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PESTWURZ

 
NAMEN: Rote Pestwurz, Gemeine Pestwurz, Deutsche Kostwurz
L: Petasites hybridus (L.) PH. GAERTN., B.MEY et SCHERB. (syn. P. officinalis
MOENCH)

E: butter bur, F: pétasite hybride, N: groot hoefblad

BOTANIK: Fam. Asteraceae (Korbblütler)
Ausdauernd, Höhe 0,1..1,0 m. Blätter rundlich, voll entwickelt bis 60 cm breit!
die größten in unseren Fluren!, unterseits grauwollig, später kahl.
Blattbucht durch Seitenrippen begrenzt. Blüte April bis Mai, rötliche Korb-
blüte in gedrängten Trauben, vor den Blättern, unangenehmer Geruch. 2n=60.
Zweihäusig. Behaarte Achänen.
Bild 1 Bild 2 Bild 3

VORKOMMEN
Ufer, nasse Wiesen, Weiden- und Erlenbrüche, Bachränder, zeitweise überschwemmt,
Wasser bzw. Boden nährstoffreich.

WERT
Die bitter schmeckende Wurzel enthält ätherisches Öl, Bitterstoffe, Gerbstoffe,
Schleimstoffe, Inulin, bis 350 mg/kg Pyrrolizidin-Alkaloide (Senecionin,
Integerrinin, Senkirkin), Sesquiterpene (Petasiten, ß-Elemen, ß-Humulen),
Pektin. Die Alkaloide sind giftig für die Leber, sie sind kanzerogen und schä-
digen das Erbmaterial [1].
Krampflösend, schmerzstillend, gefäßregulierend, stabilisiert Nervensystem,
schweißtreibend, gegen Husten, Heiserkeit, Bronchitis, Beschwerden der Harn-
wege, eventuell vorbeugend gegen Migräne.

ANBAU
Nur aus Wildsammlung.

ERNTE
Wurzelstöcke (Rhizoma petasitidis) vorsichtig ausgraben (bestandserhaltend!),
im Schatten trocknen bis 40 °C. Auch die Blätter können getrocknet wie die
Wurzel verwendet werden.

VERWERTUNG
Tee (1 Teel. Droge je Tasse kochendes Wasser, bis 3 Tassen täglich).
Verreibungen, Tinktur, Wurzelpulver.
Die enthaltenen Wirkstoffe raten nur zu kurzzeitiger Anwendung, die dürfte aber
gefahrlos sein. Mögliche Nebenwirkung: Hautallergien.

HISTORIE
Die Benennung "Teutscher Costus" ist bei Thomas PANCOVIUS ("Herbarium oder Kräu-
ter- und Gewächsbuch...", 1673) und MATTHIOLUS (1777) zu finden. [4]
Ursprünglich verstand man unter der Pestilenzwurz den Huflattich (1546, "Erfur-
ter Arzneibuch"). Der Gattungsname geht auf das lateinische petasatus = "mit
einem Reisehut bedeckt" zurück. [5]

LITERATUR
[1] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[2] LICHTENSTERN, H.; J. VOLAK, J. STODOLA: Schwester Bernardines große
Naturapotheke, Mosaik Verlag München 1983
[3] BÄSSLER, F.A.: Heilpflanzen erkannt und angewandt, Neumann Verlag Rade-
beul, 5. Aufl. 1966
[4] MARZELL, H., H. PAUL: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, 3. Bd., Hirzel
Stuttgart/Steiner Wiesbaden 1977
[5] GENAUST, H.: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Nikol
Hamburg, 3. Aufl. 1996

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