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SANDDORN

 
NAMEN
Sanddorn, Sandbeere, Seedorn, Stranddorn, Weidedorn, Korallenbeere,
Fasanenbeere, Rote Schlehe

L: Hippophae rhamnoides L.
E: buckthorn, F: argasse, argousierfaux nerprun, I: olivella, P: rokitnik
zwyczajny, R: oblepicha krushinowidnaja, S: espino falso, T: rakytnik
řešetlakovy, U: homoktövis, ezüsttövis

BOTANIK: Fam. Eleagnaceae (Ölweidengewächse). Gattung mit 3 Arten.
Dorniger Strauch, 3..4 m hoch. Wurzeln flachstreichend, wurzelbürtige Sprossen.
Kann unter Wurzelsymbiose mit einem Strahlenpilz etwas Luftstickstoff verwer-
ten. Schmale silbergraue Blätter. Blüte Anfang April bis Anfang Mai an einjäh-
rigen Trieben, windbestäubt; zweihäusig, deshalb immer mehrere Exemplare nötig.
Reife der orangeroten, seltener gelben Scheinfrüchte (Nuss, die Beerenmasse
ist ein Auswuchs des Blütenbodens, der sich um die Steinfrucht herumwölbt) im
September..Oktober. 2n=24. Beerenbesatz der Triebe bei manchen Sorten maiskol-
benartig dicht. Sanddorn

VERWECHSLUNG: Ölweide, siehe Ölweide

WERT
In 100 g Beeren sind enthalten:
┌────────────────────────┬──────────────┬───────────────┬──────────────────┐
│ Hauptbestandteile │ Vitamine │ Mineralstoffe │ Sonstige │
├────────────────────────┼──────────────┼───────────────┼──────────────────┤
│ Proteine 1,4 g │ Karot.1,5 mg│ Ca 42 mg │ 1,5..4,5 g Säuren│
│ Fette 7,1 g │ B1 0,04 mg│ Fe 0,4 mg │ bes. Äpfelsäure, │
│ Kohlenhydrate 7,8 g │ RF 0,21 mg│ K 133 mg │ 0,2..0,6 │
│ davon Zucker 6 g │ PP 0,26 mg│ Mg 30 mg │ 1,25 mg Purin-N │
│ Rohfaser 0,8 g │ E 8 mg│ │ │
│ Ballaststoffe 3 g │ B6 0,11 mg│ Na 4 mg │ │
│ Wasser 81 g │ FS 0,01 mg│ P 9 mg │ │
│ Brennwert 393 kJ │ C 450 mg│ Zn 0,15mg │ │
└────────────────────────┴──────────────┴───────────────┴──────────────────┘
In Gebirgslagen bis 400 mg Vitamin C; bis 2700 mg kapillaraktives Vitamin P;
0,2..0,06 g Duft- und Farbstoffe (mit Quercetin, Zeaxanthin), Glykoside.
Als Zucker ist besonders Mannit vertreten. Geschmack sauer und bitter durch
die Flavonoide. Der Saft ist gut haltbar, da zerlegende Enzyme fehlen.
Im Saft sind 5,1 % fettes Öl emulgiert; die Samen enthalten bis 10 % fettes Öl.
Im Fruchtfleisch: 28,3 % Palmitoleinsäure; 46,8 % Palmitinsäure; 18,4 %
Ölsäure; in Kernen: 13,2 % Palmitinsäure; 7,6 % Stearinsäure; 17,4 % Ölsäure,
39,6 % Linolsäure, 21,8 % Linolensäure. [1]
Fettsäurezusammensetzung von Sanddornöl:
Fettsäure Pulpe Fruchtfleisch Kerne
14:0 0,2 0,5 0,4
16:0 33,6 35,4 22,3
16:1 n-7 25,6 24,4 1,5
17:0 0,4 0,1 0,4
18:0 1,0 1,0 8,6
18:1 n-9 25,3 25,4 35,3
18:1 n-7 8,4 7,4 5,5
18:2 n-6 3,5 3,5 5,5
18:3 n-3 0,5 1,0 0,2
20:0 0,2 0,3 1,3
20:1 n-9 0,2 0,3 0,6
Medizinisch: Öl gegen Hautschäden durch Kern- und Röntgenstrahlung,nach Be-
strahlung bei Kehlkopfkrebs, Gynäkologie, Magengeschwüre, Wundbehandlung.

