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MAGNOLIE

 
NAMEN
(1) Magnolie
Magnolia officinalis REHDER et WILSON
C: Hou po, houpo
(2) Spitzblättrige Magnolie, Gurkenmagnolie
Magnolia acuminata (L.) L.
(3) Magnolia biondii PAMP. (syn. M. fargesii)
(4) Yulanmagnolie, Lilienmagnolie
Magnolia denudata DESR. (syn. M. conspicua, syn. M. heptapeta)
(5) Blaugrüne Magnolie, Virginische Magnolie
Magnolia glauca L. (syn. M. fragrans, syn. M. longifolia, M. virginiana)
(6) Großblütige Magnolie, Immergrüne Magnolie
Magnolia grandiflora L.
(7) Sternmagnolie, Kobusmagnolie
Magnolia kobus DC. (syn. M. gracilis, M. praecocissima, syn. M. tomentosa,
syn. M. stellata MAXIM.) )

(8) Weißrückige Magnolie
Magnolia obovata THUNB. (syn. M. hypoleuca SIEB. et ZUCC.)

BOTANIK: Fam. Magnoliaceae (Magnoliengewächse), Gattung Magnolia mit über 100
Arten. Blätter wechselständig, oval, ganzrandig. Früchte zylindrisch oder zap-
fenförmig. Weitstreichende Flachwurzler.
(1) Baum in der Heimat bis 20 m hoch. Rinde dick, braun, ohne Risse, aromatisch.
Laubabwerfend. Blätter 20..40 cm lang, 11..20 cm breit, unregelmäßig.
Blüten cremeweiß..beige..hellbraun, 9..12(..17) Blütenblätter, 10..12 cm
breit, duftend, Mai..Juni.
Zwei Varietäten, - var. biloba und var. officinalis
(2) Größte Magnolie, hochpyramidal, von unten an dicht, Stamm schlank, glatt,
bei uns bis 20 m hoch. Blätter 10..25 cm groß, 7..11 cm breit, oberseits
dunkelgrün, unterseits flaumig behaart.
Blüte grünlichgelb, nicht auffallend, tassenförmig, 5 cm groß, leicht duf-
tend, Juni..Juli.
Frucht gurkenförmig, 5..8 cm lang, reif dunkelrot.
(4) Fast 10 m hoch, bei uns 3..4 m, laubabwerfend. Blätter verkehrt eiförmig,
bis verkehrt eilänglich, 8..15 cm lang, unter der Spitze 6..10 cm breit,
oberseits dunkelgrün, unterseits hellgrün. Blüte aufrecht, reinweiß, 6 cm
lang, bis 12 cm breit, glockig, duftend, vor den Blättern, April..Mai.
Zapfen walzig, 6..8 cm lang, mit orangefarbenen Samen, selten gebildet.
(6) Krone bis 20 m breit, immergrün, Blätter unterseits rostfarben. Blüten bis
25 cm breit, tassenförmig, weiß oder cremefarben. Zapfen rötlichbraun.
(7) Bei uns nicht über 2 m groß und breitkronig, bizarr. Laubabwerfend, Blätter
6..15(..20) cm lang, 3..10 cm breit, umgekehrt eiförmig, aromatisch. Blüte
März..April, schalen- bis sternförmig, 10 cm breit, 6..9 schmale Blütenblät-
ter, noch vor dem Laub, weiß, wohlriechend.
(8) Baum in der Heimat bis 30 m hoch, bei uns unter 8 m. Krone sehr breitkege-
lig. Laubabwerfend, Blätter nur an den Triebenden, umgekehrt eiförmig, 20..
40 cm lang, 9..18 cm breit, oberseits dunkelgrün, unterseits grauweiß,
besonders auf Adern behaart. Blüten 12..17 cm groß, schalenförmig, weiß,
auffallend rote Staubfäden, Ende Mai bis Anfang Juni.

VORKOMMEN
(1) China, Gebirge 300..1500 m.
(2) Nordamerika
(3) China
(4) Östliches und südliches China, Japan
(5) Nordamerika, Anbau Süd- und Mitteleuropa
(6) Südliche USA
(7) Japan (Hondo), Korea
(8) Japan (Kiushiu), Bergland

