Zurück zur Startseite
Voriges Kapitel Ramie
Folgendes Kapitel Raps

RAMTILLKRAUT

 
NAMEN
(1) Ramtillkraut, Gingellikraut, Niger
Guizotia abyssinica (L. f.) CASS. (syn. G. oleifera DC., syn. G. scabra
(VIS.) CHIOV.

Äthiopisch: noog, E: inga seed, blackseed

BOTANIK: Fam. Asteraceae, Unterfam. Asteroideae, Tribus Heliantheae, Gattung nur
mit dieser Art.
(1) Einjährig. Kräftig, aufrecht, verzweigt, 0,5..1,8 m hoch, an der Spitze
flaumig behaart. Blätter unten gegenständig, oben wechselständig, sitzend,
einfach, lanzettlich oval, bis 22 cm lang und 3..5 cm breit.
Blüte August bis September, Körbchen 15..20 mm breit, aus 8 gelben, weibli-
chen Zungen- und 40..60 gelben..orangenen, zwittrigen Röhrenblüten; selbst-
fertil, in Doldentrauben, 2n=30. Samenreife September bis Oktober, 3..4,5
Monate nach Aufgang. Achänen. [1]

VORKOMMEN
(1) Heimat Äthiopien..Malawi, Anbau Äthiopien, Indien, Pakistan, Nepal, Myanmar
Hochland

WERT
(1) In 100 g Samen sind enthalten: 483 kcal, 6,2..7,8 g Wasser, 17,3..19,4 g Ei-
weiß, 31,3..33,9 g fettes, halbtrocknendes Öl, 34,2..39,7 g Kohlenhydrate,
13,5 g Ballaststoffe, 1,8..8,4 g Mineralstoffe (50..470 mg Ca, 180..800 mg
P); Vitamine (in mg: 0,43 Thiamin, 0,55 Riboflavin, 3 Niacin, kein Karotin
und kein Vitamin C). Das Öl (Negersaatöl, Ramtillaöl) setzt sich aus Glyze-
riden folgender Fettsäuren zusammen: 1,7..3,4 % Myristin-, Caprin- und Lau-
rinsäure, 5,0..8,4 % Palmitinsäure, 2,0..4,9 % Stearinsäure, 31,1..38,9 %
Ölsäure, 51,6..54,3 % Linolensäure. [1]
Das luftgetrocknete Kraut als Dünger weist 0,2 % N, 0,65 % K und 0,05 % P
auf. Die Wurzeln enthalten verschiedene Polyacetylen-Verbindungen. [1]

ANBAUPRAXIS
(1) Eventuell bei uns als Neophyt, eingeschleppt mit Vogelfutter. Hält aber in
unserem Klima nicht lange durch.
Jahresdurchschnittstemperatur 13,6..27,5 °C, Niederschlag (660..)980(..1790)
mm. Angepasst an leichte, arme bis schwere Böden, an Gefälle, in Afrika bis
2500 m über dem Meer.
Aussaat breitwürfig mit 10 kg/ha oder in Reihen mit 5 kg/ha, Reihenabstand
40..50 cm, in den tropischen Gebieten zur Regenzeit Juni bis August, in
Äthiopien Mai..Juli, in Indien September bis Mitte November auf vorher 3..4-
mal geeggtes Land. Keimung beginnt 2 Tage nach Aussaat, ausdünnen nach Auf-
gang auf 15..30 cm. Unkrautbekämpfung durch Handhacke. Etwa 3 Monate nach
Aussaat, vor der Blüte, sollten im Interesse hochwertiger Samen die minder-
wertigen Exemplare verhackt werden. Zur Bestäubung werden Insekten benötigt.
Geeignet für Fruchtwechsel mit Mais und Weizen. [1]

ERNTE
Ernte mit Mähdrescher oder manuell wie Getreide. Die Hocken lässt man nach
dem Schnitt etwa eine Woche in der Sonne trocknen. Drusch, Windsichten und
Sieben. Ertrag (Indien) 100..200 kg/ha in Mischkultur, 300..400 kg in Rein-
kultur; in Kenia 600 kg/ha, in himalaja-nahen Regionen 1000..1200 kg/ha.[1]

VERWERTUNG
(1) Die Samen (Nigersamen, Negersaat) sind essbar, man kann sie mahlen, frit-
tieren, sie sind Bestandteile von Backwaren, Chutneys und Curries. Das Öl
wird technisch (Seifen, Farben, Brennzwecke, Biodiesel) und medizinisch ge-
nutzt (Einreibung, Oleum Guizotiae). Nach Raffination ist das Öl als Spei-
sefett brauchbar, die Pressrückstände als Viehfutter. [1][2]
Futter für Ziervögel (speziell Finken), Winterfütterung.

KRANKHEITEN
Auf den Pflanzen wurden gefunden:
Alternaria porri, Alternaria carthami, Alternaria tenuis, Cercospora guizotico-
la, Chaetomium guizotiae, Epicoccum nigrum, Macrophomina phaseoli, Puccinia gui-
zotiae, Rhizoctonia bataticola, Rhizoctonia solani, Sclerotiana sclerotiorum,
Xanthomonas spp.
[1]

HISTORIE
Es ist nicht bekannt, welchem Guizot der Benenner A.H.G CASSINI (1781-1832) Ehre
angedeihen ließ, der Politiker Francois Guizot (1787-1874) dürfte es nicht sein.
[4]

LITERATUR
[1] DUKE, J.A.: http://www.hort.purdue.edu/newcrop/duke_energy/Guizotia_abyssi-
nica.html (7.1.1998)
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Ramtillkraut (12.2.2008)
[3] HILLER, K., M.F. MELZIG: Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Dro-
gen, area Erftstadt 2006
[4] GENAUST, H.: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Nikol
Hamburg 3. Aufl. 1996

Zum Anfang dieses Kapitels