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MÖHRE

 
NAMEN
(1) Möhre, Mohrrübe, Karotte (für die stumpfen Formen gebraucht),
Gelbe_Rübe
Daucus carota L.subsp. sativus (HOFFM.) ARCANG.
E: carrot, F: carotte, I: carota, N: wortel, P: marchew(-ka), R: morkow,
S: dauco, zanahoria, T: mrkev, U: sargarepa
(2) Wildmöhre
Daucus carota L. ssp. carota
(3) Riesenmöhre
Daucus carota ssp. maximum
(4) Schwarzmöhre
Daucus carota ssp. atrorubus ALEF. (syn. Daucus carota ssp. afghanicus)

BIOLOGIE: Fam. Apiaceae (Doldengewächse), Gattung mit etwa 25 Arten
Hauptwurzel als Bastrübe ausgebildet, maximaler Wurzeltiefgang bis 1,5 m.
Zweijährig. Blüte Juni bis September, vorwiegend fremdbestäubt, weil vormännig.
Beste Befruchtungstemperatur 18..23 °C. Im Gegensatz zu anderen Doldenblütlern
ziehen sich die Blüten der Möhren bei Samenreife vogelnestartig zusammen.
Zur Saatgutgewinnung sind Schlagabstände von über 1000 m erforderlich, um Sor-
tenreinheit zu gewährleisten. Langtagpflanze. 2n=18. Blätter 2..3fach gefie-
dert, Höhe 0,3 m, Blütenstengel bis 1 m. Speisemöhren sind meist rot-, Futter-
möhren gelbfleischig.
Bild Möhrendolde Bild Möhrendolde
Bild Möhrensamen
(2) Mitteleuropa, Schwäbische Alb; Magerwiesen, Wegränder.
Blätter graugrün, feinbehaart, fein geschlitzt. Im ersten Jahr Rosette,
Höhe bis 12 cm. Wurzel innen weiß, ohne Karotin, 4..6 mm dick, 6..8 cm
lang. Gekocht durchaus schmackhaft, aber unergiebig. [4]
(3) Mittelmeerraum
(4) Zentralasien. Gelb, aber auch purpurrot durch Anthozyane (dreimal so viel
wie in roten Traubensaft). [4]

WERT
(1) In 100 g sind enthalten:
┌────────────────────────┬──────────────┬───────────────┬──────────────────┐
│ Hauptbestandteile │ Vitamine │ Mineralstoffe │ Sonstige │
├────────────────────────┼──────────────┼───────────────┼──────────────────┤
│ Proteine 1,1 g │ Karot.7,8! mg│ Ca 41 mg │ 1,25 Purin-N; │
│ Fette 0,2 g │ B1 0,07 mg│ Fe 2,1 mg │ 15 mg äth. Öle; │
│ Kohlenhydrate 6..9,3 g │ RF 0,06 mg│ K 290 mg │ in Kohlenhydr. │
│ KH-Einheit 150 g │ PP 0,8 mg│ Mg 18 mg │ sind 4,5 Zucker; │
│ Ballaststoffe 4 g │ PS 0,27 mg│ Zn 0,6 mg │ in Protein viel │
│ Mineralst.ges. 1,03 g │ B6 0,1 mg│ Na 60 mg │ Methionin; │
│ Basenüberschuss 9 mmol │ C 10 mg│ P 35 mg │ 10 % Pektinstoffe│
│ Brennwert 110..150 kJ │ E 0,9 mg│ │ in Trockenmasse │
└────────────────────────┴──────────────┴───────────────┴──────────────────┘
Der maximale Wirkstoffgehalt ist in ausgereiften Möhren zu finden, nicht
jedoch in den halbreifen, zarten.
Die Samen enthalten 16 % fettes Öl (davon sind 5..8 % Petroselinsäure,
14 % Ölsäure, 24 % Linolsäure, 26 % Lipide); 1 % ätherisches Öl mit dem
Hauptgeruchsstoff Carotol (50 %) neben anderen Terpenen wie alpha-Thujen,
Pinen, Camphen, Sabinen, Phellandren, Humulen, Bisabolol, Linalool [1].
Rohe Möhre vertreibt Madenwürmer (2..3 rohe Möhren am Tag); günstig bei
Erkältungskrankheiten (Expectorans), antibakteriell, fungistatisch, gilt als
Stomachicum (Magenmittel), Tonikum, Aphrodisiakum, Diuretikum. Geriebene Möhre
verhindert Fäulnis im Darm, frisch gepresster Möhrensaft (nicht lagerfähig)
hilft gegen Sodbrennen und Magenübersäuerung. Die gelbliche Hautfärbung von
Babies bei angemessener Möhrenkost rührt von Karotin her und gilt als un-
gefährlich. Möhrenblätter enthalten das Polyin Falcarinol, das in reiner Form
giftig ist und gelegentlich fototoxisch auf die Haut wirkt. In den Rübenkörpern
finden sich die Phytoalexine Bergapten, Falcarindiol, Karotatoxin, Methoxymel-
lein, Psoralen, Xanthotoxin. Beschädigte Möhren und durch Ethylen (z.B. von Äp-
feln) beeinflusste bilden den Bitterstoff Isocumarin.
Konzentratfutter für Rinder.
(2) Samen der Wilden Möhre als "Pille danach" versucht, die Inhaltsstoffe ver-
hindern das Einnisten des Eis in die Schleimhaut.
Bestimmte alte Möhrensorten helfen gegen Kopfschmerzen und Migräne.

