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LAVENDEL

 
NAMEN
(1) Echter Lavendel, Badekraut, Blumenkraut, Deutsche Narde
L: Lavandula angustifolia MILL. (syn. L. officinalis CHAIX, syn. L.
vera DC.
)
E: lavender, F: lavande, I: lavanda, N: lavendel, P: lawenda, R: lawanda,
S: espliego, U: levendula
(2) Spiklavendel
L: Lavandula spica DC.
F: grande lavande, spic, aspic
(3) Lavandin
Lavandula hybrida
( ) Großer Speik
Lavandula latifolia
( ) Schopflavendel
Lavandula stoechas

BOTANIK: Fam. Lamiaceae (Lippenblütler), Gattung mit 28 Arten
(1) Ausdauernder Halbstrauch, stark verzweigte Stengel, Höhe 0,2..0,6 m (in
Frankreich bis 0,9 m).
Blätter linealisch. Blüte Juli bis August, in blauen Ähren. 2n=36,54.
Hartfrüchte. Ganze Pflanze von angenehmen Geruch.
Bild Echter Lavendel
Bild Lavendel-Samen
(2) Größer als (1), häufig mit diesem gekreuzt
(3) Ertragreicher als (1), Anbau in Südfrankreich
In der Mittelmeerregion gibt es noch andere Lavendelarten.

WERT
(1) Die Blüten enthalten bis 3 % farbloses, ätherisches Öl (lt. EAB mehr als
13 ml/kg TM; davon 30..50 % Linalylacetat, Linalylbutyrat, Linalool,
Cineol, Geraniol, Borneol, Bornylacetat, Epoxydihydrocaryophyllen, 3-Octa-
non, Campher, Terpinen-4-ol, alpha-Terpineol, Lavandulylacetat, Lavandulol,
Kumarin und weitere) von würzigem, leicht bitterem Geschmack. Hautreizend.
Mildes Nervenmittel gegen Migräne, Schwindel, Ohnmachten, Schlaflosigkeit,
Koliken, Blähungen, Magenkatarrh, äußerlich gegen rheumatische Beschwerden,
Gliederschmerzen, Gicht, Ischias. Linalylacetat fördert die Ausschüttung
körpereigenen Serotonins, das stimmungsaufhellend wirken kann. Das Lavendel-
öl ist bakterizid und noch besser fungizid, macht aber auch hin und wieder
Kontaktdermatitis.
Die Blätter verfügen über 0,7 % Ursolsäure, 0,1 % Kumarin, 0,02 % Herniarin.
Tee daraus ist leicht blutdrucksenkend.
Blühender Lavendel ist ein Magnet für Falter und Hummeln.
(2) Das Spiköl wird wie das Lavendelöl gewonnen und in der Parfümerie verwen-
det. Sein Geruch erinnert an Lavendel mit Rosmarin-Zusatz. [1]

KENNZAHLEN
(1) TKM=1 g. Keimgewähr 3 Jahre, Keimdauer 2..3 Wochen (Dunkelkeimer, läuft
unregelmäßig auf). Reihenabstand 40..50 cm, Abstand in der Reihe 20..30 cm.
Ertrag 50..80 g Blüten/m² (getrocknet 20..30 g).

ANSPRÜCHE
LUFT, LICHT, WÄRME
Sonniger, warmer, vorwiegend unbeschatteter, geschützter Standort, Südhänge.
Winterschutz durch hoch aufgeschüttete Bodenbedeckung (z.B. 8 cm hoch Nadel-
streu) und durch Fichtenreisig.

BODEN
Leicht, humos durch Torf. Kalkhaltiger Sand bis sandiger Lehm, Löß, auch
steinige Weinbergslagen. Boden gut vorbereiten, da Lavendel bis zu sechs Jahre
am Ort stehen bleiben kann.

WASSER
Gegossen wird nur in Trockenperioden.

FRUCHTFOLGE
Anbaupause 5 Jahre. 2. Tracht.
Geeignete Mischfrüchte: Besonders bei großen Abständen kann im ersten Jahr
eine Unterkultur gedeihen (Bohnen, Möhre, Spinat)

DÜNGUNG
Grunddüngung mit langsam wirkenden Düngern (Thomasphosphat).
Im ersten Jahr wird nicht gedüngt, nur vor dem Auspflanzen gibt es 20 g Kalk-
ammonsalpeter auf den m². In den folgenden Jahren bringt man etwa 30 g Voll-
dünger oder Kompost vor dem Aufsetzen der Bodendecke (April) aus (bzw. 6..8 g N;
2,6..3,5 g P; 6,5..8 g K /m²). Chloridfeindlich.

