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KAPUZINERKRESSE

 
NAMEN
(1) Große Kapuzinerkresse
Tropaeolum majus L.
E: Large Indian cress, F: capucine grande, I: tropeolo, nasturzio grande,
R: nasturzija, S: capuchina, berro del Peru
(2) Tropaeolum majus L. nanum L.
(3) Knollige Kapuzinerkresse, Mashua, Añu, Ysaño, Cubio
Tropaeolum tuberosum RUIZ et PAVON

BOTANIK: Fam. Tropaeolaceae (Kapuzinerkressengewächse), Gattung mit 60 Arten.
(1) Bei uns wegen Frost nur einjährig, Länge (rankende Große K.) bis 3 m oder
bis 0,6 m. Rundliche, langgestielte Blätter. Blüte Juni bis Oktober, gelb..
orange..rot, mit Sporn, 2n=28. Bild
Früchte in drei einsamige Teilfrüchte (Kokken) zerfallend. Die reine Art
ist nicht mehr vorhanden, da es viele Bastarde gibt.
Bild Kapuzinerkresse-Samen
(2) Nichtrankend, niedrig.
(3) Blätter ebenfalls schildförmig, aber sternförmig gelappt. Klimmend durch
Blattstielranken. Blüte gespornt, orangerot. Knollen bis 13 cm lang, gelb-
purpur gefleckt, an kurzen Stolonen. [5]

VORKOMMEN
(3) Anden, 3000..4000 m über NN (Argentinien, Bolivien, Chile, Kolumbien)

WERT
(1) Die Blätter dieser mehr als Zierpflanze genutzten Art enthalten auch bis
300 mg% Vitamin C, Oxalsäure, ätherisches Öl, Spilanthol. Das Glukosid Glu-
cotropaeolin wird durch das pflanzeneigene Enzym Myrosinase zum scharf rie-
chenden Benzylsenföl zersetzt [1]. Antibiotisch gegen verschiedene Bakte-
rien (Staphylokokken, Streptokokken, Salmonellen). Harntreibend, innerlich
bei chronischem Bronchialkatarrh und starkem Auswurf, äußerlich als Tinktur
gegen Haarausfall. Es sind Hautreizungen möglich.
Die gemahlenen Samen wirken abführend.
(3) Die Knollen sind essbar. Sie enthalten in 100 g Frischmasse: 86 g Wasser,
11 g Kohlenhydrate, 1,6 g Proteine, 0,1 g Fett, 67 mg Vitamin C. Energie
192 kJ (46 kcal). Gilt als Anti-Aphrodisiakum, bei männlichen Ratten wurden
die Testosteronspiegel auf unter die Hälfte gesenkt. Widerstandsfähig gegen
Krankheiten, Insekten und Nematoden. [5]

KENNZAHLEN
(1) TKM= 80..100 g, Keimgewähr 3 Jahre. Keimdauer 2 Wochen. Sätiefe 1..2 cm,
Abstände 15..25 cm, Reihenabstand 25..40 cm. 8..10 Korn je lfm.

ANSPRÜCHE
(1) Lage sonnig, vorwiegend unbeschattet, windgeschützt. Temperaturen unter dem
Gefrierpunkt vernichten den Bestand.
Boden locker, durchlässig, lehmig, aber nicht zu schwer. Bei zu hohem Nähr-
stoffgehalt gehen sie zu sehr ins Kraut und blühen weniger. pH 5,8..7,0.
Gießen nur während anhaltender Trockenperioden. Stauende Nässe vermeiden.

FRUCHTFOLGE
(1) Als Mischfrucht zwischen Kartoffeln, Kohlarten, Paprika, Radies, Rettich, Stan-
genbohne, Tomate, Zucchini.

ANBAUPRAXIS
(1) Aussaat von April bis Mai mit 3..4 Körnern oder einzeln recht flach.
Schutz vor Spätfrösten. Optimale Anzuchttemperatur 18..22 °C. Gegebenenfalls
Aussaat in Töpfe, die erst nach Mitte Mai ins Freiland kommen. Gut zu ge-
brauchen als Kletterpflanze bzw. in Ampeln. Auf Baumscheiben gegen Blutlaus.
(3) Mischkultur mit Olluco, Oka und Kartoffeln. Erträge derzeit um 4..12 t/ha,
70 t/ha bei optimalen Bedingungen. Wird aber auf armen, kaum gedüngten Böden
angebaut, Pestizide braucht die Knollige Kapuzinerkresse nicht. [5]

ERNTE
(1) Blätter können ab Anfang Juli entnommen werden. Die Früchte reifen ab Ende
August und sind leicht abzunehmen oder aufzulesen.

VERWERTUNG
(1) Frische Blätter und Blüten mit dem charakteristischen Kressegeschmack an
Salate, zu Rohkost, gekochten Eiern, Butterbrot. Die Knospen und die nicht
zu reifen Samen sind - in Essig eingelegt - als "Falsche Kapern" ebenfalls
zu Salaten zu verwenden. Vor dem Einlegen werden sie eingesalzt, um Wasser
zu entziehen. [2]
(3) Roh schmecken die Mashua-Knollen scharf und riechen unangenehm, Frosteinwir-
kung verbessert Geruch und Geschmack, trotzdem hauptsächlich nur Viehfutter.
Geröstet oder als Brei Nahrung ärmerer Schichten, die auch ein haltbares
Trockenprodukt (tacha) daraus herstellen. [5]

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
(1) Blattläuse, Erdflöhe, Schnellkäfer, Kohlweißlingsraupen.

ARBEITSKALENDER
(1) A4 Aussaat unter Glas
M5 Aussaat bzw.
E5 Pflanzung von Unter-Glas-Aussaat ins Freiland
ab A7 Ernte einzelner Blätter
ab M8 Blüte
ab 9 laufend unreife Samen abernten

HISTORIE
tropaeum ist ein Siegeszeichen, ein mit erbeuteten Waffen behängter Baum bzw.
ein Steindenkmal eines Sieges. Die schildförmigen Blätter und helmartigen Blü-
ten haben zu dieser Namenswahl Anlass gegeben. 1684 hat der Holländer BEWER-
NING die Große Kapuzinerkresse aus Chile mitgebracht. [4]
Wilhelm OSTWALD hat in seiner "Farbenlehre" in Anlehnung an die Blüten der Kapu-
zinerkresse für die Farbe "orange" das deutsche Wort "kress" geprägt.

LITERATUR
[1] GILDEMEISTER, E.: "Die ätherischen Öle", Verl. Schimmel&Co. AG Miltitz,
3. Aufl. 1931, Bd. II, 906-908
[2] HERWEG, W.: Erst einsalzen, GartenZeitung (1993) 7, 36
[3] VOGEL, G.: Kapuzinerkresse, Gartenbaumagazin (1993) 9, 54-55
[4] GRUNERT, Ch.: Kletterpflanzen, Neumann Verlag Radebeul, 2. Aufl. 1966
[5] http://www.hortipedia.org/de/index.php?title=Mashua

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