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MORINGA

 
NAMEN
(1) Moringa stenopetala
(2) Pferderettichbaum, Meerrettichbaum, Wunderbaum, Falsche Behennuss,
Trommelstockbaum

Moringa oleifera LAM. (syn. Moringa nux behen, syn. Guilandina moringa))
E: Horseradish tree, Ben tree,
(3) Moringa pterygosperma
(4) Moringa peregrina

BOTANIK: Fam. Moringaceae (Behennussgewächse), Gattung mit 14 Arten
(1) Baum bis 10 m hoch, Pfahlwurzel
(2) Baum ähnlich der Robinie, schnellwüchsig, in Indien im ersten Jahr bis 8 m
hoch. Stamm kurz, Durchmesser 25..40 cm, je nach Schnitt flaschenförmig ver-
dickt. Stark verzweigt, Triebe leicht hängend. Blätter 20..25 cm lang, zwei-
bis dreifach gefiedert, Blättchen oval, 1..2 cm lang; farnartig. Laubwech-
selnd. Blüht und fruchtet das ganze Jahr. Blüten weiß bis goldgelb, fünfzäh-
lig, in 10..25 cm langen, blattachselständigen Rispen. Hülsenähnliche Kap-
seln, bis 50 cm lang ("Trommelstöcke"), 2 cm breit, hellgrün. Getrocknet
springen sie dreiklappig auf. Samen rundlich..dreikantig, papierartig geflü-
gelt. Wurzeln meerrettichartig scharf.
(3) Auch als Synonym für (2) betrachtet

VORKOMMEN
(1) Nordindien, Süd-Äthiopien, Kenia
(2) Indien, Arabien, Afrika, Madagaskar, auch angepflanzt
(3) Indien
(4) Afrika

WERT
(1) Die Samen (Behennüsse, Nuces behen) können durch ihre Glucosinolate
Trinkwasser desinfizieren, die Rinde ist fiebersenkend bei Malaria. Die
Blätter können als Gemüse gegessen werden, Geschmack zwischen Brokkoli und
Kohl. Die unreifen Früchte sind ebenfalls ein nahrhaftes Gemüse. Der Baum
kommt mit wenig Wasser aus. [1]
Behenöl vorzugsweise für die Kosmetik, Salbengrundlage. Früher innerlich
als Abführmittel und technisch als kaum verharzendes Schmieröl für feinme-
chanische Geräte.
(2) Schon in der Antike medizinisch genutzt, harntreibend, abführend, schleim-
lösend, milchtreibend, antibiotisch, gegen Tuberkulose, Asthma, Gicht, Rheu-
matismus, Nieren- und Gallensteine, Milz- und Leberstörungen, äußerlich bei
Furunkeln, Hautkrankheiten, Wunden, Moringa tötet sogar Staphylokokken ab.
Die essbaren Wurzeln ähneln dem Meerrettich, auch die Blätter haben senfar-
tigen Geschmack durch Senfölglykoside. Die Samen enthalten fettes Öl, das
nicht ranzig wird; geröstete Samen sind wie Nüsse zu essen. 100 g Samen ent-
halten weiter 6,7 g Eiweiß, Vitamine (6,8 mg Karotin, 220 mg C), Mineral-
stoffe (440 mg Ca, 260 mg K). Unreife Hülsen lassen sich wie grüne Bohnen
als Gemüse essen. Der Saft der Blätter wird als Getränk oder als Arzneimit-
tel gegen hohen Blutdruck und Entzündungen gebraucht; die Blätter stellen
ein verbreitetes Kochgemüse dar.
Das Harz kann wie Tragant verwendet werden. Die Rinde ist ein Gerbmittel[2],
das wasserlösliche Rindengummi desinfiziert Textilien.
Die Wurzelrinde enthält die giftigen Alkaloide Spirochin und Moringinin,
weshalb die Wurzeln vor dem Verzehr zu schälen sind. Es gibt Ansätze, die
antibiotische Wirkung im Pflanzenschutz zu nutzen. [5]
Die Samen wie die von (1) zerstoßen, bieten in Kenia ein Mittel zur Auf-
bereitung von Wasser, indem sie Ton- und Eisen-Mineralien ausflocken las-
sen statt des sonst üblichen und bedenklichen Aluminiumsulfats. Etwa 300 mg
des Samenpulvers reichen für 100 l aus, es ist 20 min zu rühren.
(3) Junge Blätter und unreife Schoten als Gemüse, Blüten als Curry-Komponente.
(4) Wurzeln sind essbar, Geschmack nach Kartoffeln. Das Öl der Samen wird
gegen Krämpfe bei Kindern eingesetzt.

ANBAU
(2) Boden gut drainiert, sandig, in sonniger Lage. Temperatur nicht unter 15..
18 °C. Vermehrung durch Aussaat oder Grünstecklinge im Sommer.
Schnitt zur Ernte der Blätter [2]. Anbau bei uns nur im Gewächshaus möglich.
In den Anbaugebieten von 250..1500(..3000) mm Niederschlag. Boden lehmiger
Sand, aber auch schwerer Lehm, geeignet für heiße Trockengebiete, verträgt
aber selbst kurzzeitig keine stauende Nässe.

VERWERTUNG
(2) Blätter und Blüten frisch. Samen geröstet zum Verzehr oder zum Pressen
des Öls. Das Öl zu Speisen und technischen Anwendungen (Behenöl, zu Salben,
Farben, Maschinenöl, französische Blumenöle). Tees aus Rinde, Wurzelsaft
und Harz.

HISTORIE
Der Gattungsname nähert sich dem tamulischen bzw. malabarischen Namen "Moringi"
für (2) an.

LITERATUR
[1] KRAUSE, I. (DRAEGER, B.; Y. MEKONNEN): Anspruchsloser Superbaum,
Mitteldeutsche Zeitung 27. 2. 2002, S.17
[2] BOWN, D.: DuMont's große Kräuter-Enzyklopädie, DuMont Köln 1998
[3] BUCHHEISTER, G.A., G. OTTERSBACH: Handbuch der Drogisten-Praxis, Springer
Berlin, 16. Aufl. 1938
[4] WATERSTRAAT, K./P. K. NDALUT: Das Geheimnis des Moringa-Baumes, MZ 5.8.2002
[5] http://de.wikipedia org/wiki/Meerrettichbaum (28.10.2007)

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