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ROSENKOHL

 
NAMEN
Rosenkohl, Brüsseler Kohl, Sprossenkohl
L: Brassica oleracea L. convar. oleracea (syn. B.o.L. var. gemmifera (DC.)
O.SCHWARZ)

E: Broussels sprouts, F: chou de Bruxelles, I: cavoli di Brusselle, J: me-kya-
betsu, N: spruitkool, P: brukselka, R: brjucceljwckaja kapucta (brjusselskaja
kapusta, S: berza de Bruselas, U: kelbimbó

BIOLOGIE: Fam. Brassicaceae (Kreuzblütler)
Zweijährig. Ausbildung kleiner Köpfe ("Rosen") in den Blattachseln am Stamm
verteilt. Blüte im Mai, fremdbestäubt, 2n=18.

WERT
In 100 g essbarer Substanz sind enthalten:
┌────────────────────────┬──────────────┬───────────────┬──────────────────┐
│ Hauptbestandteile │ Vitamine │ Mineralstoffe │ Sonstige │
├────────────────────────┼──────────────┼───────────────┼──────────────────┤
│ Proteine 4,7 g │ Pro-A 0,08 mg│ Ca 29 mg │ 24 mg Purin-N │
│ Fette 0,6 g │ B1 0,1 mg│ Fe 1,3 mg │ 200 mg Äpfelsäure│
│ Kohlenhydrate 8 g │ RF 0,16 mg│ K 450 mg │ 240 mg Zitronen- │
│ KH-Einheit 150 g │ PP 0,7 mg│ Mg 20 mg │ säure │
│ Rohfaser 1,6 g │ PS 0,7 mg│ Zn 0,8 mg │ 980 µmol/g ORAC │
│ Mineralst.ges. 1,5 g │ B6 0,16 mg│ Na 12 mg │ │
│ Basenüberschuss13,2 │ E 2,5 mg│ P 78 mg │ │
│ Brennwert 200 kJ │ C 100 mg│ S 78 mg │ │
└────────────────────────┴──────────────┴───────────────┴──────────────────┘
Bekömmliches Feingemüse. Enthält aber 600..3900 mg/kg Glucosinolate, 10..1560
mg Sinigrin, 40..990 mg Progoitrin, 220..1100 mg Glucobrassicin [2].
Die Samen weisen bis 33,4 % Lipide auf.

KENNZAHLEN
┌──────────────────────────┬─────────────────────────┬─────────────────────┐
│Aussaat │Pflanzung │Mengen │
├──────────────────────────┼─────────────────────────┼─────────────────────┤
│Keimgewähr 4..5 Jahre │Reihenabstand 60 cm │TKM 2,6..4,0 g │
│Keimfähigkeit 85 % │in der Reihe 40..60 cm │Saatgut 0,1 g/m² │
│Keimdauer 8 Tage │Bestand 2..4 Stck/m²│ │
│Keimprüfung 10 Tage │ │Ertrag 0,6..2,5 kg/m²│
│Sätiefe 1..2 cm │Pflanztiefe etwas tiefer │Abfall 30 % │
└──────────────────────────┴─────────────────────────┴─────────────────────┘
Saatgutbedarf 2 g/m² Aussaatfläche für 400 Pflanzen.

ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME
Keimdauer in Abhängigkeit von der Temperatur: 4°C 60 Tage; 6°C 24 Tage; 8°C
17 Tage; 10°C 13 Tage; 12°C 11 Tage; 16°C 8 Tage. Samen braucht Licht zur
Aufhebung der Keimruhe. Frost bis -10 °C je nach Sorte.
Kühle Sommer und milde Herbstlagen bevorzugt, nicht schattig. Mäßig wind-
empfindlich.

WASSER
Zum Pflanzen mindestens 10 mm, am besten Vorwegbewässerung mit 40 mm. Nicht
trocken stehen lassen, sondern tiefgründig feucht halten, damit der Spross
nicht zu zeitig verholzt und gedrungener Wuchs erzielt wird. Auch vor Frost-
eintritt sollte genügend Wasser verfügbar sein. Hauptbedarf von Mitte Juli
bis Anfang September mit mindestens 20 mm in jeder zweiten Dekade; Zusatz-
wasser 60..140 mm.
Hohe Luftfeuchtigkeit ist erwünscht, dadurch wird der Blattlausbefall gebremst.

BODEN
Mittelschwer, humos, sandiger Lehm. Bodenreaktion neutral, pH-Wert 6,5..7,5.
Vor der Pflanzung genügend tief gelockert.