KENNZAHLEN
┌──────────────────────────┬─────────────────────────┬─────────────────────┐
│Aussaat │Pflanzung │Mengen │
├──────────────────────────┼─────────────────────────┼─────────────────────┤
│Keimgewähr < 3 Jahre │Reihenabstand 25.. 40 cm │TKM 1,0..1,4 g │
│Keimfähigkeit 60 % │in der Reihe 2,5..6 cm │Saatgutbed s.u. │
│Keimdauer 14..30 Tage │Bestand 120 Stck/m²│ │
│Feldaufgang Tage │ │Ertrag kg/m²│
│Sätiefe 1.. 2 cm │ │Abfall kg/m²│
└──────────────────────────┴─────────────────────────┴─────────────────────┘
Saatgutbedarf: 0,4 g/m² im Feldanbau, 0,5 g/m² beim Feld-Winteranbau; im
Garten 1,4 g/m², weil da verzogen werden kann.
Die größeren Abstände gelten für Spätsorten, je laufenden Meter (lfm):
33..40 Stück, Spätsorten 30 Stück, Frühsorten 35..40 Stück; in Doppelreihen
50..55 Stück.

Dauer einer Keimfähigkeitsprüfung 28 Tage.
Arbeitsaufwand manuell 1,4 AKh/dt.
Bei Bestandsdichten von 150..250 Stück/m² ergeben sich folgende Erträge:
Anbauart Ertrag in kg/m² Futterabfall
früh 1,5 .. 2 in kg/m²
mittelfrüh 2 .. 3 0,7
spät 4 .. 6 (10) 1,5
Futtermöhre 6 ..10 1,0
früh unter Folie 2 .. 3 0,7

ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME
Keimdauer bei 6°C 46 Tage, 8°C 26 Tage, 10°C 20 Tage, 12°C 16 Tage, 16°C 12 Tage.
Optimales Wachstum bei 10..15 °C. Die Möhre verträgt Temperaturen bis zu -3,
der ausgereifte Rübenkörper bis -6..-8 °C; Jungpflanzen im Winter bis -15 °C,
doch sollten solche Bestände mit Reisig vor Barfrösten und Sonneneinstrahlung
geschützt werden. Lichtbedarf der Samen zur Aufhebung der Keimruhe.
Vorkühlung der Samen vor der Keimung auf 5..10 °C für 2..7 Tage.
Sonnige Lage ist am besten, unter Folie ist bei starker Sonneneinstrahlung
gut zu lüften. Wenig windempfindlich; freie Lage ist günstig, da die Möhren-
fliege windempfindlich ist. Anbaufähig bis 500 m Höhe.

