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HOPFEN

 
NAMEN
(1) Hopfen
Humulus lupulus L.
E: hop, F: houblon, I: luppolo, J: hoppu, N: hop, P: chmiel, R: xmeljw
(chmelj), S: lupulo
(2) Japanischer Hopfen
Humulus japonicus

BOTANIK: Fam. Cannabaceae (Hanfgewächse). Gattung Humulus mit zwei Arten.
(1) Ausdauernd, überdauert in starker, weit verzweigter Wurzel. Rechtswinder,
(im Uhrzeigersinn), krautig schlingend, mit Kletterhaken. Höhe 3..6 m, Ran-
kenlänge bis 9 m.
Blätter 3..5lappig, grob gezähnt. Blüte Juli bis Mitte August, zweihäusig
(die männlichen Pflanzen heißen Fimmel oder Femel wie beim verwandten Hanf),
fremdbestäubt, 2n=20.
Die männlichen Blütenstände sind weißlich-grüne, rispenartige Trugdolden;
die weiblichen erst gelbgrüne, dann gelbbraune, dichtblütige Scheinähren
(fälschlich: Zapfen), 2..5 cm lang, gestielt, eiförmig, mit vielen ovalen,
grünlichgelben, dachziegelig übereinanderliegenden Nebenblättern, dazwischen
(bei befruchteten Zapfen) Achänen. Fruchtknoten mit orangegelben, kleinen
Drüsen. [5]
Hopfen 1 Hopfenanlage Hopfendolden

WERT
(1) Die Hopfendrüsen enthalten 80 % Harz, davon 50 % Bitterstoffe (Humulon,
Cohumulon, Lupulon, Xanthohumol, alpha-Säuren), 1..3 % ätherisches Öl (davon
30..50 % Myrcen, 20..40 % Myrcenolester, 15..25 % Humulen, Farnesen, Caryo-
phyllen, Valeral). Das Xanthohumol, ein Polyphenol, ist ein Radikalfänger.
In vitro (im Reagenzglase) tötete es Krebszellen ab. Allerdings wird
Xanthohumol beim Brauprozess zerstört, besonders in klaren Bieren.
Die Bitterstoffe wirken beruhigend, angewandt bei Überempfindlichkeit, Auf-
regungszuständen, Einschlafstörungen. Schon der Geruch wirkt schlaffördernd
("Hopfenpflückerkrankheit"). Wassertreibend, gegen Harnsteine, Magenmittel.
Im Klimakterium wird oestrogene Wirkung entfaltet, es unterdrückt den Se-
xualtrieb durch Hormone wie Daidzenin und Genistein (die Hopfenpflückerinnen
bekamen ihre Monatsregel), auch verursachen sie den Bierbauch. [2]
Nach niederländischen Untersuchungen befördert Hopfen das Busenwachstum (vor
allem bei Frauen, die schon geboren haben) bis 35 ml bzw. bis 1 cm Umfang.
Der Hopfen im Bier wirkt allerdings nicht, da er zu sehr erhitzt wurde. [4]
Lupulon kann Tuberkelbazillen töten. Hopein ist in Wirklichkeit Morphium,
dazu Methylbutenol, das dem Schlafmittel Methylpentymol ähnlich ist [2].
Als Aromatikum in der Bierbrauerei. Die Brauer unterscheiden die Sorten in
Aromahopfen und Bitterhopfen.
Aus den Trieben lässt sich eine Faser aus reiner Zellulose gewinnen (Einzel-
fasern 10 mm lang, 0,016 mm dick), die für Papier geeignet ist.
Die Triebspitzen des Hopfens können Anfang Mai als wohlschmeckendes Wild-
gemüse (Hopfenspargel) verzehrt werden.
Hopfentriebe mit Blüten in Kleiderschränken sollen Motten vertreiben.
(2) In Japan Aufgüsse aus allen Pflanzenteilen als Kräftigungsmittel des Becken-
bereichs.

KENNZAHLEN
(1) Keimdauer 10..40 Tage bei Bodentemperaturen über 20 °C.

ANSPRÜCHE
(1) Feuchter, humusreicher Standort, milder warmer Lehm, Lehmmergel, kalkhalti-
ger, lehmiger Sand, Löß. Tiefgründig (4 m). Südhänge, windgeschützt, jedoch
nicht geschlossen und luftfeucht.

FRUCHTFOLGE
(1) Keine Schlehen (Hauptwirt der Hopfenblattlaus) und Brennesseln (Liebstöckel-
rüssler und andere) in der Nachbarschaft dulden.

