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MASTIX

 
NAMEN
(1) Mastix, Mastixstrauch, Mastixpistazie, Chiosmastix
Pistacia lentiscus L. var. latifolius COSS. (syn. P. chia, P. mutica,
P. terebinthus)

( ) Pistazie siehe Pistazie

BOTANIK: Fam. Anacardiaceae (Sumachgewächse)
Kleiner Laubbaum. Blätter paarig gefiedert, immergrün. Unter der Rinde aromati-
sches Harz.

VORKOMMEN
Mittelmeerregion (besonders Chios), Kanaren. Dürre, felsige Stellen.
Empfindlich gegen strenge Winter.

WERT
Das Harz (Gummi Lentisci, Gummi Mastix, Resina Mastix) hat einen harzigen Geruch
und schmeckt aromatisch bitter, es enthält bis 90 % Masticadienonsäure, Isomas-
ticadienonsäure, Oleanolsäure; Triterpenalkohol Tirucallol; 1..3 % ätherisches
Öl mit 90 % Monoterpenen (das EAB fordert 10 ml/kg TM) mit 79 % Pinen, 20 %
Mastikoresen, Mastizinsäure, Mastikolsäure, Mastikonsäure. Das Mastixöl
riecht kräftig nach dem Harz.
Bei Bronchialerkrankungen, Husten, Schmerzen im Oberbauch, Magen, Durchfall,
Furunkel. Für Pflaster und zur Verbandbefestigung. Im Orient zur vorübergehenden
Füllung hohler Zähne verwendet.
Die trockenen Blätter (Pistaciae lentistici folium, Folia Pistaciae lentisci)
enthalten 0,2 % ätherisches Öl aus 41 % Terpenkohlenwasserstoffen (Camphen, Pi-
nen, Terpinen), 17 % Ester, 16 % Alkohole, 15 % Carbonylverbindungen, 9 % Sesqui-
terpene; Flavonoide (Myricetin); Gerbstoffe. Medizinisch angewendet sind sie
blutdrucksenkend. Zum Färben und Gerben. [5]
Die Gallen (Judenschote, Terpentingallen, Gallae Pistaciae terebinthini) auf den
Blättern verfügen über 50..60 % Gerbstoffe, Triterpene (Dammarendiol, Diptero-
carpol, Erythrodiol, Masticadienonsäure, Oleanolaldehyd, Tirucallol), 4 % äthe-
risches Öl. Die durch Insektenstich induzierten Gallen werden zum Adstringieren,
bei Asthma und bei Krampfhusten verwendet. Man hat auch Seide und Wein damit ge-
färbt. [5]

ERNTE, VERWENDUNG
Durch leichte, am besten kreuzförmige Rindeneinschnitte (April..Mai) am Stamm
und größeren Ästen tritt Harz aus, das in Tränen erstarrt. Die Tränen werden
nach zwei bis drei Wochen (oder erst im August) aufgelesen bzw. mit Zangen oder
Messern abgetrennt.
Die beste Qualität sind 5..20 mm große, durchsichtige bis hellgelbe Tränen bzw.
Mastixkörner (Mastiche in granis, Mastix electa) oder Blockware in walzenförmi-
gen, erst grünlichen, manchmal verschmutzten, gelblichen Stücken. Blockware ist
oft durch Sandarak verfälscht. Ein Baum liefert 3..5 kg, der Ertrag nimmt aber
im Alter ab.
Im Orient als Kaumasse zum Stärken des Zahnfleischs und zur Atemerfrischung, Zu-
satz zu Raki und Mastiki (Getreidebranntwein).
Technisch wird Mastix zu Firnissen und Kitten gebraucht, er bildet glänzende,
nicht reißende Überzüge. Er löst sich in Äther und Alkohol gut auf. Eine Lösung
heißt Mastisol und wird in der Wundbehandlung zur Befestigung von Verbänden
sowie in der Maskenbildnerei benutzt.
Blätter zum Gelbfärben von Seide.

HISTORIE
Bei DIOSKORIDES gibt es pistake für den Baum und pistakia für die Frucht, stam-
mend vom noch früheren persischen pistah = Frucht der Pistazie. Ein deutscher
Name war "Zahnstocherbaum", weil das Kauen des Harzes die Zähne gesund erhal-
ten sollte.

ANMERKUNGEN
Früher wurde die Bezeichnung "Mastix" auch für ein Asphaltgemisch mit Paraffin-
öl verwendet, was natürlich mit diesem bestenfalls die Konsistenz gemein hat.
Die Mastixdistel, Atractylis gummifera, auf Sizilien, hat süßen Wurzelsaft und
wurde zum Verfälschen von Lakritze verwendet. Der wässrige Auszug heißt
Mastikogna, der Calciumoxalat enthält (und ist damit leicht nachzuweisen).

LITERATUR
[1] REID, D.: Handbuch der chinesischen Heilkräuter, Knaur München 1998
[2] BUCHHEISTER, G.A., G. OTTERSBACH: Handbuch der Drogisten-Praxis, Springer,
Berlin, 16. Aufl. 1938
[3] GILDEMEISTER, E.: Die ätherischen Öle, Bd. III, Schimmel & Co. Miltitz,
3. Aufl. 1931
[4] EAB 4. Ausg. 2. Nachtrag (2003) S.3599; 4.02/1876: Mastix
[5] HILLER, K., M.F. MELZIG: Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Dro-
gen, area Erftstadt 2006

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