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KUHSCHELLE
NAMEN
(1) Wiesen-Kuhschelle, Nickende Kuhschelle, Küchenschelle, Beißwurz
Pulsatilla pratensis (L.) MILL. (syn. Anemone pratensis L.)
E: meadow windflower, F: pulsatille des prés, coquerelle
(2) Echte Kuhschelle, Gemeine Kuhschelle
Pulsatilla vulgaris MILL. (syn. Anemone pulsatilla L.)
E: pasque flower, F: pulsatille
(3) Chinesische Kuhschelle
Pulsatilla chinensis
BOTANIK: Fam. Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse)
(1) Ausdauernd, Höhe 8..25 cm, später mit Samenstand bis 40 cm. Blätter grund-
ständig, dreifach fiederteilig, zottig durch silberweiße bis mattgrüne
seidige Haare, sie erscheinen erst beim Abblühen.
Eine Blüte am Schaft, dunkelviolett, 6 blättrig, glockig, nickend, von
April bis Mai. 2n=16. Früchtchen dicht behaart, lang geschwänzt.
Kräftiger, schwarzbrauner, oft mehrköpfiger Wurzelstock.
Kultursorte Bild Kuhschelle
(2) Höhe 5..20 cm, später 30 cm. Blätter wie (3), aber mit schmaleren Zipfeln.
Blüten hellviolett, aufrecht, einzeln, nicht nickend, glockig, Blütenblät-
ter später mehr abstehend, April bis Mai. 2n=32.
(3) Staude, Stengel aufrecht, bis 25 cm hoch, behaart. Blätter gefiedert.
Blüten glockenförmig.
VORKOMMEN
(1) Trockene, sandige Wälder, sonnige Hänge, Weiden, Trockenrasen, kalkhold.
Unter Naturschutz.
(2) Trockenrasen auf Sand, Kalk. Unter Naturschutz.
(3) China, Mongolei, Japan
WERT
(1) Giftig. Das frische Kraut ist blasenziehend. Hauptwirkstoff Ranunculin,
der sich in Glucose und das Lacton Protoanemonin (früher Pulsatillen-
kampfer) aufspaltet; wird beim Trocknen zum unwirksamen Anemonin. [4][3]
Das ätherische Öl sticht in die Nase und zieht auf der Haut Blasen. [5]
Selten bei unregelmäßiger, schmerzhafter Menstruation, Weißfluss,
Wechseljahresbeschwerden, Verdauungsstörungen, Magen- und Blasenkatarrh,
Blutarmut, Krampfadern, Venenentzündung, Frostbeulen, Prostatitis, Schlaf-
losigkeit, Augenerkrankungen (Bindehautentzündung, Gerstenkorn, Lidrand-
entzündung). Nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit verwenden. Die
Pflanze enthält Diäther, aus denen durch pflanzeneigene Enzyme krebserre-
gende Substanzen freigesetzt werden.
Homöopathie D2..D12 gegen Rheuma, Gicht, Anämie, Ödeme, Sehstörungen, Star,
Zahnschmerzen, Magen- und Unterleibskrämpfe, Arthrose, Malaria. [5]
(2) Giftig. Wie (1), Protoanemonin, Triterpensaponine, Gerbstoffe, ätherisches
Öl, dazu Glykosid Anemol.[4]
Das Pulver der getrockneten blühenden Pflanze wurde früher auf Wunden
gestreut. Frisch gepflückte, zerquetschte Blätter auf den Hinterkopf bei
Kopfschmerzen. Gegen krampfartige Schmerzen der Sexualorgane, Grauen Star.
Die blasenziehende Wirkung haben früher Bettler benutzt, um mehr Mitleid
zu erregen. Homöopathie gegen Hautausschläge, Depressionen, Migräne.
(3) Die Wurzel enthält das Glykosid Ranunculin (siehe (1)), Pulsatosid, Ane-
monol. In der getrockneten Wurzel ist Protoanemonin nicht mehr vorhanden.
Reizend, antibiotisch, fiebersenkend, gegen Scheideninfektionen, Amöben-
ruhr.
ANBAU
(2) Boden durchlässig, neutral bis basisch, kalkhaltig, Vermehrung durch
Aussaat im Sommer bzw. Teilung nach der Blüte. Schlecht verpflanzbar.
ERNTE
(1) Beim Pflücken der Blätter zum Blühende Handschuhe tragen, verursacht sonst
Hautausschlag (Hahnenfußdermatitis).
(2) wie (1), Homöopathie
(3) Wurzel vor der Blüte im Frühjahr oder im Herbst
VERWERTUNG
(1) Verreibungen, Tinktur (rezeptpflichtig), Homöopathie [1][2].
(2) Wie (1)
HISTORIE
In Pulsatilla, zuerst bei MATTHIOLI genannt, steckt das lateinische pulsare =
läuten, schlagen. Der deutsche Name hat mit der Küche nichts zu tun, sondern
vermutlich mit einer Schelle für kleine Kühe (Kühchen).
LITERATUR
[1] BÄSSLER, F.A.: Heilpflanzen erkannt und angewandt, Neumann Verlag Rade-
beul, 5. Aufl. 1966
[2] WILLFORT, R.: Das große Handbuch der Heilkräuter, Nikol Hamburg 1997
[3] DÖRFLER, F., G. ROSELT: Unsere Heilpflanzen, Urania-Verlag Leipzig Jena
Berlin, 7. Aufl. 1975
[4] ROTH, DAUNDERER, KORMANN: Giftpflanzen - Pflanzengifte, Nikol Hamburg,
4. Aufl. 1994
[5] SIEGMUND, F.: Omas Lexikon der Kräuter- und Heilpflanzen, Bechtermünz 1997
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