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ROSE

 
NAMEN: Rose, Vitaminrose; Hagebutten, Hiefen für die Früchte
Für die Hagebuttengewinnung sind vor allem die Wildrosensarten geeignet:
(1) Rosa canina L.: Hundsrose, Gemeine Heckenrose
(2) Rosa villosa L.: Apfelrose, Weichhaarige Rose
(3) Rosa pomifera J.HERMANN: Apfelrose
(4) Rosa pendulina L.: Gebirgsrose, Alpenheckenrose
(5) Rosa rugosa THUNB.: Kartoffelrose, Stacheldrahtrose, Runzelrose
(6) Rosa corymbifera BORKH.: Heckenrose
(7) Rosa nultiflora THUNB.: Büschelrose, Mauerrose
(8) Rosa rubiginosa L.: Weinrose, Schottische Zaunrose
(9) Rosa dumalis BECHST. x oendulina L. var. salaevenis (RAP.) R.KELLER:
Vitaminrose PiRo3, Pillnitzer Vitaminrose
( ) Rosa pimpinellifolia Dünenrose
( ) Echtes Rosenholz stimmt nicht von einer Rose, sondern ist Physocalymna
floribunda POHL

Hagebutten: E: rose hip, F: fruit d'églantier (gratte cul!), I: coccola di
rosa canina, J: bara, N: rozebottel, P: glog, róza, R: plod, schipownika, S:
escaramujo, gebarda, T: rže, U: rózsa

BOTANIK: Fam. Rosaceae (Rosengewächse)
Bis auf (3) sind die anderen genannten Arten nicht wirtschaftlich im Anbau.
Für den Anbau wurde daher (9) gezüchtet. Diese wird etwa 1..2 m hoch, ist lo-
cker und breitwachsend. Blüte Juni bis Juli. Die Hagebutten sind zapfenförmige
Scheinfrüchte und werden bei der Vitaminrose etwa 30 mm lang, innen sind die
Kerne mit feinen Härchen die eigentlichen Früchte.
Chromosomen (2),(3),(4): 2n=28; (7): 2n=14; (1),(6),(8): 2n=35 (?)
Hagebutten
(5) Wegen der kartoffelähnlichen Blätter "Kartoffelrose".

WERT
100 g entkernte Hagebutten enthalten:
3,6 g Proteine (1,4 mg Purin-N); 22 g Kohlenhydrate, 23 g Rohfaser, 420 kJ.
3,25 g Mineralstoffe (512 mg K, 47 mg Na, 50 mg Ca, 122 mg Mg, 10 mg Fe,
54 mg P), sehr hoher Basenüberschuss von 15,2 mmol/z! 2 g Säuren (Apfel-,
Zitronen-, Bernsteinsäure).
Vitamine (5..7 mg Provitamin A!, 400..1200 mg Vitamin C!, die (4) sogar bis
2000 mg C!). Die enthaltenen Säuren stabilisieren das Vitamin C zusätzlich.
Apothekenware muss mindestens 0,3 % Ascorbinsäure aufweisen [7].
Der hohe Basenüberschuss wirkt sich auf Herz-, Nieren- und Blutdruckleiden
günstig aus und der hohe Vitamingehalt senkt Fieber sowie Infektionsbereit-
schaft. Leicht abführend.
Aus den Blütenblättern geeigneter anderer Arten (R. damascena, R. centifolia)
ist ätherisches Öl, das Rosenöl mit bis zu 8 % Eugenol, durch Wasserdampf-
destillation oder Extraktion zu gewinnen. Aus 1000 kg Blüten erhält man etwa
900 g Rosenöl (daher kostet 1 kg je nach Qualität 250..3500 Euro)[1].
Eine Hecke aus (5) ist eine katzensichere Nistgelegenheit.
Auch die eventuell vorkommenden Rosengallen (Fungus cynosbati) waren offizi-
nell.
(7) Die Samen enthalten Multiflorin, Kaempferol, Rhamnose, Quercetin, 8 % Fett.
In der TCM wird die Wurzel gegen Harndrang, Eingeweidebrüche, Spermatorrhoe,
Dysmenorrhoe und Uterusprolaps als Abkochung (zweimal 5..8 g) eingesetzt.[5]

KENNZAHLEN
Reihenabstand und Abstand in der Reihe bei (9) 2,0..2,5 m; 6 m² je Strauch
einplanen für ausgesprochene Hagebuttennutzung. Ertrag rund 1 kg/m² (bis
8 kg /Strauch). Pflückleistung bis 5 kg/AKh

ANSPRÜCHE
LUFT, LICHT, WÄRME, WASSER
Sonnig. Luftige, freie Lage. Wasserbedarf im Jahr 700..800 mm. Beim Bewässern
sollen die Blätter nicht mit benetzt werden, um Pilzerkrankungen vorzubeugen.
Winterschutz durch Anhäufeln über die Veredlungsstelle mindestens im Pflanz-
jahr.

