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QUITTE

 
NAMEN
(1) Quitte, Apfelquitte, Birnenquitte
L: Cydonia oblonga MILL. (syn. C. vulgaris DELARB.)
E: quince, F: coign, (cognassier), I: cotogna, N: kweepeer, P: pigwa,
R: ajiwa, S: membrillo, U: birs (alma)
( ) Scheinquitte siehe Scheinquitte

BIOLOGIE: Fam. Rosaceae (Rosengewächse)
Ausdauernd. Höhe 1,2..6 m. Flachwurzler. Natürliche Wuchsform ist der Strauch;
ein mit Stamm aufgebauter Baum entartet ohne Pflege wieder zum Strauch.
Apfelförmige Sorten ("Apfelquitte") wachsen breiter als die birnenförmigen
("Birnenquitten"). Birnenquitten sind weicher und haben weniger Steinzellen
als die härteren, aber aromatischeren Apfelquitten.
Späte Blüte Mitte bis Ende Mai, kaum spätfrostgefährdet. Meist selbstfrucht-
bar. 2n=34. Guter Pollen- und Nektarspender. Die Samen ähneln Apfelsamen, wer-
den jedoch beim Zusammendrücken dreikantig, mit weißer, angetrockneter Schleim-
schicht, Geschmack beim Zerbeißen bitter.
Wuchs mäßig. Ertragseinsatz ab 3. Standjahr, alternierend.
Apfelquitte 1 Apfelquitte 2

WERT
In 100 g sind enthalten:
┌────────────────────────┬──────────────┬───────────────┬──────────────────┐
│ Hauptbestandteile │ Vitamine │ Mineralstoffe │ Sonstige │
├────────────────────────┼──────────────┼───────────────┼──────────────────┤
│ Proteine 0,4 g │ Pro-A 30 IE│ Ca 10 mg │ 680..1600 mg │
│ Fette 0,5 g │ B1 0,03 mg│ Fe 0,6 mg │ Äpfelsäure, │
│ Kohlenhydrate 16 g │ RF 0,02 mg│ K 200 mg │ im Saft über 10g │
│ KH-Einheit 60 g │ PP 0,2 mg│ Mg 8,2 mg │ Säure/l berech- │
│ Rohfaser 1,9 g │ PS mg│ Mn mg │ net als Weinsäure│
│ Mineralst.ges. g │ B6 mg│ Na 3 mg │ │
│ Basenüberschuss │ FS mg│ P 21 mg │ Gerbstoffe │
│ Brennwert 290 kJ │ C 15 mg│ S mg │ Pektin │
└────────────────────────┴──────────────┴───────────────┴──────────────────┘
Gerbstoffe und Pektin sind gegen Durchfall wirksam, die Schleimstoffe (aus
Zuckern und Pektinstoffen wie D-Xylose, L-Arabinose, Uronsäure, Methoxy-
uronsäure) wirken günstig auf Luftwege, Verdauungsstörungen und Schleimhaut-
entzündungen.
Die Quittensamen (Semen Cydoniae) enthalten 20 % Schleimstoffe in der Samen-
schale, 15 % fettes Öl in den Samen mit Amygdalin als Emulgator.

KENNZAHLEN
Reihenabstand 3..5 m, Abstand in der Reihe 3..3,5 m; die engeren Abstände
gelten für ungünstige Bedingungen. Abstand von der Gartengrenze 2 m.
Platzbedarf 16 m² je Exemplar.
Ertrag 1..2 kg je m³ Kronenvolumen bzw. 5..20 kg je Baum.

ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME, WASSER
Kaum blütenfrostgefährdet, unter -5 °C erfrieren die Blüten, unter -23°C
die Fruchtknospen. Holzschäden unter -15 ..-20 °C. Birnenquitten sind als
Jungsträucher frostempfindlicher als Apfelquitten.
Für Lagen bis 300 m über dem Meer. Halbschatten ist besser als volle Sonne.
Bewässerung von August bis September erhöht den Ertrag um 30..40 %.

BODEN
Lehmig, nicht zu bindig, nicht zu kalkhaltig, nährstoffreich.
Genügend feucht, Grundwasser nicht höher als 1 m unter Flur.
Ganzjährige Bodenbedeckung gegen Wurzelfrostschäden. Hohe Bodenfeuchtigkeit
im Spätsommer lässt das Holz nicht genügend ausreifen.

NÄHRSTOFFE, DÜNGUNG
Mäßig müllkompostempfindlich.
Düngung wie Apfel: Je 100 kg Ertrag/100 m²: 2(II)..3,5(III) g P/m², 10(II)..
15(III) g K/m². Gesamte Phosphatmenge Februar bis März, 3/4 Kalium Februar
bis März, 1/4 Kalium im August. 4 g N Februar bis März, 5 g N Ende Mai und
2 g N Mitte bis Ende Oktober nach der Ernte.

