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ROTE RÜBE

 
NAMEN: Rote_Rübe, Rote Bete, Rahne, Rande, Salatrübe
L: Beta vulgaris L. convar. crassa ALEF. var. conditiva ALEF. f. rubra DC.
(syn. B. v. ssp. esculenta var. rubra; syn. B. v. L. var. esculenta
(SALISB.) GÜRKE)

E: beetroot, F: betterave, I: barbabietola, N: rode bieten, P: burak,
R: stolowaja swjokla, S: remolacha, U: repa

BOTANIK: Fam. Amaranthaceae (Amarantgewächse) (früher Chenopodiaceae, Gänsefuß-
gewächse). Unterfamilie Chenopodioideae.
Zweijährig. Rübe aus Hypokotyl gebildet. Blüte Mai bis August (bis zu 70
Tage je Pflanze), selbststeril, fremdbefruchtet, 2n=18. Polykarpe Samenknäuel,
jetzt Züchtung von Einkornsamen ("Monogerm").
Bild Samen Rote Rübe "Rote Kugel"

WERT
In 100 g Rübenmasse sind enthalten:
┌────────────────────────┬──────────────┬───────────────┬──────────────────┐
│ Hauptbestandteile │ Vitamine │ Mineralstoffe │ Sonstige │
├────────────────────────┼──────────────┼───────────────┼──────────────────┤
│ Proteine 1,6 g │ Pro-A 20 IE│ Ca 30 mg │ 5 mg Purin-N │
│ Fette 0,1 g │ B1 0,03 mg│ Fe 1 mg │ bis 200 mg Nitrat│
│ Kohlenhydrate 7,6 g │ RF 0,04 mg│ K 340 mg │ 330 mg Oxalsäure!│
│ KH-Einheit 100 g │ PP 0,23 mg│ Mg 23 mg │ 110 mg Zitronens.│
│ Rohfaser 1 g │ PS 0,12 mg│ Mn 1 mg │ │
│ Mineralst.ges. 0,89 g │ B6 0,05 mg│ Na 84 mg │ Farbstoffe │
│ Basenüberschuss11,4mmol│ E 0,02 mg│ P 43 mg │ 200 mg Betanin │
│ Brennwert 150 kJ │ C 10 mg│ Zn 0,6mg │ │
└────────────────────────┴──────────────┴───────────────┴──────────────────┘
Farbstoffe: das Betacyan Betalain, das orangene Vulgoxanthin; Betanin
(Beetenrot, E162) genutzt zum Schönen von Lebensmitteln (Tomatenketchup, Süß-
waren, Backwaren, Sauermilchprodukten, Limonade, Marmelade, Konserven) [3],
Betanidin, Praebetanin, Betaxanthin; Allantoin, Aminosäuren.
Anregend auf Darm und Leber. Diätsaft gegen fieberhafte Erkrankungen und
Schwächezustände. Angeblich blutbildend und bremsend auf das Wachstum von
Tumoren. Schutzmittel gegen ionisierende Strahlung (Röntgen, Radioaktivität)
durch Anthozyane. Das Amin Betain regeneriert Leberzellen, das Betalain stärkt
das Immunsystem und fördert den Stoffwechsel von Fettzellen.

KENNZAHLEN
┌──────────────────────────┬─────────────────────────┬─────────────────────┐
│Aussaat │Pflanzung │Mengen │
├──────────────────────────┼─────────────────────────┼─────────────────────┤
│Keimgewähr 4.. 6 Jahre │Reihenabstand 40 cm │TKM 14.. 20 g │
│Keimfähigkeit 75 % │in der Reihe 10..20 cm │Saatgut 1,5..2 g/m² │
│Keimdauer 8..12 Tage │Bestand 25..30 Stck/m²│ │
│ │ │Ertrag 3,5..4 kg/m²│
│Sätiefe 2.. 4 cm │ │Abfall 1,5 kg/m²│
└──────────────────────────┴─────────────────────────┴─────────────────────┘

ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME
Mindestkeimtemperatur 4 °C, opt. über 8 °C. In Abhängigkeit von der Tempera-
tur: 6°C 40 Tage, 8°C 20 Tage, 10°C 15 Tage, 12°C 13 Tage, 16°C 9Tage.
Niedrige Temperaturen (um 0..5°C) während der Keimung führen zu vorzeitigem
Blühen schon im ersten Jahr. An älteren Pflanzen treten Kälteschäden unter
-6..-8 °C ein. Wenig windempfindlich. Tagneutral. Sonniger bis halbschattiger
Standort.

WASSER
Vorwegbewässerung vor der Aussaat. Trockenperioden werden gut überstanden,
trotzdem sind pro Dekade etwa 20 mm angebracht; optimale Bodenfeuchtigkeit
bei 65..75 % der Feldkapazität. Zusatzwasser ca. 60 mm.
Da die großen Rüben nicht so begehrt sind, reguliert man das Wachstum etwas
mit der Wasserzufuhr.

BODEN
Jeder Mittelboden, humos, tiefgründig. Bodenreaktion neutral, pH-Wert 6,5..7,5.

FRUCHTFOLGE
2. Tracht. Anbaupause 3..4 Jahre; bei Selbstfolge 8..20 % Ertragsminderung.
Ungeeignete Vorfrüchte: Rüben, Spinat, Mangold
Geeignete Vorfrüchte: Salat, Frühkohl, Früherbse, Lauchzwiebel
Geeignete Mischfrüchte: Buschbohne, Bohnenkraut, Dill, Gurke, Kohlarten, Kohl-
rabi, Knoblauch, Koriander, Kopfsalat, Kümmel, Kürbis, Pflücksalat, Zwiebel
Ungeeignet als Mischfrucht: Kartoffeln, Mais, Porree, Spinat

NÄHRSTOFFE
Humusabbau 0,18.0,21 kg/m²
Nährstoffentzug bei 2,5 kg Ertrag/m² in g/m²: 7 N; 12,5 K; 1,32 P; 2,15 Ca.
Die Rote Rübe ist chloridhold, sehr salzverträglich, verträgt Müllkompost,
Asche und frische Kalkung. Starke Kalkung verschärft einen Bormangel.
Bor erhöht die Zucker- und Karotinbildung und verhindert Herz- und Trocken-
fäule. Zur Behebung eines Bormangels kann man etwa dreimal mit einer 0,2 %igen
Borsäurelösung sprühen. Zuviel Stickstoff vermindert Qualität und Lagerfähig-
keit, allerdings wird im Rübenkörper Nitrat fast unabhängig von der Düngung
des Bodens eingelagert.
Weiterhin hoher Bedarf an Kupfer, Mangan; mittlerer Bedarf an Molybdän und
Zink.

DÜNGUNG
Grunddüngung in g/m² schon im Herbst vorher: 5(I)..16(III) K, 0(I)..4(III) P;
eventuell 0,3 g Borsäure und 1,5 g Mangansulfat /m².
Kopfdüngung: 5 g N/m² kurz nach dem Auflaufen und nochmals die gleiche Menge
nach 6..8 Wochen oder nur einmal zu Beginn der Rübenbildung.

ANBAUPRAXIS
Samenvorbehandlung ist möglich durch zweistündiges Vorwaschen mit 15 °C
warmem Wasser, Rücktrocknen bei 28 °C vor der Aussaat.
Die Aussaat erfolgt von Ende April bis Anfang Mai, für den Winterverbrauch
etwas später im Juni und für "Minirüben" Anfang Juli. Anfang Juni wird ver-
zogen bzw. verhackt, das Verpflanzen wäre unwirtschaftlich und dient nur der
Auffüllung von Fehlstellen. Beim Pflanzen sind die Blätter etwas einzukürzen,
aber verpflanzte Exemplare bringen viele unerwünschte Nebenwurzeln.
Beim Enganbau lassen sich Minirüben erzielen, auf die die Möhrentechnologie
angewendet wird.
Anbau unter Glas oder Folie ist nicht sehr wirtschaftlich, da die Ernte im
Freiland schon ab Ende Juni einsetzt. Wenn doch, so wäre Anfang Februar mit
1,5 g Samen/m² in 20 cm Reihenabstand azuszusäen (Bestandsdichte 70 Stück/m²).
Ernte dann Mai bis Juni.