WASSER
Konstante Bodenfeuchtigkeit ist wichtig, da sonst leicht die Wurzeln auf-
platzen. Optimale Saugspannung 20..24 kPa (150..180 Torr) bzw. 65..75 % der
Feldkapazität. Sehr bewässerungswürdig ab Beginn der Hauptwachstumszeit
(Frühsorten ab Anfang Juni bis Anfang Juli, Spätsorten Mitte Juli bis Anfang
September). Zusatzbewässerung von April bis Mai ist ungünstig, da sich mehr
vezweigte Wurzeln ausbilden.
Wassergaben 15 mm/Dekade zu Beginn, ab Ende Juni 20 mm/Dekade. Beregnungs-
intervall unter 6 Tagen. Bei Sommeraussaaten während der Keimdauer täglich
5 mm. Gesamtwasserbedarf 400 mm, Zusatzwassermenge zu den natürlichen Nieder-
schlägen 100..120 mm, in Normaljahren Frühanbau 60.. 80, Spätsorten 100..120 mm,
in Trockenjahren " 80..100, " 180..200 mm.
Relative Luftfeuchtigkeit unter 75 %. Trockenheit vermehrt den Befall mit
der Möhrenfliege.

BODEN
Tiefgründig, durchlässig, steinfrei, humoser Sand (die Möhre hat einen höheren
Humusbedarf als die Kohlarten, optimal sind 5..6 % organische Masse im Boden,
Humusentzug 0,35..0,43 kg/m²); Bodenreaktion neutral bis schwach alkalisch,
pH-Wert 6,0..7,5. Lehmiger Sand bis sandiger Lehm, Löß.
Ungünstig ist schwerer, verkrustender Boden. Mindestens 30 cm tiefe Herbst-
furche, Untergrundverdichtungen bis in 50 cm Tiefe brechen, sonst entstehen
zu viele beinige Wurzeln. Bei der Aussaat soll die Erde gut abgesetzt sein
und nur oben auf 4 cm gelockert.

FRUCHTFOLGE
2. Tracht, wegen des Befalls mit Möhrenfliegen ist frischer Dung nicht ratsam.
Anbaupause - auch im Wechsel mit anderen Doldenblütlern - 4..6 Jahre; bei
Selbstfolge treten Ertragseinbußen von 10..30 % auf.
Geeignete Vorfrüchte: Erbse, Spinat, Kartoffel, Bohnen, Gurke, (Tomate)
Ungeeignete Vorfrüchte: Möhre, Sellerie, Petersilie, Pastinake, Dill,
Schwarzwurzel, Kohlarten, Porree, Mais, Rüben, Rotklee, Luzerne
Geeignete Nachfrüchte: Erbse, Spinat, Buschbohne, Grünkohl, Salat, Kohl-
rübe, Kohlrabi
Ungeeignete Nachfrüchte: Möhre, Sellerie, Petersilie, Pastinake, Dill,
Schwarzwurzel, Rosen-, Weiß-, Rotkohl, Rotklee, Luzerne
Geeignete Mischfrüchte: Zwiebel (gegenseitige Abschreckung der Fliegen),
Knoblauch, Chicoree, Dill, Erbse, Mangold, Salat, Salbei, Radies, Rettich,
Rosmarin, Schnittlauch, Schwarzwurzeln
Ungeeignete Mischfrüchte: Tomate, Porree, Rote Rübe

NÄHRSTOFFE
Nährstoffentzug bei 4 kg/m² Wurzelertrag in g/m²: 15,5 N; 18 K; 2,65 P;
16,5 Ca;
bei 3 kg Frühmöhren: 11,5 N; 1,95 P; 13,7 K; 7,5 Ca, 1,43 Mg.
Müll- und ascheempfindlich, mäßig salzverträglich, in der Anfangsentwicklung
werden hohe Nährstoffkonzentrationen schlecht vertragen.
Empfindlich gegen frische Kalkung, Kalk mit hohem Magnesiumanteil (Dolomit,
Kalkmergel) ist rechtzeitig, am besten zur Vorfrucht, zu geben.
Kalkmangel: Bei Bodensäure verdorren die Blätter vom Rand her,
Blattrötung.
Stickstoffmangel: Blätter klein, gelblich, ältere Blätter rollen ein
Phosphatmangel: Blätter mit rötlichem Farbton, besonders an Mittelrippen
Kaliummangel: Blätter verdorren vom Rand her, fast waagerechte Blatt-
stellung
Magnesiummangel: Blätter vergilben, an der Spitze hell- oder braunfleckig
Bormangel: Blätter verdreht, gehemmter Wuchs, Wurzeln reißen,
Absterben am Sproßscheitel. Bor erhöht den Zucker- und
Karotingehalt, macht widerstandsfähiger gegen Fäulen.
Gaben: 0,1 g Bor/m² (0,9 g Borax aufgelöst) oder Beizen
der Samen 24 Stunden lang in 0,1 %iger Boraxlösung,
in der Blattmasse zeigen 35..100 ppm B das Optimum an.
Manganmangel: Beinigkeit. In der Blattmasse sollten 70..150 ppm Mn sein.
Mittlerer Bedarf.
Kupfer: hoher Bedarf, in der Blattmasse 6..10 ppm Cu optimal.
Molybdän: 0,5 .. 1,4 ppm Mo in der Blattmasse ausreichend.
Schwefeldioxidvergiftung (aus Rauchgasen): Blätter vergilben an der Spitze.