NÄHRSTOFFE
Humusentzug 0,18..0,21 kg/m². Nährstoffentzug bei 200 g Trockenhopfen/m²:
18 g N; 3,5 g P; 14,9 g K; 21,4 g Ca; 3,3 g Mg.
Kalium bei der Frühjahrsdüngung nicht als Chlorid. Überdosierung von Kalium
sieht aus wie Magnesiummangel, eine Stickstoffüberdosierung führt zu üppigem
Wachstum, Lichtmangel und damit geringeren Blütenansatz mit Vergrünung der
Dolden. Stickstoff als Ammonsulfat oder Kalkammonsalpeter.
Als Mikronährstoff ist Bor wichtig.

DÜNGUNG
Bei 4..5 Stöcken/10 m² je m²: 17 g N, 7 g P, 20 g K. Alle zwei Jahre 3 kg
Stallmist je m², dazwischen kalken.
Phosphor als Superphosphat bei kalkreichem Boden im Frühjahr, sonst als
Thomasphosphat, Alkalisinterphosphat oder Mg-Phosphat im Herbst.
Kalium und Stickstoff zur Hälfte beim Aufpflügen im zeitigen Frühjahr. Die
zweite Hälfte Stickstoff Ende Mai, die zweite Hälfte Kalium im Herbst.

ANBAUPRAXIS
(1) Vermehrung
Vegetativ durch Fechser. Angebaut werden nur weibliche Pflanzen, da Befruch-
tung unerwünscht ist: Die Samen sind ölhaltig, was die Brauqualität vermin-
dert.
Pflege
Für den Anbau sind die bekannten Gerüste erforderlich, ein Anbau im Garten
ist nur zu Zierzwecken sinnvoll. Eine Hopfenanlage steht rund 30 Jahre.
Bild Hopfenanlage in Elsteraue/Gleina bei Zeitz
Mitte April werden die restlichen vorjährigen Triebe abgeschnitten und ange-
häufelt. Von den rund 40 Sprossen eines Hopfenstockes werden vier bis fünf
um den Draht geleitet, die anderen etwa 10 cm langen, rund 1..2 g schweren,
bleichen Triebe werden am Stock ausgebrochen und liefern den "Hopfenspargel".
Man kann aber auch noch die jungen grünen Triebspitzen (bis 10 cm lang) wie
Grünspargel genießen.
Fechser vom Winterschnitt kann man im Erdeinschlag oder Keller, ab Dezember
in mäßig warmem Mistbeet in sandiger Erde zu Hopfenspargel treiben.[3]

ERNTE
(1) Mitte August bis Mitte September erfolgt die Ernte der Blütenstände, indem
die Ranken vom Spalier gezogen und (heute maschinell) abgepflückt werden,
sie dürfen noch nicht braun sein. Ertrag 15(..25) dt/ha. Gedarrt auf 11 %
Restfeuchte.

VERWERTUNG
(1) Den Hopfenspargel lässt man 20 min in Salzwasser mit einer Zitronenscheibe
dünsten. Mit Butter oder im Salat ist er ein sündhaft teures Gemüse (50 Euro
/kg). Die Zapfen (Lupuli flos, früher Strobuli Lupuli) werden bei
40..50 °C getrocknet. Die dabei herausfallenden Hopfendrüsen (Glandulae
Lupuli
) für medizinische Zwecke sind nur ein Jahr lagerfähig. Als Tee
(1 Teel. der getrockneten Schuppen oder 6 Zapfen auf ein Glas kochendes Was-
ser, abends trinken).
Für Bier (siehe auch Gerste) setzt man - je nach Art - 150..450 g je Hekto-
liter ein, es wird zur Würzepfanne zugegeben, in der die Würze aus Malz zur
Abtötung der Enzyme gekocht wird [1]. Hopfen macht das Bier haltbarer und
aromatischer, er fördert die Klärung, er wirkt auch der Gärung in gewissem
Maße entgegen. Je weicher das Brauwasser ist, desto mehr Hopfen verträgt es.
Zu Bier siehe Gerste
Hopfenextrakt entsteht aus der Extraktion der Hopfendolden mit Kohlendioxid
oder Ethylenchlorid unter Druck oder Alkohol. Dazu kann maschinell gepflück-
ter (eventuell mit Blattstücken verunreinigter) Hopfen eingesetzt werden, im
Extrakt sind weniger Pestizide enthalten.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
(1) Hopfenblattlaus, Hopfenerdfloh (=Hanferdfloh), Echter und Falscher Hopfen-
mehltau, Hopfenzünslereule, Hopfenrüssler (Neoplinthus poreatus PANZ.),
Hopfenwurzelspinner (Hepialus humuli L.), Rußtau, Spinnmilben, Tagpfauen-
augenraupen

ARBEITSKALENDER
(1) 3 Pflügen, Düngen mit Phosphat, der Hälfte Stickstoff
M4.. A5 Rückschnitt der alten Stummel, anhäufeln.
Überflüssige Sprossen ausbrechen
5 1/2 Kali
E5 1/2 Stickstoff
E8.. M9 Doldenernte, Dauer rund 4 Wochen

SORTEN
(1) Aromahopfen ist weniger bitter, teurer als Bitterhopfen.
Braustern, Bullion, Fuggle, Goldhopfen Aureus, Hallertau, Herkules (Er-
trag etwa 25 dt/ha), Hüllers Bitterer, Hallertauer Magnum, Hallertauer Tau-
rus, Nordischer Brauer, Nugget (12 % alpha-Säure-Gehalt), Orion, Perle,
Saatzer, Saladin, Tettnanger Frühhopfen (schwachwüchsiger) u.a.


