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GUNDERMANN
NAMEN
(1) Gewöhnlicher Gundermann, Gundelrebe, Gundram, Erd-Efeu, Huder,
Guck-durch-den Zaun, Bund-Rebeli
L: Glechoma hederacea L.
E: ale hoof, groundivy, F: lierre terrestre, I: edera terrestre, N: hoonds-
draf
BOTANIK: Fam. Lamiaceae (Lippenblütler)
(1) Ausdauernd. Kriechendes Rhizom, Stengel kriechend, vierkantig, Höhe/Länge
0,2..0,4 m. Blätter gegenständig, gekerbt, nierenförmig, rundlich. Blüte
April bis Juni, blattachselständig, 10..28 mm lang, Krone blauviolett, Kelch
6 mm lang, Kelchzähne dreieckig-spitz, in 6-blütigen Quirlen. 2n=18.
Bild Gundermann
WERT
Unkraut, Wildgemüse. Geschmack etwas bitter, herb, zusammenziehend.
Gundermann enthält 5 % Gerbstoffe, Bitterstoffe (Glechomin, Marrubiin), Gle-
chomafuran, Glechomanolid, Säuren (Essigsäure, Weinsäure, Fettsäuren, Kiesel-
säure, Triterpencarbonsäuren, Ursolsäure, Oleanolsäure, Rosmarinsäure, Kaffee-
säure, Ferulasäure, Sinapinsäure), Cholin, Sesquiterpene, Flavonoide (Cymarosid,
Cosmosyrin, Hyperosid, Isoquercitin, Luteolon-7-diglucosid), Harze, Zucker,
Vitamin C, 0,05 % ätherisches Öl (Pinocamphon, Isopinocamphon, Menthon, Iso-
menthon, Menthol, Pulegon, Pinen, Limonen, p-Cymen, Linalool, Terpineol). [4]
Schleimlösend, blutreinigend, harntreibend, appetitanregend, besondere Wirkung
auf die Schleimhäute der Luftwege, gegen Lungenkrankheiten, asthmatische An-
fälle, Mittelohrentzündung, Nebenhöhlen, Hypoazidität, Sodbrennen, Magen-
schleimhautentzündung, Darmkatarrhe, Durchfall, Leber- und Milzstörungen, Hä-
morrhoiden, Hysterie, Katarrhe der Harnwege, Nierenbeschwerden, Arthritis, Rheu-
ma, tonisierend auf den Stoffwechsel [1], fiebersenkend. Ätherische Öle können
Eitergeschwüre heilen [2] (siehe unten HISTORIE).
Früher ein Vorläufer des Hopfens in der Bierbrauerei.[2]
Giftig für Pferde. [4]
ANSPRÜCHE
Anspruchsvoll, Komposthaufen, Gebüsche, Laubwälder, feuchte Wiesen, Brachen,
Schuttplätze, Raine.
ERNTE
Das gesamte blühende Kraut (Herba Glechoma) oder einzelne Blätter und Blü-
ten werden gesammelt. Hauptsammelzeit März bis Juni, später solange er noch im
Wachstum ist. Getrocknet in dünner Schicht im Schatten bis 35 °C.
VERWERTUNG
Als Wildgemüse und Würzkraut, zu Salat, Spinat, Kräutersuppen, Kräuterbutter,
getrocknet zu Kartoffeln, Kräuterquark.
Als Aufguss (2 Teel. Kraut je Tasse, 2..3 Tassen am Tag) innerlich oder als
Gurgelmittel oder als Badezusatz bei Wunden und Hautkrankheiten, Eiterbeulen,
Gicht. Homöopathie 3 x 10..15 Tropfen.
HISTORIE
Den Gattungsnamen hat LINNÉ 1737 nach glechon, einer Bezeichnung des DIOSKORI-
DES vermutlich aber für die Poleiminze, gewählt. Der deutsche Name lehnt sich
an das althochdeutsche "gund" für Eiter, faulige Flüssigkeit, Gift an.
"Gundermann" scheint eine Abwandlung des Namens Gundram im 12. Jahrhundert zu
sein. [5]
HILDEGARD schätzte den Gundermann hoch: "Die Gundelrebe ... hat die Kräfte von
Gewürzen, weil ihre viriditas sanft und nützlich ist, so dass ein Mensch, der
schon lange leidet und vom Fleisch gefallen ist, in einem mit Gundelrebe warm
gemachten Wasser baden soll, und er soll auch in einem Breigericht oder mit
Fleischgerichten oder in Pfannkuchen gekocht oft essen, und es wird ihm gar
viel nützen, weil der gute Saft den Menschen innerlich ausheilt." [6]
LITERATUR
[1] WILLFORT, R.: Das große Handbuch der Heilkräuter, Nikol Hamburg 1997
[2] PINI, U.: Das Gourmet Handbuch, Könemann Köln 2000
[3] LICHTENSTERN, H.; J. VOLÁK, J. STODOLA: Schwester Bernhardines große
Naturapotheke, Mosaik München 1983
[4] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[5] MARZELL, H.: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, 2. Bd., S. HIRZEL
Leipzig 1972 (Reprint Parkland Köln 2000)
[6] STREHLOW, W.: Die Ernährungstherapie der Hildegard von Bingen, Weltbild
Augsburg 2005
[7] HILLER, K., M.F. MELZIG: Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und
Drogen, area Erftstadt 2006
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