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IRIS

 
NAMEN
(1) Deutsche Schwertlilie, Veilchenwurzel, Blaue Lilie, Fledermaus
Iris germanica L.
E: orris, F: iris, I: iride, giaggiolo, J: airisu
(2) Blasse Schwertlilie
Iris pallida LAM.
(3) Florentinische Schwertlilie
Iris florentina L.
(4) Wasserschwertlilie, Gelbe Schwertlilie, Schilflilie, Wasserschwertel,
Blut-, Drachen-, Tropfwurz, Schwert-, Storch-, Schellblume, Gilgenwurzel,
Falscher Kalmus

Iris pseudacorus L.
E: yellow flag, F: Flambe d'eau, I: giaggiolo acquatico, N: gele lis
(5) Stinkende Schwertlilie
Iris foetidissima
(6) Verschiedenfarbige Schwertlilie, Blaugilgen, Himmelsschwert
Iris versicolor L.

Fam. Iridaceae (Schwertliliengewächse), Gattung mit etwa 200 Arten, 20000
Sorten

(1) Deutsche Schwertlilie

BOTANIK
Ausdauernd. Kurzer, rundlicher Wurzelstock, 3 cm dick. Stengel ab Mitte
verzweigt zu Blütentrieben, Höhe 0,3..1 m. Blätter schwertartig, zwei-
zeilig angeordnet, gebogen. Blüte Mai bis Juni, äußere Perigonblätter
blau-violett, am Grunde gelblich, dunkel gebändert, mit gelbem Bart.
2n=44. Die Früchte sind Kapseln.

WERT
Der Wurzelstock (Veilchenwurzel, Schwertel-, Kinder-, Zahnwurzel, Rhizoma
Iridis
) enthält in der Trockenmasse 57 % Stärke, Schleimstoffe, bitteres
Harz, Fette (Myristinsäure), Gummi, das Glykosid Iridin und 0,2 % äthe-
risches Öl mit dem Keton Iron. Das frische Rhizom hat einen widerlichen
krautigen Geruch, der Geschmack ist kratzend-aromatisch; hautreizend;
Zur Ausscheidung von Galle und Harn, Brechmittel. Der veilchenartige Ge-
ruch entwickelt sich erst beim Trocknen. Das Pulver reizt zum Niesen; zum
Parfümieren von Wasch-, Zahn- und Streupulver, zu Puder, Riech- und Kräu-
terkissen. In der Volksmedizin gegen Katarrhe und Verschleimung (Brusttee),
Abkochung in Wein gegen Steinleiden, Fieber, Wurm- und Bauchwehmittel.
Man hat die Wurzel als Kaumittel für zahnende Kinder verwendet.

VORKOMMEN
Steinig, trocken, auf Felsen, absonnigen Abhängen, sonnigen Waldlichtungen,
Weinbergen, Mauern. Verwildert aus früherem Anbau. Zierpflanze.

ANBAU, ERNTE
Man pflanzt junge Wurzelstockstücke.
Das zwei- bis vierjährige Rhizom wird im August ausgegraben als gelblich-
weißes, narbiges, hornhartes, bis 10 cm langes und 3..4 cm dickes Stück,
man wäscht und schält es (Gummihandschuhe!), fädelt es auf und trocknet es
bei Temperaturen bis 35 °C. Ertrag: 1 kg/m².

(2) Blasse Schwertlilie
Wie (1) als Heilpflanze anerkannt

(3) Florentinische Schwertlilie
Wie (1) als Heilpflanze, eigentlich diese Art speziell liefert die Veil-
chenwurzel (Rhizoma Iridis)

(4) Wasserschwertlilie
0,6..1m hoch; dicker, kriechender, stark verzweigter Wurzelstock.
Blüte Mai bis Juni, hellgelb, bräunlich gezeichnet. Hängende, 4..5 cm
lange, walzenförmige Fruchtkapseln.
Bild Wasserschwertlilie
VORKOMMEN
In Sümpfen, Teichen, Gräben
WERT
Die ganze Pflanze ist giftig, besonders das Rhizom enthält das Glykosid
Irisin (ein inulinartiges Kohlenhydrat), Gerbstoff. Scharfer Geschmack.
Früher zum Gerben und Schwarzfärben, in der Volksmedizin gegen Blutungen,
Wasser- und Gelbsucht. Homöopathie D3 bei Migräne, Gesichtsneuralgie, De-
pressionen, saueres Erbrechen. Vergiftungssymptome: Schleimhautreizungen,
Schluckbeschwerden, Erbrechen, Durchfall, Herzbeschwerden. Der Saft führt
auf der Haut zu allergieartigen Entzündungen. [2]

(5) Stinkende Schwertlilie
Anbau im Freiland, an sonniger Stelle. Boden auch noch schwer, aber nicht
zu trocken.
Aussaat der roten Körner zeitig unter Glas oder Wurzelstockteilung älterer
Pflanzen. Wenn die Pflanzen regelmäßig gegraben werden, kann auch dicht
gepflanzt werden. Im Herbst alten Dünger oder Kompost einsieben.
Ernte der Rhizome im Hochsommer oder im Herbst. [1]

(6) Verschiedenfarbige Schwertlilie
Hat schmalere Blätter als die anderen Iris.
Anbau im sonnigen Freiland, auf nahrhaftem Gartenboden.
Aussaat ist im zeitigen Frühjahr möglich, besser ist Wurzelstockteilung
im zeitigen Frühjahr oder im Herbst. Bei Trockenheit kräftig wässern.
Ernte der Rhizome im Herbst. Verwendung wie (1) oder (3). [1]
Weniger giftig als (4), im Wurzelstock Iridin, ätherisches Öl, Isophthal-
säure [2], Triterpene, Salizylsäure, Gerbstoffe, Stärke. Bei Indianern als
Brechmittel, drastisches Abführmittel, harntreibend, wundheilend, galle-
bildend, gegen Erkältung, Ohrenschmerzen, Cholera, Leberleiden. Zum "Ent-
giften" des Körpers bei Akne, Ekzemen. [3]
Nicht während der Schwangerschaft anwenden!

HISTORIE
Die Alten haben diese Pflanzen nach der Göttin des Regenbogens und Götterbotin
benannt.

LITERATUR
[1] SANDHACK, H.A.: "Die Kultur der Heilpflanzen", Neumann Verlag 1953
[2] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[3] CHEVALLIER, A.: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen, München, 2000
[4] GRUNERT, Ch.: Gartenblumen von A bis Z, Neumann Verlag Radebeul, 2. Aufl.
1967

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