HISTORIE
Der Gattungsname rührt vom slawischen chmeli her, daraus wurde im frühen Mittel-
alter ein lateinisches humlo. Nach der "ordentlichen" Latinisierung entstand
humulus, aus dem sich wiederum unser deutscher "Hopfen" bildete.

BBCH-Codierung der phänologischen Entwicklungsstadien [6]
von Hopfen [ROSSBAUER et al. 1995]
Code Beschreibung
0: Austrieb
00 Vegetationsruhe: Stock in Ruhestadium - ungeschnitten
01 Vegetationsruhe: Stock im Ruhestadium - geschnitten
07 Beginn des Wachstums der Sprossknospen
08 Austrieb: Sprosse durchbrechen die Bodenoberfläche - ungeschnitten
09 Austrieb: Sprosse durchbrechen die Bodenoberfläche - geschnitten
1: Blattentwicklung
11 1. Laubblattpaar ist entfaltet
12 2. Laubblattpaar ist entfaltet, Beginn der Windefähigkeit
13 3. Laubblattpaar ist entfaltet
.. Stadien fortlaufend ...
19 9 oder mehr Laubblattpaare sind entfaltet
2:Entwicklung von Seitensprossen
21 1. Seitentriebpaar sichtbar
22 2. Seitentriebpaar sichtbar
23 3. Seitentriebpaar sichtbar
.. Stadien fortlaufend
29 9 und mehr Seitentriebpaare sichtbar (Seitentriebe 2. Ordnung entstehen)
3: Längenwachstum
31 10 % der Gerüsthöhe erreicht
32 20 % der Gerüsthöhe erreicht
33 30 % der Gerüsthöhe erreicht
.. Stadien fortlaufend ...
38 Gerüsthöhe erreicht
39 Ende des Längenwachstums
5: Entwicklung der Blütenanlagen (Infloreszenzen)
51 Infloreszenzknospen sichtbar
55 Infloreszenzknospen vergrößert
6: Blüte
61 Beginn der Blüte: etwa 10 % der Blüten geöffnet
62 Etwa 20 % der Blüten geöffnet
6. Stadien fortlaufend... 65 Vollblüte, 50 %
69 Ende der Blüte
7: Zapfen- ("Dolden"-)entwicklung
71 Beginn der Ausdoldung: 10 % der Blütenstände haben sich zu "Dolden"
entwickelt
75 Halbe Ausdoldung: Dolden über die gesamte Trieblänge sichtbar, Dolden
weich, Narben noch vorhanden
79 Volle Ausdoldung: fast alle Dolden haben Endgröße erreicht; Hoch- und
Deckblätter leicht gespreizt, grasgrün
8: Fruchtreife
81 Beginn der Reife: 10 % der Dolden geschlossen
82 20 % der Dolden geschlossen
83 30 % der Dolden geschlossen
.. Stadien fortlaufend ...
89 Pflückreife: Dolden geschlossen; Lupulin goldgelb gefärbt; Aroma ausge-
prägt
9: Eintreten der Vegetationsruhe
92 Überreife: Dolden gelb-braun verfärbt; Aromaverschlechterung
97 Vegetationsruhe: Oberirdische Teile abgestorben

LITERATUR
[1] OST-RASSOW: Lehrbuch der chemischen Technologie, J.A.Barth Verlag
Leipzig, 26. Aufl. 1955
S.804
[2] POLLMER, U., A. FOCK, U. GONDER, K. HAUG: Prost Mahlzeit! Kiepenheuer &
Witsch, Köln, 2, Aufl. 2001
[3] HAMMES, C., A. ECKEL, W. SCHNITZLER: Ertrag und Qualität von Hopfenspros-
sen als Treibgemüse, Gartenbaumagazin (1992) 8, 44-46
[4] Norddeutscher Rundfunk N3 19.10.2001
[5] EAB 4. Ausg. (2002) 4.00/1222, S. 2035: Hopfenzapfen
[6] MEIER, U./BBA: Entwicklungsstadien mono- und dikotyler Pflanzen - BBCH-
Monografie, 2. Aufl. 2001; http://www.bba.bund.de/nn_814242/DE/veroeff/
bbch/bbch_node.html (Abfr. 3/2007)

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