DÜNGUNG
Grunddüngung im Herbst zur Winterfurche in g/m²:
Frühmöhren 12,5(I)..17(III) K; 2,6(I)..5,3(III)P;
Spätmöhren 16(I) ..29(III) K; 3,5(I)..5,3(III)P; 2..4 Mg.
Kopfdüngung: 5 g N/m² nach dem Auflaufen, wenn 4 Blätter gebildet sind, auch
als 1..3 l Gülle/m² möglich.
Bei beginndender Rübenbildung 5 g N und 8 g K /m². Bei Spätmöhren können
nochmals 5 g N verabreicht werden, aber nicht mehr nach Anfang August bzw.
8 Wochen vor der Ernte. Gesamtmenge 11 g N/m².
Berechnung der Düngermengen in g/m² nach zu erwartenden Ertrag E in kg/m²:
Kalium = 6 * E + 1 für Sand, lehmigen Sand
Kalium = 5,4 * E + 0,6 für übrige Böden
Phosphor = 0,96 * E + 0,1
Magnesium = 0,35 * E + 0,01

ANBAUPRAXIS
Von selbstgewonnenem Saatgut reibt man die anhaftenden Bärte zwischen den
Handflächen ab, sonst lässt es sich nicht gleichmäßig aussäen. Saatgutbeizung
für Spätmöhren, nicht für Frühmöhren und Diät- oder Kindernahrung.
Evtl. 40..48 Stunden Vorquellen bzw. 72..96 Stunden Vorkeimen.
Damit nicht zu dicht ausgesät wird, kann man das Saatgut mit feinem Sand
mischen. Als Markiersaat eignen sich Radies, Rettich, Kohlrabi, Dill im
Verhältnis 1:30. Die Erde ist nach der Aussaat gut anzudrücken.
Auf bindigem, schweren Boden empfiehlt sich die Aussaat in Doppelreihe in 10 cm
hohe Dämme.
Vor dem Auflaufen kann man das Unkraut abflammen. Nach dem Auflaufen muss recht-
zeitig verzogen werden, in die entstehenden Löcher schiebt man wieder Erde,
um der Möhrenfliege den Zugang etwas zu erschweren. Die Aussaat kann schon ab
Februar erfolgen, sobald der Boden frostfrei ist. Der letzte Termin für Früh-
sorten ist Anfang Juli nach einer Vorwegbewässerung. In Gegenden mit langen
Wintern kann man auch schon Ende November bis Anfang Dezember aussäen - sie
darf aber noch nicht vor den Kältewellen keimen; sollte bis Mitte April keine
normale Bestandsdichte erreicht sein (unter 25 Pflanzen/m²), muss man umbrechen
und neu säen.
Unter Glas wird man Februar bis März aussäen, um Frühmöhren schon ab Mitte
Mai erntefähig zu haben.
Günstig ist auch die Auflage von perforierter Folie bis zum Auflaufen oder von
Vlies über längere Zeit, das dann auch gegen die Möhrenfliege wirkt.
Grünköpfigkeit wird durch ganz leichtes Anhäufeln verhindert.
Gegen Unkraut ist laufend flach zu hacken, da dieses sonst schnell die
Möhren überwuchern würde; beim Feldanbau wird mehrmals diagonal zu den Drill-
reihen gestriegelt. Chemisch kann Unkraut im Vorauflaufverfahren mit DNOC,
Chlorpropham, Prometryn, Benazolin, Chlorbromuron, MCPB bekämpft werden, wenn
tiefer als 2 cm gesät wurde, in [5] wird von "Stomp SC", "Centium 36" und "Afa-
lon" berichtet. Bei Fungizidspritzungen dringen größere Tröpfchen besser in
den Bestand ein, so dass auch die unteren Blätter erreicht werden [5].
Harmonisch gedüngte Möhren können notfalls im Freiland überwintert werden,
indem vor dem Wintereinbruch mit 8 kg Trockenstroh je 10 m² abgedeckt wird
(aber Gefahr von Wühlmausbefall). Anhäufelung mit Erde ist weit weniger
wirksam.