BODEN
Nicht zu leicht, tiefgründig, nährstoffreich, kalkhaltig, pH-Wert 6,0..7,0.
Im Jahr mindestens viermal hacken oder generell mulchen.

NÄHRSTOFFE, DÜNGUNG
Gedüngt wird im Frühjahr vor dem Abhäufeln (Ende Februar bis Anfang April)
mit 70..100 g Volldünger/m² oder 50 g Thomasphosphat, 75 g Kaliumsulfat und
15 g Magnesiumsulfat ("Bittersalz"). Zwei Wochen nach dem Abhäufeln können
bis 20 g Kalkammonsalpeter /m² gegeben werden. Eine letzte Stickstoffdüngung
darf Anfang Juni erfolgen. Ende August bis Anfang September sollen 30 g Super-
phosphat und 30 g Kaliumsulfat je m² die nötige Winterhärte bewirken.
Nutzt man einen Volldünger, so ist der schon bis Mitte Juli zu verabreichen.
Auf nährstoffreichen Böden (Bodenproben!) sind die Phosphor- und Kalium-
Mengen bis auf ein Drittel zu reduzieren.
Organische Düngung erfolgt mit 3 Jahre altem Kompost oder Rinderdung.
Spezielle Rosendünger 7-7-10 enthalten 7 % N; 3 % P und 8,3 % K.

ANBAUPRAXIS
Jungpflanzengewinnung
Reife Hagebutten von (1) oder (7) zerquetschen, Kerne mit Sand vermischen
und ab Oktober oder November stratifizieren. Aussaat im März in Reihen.
Verpflanzung mit drei Blättern auf 15 x 4 cm, im nächsten Frühjahr auf 15 x
15 cm. Trotz der Stratifizierung können Samen überliegen, d.h. erst im 2.Jahr
keimen. Da die Samen meist nicht die Eigenschaften der Muttersorte zeigen,
wird meist durch Okulation veredelt.
Zur Okulation von Juli bis August ist der Wurzelhals freizulegen, die Rinde
abzuwischen, das Auge einzusetzen, zu verbinden und anzuhäufeln.
Nach drei Wochen wird abgehäufelt und das Anwachsen überprüft. Nach dem Aus-
trieb lässt man vier Knospen am Edelreis, der Wildwuchs wird 2 cm über der
Veredlungsstelle entfernt.
Jungpflanzen aus Stecklingen:
Juni bis Anfang Juli werden Stecklinge aus blühenden Rosentrieben geschnitten
(Blüte ab, ca. 20 cm Länge) und mit zwei Augen in Erde aus Torfmull und Sand
gesteckt. Gegebenenfalls kann man mit einem Bewurzelungspulver nachhelfen.
Gespannte Luft durch aufgestülptes Konservenglas oder Folienbeutel erzeugen,
Feuchtigkeit gleichmäßig halten; beschatten.
Mitte September sollten schon Triebe aus den Augen wachsen. Eventuell im Topf
lassen und bei +2..+3 °C überwintern. Vor der Pflanzung im Frühjahr auf 15 cm
zurückschneiden.
Pflanzung
Gepflanzt wird im Herbst oder im Frühjahr mit schonendem Wurzelschnitt, die
Veredlungsstelle kommt etwa 5 cm unter die Erdoberfläche. Die Pflanzgrube
sollte 0,5 x 0,5 m² groß und 0,4 m tief sein. Im Herbst ist etwa 30 cm hoch
mit Erde anzuhäufeln (nicht Laub!) und im Frühjahr abzuziehen, wenn stärkere
Nachtfröste nicht mehr zu befürchten sind.
Im Frühjahr werden die oberirdischen Teile je nach Wurzel- und Triebbildung
auf einige Augen eingekürzt (starker Austrieb: 4..5 Augen, schwacher Austrieb
2..3 Augen).
Schnitt
In den ersten 2..3 Jahren wird im Sommer entspitzt, um eine gute Verzweigung
zu erzielen. Ein 6 Jahre alter Strauch sollte etwa 16..20 Triebe haben, deren
Alter sich gleichmäßig auf 1, 2 und 3 Jahre verteilt. Dreijährige Triebe sind
am ertragreichsten. Über vierjährige Triebe werden ausgelichtet. Über 2 m
lange Ruten werden um 1/5 zur Anregung der Verzweigung eingekürzt. Die Strauch
basis sollte nicht über 40 cm Durchmesser anwachsen.
Mischkultur mit Lavendel empfohlen, der angeblich Blattläuse fernhalten soll.

