter den Blättern stehen.
Verpackung: 7,5 kg in Steige A oder 5 kg im Netz.
Transportdauer nicht über 4 Tage.
Kühllagerung bis zu 10 Wochen bei -2 °C.

VERWERTUNG
Frischmarkt. Garzeit 40 min bei 100 °C oder 10 min bei 118 °C (Schnellkochtopf)
Kohlkeimchen zur sofortigen Verarbeitung; Suppe, Beilage. Gefrierkonserve.
Sterilkonserve (60 min bei 100 °C, nach 24 h nochmals 30 min bei 100 °C).

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Falscher Mehltau, Kohlläuse. Gegen Kohlmottenschildläuse sind Rapsölpräparate
zugelassen.

ARBEITSKALENDER
E5 .. A6 Direktaussaat/Engdrill
E5 .. M6 Aussaat auf Saatbeet
M6 .. M7 Verpflanzen
E7 .. A8 Direktaussaat für maschinelle Ernte. Hacken. Düngen.
8 .. 9 Bewässerung bei Bedarf
10 Erntebeginn
12 Ernteschluss nicht winterharter Sorten (Halbhoher)
1 Ernteschluss (Vitessa)
4 Ernteschluss (Niedriger)

SORTEN
Nicht winterhart: Halbhoher Grüner Mooskrauser, Westländer Herbst
Mäßig winterhart: Vitessa
Winterhart (bei Schneedecke): Niedriger (Grüner Feinstgekrauster), West-
länder Winter

Halbhoch: Halbhoher Grüner Mooskrauser, Lerchenzungen, Arsis
Alte Sorten: Altmärker Braunkohl braun und grün
[2]Autumn Star, Black Magic, Frostara, Halbhoher Grüner Krauser, Husar, (Kalette),
Lerchenzungen, Midnight Sun, Nero di Toscana, Pentland Brig, Redbor, Red Devil, Red Ruble,
Reflex, Rouge de Russie, Scarlet, (Snowdrop), Westländischer Winter


HISTORIE
Von THEOPHRAST (372-287) stammt die erste Erwähnung des Kohls (Historia und
Causae Plantarum
), PLINIUS (23-79) kannte olus, caulis (Stengelkohl), brassica,
COLUMELLA (um 50 u.Z.) noch cyma (Blumenkohl), halmyridion (wahrscheinlich
eben dieser Grünkohl). Ab 800 tauchen Bemerkungen auch im deutschsprachigen
Raum auf, wobei caulis für Stengelkohl bzw. Kohlrabi und kappus (caputium) für
Kopfkohl gilt. Wahrscheinlich gehen alle Kulturarten auf die grünkohlähnliche
Wildart Brassica oleracea L. zurück.[1]

LITERATUR
[1] KRÖBER-GROHNE, U.: Nutzpflanzen in Deutschland, Theiss Stuttgart 1987
[2] Baumaux Katalog Frühjahr 2020, Mirecourt

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