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KALMUS

 
NAMEN: Kalmus, Ackerwurz, Deutscher Ingwer, Magenwurz, Brustwurz, Schwertheu
Acorus calamus L. var. calamus
(1) A. calamus L. var. americanus WULFF.
(2) A. calamus L. var. vulgaris L.
(3) A. calamus L. var. angustatus BESS. und A. calamus L. var. verus L.
E: sweet flag, F: acore vrai, I: calamo aromatico, N: kalmoes, R: air
(4) Acorus gramineus (China: Shi chang pu)

BOTANIK: Fam. Araceae (Aronstabgewächse)
Ausdauernde Staude. Stengel flach dreikantig, auslaufend in rinnige Blüten-
scheide, Höhe 0,6..1 m. Blätter schwertförmig, randwellig, bis 1 m lang,
zweizeilig gestellt. Blüte Juni bis Juli, gelbgrüner, schlanker, bis 8 cm lan-
ger Kolben etwa in Stengelmitte, 2n=36. Samen reifen bei uns nicht aus.
Rhizom fingerstark, kriechend, stark verzweigt, mit vielen Faserwurzeln,
rosenartig oder kampferartig aromatisch riechend. Geschmack aromatisch, bren-
nend scharf-bitter, leicht seifig.
(1) diploid, (2) triploid, (3) tetraploid [1]
Bild 1 Bild 2

WERT
Im Rhizom 3..5 % ätherisches Öl, darin 80 % Asaron, die bitter schmeckenden
Akorin und Akoretin, Pinen, Camphen, Calmuscampher, Geraniol; weiterhin Gerb-
stoffe, Schleim, Zucker, fettes Öl (davon 18 % Palmitin-; 16,5 % Palmitolein-;
7,3 % Stearin-; 24,5 % Linol-; 3,2 % Arachidon- und 1,3 Myristicinsäure);
Flavonglykoside (Lucenin). In (1) befindet sich kein ß-Asaron, im ätheri-
schen Öl von (3) können bis 96,5 % enthalten sein. Asaron kann rauschähnliche
Zustände hervorrufen. [1]
Appetitanregend, verdauungsfördernd, blähungstreibend, schwach harntreibend,
beruhigend auf das Zentralnervensystem, haut- und schleimhautreizend, bei Darm-
erkrankungen, Magengeschwüren, Übersäuerung, Darmkoliken.
Überdosierung und Dauergebrauch ist zu vermeiden, da das ß-Asaron cancerogen
wirken kann.
Die frische Wurzel kann Erbrechen hervorrufen, sie muss erst gelagert werden.
Da (1) Asaron-frei ist, sollte für Heilzwecke ausschließlich diese Art verwen-
det werden.
(4) ist ähnlich (1)..(3) zu verwenden.

ANSPRÜCHE, VORKOMMEN, ANBAU
Uferregionen stehender oder fließender, nährstoffreicher Gewässer, Sumpf, Grä-
ben, Röhrichte, in nicht austrocknendem Schlamm.
Vermehrung vegetativ durch den Wurzelstock, der jährlich etwa 20 cm wächst.
Schwache Rhizomteile bei der Ernte werden gleich wieder gesteckt, Frühjahr
oder Herbst.

ERNTE, VERWERTUNG
September bis Oktober werden die Wurzelstöcke ausgegraben - am besten sind die,
die nicht ständig im Wasser standen - gewaschen, geputzt, längs gespalten, in
5 cm-Stücke geschnitten und bis 35 °C getrocknet. Wenn man nicht zu hohe Ver-
luste an ätherischem Öl und zu starke Geruchsbelästigung haben will, schält
man die Rhizome lieber nicht.
Die erhaltene Droge (Rhizoma Calami oder Rhizoma acori) ist 18 Monate haltbar.
Aus der Wurzel wird das Öl (Oleum Calami) gewonnen.
Als Tee (1 Teel. auf 1 Tasse kochendes Wasser, 5 min ziehen lassen oder kalt
ansetzen, nach 8 Stunden aufkochen) innerlich oder als Gurgelmittel bei Zahn-
fleischerkrankungen. Badezusatz zur Nervenstärkung.
Alkoholische Extrakte zu "Magenbitter"; als Tinktur (Aromaticum amarum, 15..30
Tropfen auf Würfelzucker bei Verdauungsbeschwerden) oder in Zucker kandierte
Stücke. Als Gewürz für Süßspeisen, eventuell an Stelle von Lorbeer, zu Kräuter-
essig, als Teil des Bouquet garni 3 min in Suppen, Soßen.

HISTORIE
"Kalmus" ist von calamus = Rohr abgeleitet. Er stammt aus Ostasien und ist seit
Mitte des 16. Jahrhunderts in Europa eingebürgert.

LITERATUR
[1] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994

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