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HEDERICH

 
NAMEN
(1) Hederich, Ackerrettich
Raphanus raphanistrum L.
(1a) Landra, Raphanus raphanistrum ssp. landra
(1b) Meeresstrand-Hederich, R. raphanistrum ssp. maritima
( ) Graublättriger Hederich, Grauer Schöterich
Erysimum canescens ROTH siehe Schotendotter

BOTANIK: Fam. Brassicaceae (Kreuzblütler)
Einjährig. Stengel aufrecht, unten steifhaarig blaugrün, Höhe 0,3..0,6 m.
Blätter gestielt, unten leierförmig, oben lanzettlich.
Blüte Juni bis Oktober, hellgelb oder weiß mit violetten Adern, in Dolden-
trauben, 2n=18. Schote, 20..30 mm lang, zwischen den Samen perlschnurartig
eingeschnürt, 200..300 Samen pro Pflanze.
Verwechslung mit Ackersenf möglich.

VORKOMMEN
Kalkarme Äcker, Schuttstellen; frische, sandig-lehmige Stellen.

WERT
Die Samen enthalten Senfölglykoside (Sinalbin, Raphanisterin) und fettes Öl,
die grüne Masse enthält Thiozyanat. Bei starker Konzentration im Viehfutter
könnten Schäden wie beim Weißen Senf auftreten, die Milchqualität wird
schlechter. Junge Triebe und Blätter haben rettichartigen Geschmack, daher
roh zu Salaten oder 30 min gekocht zu Spinat. In der Volksmedizin gelegentlich
als Tinktur oder Verreibung bei Hautkrankheiten und Magenbeschwerden.
Als Unkraut überträgt und erhält der Hederich die Kohlhernie und andere Kohl-
krankheiten, fördert Rübennematoden und ist Wirt des Kohlweißlings.
Außerdem bindet der Hederich Nährstoffe (je m² 4,5 g N; 0,7 g P; 3,6 g K)
Zur chemischen Bekämpfung eignen sich fast alle Blatt- und Bodenherbizide.
(1a) Landra ist früher in Italien als Gemüse gegessen worden, seine Blätter
könnten auch heute noch Wildsalaten zugesetzt werden.

HISTORIE
Im Gattungsnamen stecken die griechischen rha = leicht und phainomae = gehe
auf, ein Hinweis auf den Unkrautcharakter. Der deutsche Name ist nicht leicht
zu erkären, vielleicht kommt es vom althochdeutschen Hathrih (hadu = Kampf,
rih = König, Kampf des Königs der Unkräuter gegen Getreide?).
Es wird vermutet, das der Rettich aus dem Hederich oder einer verwandten Art
(wie Landra, Italien) entwickelt ist, wenn schon nicht direkt, so doch durch
Einkreuzung. [1]
Vom Probeanbau des Meeresstrand-Hederich berichtet [1], dass dessen Rettich-Ge-
schmack für den frühgeschichtlichen Menschen schon von Wert gewesen sein müsse.

LITERATUR
[1] KÖRBER-GROHNE, U.: Nutzpflanzen in Deutschland, Theiss Stuttgart 1987

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