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MINZE-ARTEN

 
NAMEN
(1) Krauseminze, Grüne Minze
Mentha spicata L. em.L. var. crispa BENTH. (syn. M. crispa L.)
E: spearmint
(2) Wasserminze, Bachminze
Mentha aquatica L.
(3) Apfelminze, Rundblättrige Minze
Mentha suaveolens EHRH. (syn. Mentha rotundifolia auct.)
(4) Poleiminze, Flohkraut
Mentha pulegium L. (syn. Pulegium vulgare MILL.)
E: Penny royal, F: Menthe pouliot, I: Menta pulegia, N: Polei
(5) (Japanische) Ackerminze
Mentha arvensis L. (var. haplocalyx)
kultiviert Mentha arvensis L. var. piperascens HOLMES ex CHRISTY
(6) Langblättrige Minze, Rossminze
Mentha longifolia (L.) L. ssp. longifolia
(7) Argentinischer Minzstrauch
Lippia polystacha
(8) Frauenminze, Flohkraut, Amerikanische Polei
Hedeoma pulegioides (L.) PERS. (syn. Cunila pulegioides L.)
E: penny royal, squaw mint
( ) Nepeta cataria L.: Katzenminze, siehe Katzenminze
( ) Mentha piperita, Pfefferminze, siehe Pfefferminze

BOTANIK: Fam. Lamiaceae (Lippenblütler)
(1) Ausdauernd. Höhe 0,3..0,8 m. Stengel kahl. Blätter kahl oder nur auf
den Nerven einzeln behaart. Blüte Juli bis September in dünner Schein-
ähre. 2n=48. Geruch kümmelartig.
(2) In nassen Regionen. Höhe bis 0,8 m. Blätter eiförmig, gesägt.
Blüte Juli bis Oktober, kopfig, in Scheinquirlen. 2n=96
(3) Höhe 0,3..0,5 m. Blätter rundlich-eiförmig, kerbig gesägt, unterseits
filzig. Blüte Juli bis September, hellila bis weiß. 2n=24.
Feuchte Stellen.
(4) Ausdauernd, mit oberirdischen Ausläufern. Höhe bis 0,3 m. Blüte Juli
bis September, blasslila, in Quirlen. 2n=20. Stark aromatisch.
Poleiminze
(5) Ausdauernd. Stengel vierkantig, bis 0,6 m hoch. Blätter eiförmig, gezähnt.
Blüten blasslila in blattachselständigen Quirlen.
(6) Ausdauernd. Höhe 0,5..1 m. Blätter länglich-lanzettlich, scharf gesägt,
graufilzig behaart, gegenständig, sitzend, 5..10 cm lang. Blüte rötlich-
lila, Juli bis September, in langen, dichten, 1 cm dicken Scheinähren.
2n=24. Feuchte Stellen, Gräben, Bachränder, nasse Weiden.
(7) Zimmerpflanze
(8) Stengel aufrecht, schwach vierkantig, ästig, 0,15..0,5 m hoch. Blätter 12 mm
lang, gestielt, am Grunde verschmälert, beiderseits mit einem oder zwei
Zähnen. Blüten in achselständigen Wirteln, Juni bis August.[4]

VORKOMMEN
(4) Europa, Asien, Gewässerränder. Gefährdet, auf der Roten Liste
(8) Nordamerika, trockene Stellen

