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GUAJAK
NAMEN
(1) Guajak, Pockholz, Pockenholz, Franzosenholz, Heiligenholz
L: Guaiacum officinale L.
E: Guaiacum, F: gaiac, I: guiacao, R: bakaut
(2) Guaiacum jamaicense
(3) Pockholz, Guaiacum sanctum L.
(4) Guaiacum coulteri A. GRAY
BOTANIK: Fam. Zygophyllaceae (Jochblattgewächse). Gattung mit etwa 6 Arten.
(1) Baum, 5..15 m hoch. Immergrün, Blätter 2..3-paarig gefiedert, breit ellip-
tisch, 4..8 cm lang. Blüten leuchtend tiefblau, 5-zählig, sternförmig.
Früchte flach oval..herzförmige Kapseln, schwach geflügelt, 2 cm groß.
(3) Wie (1), jedoch ist das Holz dunkler. Wahrscheinlich das dichteste bekannte
Holz. Splint blassgelb..braun, Kernholz dunkelbraun bis rötlichbraun.
VORKOMMEN
(1) Westindien, Südamerika, an trockneren Stellen im Regenwald
(2),(3) Mittelamerika bis Florida
(3) Karibik, Küstenwälder Brasiliens
(4) Mexiko
WERT
(1) Sehr schweres Kernholz (Dichte 1,3 kg/l!), würziger, phenolartiger Geruch,
dunkelgrünlich-braun bis schwarz, Faserverlauf wechseldrehwüchsig, Textur
fein, gleichmäßig. Sehr hohe Druckfestigkeit, aber ungeeignet zum Biegen,
ist schwer spanend zu bearbeiten, gut zu polieren. Extrem alterungsbestän-
dig.
Das Holz (Lignum vitae, Lignum Guajaci) enthält Lignane (Furoguaiacidin,
Guaiacin), Vanillin, Terpene, 5..6 % ätherisches Öl (Guajol, Guajazulen,
Guajoxid), 20 % Harz im Kernholz, im Splintholz nur 2..3 % aus alpha-
und beta-Guajakonsäure, Guttin (ähnlich dem Viscin der Mistel), Saponine
(Guajaksaponin mit dem Aglykon Oleanolsäure), Gummi. [1][4]
Die Abkochung wirkt örtlich betäubend, auf rheumatische Gelenke, Herpes-
bläschen [1], Angina, Pleuritis, Halsentzündung, früher gegen Syphilis
versucht, sonst auch gegen Schleimhautreizungen, Katarrhe, Lungenauswurf,
Lungenemphysem, Gicht, Niereninsuffizienz, Ödeme, Steinleiden [2].
Homöopathie D1..D4. Überdosierung innerlich bewirkt Magenbeschwerden mit
Koliken, Blähungen, Durchfall, Herzklopfen, Schwindel, Benommenheit, ma-
sernartige Hautausschläge. [4]
Das Harz riecht vanilleartig, der Geschmack ist kratzend; Licht und Sauer-
stoff ändern seine Farbe. Es enthält Guajakharzsäure, Guajaksäure, Guaja-
konsäure, Guajaksaponin, Guajakgelb, Vanillin. Harntreibend, abführend.
(3) wie (1). Homöopathie D1..D4 gegen Gesichtsschmerzen, Katarrhe der Atemwege,
Rheuma, Gicht. Wassertreibend, schweißtreibend, anregend auf Niere und Le-
ber. Das Holz ist geradfaserig, mit gleichmäßiger Struktur. Zwar schwer zu
fällen und zu bearbeiten, aber gut zu polieren.
ANBAU, VERWERTUNG
(1) Das Holz trocknet langsam und neigt zum Reißen. Selbstschmierend, daher
früher als Lagermaterial von Rollen in der Textilindustrie, beim Bootsbau,
Kegelkugeln aus Pockholz.
Der Handel ist durch Artenschutzabkommen beschränkt. [3]
Für Abkochungen wird das geraspelte Holz eine Stunde lang gekocht, oder
gepulvert oder als Extrakt bzw. Tinktur eingenommen. [2]
Guajakharz gewinnt man entweder aus ausgeflossenem Harz (Resina Guajaci
in Lacrimis) oder aus mit Seewasser ausgekochten Holzspänen oder aus ange-
bohrten, erhitzten Ästen (Resina Guajaci in Massis). Verwendung medizi-
nisch oder als Bestandteil von Möbelpolituren.
(2)..(4) wie (1) eingesetzt
(3) Das Holz zum Bau von Brücken, Schiffen, Musikinstrumenten, Werkzeugen, Grif-
fen, Möbel, Furniere, Schmuckgegenstände. Kegelkugeln wurden früher aus
Pockholz gefertigt, während man heute u.a. Hartgummi einsetzt.
HISTORIE
Guajak heißt der Baum auf Haiti. PARACELSUS hat gleich nach dem Eintreffen der
Pflanze in Europa u.a. medizinische Wirkungen beschrieben [5]. "Franzosenholz"
wegen der Anwendung gegen die Franzosenkrankheit (Syphilis).
LITERATUR
[1] CHEVALLIER, A.: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen, BLV München Wien
Zürich, 2. Aufl. 2000
[2] SIEGMUND, F.: Omas Lexikon der Kräuter- und Heilpflanzen, Bechtermünz/
Weltbild Augsburg Reprint 1997
[3] WALKER, A.: Nutzhölzer, Könemann Köln 1998
[4] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[5] PARACELSUS: Vom Holz Guaiaco gründlicher heylung. Nürnberg 1529
[6] SCHÜTT, P.u.a.: Bäume der Tropen, Nikol Hamburg 2004
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