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HAFERWURZEL

 
NAMEN
(1) Haferwurzel, Lauchblättriger Bocksbart, Lauchbocksbart, Markwurzel,
Milchwurzel, Weißwurzel, Weißwurzel, fälschlich Salsifis

Tragopogon porrifolius L. ssp. sativus
E: Vegetable oyster, salsifis
(2) Haferwurzel, Hafermark, Milchblume, Morgenstern, Wiesenbocksbart
Tragopogon pratensis L.

BOTANIK: Fam. Asteraceae (Korbblütler)
(1) Zweijährig. Im ersten Jahr nur Blattrosette mit 25..30 porreeartigen
Blättern bis zu 60 cm lang. Im 2. Jahr aufrechter Blütenstengel, 1,2 m
hoch. Purpurne bis lila Korbblüte Mai bis Juli, 2n=12. Die Samen sind brau-
ne, behaarte Achänen, 12..14 mm lang, geschnäbelt, TKM=10 g, Keimfähigkeit
2 Jahre. Keimdauer 4..14 Tage bei 20 °C.
Wurzel 15..30 cm lang, 2..4 cm dick, außen gelblich, innen reinweiß, meist
beinig.
(2) Der Wiesenbocksbart bildet im ersten Jahr eine Blattrosette, im 2. Jahr
wird der Stengel bis 1,2 m hoch, er enthält süßliches Mark.
Blätter stengelumfassend, linealisch, pfriemlich zugespitzt.
Blüten Mai bis Juli, goldgelb, 2..3 cm groß, die sich gegen 14 Uhr schon
wieder schließen. 2n=12. Löwenzahnähnliche Blütenstände.
Wurzeln spindelartig, außen schwarz, fleischig. Bitterlicher Milchsaft in
allen Pflanzenteilen.

WERT
(1) Die Wurzeln schmecken austernartig oder in Richtung Spargel auch roh, sie
enthalten 8 % Inulin, Flavonglykoside (Isovitexin, Vitexin, Vicenin,
Orientin, Isoorientin, Lucenin
[1]). Blutdrucksenkend, gegen Arterio-
sklerose.
Die Samen enthalten 22 % fettes Öl, davon sind 43 % Epoxystearinsäure.
(2) Vorkommen auf feuchten Wiesen mit gutem Boden.
Die Wurzeln enthalten ebenfalls Flavonglykoside (Isovitexin, Vicenin,
Swertisin, Swertiajaponin, Orientin, Isoorientin, Lucenin) [1], Inulin,
Inositol, Mannitol, Sterine. Süßer Geschmack, leberstärkend, appetitanre-
gend, auch für Diabetiker geeignet.

ANSPRÜCHE, ANBAU, VERWERTUNG
(1) Die Haferwurzel ist weniger anspruchsvoll als die Schwarzwurzel und ist
auch noch auf schwerem Boden kultivierbar, der Anbau gleicht dem der
Schwarzwurzel. Sonnige, warme Lage, nicht zu trocken, tiefgründig, neutral
bis alkalisch (pH 6,5..7,5). Düngung wie Schwarzwurzel.
Aussaat für Wurzelgewinnung auf leichten sandigen, lehmigen, humosen und
kalkreichen Böden im April, Reihenabstand 25..35 cm, Abstand in der Reihe
6..15 cm. Sätiefe 2..3 cm. Zuatzbewässerung in Trockenperioden, da die
Haferwurzel bei Trockenheit vorzeitig schosst.
Die Wurzeln müssen im Herbst des ersten Jahres (Ende Oktober) geerntet
werden, später - vor allem nach der Blüte - werden sie holzig, sie sind
auch nicht ganz winterhart. Einschlag in Sand im Keller oder besser bis
zum Verbrauch im Boden lassen.
Die Wurzeln schält man unter fließendem Wasser und legt sie in angesäuer-
tes Wasser (Zitrone, Essig), damit der Milchsaft nicht gerinnt oder braun
wird. Dünsten in Salzwasser oder backen, zubereiten mit zerlassener Butter,
Muskat, Pfeffer, Käse oder Holländischer Soße. Garzeit 15 min.
Die Blätter können Salaten und Suppen zugesetzt werden. Für die reine
Blattnutzung im Frühjahr kann Juli bis August ausgesät werden.
Englische Sorten: Mammouth, Sandwich Island
Die Schwarzwurzel hat die Haferwurzel Anfang des 20. Jahrhunderts völlig
aus dem Anbau verdrängt. In Anlehnung an diese Art wurde die Schwarzwurzel
auch "Falsche" oder "Spanische Haferwurzel" genannt.
Siehe auch Schwarzwurzel

(2) Man kann sie in Salzwasser kochen. Die Blätter und Stengel vor der Blüte
ergeben nach Blanchieren ein spinatartiges Gemüse.

HISTORIE
Der Gattungsname setzt sich aus den griechischen tragos = Bock und pogon = Bart
zusammen. (Eine Abschweifung: "Tragödie" heißt "Gesang der Böcke", weil die
ersten Stücke in Satyrkostümen vorgetragen wurden).

LITERATUR
[1] Pharmazie (1988), 5, 305
[2] GLADIS, T.: Grüne Spezialitäten, GartenZeitung (1997) 9, 30-34
[3] VOGEL, G.: Haferwurzel, TASPO Gartenbaumagazin (1995) 6, 42

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