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KOSTWURZEL

 
NAMEN
(1) Echte Kostwurzel, Arabischer Costus, Kushta, Putschukwurzel
Saussurea lappa CLARKE (syn. Aplotaxis lappa, syn. Aucklandia costus
FALC., syn. Saussurea costus (FALC.) LIPSCH.)

C: Quang mu xiang, Indien: putchuk
(2) Schneelotus
Saussurea laniceps LIPSCH. (dazu auch Saussurea medusa)
Tibet: mig stog gang lha
( ) Alpenscharte
Saussurea alpina DC. (syn. Serratula alpina L.)

BOTANIK: Fam. Asteraceae (Korbblütler). Die Gattung Saussurea umfasst etwa 300
Arten [4]. Fast alle sind in Hochgebirgen angesiedelt.
(1) Mehrjährig. Kräftiger Stengel, bis 2 m hoch. Blätter groß, herzförmig, durch
ihre Scheiden den Stengel bedeckend, sitzend, 30 cm lang, 10 cm breit, un-
terseits blass, sehr weich. Blüte purpurrot..blauschwarz, sehr groß, wohl-
riechend, Juli bis August. Wurzel hellbraun, innen weiß, knochenähnlich
durch viele dicke Knoten, Geruch moschusartig, Geschmack bitter, schleimig.
(2) Blüte Ende Juli bis Anfang September, weiß, in breitährigen Blütenständen,
umgeben von flaumigen Deckblättern (Aussehen des Blütenstandes wie ein
Schopfkaktus). Monokarp ( die Frucht wird nur aus einem einzigen Fruchtblatt
gebildet. Spindelförmige, bis fingerstarke Wurzel.

VORKOMMEN
(1) Nordindien, Kaschmir, Syrien bis Iran, stellenweise in China, Tibet, Höhen
2500..3000 m.
(2) Tibet, Höhen über 4000 m (3200..5300 m), China (Yunnan), steinige Flächen
über Dauerfrostboden

WERT
(1) Die Wurzel enthält das Alkaloid Saussurin und ätherisches Öl (Monoterpene,
Sesquiterpene wie Costol, Elemol, Costulonid, Aplotaxen), 6 % Harze, 18 %
Inulin (eine Liste der Substanzen in [6]). In der TCM gegen Verdauungsstö-
rungen, Schmerzen im Bauch, Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Brustschmerzen
(Angina pectoris), Asthma, Körpergeruch, Beschwerden durch Kälte,
Schleimflüsse, Tumore. Im Ayurveda als Mittel gegen frühzeitiges Ergrauen
der Haare, zur Empfängnisverhütung und wie für fast alle Heilpflanzen dieser
Gegenden behauptet als Aphrodisiakum. Diese zweifelhafte Bewerbung trägt
verstärkt zur Ausrottung bei. Normal zu behandelnde Organe sind Milz, Gal-
lenblase, Magen, Darm. Gegenanzeigen sind Flüssigkeitsverlust und Yin-Man-
gel. Fixativ in der Parfümerie.
(2) In der tibetischen Medizin gegen Rheuma, hohen Blutdruck und andere Blut-
krankheiten, Beschwerden in Schwangerschaft und Menstruation.

ANBAUPRAXIS
(1) Die Wurzel wird im Herbst ausgegraben.
(2) Ein Anbau erfolgt bisher nicht. Durch die Ernte vor dem Samenwurf wird der
Bestand extrem dezimiert, auch weil durch den geweckten Bedarf die natürli-
che Vegetation ausgeplündert wird. [5]

VERWENDUNG
(1) Die Wurzel wird in Stücken von 1 x 4 cm gehandelt. Früher in Südchina zu
Räucherwerk und als Insektenschutz für Textilien genutzt.
Als Abkochung (dreimal 0,5..2 g auf leeren Magen). Saft der frischen Wurzel
gegen Asthma (aus 15 g Wurzel je Tag). Überdosierung und zu lange Anwendung
vermeiden.
(2) Ernte vor dem Samenansatz.


HISTORIE
De Candolle widmete 1810 die Gattung dem Schweizer Mineralogen und Pflanzen-
physiologen Nicolas Theodore de SAUSSURE (1767-1845).
Als Ersatz wurde bei uns die Wurzel der Pestwurz ("Deutscher Kostus") verwendet
[7] und womöglich wurde diese im "Capitulare de villis" Karls des Großen ge-
meint, siehe auch Pestwurz und Capitulare

LITERATUR
[1] REID, D.: Handbuch der chinesischen Heilkräuter, Knaur München 1998
[2] CHEVALLIER, A.: Die BLV Enzyklopädie der Heilpflanzen, blv München Wien
Zürich, 2. Aufl. 2000
[3] HILLER, K., M.F. MELZIG: Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und
Drogen, area Erftstadt 2006
[4] Saussurea, http://en.wikipedia.org/wiki/Saussurea (1/2007)
[5] W. L. BROWN Center For Plant Genetic Resources, Missouri; http://www.wlbcen-
ter.org/saussurea.htm, 11 Lit'stellen (Abfr. 1/2007)
[6] Raintree Nutrition; http://www.rain-tree.com/costus.htm (2004)
[7] MARZELL, H., H. PAUL: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, 3. Bd., Hirzel
Stuttgart/Steiner Wiesbaden 1977

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