WERT
(1) Die Rinde (Cortex Magnoliae off.) enthält ätherisches Öl, Alkaloide (0,06
..0,15 % Magnocurarin, Magnosprengerin, Salicifolin), Monoterpenyl-Lignane
(Bornylmagnolol, Dipiperitylmagnolol, Piperitylhonokiol), Lignane (Magnal-
dehyd B und C, Magnolognan A bis E), Norlignane, Dilignane, Sesquiterpen-
Neolognane, Hydroxybiphenyle.
Scharfer Geschmack. Muskelentspannend, tonisierend, aphrodisierend, harn-
treibend, wurmtreibend. Wärmegefühl vermittelnd, gegen Bauchweh, Blähungen,
Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Erbrechen, Durchfall,
Amöbenruhr, Kopfschmerz, Neurosen, Kurzatmigkeit, Lungenemphysem, Schlagan-
fall.
(2) Die getrocknete Rinde junger Stämme enthält besonders ätherisches Öl.
Schweißtreibend, tonisierend, gegen Rheuma und Malaria. [2]
(3) Die Blüten und Blütenknospen weisen Alkaloide ((+)-Coclaurin, Magnoflorin,
Salicifolin, Yuzirin, 0,038 % Magnocurarin), Lignane (Demethoxyaschantin,
Fargesin, Lirioresinol-B-dimethylether, Magnolin, ätherisches Öl auf. In
der TCM gegen Kopfschmerzen, Sinusitis, allergischen Schnupfen. [2]
(4) Die Blütenknospen haben 3,5..6,5 % ätherisches Öl (Citral, Cineol, Eugenol),
Lignane (Aschantin, Demethoxyaschantin, Fargesin, Magnolion, Pinoresinol-
dimethylether). In der TCM bei Atemwegsinfektionen, Nasennebenhöhlenent-
zündung, vermindertes Geruchsvermögen, Hautjucken, Ekzemen, Grippe, Zahn-
und Kopfschmerzen. [2]
(5) Die Blüten enthalten 0,04 % ätherisches Öl, die Rinde ebenfalls (Monoterpe-
ne, Sesquiterpene), Sesquiterpenlactone (Germacranolid, Costunolid, Parthe-
nolid), Isochinolinalkaloide, Lignane, Neolignane; gegen Rheuma, Herzschmer-
zen. [2]
(6) Die Rinde enthält Alkaloide und Protoalkaloide (Magnoflorin, Menispermin),
Lignane, Neolignane. Gegen Malaria, Bluthochdruck, Rheuma. [2]
(7) Die Rinde weist Lignane, ätherisches Öl (Cineol, Citral, Anethol oder Euge-
nol, Methylchavicol [7]) und Gerbstoffe auf. Gegen Erkältungen, Fieber,
Kopfschmerzen, vorbeugend gegen Ansteckung. [2]
(8) Die Rinde weist 0,3 % ätherisches Öl (Bornylacetat, Camphen, Caryophyllen-
epoxid, Eudesmol, Limonen), Alkaloide (Annonain, Asimilobin, Glaucin, Lirio-
denin, Magnoflorin, Obovanin), Lignane (Honokiol, Magnolol, Magnolianin),
Sesquiterpen-Neolignane auf.
In der TCM gegen Kopfschmerzen, Neurosen, Angst, Verdauungsstörungen, Er-
brechen, Schnupfen, Fieber, Durchfall, Schlaganfall; harntreibend. [2]

ANBAUPRAXIS
Stand frei, sonnig, vor Wind und Spätfrösten geschützt. Boden nahrhaft, tief-
gründig, nicht zu schwer, nicht zu trocken, sauer, pH=4..5. Wurzeln sind emp-
findlich, deshalb wird umpflanzen schlecht vertragen. In den ersten Jahren nach
der Pflanzung über Winter Bodendecke aus Laub, auch später mulchen.
Vermehrung durch Stecklinge oder Aussaat im Herbst. Schnitt ist nicht erforder-
lich.
(1) Sehr frostempfindlich.
Die Rinde wird im Mai vom Stamm älterer Bäume (ab 20 Jahre alt) gelöst.
Die Rinde wird dreimal erhitzt und jedes Mal wieder mit Wasser abgekühlt,
bis sie dann an der Sonne trocknet. Wegen des hohen Bedarfs werden auch Rin-
den von Zweigen und Wurzeln genommen.
(2) Winterhart. Nur für Parks
(4) Verträgt Fröste
(6) Nicht sehr frosthart
(7) Erde aus Moorboden, Torfmull, sauer. Frosthart, Pfropfunterlage. Bildet
aber Ausläufer und Seitentriebe. Blüht erst nach Jahren.
(8) Boden nährstoffreich, feucht.
Als Zierpflanze wird bei uns hauptsächlich Magnolia x soulaniana angepflanzt.
Auch diese Art enthält Sesquiterpenlactone, die bei ungeschützter Haut zu Schä-
den führen können.

VERWERTUNG
Tagesdosis 3..9 g Rinde als Abkochung, Pulver oder Pille (LD50 4,25 g/kg KM).

HISTORIE
Erste Kenntnisse sind aus dem China des 1. Jahrhunderts u.Z. überliefert. [1]
Mit dem Gattungsnamen würdigte PLUMIER 1703 den Botaniker Pierre MAGNOL (1638-
1715). MAGNOL schrieb ein Botanikbuch und führte den Begriff "Familie" in die
Taxonomie ein. [6]

LITERATUR
[1] CHEVALLIER, A.: Die BLV Enzyklopädie der Heilpflanzen, blv München Wien
Zürich, 2. Aufl. 2000
[2] HILLER, K., M.F. MELZIG: Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und
Drogen, area Erftstadt 2006
[3] CHEERS, G. (Hrsg.): Botanica, Könemann Köln, 3. Aufl. 2000
[4] GÜNTHER, H.: Schöne Blütengehölze, Deutscher Landwirtschaftsverlag,
Berlin 1979
[5] DHARMANANDA, S.: Safety Isuues Affecting Chinese Herbs: Magnolia Alkaloids,
http://www.itmonline.org/arts/magsafe.htm; 18 Lit'stellen, und
http://www.itmonline.org/arts/magnolia.htm (03/2001)
[6] GENAUST, H.: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen,
Nikol Hamburg, 3. Aufl. 1996
[7] GILDEMEISTER, E.: Die ätherischen Öle, Bd. II, Schimmel & Co. Miltitz,
3. Aufl. 1929

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