ERNTE
Ernte für den Winterbedarf von Oktober bis Anfang November, Ertrag 3,5..4 kg/m²
und 1,5 kg Futterabfälle. Unter Folie lassen sich etwa 3 kg/m² erreichen.
Die Ernte erfolgt schonend mit einer Grabegabel, Beschädigungen sind zu ver-
meiden. Die Blätter werden sauber abgedreht.
Gütemerkmale: Sortentypisch in Form und Farbe, Fleisch gleichmäßig dunkelrot,
nicht geplatzt, frei von Erde, Laub, Krankheiten und Schädlingsbefall.
Verpackung zu 25 kg in Steige A.
Transportdauer nicht über 5 Tage.
Lagerung bei 0..4 °C und 90 % Luftfeuchte bis zu 35 Wochen unter 8..10 %
Verlust. Lagerverluste sind in Kellern mit 20 % höher als in Erdmieten (5 %).

VERWERTUNG
Frischverbrauch, Garzeit 50 min bei 100 °C. Sterilkonserve (in Essiglösung,
Sterilisierdauer erst 60 min, nach 24 Stunden nochmals 30 min bei 100 °C),
Suppen, Borschtsch, Rohkostsalat. Erst nach dem Kochen abschrecken und die Haut
abziehen, um das Ausbluten zu verringern.
Saftausbeute beim Pressen 60 %. Um das unvermeidliche Nitrat abzubauen, wird
industriell der Saft mit nitratabbauenden Bakterien fermentiert. Nach der
Entfernung des Nitrats (bis auf weniger als 250 mg Nitrat/l) werden die Bak-
terien entfernt. Zur Stabilisierung kommt bis 1,5 g Vitamin C /l dazu und/oder
werden die 10 verschiedenen Zucker zur physiologisch günstigen L(+)-Milchsäure
vergoren [1].
1 Glas Presssaft täglich zur Leberpflege, höchstens 3 Wochen lang.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Blattfleckenkrankheit, Herz- und Trockenfäule, Rübenfliege, Rübenmosaik,
Rübenzystenälchen, Schorf, Schwarze Bohnenblattlaus, Vergilbungskrankheit,
Wurzelbrand

ARBEITSKALENDER
A2 Aussaat unter Folie
E4.. A5 Aussaat für Herbstverbrauch
E5.. A6 Aussaat für Winterverbrauch
E6.. 11 Ernte je nach Aussaattermin
A7 Aussaat zu Minirüben

SORTEN
Die Ursprungsherkünfte hatten helles Rübenfleisch.
Ägyptische Plattrunde (Noire d'Égypte), Albina Vereduna (weiß), Alto, Bibor,
Bull's Blood, Burpees Golden (Gelbe Bete), Chioggia, Crapaudine, Cylindra,
Détroit Améliorée, Erfurter, Friedrichswerther Rote, Kestrel, Loki, Lollipop,
Loma, Moneta, Pablo, Peragis Rote Walze, Red Cloud, Regulski Cylinder, Renova,
Rhonda, Rote Kugel, Tonda Sanguigna, Wiener Lange Schwarze


LITERATUR
[1] neuform Kurier (1992),7,20
[2] KAUFMANN, F.; L. ZANNER; R.-P. GEHLING: "Wurzel- und Knollengemüse",
Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin 1987
[3] POLLMER, U., C. HOICKE, H.-U. GRIMM: Vorsicht Geschmack, rororo, 2. Aufl.
2001

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