ERNTE
Die Erntereife ist an vergilbenden Blättern erkennbar. Länger soll man nicht
mit der Ernte warten, da dann in der Erde schon Abbauvorgänge eintreten.
Die Ernte soll bei trockenem Wetter stattfinden, nur bei Frühmöhren erleich-
tert man sich die Ernte durch eine Beregnung tags zuvor. Um den Nitratgehalt
zu minimieren, wird im Großanbau zuerst der Wurzelbereich unterschnitten und
nach mehr als vier Stunden im Raufrodeverfahren geerntet (zwischen umlaufenden
Gummibändern werden die Möhren am Kraut gepackt und herausgezogen) und das Laub
entfernt. Da die Möhren keine schützende Schale haben, trocknen sie leicht aus
und werden beim Werfen beschädigt (Fall aus 30 cm Höhe macht 4 % Verletzungen).
Frühmöhren werden mit Laub zu 10 Stück gebündelt, von Spätmöhren ist das
Laub abzudrehen oder abzuschneiden. Auch der Käufer sollte gleich nach dem
Kauf das Laub entfernen, da dieses die Rübe stark aussaugt (nicht nur Wasser
wird verbraucht: auch Karotin wird abgebaut).
Gütemerkmale:
Mit Laub: A: Laub frischgrün, Möhre nicht verzweigt, nicht geplatzt.
Verfärbung höchstens 1 cm. Durchmesser 2..4,5 cm, auch gewaschen.
B: wie A, aber auch mit welkem, jedoch nicht gelbem Kraut.
Durchmesser über 1,5 cm.
Ohne Laub A: Mit unverletztem Kopf, nicht verzweigt, nicht geputzt oder ge-
waschen. Durchmesser 2,5..6 cm. Länge mindestens 10 cm.
B: wie A, aber auch in Sortenmischung. Durchmesser über 2 cm.
Grünköpfigkeit ist ein Qualitätsmangel, da dieser Teil bitter schmeckt und
weggeworfen werden muss.
Verpackung: Ohne Laub zu 25 kg in Steige A oder Sack, mit Laub zu 40 Bund
mit je 10 Stück in Steige A. Waschmöhren werden in Folienbeuteln oder PE-Scha-
len bevorzugt.
Transportdauer mit Laub maximal 2, ohne Laub maximal 6 Tage. Waschen fördert
zwar den Verkauf, vermindert aber die Haltbarkeit.
Lagerung: Mit Laub bis zu 4 Wochen bei -0,5 °C und 90 % Luftfeuchte; ohne Laub
bis zu 35 Wochen, wobei mit 8..10 % Verlust zu rechnen ist.
In Mieten soll die Schichthöhe 50 cm nicht übersteigen, es empfiehlt sich
ein Einschichten in Sand, um "Gummimöhren" und das Übergreifen von Fäulnis
zu vermeiden. Oberflächlich abgetrocknete Möhren können in perforierten Folien-
beuteln im Kühllager oder im Garten in tief eingegrabenen, ausgedienten Wasch-
maschinentrommeln bis Anfang April gelagert werden.

