Zurück zur Startseite
Voriges Kapitel Huituc, Genipabaum
Folgendes Kapitel Hundswürger

HUNDSKAMILLE

 
NAMEN
(1) Edel-Hundskamille, Römische_Kamille, Gartenkamille
Anthemis nobilis L. (syn. Chamaemelum nobile (L.) ALL.)
(2) Hundskamille, Ackerhundskamille
Anthemis arvensis L. (syn. Matricaria perforata MÉRAT)
(3) Stink-Hundskamille
Anthemis cotula L.
(4) Färber-Hundskamille
Anthemis tinctoria L.

BOTANIK: Fam. Asteraceae (Korbblütler). 2n=18.

(1) Römische Kamille
Ausdauernd, tiefliegender Wurzelstock, niederliegende bis aufsteigende
Stengel, Höhe 15..30 cm. Blätter doppelt fiederspaltig, 2..4 cm lang, Ab-
schnitte linealisch spitz und stachelspitzig, 2..3 mm lang, graugrün
(flaumig behaart) bis sattgrün.
Blüte Juli bis September, 8..25 mm breit, ähnlich der Echten Kamille, nur
ist der Blütenboden kegelförmig verlängert und voll. Hüllkelch aus 2..3
Reihen dachziegelig angeordneter Blättchen. Einzelblüte zungenförmig,
blassgelbe zentrale Röhrenblüten.
Geruch stark aromatisch, Geschmack würzig-bitter.

WERT
Die Blüten (Chamomillae romanae flos) enthalten Bitterstoffe, Harze;
in bis zu 0,35 % (Blüten 1 %) ätherischem Öl (lt. Vorschrift > 7 ml/kg TM)
stecken Ester der Angelika-, (daraus Tiglin-) und der Isobuttersäure,
Chamazulen, Azulen (=Coerulein, blau) und Anthemol [1] sogar in höheren
Mengen als die Echte Kamille.
Die Hundskamille enthält aber auch das Sesquiterpenlacton Anthecotulid,
das sehr allergisierend wirkt [2]. Die Wirkung ähnelt sonst der Echten
Kamille, schmerz- und krampfstillend, entzündungswidrig, beruhigend, aber
auch abortiv, d.h. Schwangere dürfen diese Art nicht innerlich verwenden.
Die Blüten sind jedoch bedeutender für die Kosmetik (Haarpflege). Die un-
gefüllten Formen dienen nicht so sehr der Drogengewinnung, sind aber eine
gute Bienenweide.

KENNZAHLEN
Reihenabstand 0,4..0,5 m, Abstand in der Reihe 0,4 m. Bestandsdichte 6..8
Stück/m².

ANSPRÜCHE
Boden feucht bis frisch, auch Gartenboden.

ANBAUPRAXIS
Die Römische Kamille wird nur vegetativ vermehrt (April), mit dem Spaten
geteilt und gepflanzt. Aussaat ist ungünstig, da die Nachkommen aufspalten.
Hacken zur Unkrautbekämpfung. Standzeit 2..3 Jahre.
Im Winter sollte Schutz durch Reisig gegeben werden.
Ernte ab Juni bis Spätherbst, trocknen und verwenden wie Echte Kamille.
Im Produkt dürfen höchstens 3 % Blütenköpfe unter 8 mm sein.

(2) Ackerhundskamille
Einjährig, einjährig überwinternd, Höhe 15..50 cm. Blätter fiederspaltig,
2..3zähnige Zipfel, Spreublätter ganzrandig, lanzettlich, stachelspitzig.
Blüte Mai bis Oktober, Zungenblüten weiß, Blütenboden flach, gefüllt.
Geruch sehr schwach, nicht so angenehm wie die Römische Kamille.
VORKOMMEN: Kalkmeidend, sandige bis lehmige Äcker, mäßig frische Schutt-
stellen.
WERT: Samenunkraut

(3) Stink-Hundskamille
Einjährig, Höhe 15..50 cm. Spreublätter schmallinealisch bis lanzettlich,
ohne Stachelspitze, kahl bis etwas behaart.
Blüte Juni bis Oktober, Zungenblüten weiß, keine Spreublätter am Korb-
boden. Röhrenblüten zusammengedrückt. Ganze Pflanze stinkend, hautreizend.

VORKOMMEN: Lehmig-tonige Äcker, frische Schuttstellen, kalkliebend.

WERT: Samenunkraut, bekämpfbar u.a. mit DNOC, Dinosebacetat.
Blüte und Blätter enthalten Sesquiterpenlactone (Anthecotulide als starke
Allergene), krampflösend, menstruationsfördernd, gegen Hysterie, aber nicht
während Schwangerschaft und Stillzeit! [3][4]

ERNTE von Blättern und Blüten im Sommer. Handschuhe tragen!

(4) Färber-Hundskamille
Bild Färber-Hundskamille

HISTORIE
Im Gattungsnamen steckt das griechische anthos, was nur "Blume, Blüte" heißt.
Welche spezielle Kamillenart im Altertum so hieß, ist nicht mehr sicher.

LITERATUR
[1] GILDEMEISTER, E.: "Die ätherischen Öle" , Verl. Schimmel & Co. AG.
Miltitz 1931, Bd. III, S. 976-980
[2] NOWAK, G.: Wirkungs-Systematik der Pflanzenextrakte, SÖFW (1992) 1, 3-8
[3] CHEVALLIER, A.: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen, München 2000
[4] ROTH/DAUNDERER/KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol Hamburg,
4. Aufl. 1994
[5] EAB 4. Ausg. (2002) 4.00/0380, S. 2175: Römische Kamille
[6] EAB 4. Ausg. 3. Nachtrag (2003) 4.03/0380, S. 3943

Zum Anfang dieses Kapitels