ANBAUPRAXIS
Anzucht aus Sämlingen
Die Samen sind für eine Keimfähigkeit von 90 % zu stratifizieren (36 Tage bei
+4.. +6 °C) und danach bei 25 °C auszusäen.
Veredlung
Die Veredlung wird in Erdbodennähe durch Okulation oder besser durch Geißfußver-
edlung vorgenommen, bei letzterer gibt es weniger Bruch beim Roden.
Zur Veredlung sollten nur Reiser von reichtragenden Mutterbäumen kommen; im
übrigen bestehen zahlreiche Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften unter
gleichem Namen.
Pflanzung
Zweijährige Exemplare kommen möglichst im Herbst in den Boden und werden unbe-
dingt 50 cm hoch angehäufelt. Nicht zu tief pflanzen - die Unterlage macht sich
schnell frei.
Soll erst im Frühjahr gepflanzt werden, ist unbedingt in Trockenperioden zu
gießen, da Quitten schlecht anwachsen. Beim Pflanzschnitt bleibt das Kurzholz
unbehandelt, der Mitteltrieb wird etwas zurückgesetzt und zu starke Triebe
entfernt.
Schnitt
Ältere Büsche sind lediglich auszulichten, etwa Ende März. Es sind nur zu dicht
stehende ältere Äste zu entfernen, steil aufragende Äste werden auf Auslage
geschnitten. Kein Rückschnitt der Jungtriebe, da diese immer die größeren und
besseren Früchte bringen. Alle 3 Jahre starker Schnitt der alten Äste.
Schnittwunden gegen das Austrocknen mit Baumwachs verschließen.
Frostgeschädigte Sträucher werden erst September oder Oktober geschnitten und
nicht im Frühjahr.

ERNTE, VERWERTUNG
Ernte Mitte Oktober, wenn der Umschlag von grün nach gelb zu sehen ist; danach
sollen die Quitten noch 6..8 Wochen bis zur Vollreife lagern.
Beschädigte Früchte faulen schnell, sie verwertet man sofort. Nach Frosteinwir-
kung bekommen die Quitten schnell Fleischbräune.
Zum Rohverzehr eignen sich die Quitten wegen ihrer Härte, ihrer Steinzellen und
ihres herben Geschmackes nicht; ihr Aroma entwickelt sich erst beim Kochen.
Die Wollhaare reibt man mit einem rauhen Tuch ab, da dieses Fell ätherisches Öl
enthält, was das Aroma (terpentinartig) beeinträchtigt.
Im Kühllager bei 0°C und 90 % Luftfeuchte bis drei Monate haltbar.
Sterilkonserve in 45 %iger Zuckerlösung (Sterilisierdauer 30 min bei 90°C).
Gelee, Konfitüre, Marmelade, kandierte Fruchtstücke; Quittenstücke für Mischkom-
potte vorkochen, sonst zu fest; Most (zermahlen, pressen, 60..70 % Saftausbeute).
Quittengelee: Stücke ohne Kerngehäuse nicht ganz mit Wasser bedecken, 45..60
min kochen. Flüssigkeit abgießen, mit Gelierzucker versetzen und zu Gelee ko-
chen. Die weichgekochten Stücke durch ein Sieb passieren und mit Zucker auf
einem Blech mit Backpapier etwa 2..3 cm hoch ausbreiten und drei Tage lang
trocknen (auf Kachelofen oder in nicht zu warmer Backröhre) ergibt Quittenbrot.
Duftspender in Obstschalen.
Schleim aus Quittenkernen (Mucilago seminum Cydoniorum) gegen das Aufliegen von
Kranken, auf Brandwunden, rissige Wunden, entzündete Brustwarzen, Halsentzün-
dung, Durchfall.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
selten, weil die wollige Oberfläche der Früchte Schädlinge abschreckt. Feuer-
brand, Frostspanner, Goldafter, Mehltau, Quittenblattbräune, Spitzendürre
(Monilia)

ARBEITSKALENDER
11 .. E3 Winterschnitt
E3 Abhäufeln von Jungbäumen
3 .. 4 Pflanzung, Pflanzschnitt. Volldüngung
A6 .. E6 Stickstoffdüngung
E9 .. E10 Ernte. Pflanzung, Anhäufeln gepflanzter Bäume
11 Kalkung alle drei Jahre

UNTERLAGEN
(1) Quitte, Cydonia A: Für Birnenquitten, Buschform, kleinere Krone.
frostempfindlicher.
(2) Weißdorn, Crataegus monogyna JACQ.: Für Apfelquitten. Fördert frühen
Ertrag, Buschform. Leicht Bruch infolge ungenügender Verträglichkeit.
(3) Rotdorn, Crataegus oxycantha L.: selten für Stammformen gebraucht

SORTEN
Typ Wuchs Ertrag Frucht-
größe
Bereczkiquitte B 7 7 8 Skala:
Championquitte B 2 7 5 1 = sehr klein,
Cydopom A 7
Cydora B 8
Konstantinopeler Apfelqu.A
Portugies. Riesenquitte B 8 5 7 sehr schwach
Radonia B 5 7 8 9 = sehr groß,
Reas Mammoth 9 sehr hoch
Riesenqu. v. Leskovac A 7 7 7
Ronda A 5
Vranja B 5 7 7 A = Apfelform
Wudonia A 5 8 4 B = Birnenform


HISTORIE
Der Gattungsname Cydonia geht auf TOURNEFORT (1700) zurück, der die Bezeichnung
von den römischen Schriftstellern übernahm (cydoneum malum). Offenbar liegt dem
Namen die Stadt Kydonia (heute Khania) im Norden Kretas zugrunde. Über das alt-
hochdeutsche "kutina" entstand dann "Quitte". [2]

LITERATUR
[1] STRITZKE, S.: "Seltene Obstarten", Reihe Bücher für den Gartenfreund,
Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin 1973
[2] GENAUST, H.: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Nikol
Hamburg, 3. Aufl. 1996

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