VERWERTUNG
Frischverbrauch! Saftausbeute beim Pressen 60 %.
Garzeit bei 100 °C 20 min, im Schnellkochtopf (118°C) 7..12 min. Sterilisier-
dauer 60 min bei 100 °C, nach 24 Stunden nochmals 30 min bei 100 °C.
Gefrierkonserve (gewaschen, geputzt, klein geschnitten, 3 min blanchiert).
Silage.
Es wird empfohlen, durch etwas Ölzugabe die Verwertbarkeit des Karotins im
menschlichen Körper zu verbessern, da Vitamin A und seine Vorstufen fettlöslich
sind. Gekochte Möhren liefern durch den Aufschluss mehr Karotin als rohe.
Das frische Kraut kann, abgebrüht, wie Spinat oder diesem zugesetzt, verzehrt
werden.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Blattläuse, Gierschblattlaus, Brillenrübenrüssler (Liparus coronatus GOEZE),
Drahtwürmer, Erdraupen, Echter und Falscher Mehltau, Möhrenblattsauger,
Möhrenfliege, Möhrenschabe (Kümmelmotte, Depressaria nervosa HW.), Möhren-
schwärze (Alternaria porri), Möhrenverzwergung, Möhrenweichfäule, Möhren-
zünsler, Möhrenzystenälchen (Heterodera carotae, Meloidogyne hapla, Pratylen-
chus penetrans
(verursacht Beinigkeit), Paralongidorus maximum), Pelzfäule
(Sklerotiana), Violetter Wurzeltöter, Wurzelgallenälchen (Heterodera marioni
CORNU.
)

ARBEITSKALENDER
10 .. 11 Herbstfurche und Grunddüngung
E11 .. A1 Vorwinteraussaat ins Freiland
M1 .. E2 Aussaat unter Folie, Sorten wie zur Vorwinteraussaat
3 .. 4 Aussaat ins Freiland, mittelfrüh
A4 .. M5 Aussaat späterer Sorten ins Freiland
M5 erste Kopfdüngung
E5 Hacken
A5 .. A6 Ernte unter Folie und aus Dezemberaussaat
A6 Hacken
M6 zweite Kopfdüngung. Aussaat von Frühsorten
A .. E7 Ernte von Frühsorten, Aussaat von Frühsorten
M7 .. A9 Bewässern
M7 .. E8 Ernte mittelfrüher sorten aus Aprilaussaat
A9 letzter Aussaattermin von Frühmöhren.
M10 ..A11 Ernte der Dauersorten und aus Juli-Aussaat.

SORTEN
(1) Sehr früh: Amsterdamer Treib, Babylong, Gonsenheimer Treib, Inga, Kundu-
lus, Mokum

Frühsorten (90..100 Tage): Ariane, Arnando, Carola, Erstling, Fanal, Nantes,
Nagadir, Nandera, Nantaise, Nadine, Napoli, Pariser Markt, Primo,
Rotin, Roxette, Sirius

Mittelfrüh (100..110 Tage): Almaro, Amsterdamse Bak, Barbara, Bolero*, Ceres
Fayette, Julia, Juwarot, Karotan, Maestro, Marktgärtner, Merida*,
Narome, Nerac*, Nevis, Noveno, Panther, Puma*, Riga, Robila*, Sir-
kana, Soprano, Teodor, Topfix, Touchon, Valor

Spät, Wintermöhren (über 110 Tage): Bergen, Champion, Dordogne, Flamaro, Lan-
ge Rote Stumpfe ohne Herz (Berlikumer), Kazan*, Major, Necoras,
Narbonne, Nun, Rote Riesen (Flakkeer), Rothild, Rondino, Siroco

Futtermöhren: Lobbericher
Andersfarbige: Healthmaster (dunkelorange), Nutri-Red (dunkelorangerot),
Yellowstone (gelb),
* = in [5] lobend erwähnt

Aus einem französischen Versandhauskatalog [7]:
Einteilung nach dem Aussehen Sorten:
stumpf, sehr kurz, dick Marché de Paris, Parmex
stumpf, kurz, dick, leicht kegelförmig Chantenay, Cascade, Danvers, de Luc,
Mignon

stumpf, kurz, zylindrisch Rouge Courte Hâtive
stumpf, mittellang, dick, leicht kegelförmig: Royal Chantenay, Cubic, Rubrovi-
tamina, Touchon

stumpf, mittellang, zylindrisch Nantaise, Améliorée, Comtadine, Flyaway,
Julia, Laguna, Migo, Nairobi, Narbonne,
Nevis, Parano, Purple Haze, Starca

stumpf, lang, zylindrisch Berlicum, Bangor, Format, Lange Rote
Stumpfe ohne Herz

spitz, lang, schlank Amsterdam, Bayon
spitz, lang, oben dick Colmar, Flakee, Ingot, Juwarot, Kabro,
Kathmandu, Kingston, Longue Lisse de
Meaux, Nutri-Red, Rothild, Saint Valéry

spitz, lang, hell gelb bis weiß Gelber Goliath, Jaune du Doubs, Mello
Yello, Rainbow, White Satin, Yellowstone

spitz, sehr lang, sehr schlank Imperator, Anthonina, Interceptor, Sugar-
snax, Sweet Candle


