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MANIOK

 
NAMEN: Maniok, Mandioka, Cassava, Yuca
(1) Manihot esculenta CRANTZ
(2) Manihot glaziovii MÜLL. ARG.
( ) Yucca siehe Yucca

BOTANIK: Fam. Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse), Gattung mit 150 Arten
(1) Mehrjährig. Stengel kräftig, holzig, knotig, aufrecht, 3 m hoch.
Blätter wechselständig, langgestielt, tiefgelappt mit 3..7 Einschnitten
(handförmig), Blättchen eiförmig beiseitig zugespitzt bis lanzettlich. So-
fern Blüten: gelblichweiß, männliche Blüten an der Spitze der endständigen
Rispen, weibliche darunter; fünfzählig. Die Früchte sind ungenießbar.
Wurzelknollen 30..90 cm lang, 5..10 cm dick, 2..5 kg schwer, weiß..braun..
rot. Mark gelblichweiß. 3..5 Knollen je Pflanze.
(1) Bild Maniok mit Schmetterling

VORKOMMEN
Süd- und Mittelamerika (Brasilien), Afrika, Asien (Indonesien).

WERT
(1) Die jungen Blätter können als Gemüse gegessen werden.
In 100 g frischen Knollen sind enthalten:
63 g Wasser; 1 g Eiweiß; 0,2 g Fett; 32 g Kohlenhydrate; 3 g Ballaststoffe;
Energie 573 kJ. 1,25 mg Purin-N.
Mineralstoffe (in mg: 32 Ca; 1,6 Fe; 260 K; 15 Mg; 2 Na; 48 P; 0,2 Zn).
Vitamine (in mg: 0,03 Karotin; 0,06 B1, 0,03 RF; 0,024 FS; 0,2 B6; 30 C).
Im Mark der Knollen bis 35 % Stärke; in der ganzen Pflanze 0,05 % Glyko-
sid Manihotoxin (=Linamarin) (bei "süßen" Sorten noch 0,007 %), das
durch das Enzym Linase Blausäure abgibt, weshalb Rohverzehr nicht mög-
lich ist, dazu noch das giftige Eiweiß Toxalbumin, Diterpene und über 20
Yuccalexine.
Maniok ist eine einseitige Stärkenahrung, so dass oft erhebliche Eiweiß-
defizite in solchen Bevölkerungen auftreten.
Die nach dem Kochen verbleibende Blausäure wird im Körper zu Thiozyanat
entgiftet. Thiozyanat hemmt die Jodaufnahme der Schilddrüse, was oft zu
Kropfbildung führt. Andererseits schützt die Blausäure Sichelzellanämie-
Träger vor Malaria, da die Plasmodien in den roten Blutkörperchen abster-
ben. [2]
Auch die geschälten Samen sind essbar.
(2) Kautschuklieferant, aber eine rationelle Gewinnung ist noch nicht ent-
wickelt.

ANBAU
Optimale Jahresdurchschnittstemperatur über 20 °C. Sehr frostempfindlich.
Gut verteilte Niederschläge, möglichst nährstoffreicher Boden. Pflegeleichter
als z.B. Yams. Vermehrung nur über 15..25 cm lange Stecklinge aus dem mittleren
Stengelteil, die mindestens zu 50 % im Boden (besser in Dämmen) stecken müssen.
Aussaat ist nur für die Züchtung bedeutsam.
Bis zur Knollenreife vergehen 9..12 Monate. Bei vielen tropischen Selbstversor-
gern Mischanbau mit Süßkartoffeln, Hülsenfrüchten, Mais u.a. Ertrag kaum über
90 dt/ha, er ließe sich durch Intensivierung auf 750 dt/ha steigern. Die Knollen
stehen aber ganzjährig für 2..3 Jahre in der Erde zur Verfügung.

ERNTE
Ernte durch schweißtreibende Handarbeit. Geringe Lagerfähigkeit, deshalb nach
der Ernte sofort verarbeiten. Der Ertrag wird auf 50 Mio t weltweit geschätzt.

VERWERTUNG
Wegen Blausäuregehalt sind die Knollen längere Zeit zu wässern, das Wasser
mehrmals zu wechseln. Dazu sind vorher die Knollen zu schälen, zu halbieren,
der harte Mittelteil herauszuschneiden. Noch besser geht das Wässern, wenn
die Knollen zerrieben werden. Manuell entstehen aus 50 kg Knollen 9 kg Mehl,
etwas mechanisiert 13 kg. Danach wird Maniok zu Brei gekocht, geröstet oder
gedünstet oder zu Toastbrot verbacken. Technisch kann aus Maniok Stärke gewonnen
werden.
Wird die feuchte Stärke auf 70 °C erhitzt, entsteht "Tapioka-Sago" (Manioka,
Brasilianisches Arrow Root, Kassava-Stärke, Kassada, Yucca
). Wenn man den
Kassavabrei angären lässt und danach auspresst, wird mehr Blausäure entfernt.
Bei Amazonasindianern wird Chicha hergestellt, einer alkoholhaltigen Zuberei-
tung. Dazu werden gekochte Knollen zu Brei zerstampft, ein Teil zur Verzucke-
rung der Stärke gekaut und zurückgemischt. Nach einigen Tagen Gärung ist die
Substanz genussfertig. [4]

SORTEN
Bittere Sorten enthalten mehr Blausäure als süße. Bei süßen Sorten reicht oft
schon Schälen aus, sie haben aber einen geringeren Stärkegehalt.

HISTORIE
"Die Manioka, Cassada oder Cassava ist eine in Westindien sehr bekannte Pflan-
ze wegen der verderblichen Eigenschaften ihres Safts, welcher den Schweinen
oder anderen Tieren, welche ihn trinken, schädlich ist, aber die Wurzel wird
sowohl von den Portugiesen als von den Negern in Brasilien in ein grobes Mehl
verwandelt und anstatt des Brots gebraucht; sie heißt daher Farinha de Poo,
Holzmehl oder Sägespäne. Es ist das wohlfeilste und am wenigsten nährende Mit-
tel unter allen, welche in den heißen Landstrichen anstatt des Brots gebraucht
werden, wiewohl es vor kurzem auch in England eingeführt wurde und jetzt von
den Drogisten und Apothekern für einen hohen Preis, als ein vermeintliches Mit-
tel gegen Abzehrungen, unter dem Namen Togioca verkauft wird."
[3]

LITERATUR
[1] FRANKE, G.(Hrsg.): Früchte der Erde, Urania-Verlag Leipzig Jena Berlin,
3. Aufl. 1988
[2] POLLMER, U., A. FOCK, U. GONDER, K. HAUG: Prost Mahlzeit! Kiepenheuer &
Witsch, Köln, 2. Aufl. 2001
[3] DALZEL, A.: Geschichte von Dahomey, einem inländischen Königreich in Afri-
ka, aus glaubwürdigen Nachrichten gesammelt, Leipzig 1799
[4] REINHARDT, S., S. LUNNBEBACH, H. STEINECKE, C. BAYER: http://www.regenwald-
menschen.de: Nutzpflanzen und Pflanzennutzung im amazonischen Tiefland
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