WERT
(1) Das Kraut enthält 0,17 % ätherisches Öl (Minzenöl, Oleum Menthae).
mit Carvon, aber kein Menthol. Lichtgeschützt 2 Jahre haltbar. Gerb- und
Bitterstoffe.
Verwendung wie Pfefferminze. Fördert den Gallenfluss, gegen Magenbeschwer-
den, Blähungen, Durchfälle.
(2) Im trockenen Kraut immer noch bis 0,8 % ätherisches Öl mit Carvon,
Menthon, aber relativ wenig Menthol. Gerbstoffe.
(3) Die Apfelminze ist ausgesprochen mild und bildet beim Erhitzen keine
Bitterstoffe, daher auch zu Süßspeisen, Kompott, Gelee, Konfitüre,
Apfelfüllungen, Konditoreiwaren.
(4) Bitterlich-scharfer Geschmack, rötet die Haut. Enthält insektizid wirkende
Substanzen, wurmtreibend (im ätherischen Öl 27..90 % giftiges Pulegon,
Isopulegon, Menthol, Piperiton, Limonen), weshalb vom innerlichen Gebrauch
namentlich durch Schwangere abzuraten ist, da auch die Gebärmuttermuskulatur
angeregt wird. Sowieso selten gebraucht als menstruations- und auswurfför-
derndes Mittel, bei Verdauungsstörungen, Magenkatarrh, Leber- und Nierenlei-
den, Wassersucht, Gelbsucht, Gicht, Ohnmachten, labiler Kreislauf, Kopf-
schmerzen. Vergiftungssymptome sind Würgen, Erbrechen, Blutdrucksteigerung,
Lähmung, Tod [6].
(5) Presssaft und Aufguss gegen Erkältungen, Schmerzen in Hals, Mund, Ohren,
Kopf, Zahnschmerzen. [1]
Das Minzöl (Menthae arvensis aetheroleum) wird durch Wasserdampfdestil-
lation gewonnen. Lt. DAB enthält es 1,5..7 % Limonen, 17..35 % Menthon, 5..
13 % Isomenthon, 1,5..10 % Menthylacetat, 30..50 % Menthol, weniger als 1 %
Menthofuran, 1,5 % Cineol, 2 % Carvon, 2,5 % Pulegon. Dichte 0,888..0,910,
Brechungsindex 1,456..1,470, optische Drehung -16..-34°. [2]
(6) Ätherisches Öl. Verwendung der Blätter wie Pfefferminze.
(7) Mit jungen Blättern kann man schwarzen Tee aromatisieren.
(8) Eigentümlicher starker Geruch durch ätherisches Öl (1,3..3 % in getrocknetem
Kraut, "Amerikanisches Poleiöl", davon 50 % Menthon und Isomenthon, 24 %
Pulegon, 8 % 1-Methyl-3-cyclohexanon, Limonen, Dipenten). Flavonoide (Dios-
min), Gerbstoffe. Reizend, nervenstärkend, krampfstillend, fiebersenkend,
schweißtreibend, gegen Entzündungen der Gebärmutter und der Eierstöcke, Nie-
renkoliken, Magenschleimhautentzündungen. Anwendung innerlich und äußerlich.
Bei Überdosierung innerlich Reizung der Harnwege und des Darmes, Blutungen,
Zittern, Krämpfe, Bewusstlosigkeit, andauernde Muskelschwäche. Das Öl in
Insektenrepellents (z.B. gegen Mücken). [5][6]

ANBAUPRAXIS
(1) wie Pfefferminze.
(4) Anbau auf gutem Gartenboden in sonniger Lage. Aus Samen echt vermehrbar,
Aussaat ins Frühbeet oder später Stecklinge von älteren Pflanzen. Im Mai
auspflanzen, Abstände 40 x 20 cm. Feucht und sauber halten.
in älteren Beständen Kopfdüngung mit gut verrottetem Mist im Herbst,
Winterschutz durch Fichtenreisig.
Geerntet wird das blühende Kraut.
(5) In China und Japan zur Mentholgewinnung angebaut.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
(1) leidet nicht unter Rost.

SORTEN
(1) Meucris, Erfurter

HISTORIE
HILDEGARD schreibt über Minzen [3]:
(1) "Wie das Salz, mäßig beigefügt, jede Speise mäßigt, weil es schlecht ist,
wenn zu viel oder zu wenig der Speise beigefügt wird, so gibt die Krause-
minze, wenn sie dem Fleisch, den Fischen oder Speisen oder dem Mus beige-
fügt wird, jener Speise einen guten Geschmack und eine gute Würze, und so
erwärmt sie auch den Magen und verschafft eine gute Verdauung."
(2) "Wer vom vielen Essen und Trinken einen schweren Magen-Darm-Trakt hat, der
esse oft rohe Bachminze oder gekocht mit Fleisch, in Suppe oder im Gemüse
und seine dumpfe Beschwernis wird vergehen, weil es die fetten Eingeweide
etwas kühlt und so die Dämpfigkeit mindert."
(4) "Die Polei hat eine angenehme Wärme...und von folgenden 15 Kräutern hat sie
eine Kraft in sich: Zitwer, Gewürznelke, Galgant, Ingwer, Basilikum, Bein-
well, Lungenwurz, Osterluzei, Schafgarbe, Eberraute, Engelsüß, Odermennig,
Stur (Bingelkraut oder Amaranth?), Storchenschnabel, Bachminze."
(5) "Aber auch, wer einen kalten, schlecht durchbluteten Magen hat und die Spei-
sen nicht verdauen kann, der esse diese Minze entweder roh oder mit Fleisch
oder mit Fischen gekocht, und sie wärmt seinen Magen und verhilft ihm zur
Verdauung."

LITERATUR
[1] CHEVALLIER, A.: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen, München 2000
[2] DAB 2000: Minzöl
[3] STREHLOW, W.: Die Ernährungstherapie der Hildegard von Bingen, Weltbild
Augsburg 2005
[4] SIEGMUND, F.: Omas Lexikon der Kräuter und Heilpflanzen, Reprint Bechtermünz
/Weltbild Augsburg 1997
[5] HILLER, K., M.F. MELZIG: Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Dro-
gen, area Erftstadt 2006
[6] ROTH.DAUNDERER.KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol Hamburg, 4. Aufl.
1994

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