ERNTE, VERWERTUNG
Die Hagebutten haben den höchsten Vitamin-C-Gehalt zu Beginn der Vollreife,
wenn die Früchte schon rot, aber noch fest sind (September bis Oktober) und
die alten Kelchblätter abgefallen sind. Die Stiele und Kelchreste sind zu ent-
fernen (höchstens 1 cm Stielrest). Früchte vor dem Trocknen erst halbieren
oder vierteln, dann im Wasserdampf 5 min lang stabilisieren, damit der Vitamin-
C-Gehalt erhalten bleibt. Qualitativ hochwertiges Gut wird durch Warmlufttrock-
nung erzielt, wobei zuerst 30 min bei 75 °C vorgetrocknet und danach bis 45 °C
in dünner Schicht der Rest bis zur Brechtrockenheit entfernt wird.
Medizinisch verwendete Hagebutten (ohne Kerne: Fructus Cynosbati, jetzt
Rosae pseudo-fructus) zu Tee, aber auch die Kerne für sich (Semen Cynos-
bati
) ebenfalls zu Tees. Lagerung: höchstens 1 Jahr, da der Vitamin-C-Gehalt
sich spürbar abbaut. Zu Tee: 1 Teel. Hagebutten oder Kerne auf 1 Tasse kaltes
Wasser, einige Stunden stehen lassen, 10 min kochen, 15 min ziehen lassen.
Durststillend, harntreibend (bei Nieren- und Blasenleiden, namentlich Urat-
Steinen, Grieß), leicht fiebersenkend; ungesüßt für Diabetiker, möglichst
schon vorbeugend getrunken, Dauergebrauch schadet nicht.
Als Abkochung zur Wundheilung, Badezusatz, Zahnschmerzen, Zahnfleischbluten.
Mark (mit Zucker 1:1), Marmelade und Saft aus entkernten, frischen Hagebutten.
Saftausbeute beim Pressen 60 %. Keine eisernen Geräte verwenden!
Der Saft lässt sich zu einem vorzüglichen Obstwein verarbeiten: 3,5 kg frost-
weiche Hagebutten mit Stampfer zerquetschen, darauf 2 l kochendes Wasser.
Nach dem Abkühlen auf 35 °C Weinhefe zugeben. Die Maische 2 Tage gären lassen,
danach den Bodensatz abpressen. Die ca. 2 l Saft mit 600 g Zucker versetzen
und im Ballon auf 10 l auffüllen. Die Gärung sollte nicht zu warm ablaufen.
Lässt die Gärung nach, gibt man 500 g Zucker in 250 ml Wasser zu. Die Zucker-
zugabe kann noch einmal wiederholt werden. Nach der Gärung umstechen, auf
Flaschen ziehen und eventuell pasteurisieren. Dieser Wein wird durch lange
Lagerung nicht besser, da auch hier die Vitamine abgebaut werden.
Rosenöl: Gewinnung z.B. in Bulgarien oder Marokko. Pflücken der Blütenblätter
vor Sonnenaufgang, spätere Pflücke bringt schon 30 % Verluste durch die in
3..4 Stunden eintretende Fermentation. Deshalb bis zur Destillation binnen
24 Stunden in dünner Schicht gelagert und ständig umgeschaufelt. Die Rosa
centifolia
wird in Südfrankreich extra für Chanel No. 5 angebaut.
Frische, stark duftende Blütenblätter werden klein geschnitten und können die
Geschmacksnoten von Suppen, Soßen bereichern; ebenso zu Bowle, Tee oder Scher-
bet.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Blattläuse, Blattwespenlarven, Bürsthornwespe, Echter und Falscher Mehltau,
Knospenfäule, Obstmade (Apfelwickler), Okuliergallmücke, Kleiner Rosenlaub-
käfer, Rosenfruchtfliege, Rosengallwespe, Rosenkäfer, Rosenrost, Rosentrieb-
bohrer, Rosenzikade, Rote Spinne, Sternrußtau

ARBEITSKALENDER
2 .. 3 Düngung mit Phosphat und Kali
3 .. A4 Frostschutz abhäufeln
4 Stickstoffdüngung
6 .. 7 Stecklinge auf Pflanzbeet
6 .. A7 Sommerstecklinge bewurzeln
7 Bewurzelte Stecklinge an Ort und Stelle pflanzen
7 .. 8 Okulation
E8 Phosphat- und Kali-Düngung
9 .. 10 Hagebuttenernte
11 Jungpflanzen anhäufeln

LITERATUR
[1] SÖFW (Seifen Fette Öle Wachse) (1992), 15, 957-959
[2] STRITZKE, S.: "Seltene Obstarten im Garten", Reihe Bücher für den Garten-
freund, Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin
[3] SAAKOW, S.G.: "Wild- und Gartenrosen", Deutscher Landwirtschaftsverlag
Berlin 1976
[4] FRIEDRICH,G.; SCHURICHT, W.: "Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst"
Neumann Verlag Leipzig Radebeul 1985
[5] REID, D.: Handbuch der chinesischen Heilkräuter, Knaur München 1998
[6] BURKHARDT, I.: Die Rosendatenbank Vers. 5.0 auf CD 2001
[7] EAB 4. Ausg. (2002) S.1997; 4.00/1510

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