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MAUERPFEFFER

 
NAMEN
(1) Scharfer Mauerpfeffer, Ohnblatt, Pfefferkraut, Steinpfeffer, Scharfe Fett-
henne
, Kleiner Hauslauch, Gelbes Katzenträublein

Sedum acre L.
E: wall-pepper, F: poivre de muraille, I: borracina acre, N: muurpeper
(2) Tripmadam, Salat-Fetthenne, Zurückgekrümmte Fetthenne, Felsen-Fetthenne
Sedum reflexum L.(1755) (syn. S. rupestre L. (1753))
(3) Weiße Fetthenne, Traubenweizen
Sedum album L.
(4) Große Fetthenne, Gemeine Fetthenne, Schmeerwurzel, Bohnenblatt, Donnerbart
Sedum telephium maximum (L.) HOFFM.
(5) Purpur-Dickblatt
Sedum telephium L. S. STR.

BOTANIK: Fam. Crassulaceae (Dickblattgewächse). Gattung mit rund 400 Arten.
(1) Höhe bis 10 cm, Blätter dickfleischig, in 6 Längsreihen, klein (3..5 mm),
keilförmig. Rasenbildend. Ausdauernd, Blüte gelb von Juni bis Juli in
trugdoldenähnlichen Wickeln. 2n=40,48,60,80,100,120. Frucht ist eine
Spaltfrucht bzw. Balgfrucht.
(2) Höhe 15..35 cm. Ausdauernd, niederliegend, rasenbildend. Blätter blaugrün,
dünner, länger als (1), kurz stachelspitzig. Blüte Juni bis August, gelb.
2n=34,68, ca.112. Dunkelkeimer, Keimdauer bis 21 Tage. Kalkmeidend.
Bild 1 Tripmadam Bild 2 Tripmadam
(3) Blätter walzlich-eiförmig, fleischig, ohne scharfen Geschmack. Blüte weiß.
(4) Höhe 0,3..0,6 m. Stengel aufrecht.
Knollige Wurzeln. Blätter länglich-eiförmig, gebuchtet. Blüte in trau-
bigen Wickeln, gewölbt, weißlich, gelblich oder rötlich.

WERT
(1) Gewürz von schleimig-scharfem, pfefferartigem Geschmack durch kleine Kris-
tallnadeln aus bis zu 0,27 % Piperidinalkaloide (Sedamin, Sedimin, Sedri-
din
, Sedinon, Isopelletierin, Sedacrin, Lobelanidin u.a.); Rutin. Blutdruck
senkendes Herzmittel, Zucker, Vitamin C. Gegen Arterienverkalkung, Zahn-
schmerzen, blutende Hämorrhoiden.
Hohe Gaben rufen Kopfschmerzen, Mattigkeit, Durchfall, Erbrechen, Krämpfe,
Lähmungen, Atemstillstand hervor. [1]
Der frische Saft darf nicht in die Augen gelangen - dauerhafte Schädigung!
(2)(3) Wildgemüse
(4)(5) Zierpflanzen, auch Wurzel und Kraut als kühlendes Mittel für Wunden
innerlich bei Darmstörungen

ANSPRÜCHE
Standort in voller Sonne, nicht zu nass, eher trocken. Boden sandiger Lehm oder
Sand mit wenig Humus. Schwach gedüngt. Trockenmauern.

ANBAUPRAXIS
Aussaat des sehr feinkörnigen Samens lohnt meist nicht, es müsste im März ins
Frühbeet ausgesät und später so pikiert werden, dass nur die Rosette heraus-
schaut. Leichter ist das Teilen alter Pflanzen im April, die Schnittlinge kom-
men ins Frühbeet und werden etwa drei Wochen einem Sprühnebel ausgesetzt, bis
sie sich bewurzelt haben. Von diesem Zeitpunkt an sind die Jungpflanzen tro-
cken zu halten. Pflanzung mit 12..20 cm Abstand. Gedüngt wird nicht.
An zusagenden Stellen breitet sich der Mauerpfeffer unkrautartig aus und ist
nur durch ständiges Hacken oder chemisch (Glyphosat) zu bekämpfen.

ERNTE, VERWERTUNG
(1) Einzelne dickfleischige Blätter oder Triebe kann man das ganze Jahr über
pflücken, besonders aber vor der Blüte. Als Gewürz an Salate, Suppen,
Gemüse, Rohkost. Zum Trocknen als Gewürz ungeeignet, sehr lange aber zu
medizinischer Anwendung bis 35 °C.
Kraut (Herba sedi acris) zu alkoholischen Auszügen oder Aufguss
(1 Teel. Kraut auf 1 Glas heißes Wasser als Tagesmenge gegen Hämorrhoiden,
Geschwüre und Jucken in der Aftergegend).
Als Einreibung zur Verbesserung der Hautdurchblutung.
Frische Teile gegen Mykosen, Geschwüre, Ekzeme, Hühneraugen.
(2) Blätter und junge Triebspitzen bis zur Blüte gemischt an Salate, Suppen,
Soßen, Beilagen.
(4) Frische Blätter zu Salat. Frischer Saft zur Wundbehandlung, Tinkturen.

ARBEITSKALENDER
(3) Aussaat unter Glas
4 Schnittlinge im Frühbeet unter Sprühnebel bewurzeln
M5 Pflanzung
E5 - 6 Ernte für pharmazeutische Verwendung

HISTORIE
Der Gattungsname leitet sich von sedere = sitzen ab, weil die Pflanzen dicht
am Boden aufsitzen. "Tripmadam" kommt aus dem Französischen, ab 1779 genannt,
aber die Bedeutung des "trip" ist unklar.

LITERATUR
[1] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994

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