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MALVE

 
NAMEN
(1) Blaue Malve, Wilde Malve, Algiermalve, Rosspappel, Große Käsepappel,
Hanfpappel

Malva sylvestris L. ssp. mauritiana (L.) ASCHERS. et GRAEBN.
(2) Futtermalve, Quirlmalve
Malva verticillata L. (syn. M. meluca)
(3) Wegmalve, Kleine Käsepappel
Malva neglecta WALLR.
E: mallow, F: mauve, R: malwa

BOTANIK: Fam. Malvaceae (Malvengewächse). Gattung mit etwa 30 Arten.
(1) Zweijährig bis ausdauernd, einjährig kultiviert.
Höhe 1,0 .. 1,25 m, Stengel aufrecht, ästig, schwach behaart; Blätter fast
kahl, wechselständig, lang gestielt, nierenförmig-rundlich mit meist 5 Lap-
pen, Blattrand kerbig-gesägt.
Blüte Juli bis Oktober, rotviolett, hellpurpurn mit dunkleren Längsstreifen,
büschelig in Blattachseln, fünf Kronenblätter, Außenkelch mit drei eiförmig-
lanzettlichen Blättchen und fünfspaltiger Kelch mit behaarten, dreieckigen
Zipfeln. 2n=42. "Käsepappel" wegen der kreisrunden, käseförmigen Früchte,
"Pappel" von pappig (breiig-schleimig). TKM = 3,2 g.
Fleischige Pfahlwurzel.
Bild 1 Bild 2
Samen "Dunkelviolette"
(2) Einjährig überwinternd, Blüte Juli bis September, weiß. 2n=42, 84.
Höhe 0,8..1,5 m, Stengel aufrecht.
(3) Ausdauernd. Blüte Juni bis Oktober, rosa bis weiß. 2n=42.
Höhe 0,1..0,5 m.

VERWECHSLUNG: siehe Stockrose Stockrose
und Eibisch Eibisch

WERT
(1) Die Blüten enthalten Schleim- und Gerbstoffe, die schleimlösend, erweichend,
reizmildernd, entzündungshemmend wirken. Einsatz gegen Husten, Heiserkeit,
Kehlkopfentzündung, Mandelentzündung, Bronchialkatarrh, Zahnfisteln, Wunden
und Furunkel.
Durch den Farbstoff Malvin (ein Anthocyan) ein beliebter Teezusatz. Flavon-
glykoside (Gossypin-3-sulfat).
100 g Blätter enthalten bis zu 150 mg Vitamin C und 10 mg Provitamin A.
Aus den Blättern schleimige Breiumschläge. Wildgemüse.
Die Früchte weisen 18 % Fett und 39 % Eiweiß auf, essbar. Wegen der griffi-
gen Blätter früher gerne als Toiletten"papier" verwendet. Aus den Stengeln
lassen sich grobe Fasern für Seile und anderes Bindegut gewinnen (daher auch
"Hanfpappel". Die eigentliche Hanfpappel ist aber Althaea cannabina L.)
Guter Nektarspender.
(2) Hochwertiges Futter, Wildgemüse.
(3) Blüten wie (1) brauchbar. Wildgemüse.

ANSPRÜCHE
Windgeschützte, sonnige Lage, nicht sehr winterhart. Keine frische Düngung
mit Stallmist, mittlerer Boden aber nährstoffreich, Düngung mit 2 g P,
3 g N, 8 g K/m² vor der Aussaat.
Wässern bei Trockenheit.

FRUCHTFOLGE beliebig

ANBAUPRAXIS
(1) Zur Blütengewinnung ist von März bis April mit 0,5 g/m² auszusäen,
Reihenabstand 0,5 m. In der Reihe auf 0,3 m ausdünnen.
Zur Krautgewinnung kann bis August noch ausgesät werden, dann mit
1 g/m² und Reihenabstand 0,25 .. 0,3 m.
(2) Aussaat im April bis Mitte Mai mit 0,4 g/m², Reihenabstand 0,35 m,
Sätiefe 1 cm. Mehrmals hacken.
(3) Nicht angebaut, Wildkraut.

ERNTE
Die Blüten (Flores Malvae) werden von Juni bis Oktober alle 2..4 Tage ohne
Stiel, mit und ohne Kelch gepflückt, Ertrag 70..120 g/m², Masseverlust beim
Trocknen 80..85 %. Trocknen im Schatten bis 35 °C.
Juni bis August Ernte der malvenrostfreien Blätter ohne Stiel, kleingeschnitten
getrocknet (Folia Malvae), Ertrag 250..500 g/m².
Krautware (Herba Malvae cum floribus Flores Malvae) ist das maschinell
gewonnene Produkt.

VERWERTUNG
Tee: 2 Teelöffel Blätter auf 250 ml kaltes Wasser (5..10 Stunden stehen
lassen) oder 2 Teelöffel Blüten auf 1 Glas siedendes Wasser (10 min ziehen
lassen), gegen Husten mit Honig süßen und möglichst heiß trinken.
Doppelte Konzentration zum Gurgeln, zu Umschlägen bei Geschwüren, entzün-
deten Wunden, Furunkeln. Frische Blätter, kalt abgewaschen, ebenfalls zur
Auflage bei Wunden.
Pharmazeutisch zu alkoholischen Auszügen und Verreibungen. Färbemittel.
Blätter, Blüten und unreife Samenkapseln zu Wildsalaten, Suppen, Soßen, spi-
natartig zubereitet. Futter für Kleinvieh, als Silage für Kaninchen.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Blattläuse, Larven der Malvenmotte, Malvenblattfloh, Malvenrost, Rote Spinne

ARBEITSKALENDER
3 .. 4 Aussaat ins Freiland
6 .. 8 Krautgewinnung, Wildgemüsenutzung
6 .. 10 alle 2 .. 4 Tage Blüten auspflücken

SORTEN
(1) Dunkelviolette

HISTORIE
Schon die antiken Ärzte benutzten die Blätter der Blauen Malve als Gemüse gegen
Verstopfung, der Name Malve rührt womöglich vom griechischen malasso = er-
weichen her. [2]
Die Malve galt im alten Griechenland als Essen für die ärmeren Menschen:
"Ein Malvensalat mag füllen den Bauch und das Kraut des geschossenen Rettichs."
[3]

LITERATUR
[1] EAB 4. Ausg. (2002) S.2325, 4.00/1541: Malvenblüten
[2] GRUNERT, Ch.: Gartenblumen von A bis Z, Neumann Verlag Radebeul, 2. Aufl.
1967
[3] ARISTOPHANES: Plutos, 2. Akt, 3. Szene, Athen 388 v.u.Z.

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