FRUCHTFOLGE
1. Tracht. Anbaupause auch mit anderen Kreuzblütlern 4 Jahre.
Ungeeignete Vorfrüchte: alle Kohlarten, Kohlrabi, Möhre, Rettich, Schwarz-
wurzel
Geeignete Vorfrüchte: Erbse, Frühkartoffel, Porree, Salat, Spinat
Geeignete Mischfrüchte: Buschbohne, Erbse, Erdbeere, Feldsalat, Gurke,
Radies, Rettich, Salat, Sellerie, Stangenbohne, Tomate
Ungeeignet als Mischfrucht: Kartofffeln, Knoblauch, Zwiebeln
Geeignete Nachfrüchte: Tomate
Ungeeignete Nachfrüchte: alle Kohlarten, Kohlrabi, Möhre, Rettich, Schwarzwurzel

NÄHRSTOFFE
Humusabbau 0,47..0,57 kg/m².
Nährstoffentzug bei 0,6 kg/m² Röschenertrag in g/m²: 21 N; 18,7 K; 2,66 P;
12,1 Ca; 0,9 Mg.
Die Hälfte der Nährstoffe wird in den ersten zwei Dritteln der Vegetations-
periode benötigt. Hohe Stickstoffgaben (Gesamtmenge 20..36 g N/m²) bringen
höhrere Pflanzen mit einem gleichmäßigen Rosenbesatz. Hoher Borbedarf, mitt-
lerer Bedarf an Kupfer, Mangan, Molybdän. Auf saurem Boden ist leicht Molyb-
dänmangel zu sehen, man gibt zur Abhilfe 2..4 g Ammoniummolybdat auf 100 m².
Vor der Pflanzung kann der Boden auch mit Bor angereichert werden (bis 10 g
Borax oder Borsäure je 100 m²), wenn in der Vergangenheit derartige Mangel-
erscheinungen beobachtet wurden.
Chorid-, müll- und ascheverträglich.

DÜNGUNG
Grunddüngung: 3,5(I)..5,3(III) g P; 17(I)..21(III) g K; 3,5 g Mg; 10 g N/m²
etwa als 60..80 g/m² Volldünger oder 40 g Superphosphat, 50 g eines 40%igen
Kalidüngers und 25 g Kalkammonsalpeter. 3 kg Mist eventuell schon zur Vor-
frucht.
Kopfdüngung: 3..4 Wochen nach dem Pflanzen 5 g N/m² (20 g Kalkammonsalpeter
oder 35 g Volldünger), eine weitere Gabe bei Bestandsschluss bzw. zu Beginn
der Rosenbildung. Nach Anfang August ist nicht mehr mit Stickstoff zu düngen,
wenn man nicht die Frosthärte unnötig herabsetzen und den Nitratgehalt im
Erntegut erhöhen will.

ANBAUPRAXIS
Vorbehandlung des Saatguts ist möglich durch 20..30 Stunden Vorquellen oder
24..32 Stunden Vorkeimen in 20 °C warmem Wasser. Eventuell Beizung.
Normalerweise sät man das Saatgut von Anfang April bis Anfang Mai auf ein
Freilandsaatbeet oder von Ende März bis Mitte April in ein Frühbeet.
Beim dritten Laubblatt wird pikiert und Ende Mai an Ort und Stelle gepflanzt,
dabei dürfen die Pflanzen tiefer gesetzt werden, als sie vorher gestanden haben;
ebenso schadet leichtes Anhäufeln nichts. Bestimmte Sorten können direkt
ausgesät werden (Ende April bis Mitte Mai, vereinzeln Anfang Juni), doch sind
die getopften Pflanzen deutlich überlegen.
Bis zum Bestandsschluss ist mehrmals zu hacken, denn verunkrautete Bestände
werden eher krank und von Schädlingen befallen. Chemisch kann Unkraut mit
Desmetryn bekämpft werden, wenn die Pflanzen angewachsen sind und die Unkräu-
ter 1..2 Blätter ausgebildet haben.
Falls Ende August (für beabsichtigte Frühernte) bzw. Mitte September der Rosen-
ansatz noch zu schwach ist, die unteren Röschen aber schon 12..15 mm groß sind,
sollte man die Pflanzen entspitzen. Das kann durch Abbrechen oder Abschneiden
der Spitze geschehen, sehr rationell ist das Zertrümmern der Spitze mit einem
Holzhammer. Entspitzte Pflanzen erfrieren aber leichter!
Die unteren Blätter sind nicht zu entfernen, sie bieten einen gewissen Frost-
schutz; allerdings fallen sie bei zu engem Stand von selber vorzeitig ab.

