Zurück zur Startseite
Voriges Kapitel Myrrhe
Folgendes Kapitel Nachtkerze

MYRTE

 
NAMEN
(1) Echte Myrte, Brautmyrte
L: Myrtus communis L.
E: myrtle, F: myrte, I: mirto, R: mirt, N: mirt, S: arrayán, mirto
(2) Chilenische Guava
Myrtus ugni MOL.
(3) Zitronenmyrte
Backhousia citriodora F.v.MÜLLER
(4) Backhousia myrtifolia HOOK. et HARV.
(5) Backhousia angustifolia F.v.MÜLLER

BOTANIK: Fam. Myrtengewächse (Myrtaceae)
(1) Baum oder Strauch, 3 m hoch. Blätter lanzettlich. Blüte weiß, vier- oder
fünfzählig, einzeln. Kulturformen gefüllt. Beeren schwarz-blau, leicht
bereift. Alle Pflanzenteile riechen aromatisch, Geschmack bitterlich-zu-
sammenziehend, würzig. Lebensalter an zusagenden Orten durchaus 100 Jahre.
Myrte in Mosigkau Myrte 2
(2) Geruch schwach rosmarinartig
(3) Baum. Blätter mit Zitrusduft.

VORKOMMEN
(1) Mittelmeerraum.
(2) Chile
(3) Australien (Queensland)
(4) Australien (Neusüdwales, nördlich Sydney)
(5) Queensland

WERT
(1) Brennholz. Zierpflanze. Brauchtum (Brautkranz aus Myrtenzweigen).
Gewürz im Nahen Osten, auch gab die Myrte ihren Namen für die mit ihr ge-
würzte Wurst Mortadella (Bologna).
Blätter und Früchte früher offizinell, gegen Durchfall, eitrige Bindehaut-
entzündung, Blutflüsse, Ödeme, Infektionen der Harn- und Atemwege, Schei-
denausfluss, Nebenhöhlenentzündungen, Reizhusten, Nierensteine, Gallenstei-
ne; adstringierend, antiseptisch, vermindert Blutstauungen; äußerlich bei
Akne, Zahnfleischerkrankungen, Hämorrhoiden [2]. Die Wirkstoffe werden rasch
vom Körper aufgenommen, schon nach einer Viertelstunde duftet der Urin nach
Veilchen, das in Pillen oder Kapseln enthaltene ätherische Öl wird angenehm
spürbar ausgeatmet. In den Blättern sind 0,1..0,5 % ätherisches Öl (alpha-
Pinen, Borneol, Isoborneol, Cineol (=Myrtol), Dipenten, Myrtenol) enthalten
[3], 14 % Gerbstoffe, Myricetin, Myricitrin, Ellagsäure.
(2) Der Saft der Früchte mit Wasser verdünnt gibt ein erfrischendes Getränk,
auch zu magenstärkenden Wein vergoren. Aus Blättern kann ein Tee gebrüht
werden. [1]
(3) In den Blättern befinden sich 1,2 % ätherisches Öl, Hauptkomponente ist
Citral [3]
(4) Die Blätter enthalten 0,2..0,8 % lieblich riechendes ätherisches Öl, u.a.
mit alpha-Pinen, Elemicin. [3]
(5) Die getrockneten Blätter und Triebe enthalten 1 % angenehm riechendes äthe-
risches Öl, u.a. mit alpha- und ß-Pinen, Cineol, alpha-Terpineol. Die Zusam-
mensetzung ändert sich im Verlauf des Jahres, es ist einmal schwerer und
einmal leichter als Wasser. [3]

ANBAU
(1) Hält u.U. bis -10 °C aus, sollte aber im Winter bei +2..+10 °C gehalten
werden an hellem Fensterplatz. Boden neutral, aber kalkarm, gut drainiert,
kräftige, durchlässige Blumenerde mit Torf- und Sandzusatz, in sonniger
Lage; Wurzelballen nur mäßig, aber unbedingt gleichmäßig feucht halten;
Gießen mit kalkfreiem Wasser. Wöchentlich Nährlösung. Vermehrung durch Aus-
saat im Frühjahr, Sorten durch Grün-Stecklinge im Spätsommer.
Schnitt im Frühjahr, alle drei Jahre stutzen. Von Mai bis Oktober im Freien.
Umpflanzen nach 4..6 Jahren.
Unter Glas gehaltene Myrten werden leicht von Spinnmilben und Weißen Flie-
gen befallen [2]. Stecklinge hat man oft aus den Myrtenzweigen der Braut-
sträuße geschnitten.
Besonders beim Formschnitt duftet die Pflanze. Kübelpflanze für die Terras-
se im Sommer.
(3) Vermehrung durch Stecklinge oder Aussaat. Schon im zweiten Jahr können Blät-
ter für die Wasserdampfdestillation abgeschnitten werden.

ERNTE
(1) Früchte werden in der Reife gesammelt und getrocknet.

VERWERTUNG
(1) Getrocknete Früchte gemahlen als Heilmittel oder als Gewürz.
Für die Gewinnung des ätherischen Öls werden Zweige mit oder ohne Blüten
geschnitten und mit Wasserdampf destilliert.
Mixgetränke kann man mit frisch abgeschnittenen Zweigen durchrühren.

HISTORIE
Myrtus leitet sich vom griechischen myron = wohlriechender Saft (Öl, Balsam)
ab. Den Myrtenbaum nannten die Römer murtus. Als Brautschmuck ist die Myrte
erst ab Ende des 16. Jahrhunderts bezeugt.
(2) ugni heißt im Chilenischen auch nur Myrte.

LITERATUR
[1] SIEGMUND, F.: Omas Lexikon der Kräuter- und Heilpflanzen, Weltbild Augs-
burg 1997
[2] BOWN, D.: DuMont's Große Kräuter-Enzyklopädie, DuMont Köln 1998
[3] GILDEMEISTER, E.: Die ätherischen Öle, Verl. Schimmel & Co. Miltitz,
3. Aufl. 1931

Zum Anfang dieses Kapitels