ANBAUPRAXIS
Jungpflanzengewinnung
Aussaat ins Frühbeet (März bis April) in feuchten Sand oder Sägemehl, nach dem
Aufgehen auf 3 cm Abstand verziehen, abhärten und Ende Mai recht fest an Ort
und Stelle pflanzen. Ebenso ist Stockteilung (nicht immer erfolgreich) und die
Vermehrung durch Kopfstecklinge möglich. Letztere werden Mitte Juli bis Anfang
August 5 cm lang geschnitten, die unteren Blätter kommen noch 2 cm tief in
sandige Erde. Immer feucht halten (Folie). Eventuell lassen sich Ausläufer
(September bis Oktober) weiterkultivieren.
Pflege
Im August nach der Blüte erfolgt ein Rückschnitt auf 2/3 oder sogar bis 10 cm
über dem Boden; bei tieferem Rückschnitt geht der Lavendel leicht ein. Die
Bodenbedeckung wird immer im Frühjahr eingearbeitet und erneuert, dabei wird
trockenes Holz herausgenommen. In jungen Jahren nicht überdüngen.
Den Standort sollte man nach 3 Jahren wechseln, oft geht der Lavendel nach
5 Jahren ohne erkennbare Ursache ein.

ERNTE
Die Blüten (Lavandulae flos) werden noch knospig in der Mittagshitze mit
Kelch, aber ohne Blatt- oder Stengelreste (max. 3 % Stengelanteil) gepflückt
und getrocknet (bis 30 °C) in dicht schließenden Behältern aufbewahrt. Öfter
durchpflücken. Für medizinische Zwecke wird auch das Kraut (Herba Lavandulae)
mit Blüten gemäht und bis 35 °C getrocknet.

VERWERTUNG
Das Öl gewinnt man durch Wasserdampfdestillation, eigentlich mehr einer Extrak-
tion mit Dampf, damit das Linalylacetat nicht verseift.
Das Öl wird hauptsächlich in der Kosmetik und der Parfümerie auch im Gemisch
mit anderen ätherischen Ölen verwendet (Maiglöckchen, Flieder, Jasmin, Orangen-
blüten, Nelken, Gardenien, Hyazinthen, Apfelblüten, Rosen, Petersilie, Thymian,
Basilikum, Zimt, Anis, Eukalyptus, die ebenfalls bakterizid, fungizid und
damit desinfizierend wirken) [2].
Die Blüten sind beliebte Duftspender und Mottenvertreiber im Wäscheschrank.
Die jungen Blättchen oder Triebspitzen kann man an Suppen, Soßen und Salate
geben; sie entwickeln ihren vollen Geschmack erst beim Garen, daher sparsam
verwenden. [3]
Medizinisch als Öl oder als Tee (3 Teel. Blüten auf 2 Glas heißes Wasser,
10 min ziehen lassen) zu Kräuterpackungen und Badezusatz.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Kleeseide, Phoma-Krankheit (Phoma lavandulae GABOTTO, Pholiota praecox (PERS.)
QUEL
), Wurzelfäule

ARBEITSKALENDER
3.. 4 Aussaat ins Frühbeet, Stockteilung
Einarbeiten Bodendecke, Düngung, Torfauflage, altes Holz heraus
E5 Pflanzung
E7 Erntebeginn Blüten
8 Rückschnitt
10.. 11 Winterschutz aufbringen

SORTEN
Echter Frankfurter Oderland

HISTORIE
Aus dem lateinischen lavare = waschen scheint der Name hergekommen zu sein,
wie auch HILDEGARD meint; "Wenn einer Speik in Wein kocht und oft lauwarm
trinkt, so besänftigt das ein Leber-Lungenleiden und mildert das dumpfe Gefühl
in seiner Brust und macht eine reine Erkenntnisfähigkeit und eine reine Kombi-
nationsgabe." [5]
Im 9. Jahrhundert hatte sich lauindula gebildet.

LITERATUR
[1] GILDEMEISTER, E.: "Die ätherischen Öle", Verl. Schimmel & Co. AG, Miltitz,
1931, 3.Bd. S.634-667
[2] Seifen Öle Fette Wachse (1984), 7, 206
[3] PINI, U.: Das Gourmet-Handbuch, Könemann Köln 2000
[4] EAB 4. Ausg. (2002), S. 2216; 4.00/1534: Lavendelblüten
[5] STREHLOW, W.: Die Ernährungstherapie der Hildegard von Bingen, Weltbild
Augsburg 2005

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