(4) 01-0102 (wenig Carotin, hoher Phenolgehalt), Purple Haze (mit Lycopin)
Bild Schwarzmöhre Purple Haze



HISTORIE
THEOPHRAST verwendet die Bezeichnung daukon zuerst für eine andere Art, während
GALEN und HIPPOKRATES unter daucos die Möhre verstanden. TOURNEFORT hatte 1700
dann diesen Namen wiederholt und LINNÉ der Gattung 1737 gegeben.
Die "Möhre" steht für die althochdeutschen morach, morha, morch usw. = essbare
Wurzel, hauptsächlich im mitteldeutschen und südostdeutschen Raum gebraucht.
"Mohrrübe" ist ab 1673 (PANCOVIUS) gebräuchlich. "Gelbe Rübe" beliebt man in
Süddeutschland und Österreich, "Wurzel" (in mundartlichen Variationen) in Nord-
deutschland zu sagen, während "Karotte" ab 1586 (CAMERARIUS) auftaucht, viel-
fach eingegrenzt auf junge Möhrchen mit stumpfer Form. [6]
[8] Sortiment 2020: Adelaide, Almaro, Amarillo, Aron, Atomic Red, Bangor,
Berlikum, Blanche à Collet vert Hors Terre, Blanche de Küttingen, Blanche des Vosges,
Burpees Short, Carentan, Chantenay, Colmar, Cosmic Purple, Creampeak,
Deep Purple, Eskimo, Flyaway, Geante de Tilques, Gelber Goliath, Gniff,
Gold Nugget, Halle, Ibiza, Ideal Red, Jeannette, Jeanne du Doubs, Jerada,
Kalina, Karo, Karotan, Katrin, Kuroda, Laguna, Lasupernantaise, Lobbericher,
Long Lisse de Meaux, Longuegarde, Longue Rouge Sang, Luc d' Eysines, Lunar White,
Lunga Cilindrica d'Ingegnoli, Mello Yello, Mokum, Merida, Morada, Muscade,
Nairobi, Nanco, Nanda, Nantaise Améliorée, Narbonne, Natuna, Naval, Nominator,
Norway, Oxhella, Pastenaga Negra, Purple Dragon, Purple Haze, Purple Sun, Rainbow,
Robila, Rodelika, Rotin, Rouge Longue Obtuse Sans Coeur (Lange Rote Stumpfe ohne Herz),
Royal Chantenay, Ruban, Rubrovitamina, Ruby Prince, Saint Valery, Silvano,
Snow White, Stupicka, Subito, Sugarsnax, Texto, Touchon, Tozresis, White
Satin, Yaya, Yello, Yellowstone


LITERATUR
[1] BENECKE, R. u.a.: Pharmazie (1987), 4, 256
[2] ERNST, E.: "Möhren, Erbsen, Salate", Bücher für den Gartenfreund,
Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Aufl. 1974
[3] KAUFMANN, F.; ZANNER, L.; GEHLING, R.P.: "Speisemöhren, Knollensellerie
und andere Wurzel- und Knollengemüsearten"
Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin 1987
[4] KÖRBER-GROHNE, U.: Nutzpflanzen in Deutschland, Konrad Theiss Verlag
Stuttgart, 3. Aufl. 1994
[5] Verband der Landwirtschaftskammern (Hrsg.): Versuche im deutschen Garten-
bau / Gemüsebau (2003) 069-074 (B. RASCHER, W. SCHUBERT, P.-J. PASCHOLD, E.
SCHÖPPLEIN, J. KLEBER, L. SCHREYER, N. LAUN). Rheinischer Landwirtschafts-
Verlag Bonn
[6] MARZELL, H.: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, 2. Bd., Hirzel Stutt-
gart 1972
[7] Graines Baumaux: Printemps 2008 (Frühjahrskatalog 2008), Nancy 2007
[8] BAUMAUX Mirecourt, Frühjahr 2020

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