ERNTE
Ab November pflückt man mehrmals von unten beginnend die Rosen aus, auch die
Triebspitzen können verwendet werden. Gefrorene Rosen werden durch Anfassen
fleckig, man lässt sie besser kurz vor der Zubereitung langsam auftauen.
In rauhen Lagen erntet man auch frostfeste Sorten bis Ende Dezember ab. Man
kann auch einen Teil der Pflanzen im Herbst ausgraben, die Seitenblätter ab-
schneiden und die so geputzten Exemplare in einer Grube frostfrei einschlagen.
Man hat sie so bei Bedarf gleich zur Hand.
Ertrag feldmäßig 0,6..1,1 kg/m² im Garten 1,5..2,5 kg/m². Futteranfall 1,7 kg.
Gütemerkmale: Rosen fest geschlossen, innen nicht braun verfärbt, frisch,
außen trocken. In Form und Farbe einheitlich. Durchmesser 15..40 mm.
Nicht zulässig: Lose Strunk- und Blattanteile, nicht fest geschlossen,
gelbe Umblätter, Schädlingsbefall (Läuse).
Verpackung zu 15 kg in Steige A, 5 kg in Steige C oder zu 5, 10 oder 15 kg
in Säcken bzw. zu 1 oder 2 kg in Netzen.
Transportdauer unter 4 Tage.
Kühllagerung bei -3..-2 °C und 90..95 % Luftfeuchte bis zu 13 Wochen bei 6..
10 % Verlust.

VERWERTUNG
Frischmarkt, Garzeit 15 min in wenig Wasser bei 100 °C oder noch kürzer, wenn
die Strunkenden der Röschen kreuzweise eingeschnitten werden.
Sterilkonserve (Sterilisierdauer 30 min bei 100 °C, Wiederholung nach 24
Stunden). Gefrierkonserve, hierfür sollten die Röschen nach dem Putzen 20..25
mm groß sein, 3..4 min blanchieren.
Geeignete Gewürze: Muskat
Übrigens kann das Mark im oberen Stengeldrittel zu Mus mit dem arteigenen
Rosenkohlgeschmack zubereitet werden.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Blattläuse (ab August ständig auf Befall mit Mehliger Kohlblattlaus kontrol-
lieren), Kohlerdfloh, Kohlfliege, Kohlgallenrüssler, Kohltriebrüssler, Kohl-
weißling

ARBEITSKALENDER
E3 .. M4 Aussaat in Frühbeet
A4 .. A5 Aussaat auf Freilandsaatbeet
E5 Pflanzung
E6 Kopfdüngung, Hacken
E7 Kopfdüngung, Hacken
E7 .. 9 Kontrolle auf Blattlausbefall
M9 Entspitzen
9 .. M3 Ernte je nach Sorte

SORTEN [1]
Für zeitige Ernte (bis E10): Aramis, Dolmic, Nicoline, Oliver, Ottoline
bis Dezember: Hild's Ideal, Jackeline, Lunet, Nicoline, Roger, Rosella, Rubine
(rote Rosen)
bis Ende Januar: Abunda, Clodius, Boxer, Groninger, Karat, Roodnerf, Stan
bis Mitte März: Estate, Fortress, Gabion, Igor, Merkator, Pauline, Rasmunda,
Smasher

oder nach Reifegruppen [3]
sehr früh (>185 Tagevon Aussaat bis Ernte): Abacus
früh..mittelfrüh: Acustia, Maximus*
mittelspät..spät: Ambitus*, Helemus, Nautic*, Romulus*
spät (210 Tage): Ajax*
sehr spät (>200 Tage): Clodius*, Steffiline, Uniline
*: in [3] lobend erwähnt
Weitere Sorten: Diablo, Dominator, Doric, Heracles, Sanda
[4] 2020: Braemar, Cryptus, Doric, Dominator, Falstaff, Groninger, Hilds Ideal, Jade Cross, Long Island, Marte, Sanda

LITERATUR
[1] STAHN, Th.: "Rosenkohl ernten von August bis März", neue deutsche
Gartenzeitung (1991), 24, 20-21
[2] ROTH, L.; M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[3] Verband der Landwirtschaftskammern (Hrsg.): Versuche im deutschen Garten-
bau / Gemüsebau (2003) 096, D. BANDELOW. Rheinischer Landwirtschafts-Ver-
lag Bonn
[4] BAUMAUX, Mirecourt, Frühjahr 2020

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