KENNZAHLEN
Reihenabstand 3..4 m; Abstand in der Reihe 1,5..2 m, Hecke in Hauptwindrich-
tung wegen Bestäubung. Doppelreihen im Abstand von 4 und 1,5 m.
Auf etwa 10 weibliche Pflanzen sollte eine männliche zwischengepflanzt werden.
Ertragseinsatz ab 3. Standjahr; Ertragshöhe ab 4. Jahr bis 12 kg je Strauch,
später 7..14 kg/Strauch bzw. 9..10 kg/10 m².

ANSPRÜCHE
Alle Böden, nicht schwerer Lehm, aber auch noch auf armen, sandigen, stei-
nigen Böden gedeihend (Küsten, Schotterauen, Hochgebirge, Abraumkippen, die
es mit seinen Wurzelausläufern befestigt).
Nicht sauer, sondern kalkhaltig, pH-Wert 6,7..7,8.
Durchlässig, keine stauende Nässe. Wasserbedarf ist mäßig, lieber trocken bis
wechseltrocken. Lichtliebend, empfindlich gegen Beschattung. Noch für Spät-
frostlagen verwendbar, Frostschädigungen nur in extremen Wintern.

ANBAUPRAXIS
Aussaat bringt zu viele männliche Pflanzen und dauert zu lange. Männliche und
weibliche Pflanzen werden sortenrein durch Steckholz oder Steckling im Sprüh-
nebel vermehrt. Langes Steckholz bringt eine zu geringe Vermehrungsrate, des-
halb kurzes Steckholz (3..4 cm, Schnitt Mitte April) in ein Sand-Humus-Gemisch;
bei 25..27 °C bewurzeln sich die Steckhölzer nach 15..20 Tagen, dabei lässt
sich durch Bewurzelungsmittel (ß-IBS) nachhelfen.
Im ersten Jahr wachsen sie bis auf 45 cm, manchmal bleiben sie auch sitzen.[2]
Das Abschneiden der fruchttragenden Triebe bis ins dreijährige Holz (bis auf
1..1,4 m Höhe) für die Ernte erspart den Winterschnitt, es schadet den Sträu-
chern nicht, sondern vermeidet eher unproduktive Strauchinnenräume.
Je nach Wuchszustand kann man auch nur alle zwei bis drei Jahre die Triebe ab-
schneiden und in den Jahren dazwischen am Strauch melken.
Männliche Pflanzen werden ab dem 4. Jahr zurückgesetzt, damit sie nicht über-
bauen, denn besonders männlicher Sanddorn wächst stark an der Spitze.
Wurzelbrut kann zur Verjüngung des Bestandes genutzt werden, außerhalb der
Reihen hackt man sie weg. Durch Grubbern in den Reihen lässt sich die Wurzel-
ausläuferbildung in den Arbeitsgassen stören.

ERNTE
Ernte vor Beginn der Nachtfröste (Anfang September bis Anfang Oktober), sonst
sind erhebliche Vitaminverluste zu beklagen. Die Beeren lassen sich leicht
zerquetschen, aber nicht unverletzt pflücken, auch stören die Dornen, weshalb
sie
1. mit geeigneten Handschuhen gleich am Strauch "gemolken" werden.
Das Melken kann nur der Selbstversorger in einer sauberen Gegend machen,
seine manuelle Ernteleistung beträgt 4,5 kg/AKh.
2. zwischen zwei Brettchen ausgequetscht oder
3. durch Zusammendrehen zweier abgeschnittener Zweige entsaftet werden können.
4. Abgeschnittene Triebe werden maschinell entblättert, gesäubert und in 5..10
cm lange Triebstücke zerschnitten, die erst dann zerquetscht oder direkt
dampfentsaftet werden.
5. Zweige mit Früchten im September bis Oktober abschneiden, in Folienbeutel
packen und im Gefrierfach (-18 °C) gefrieren lassen. Gefroren in einen
Eimer stellen und die Beeren abschlagen [4]. Technisch trennt die Beeren
eine Rüttelmaschine ab.

VERWERTUNG
Der aufgefangene, herb sauere Saft kann mit oder ohne Zucker sterilisiert
werden, Sterilisierdauer 15 min bei 75°C. Der Saft wird durch sein Öl leicht
ranzig, deshalb luft- und lichtdicht aufbewahren; geschmacklich günstig ist
ein Zusatz von 10 % Apfelsaft. Als Gelee- oder Marmeladenzusatz, Kindernahrung.
Vorbeugend gegen Erkältungskrankheiten und zur Rekonvaleszenz, gegen Rheuma,
Gicht, Hautkrankheiten, Hautalterung. Entzündungshemmend, leicht schmerzstil-
lend. 10..15 g decken den Tagesbedarf an Vitaminen.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Sanddornlaus, Verticillum-Welke

ARBEITSKALENDER
M4 Stecklingsanzucht
M8.. A10 Ernte je nach Sorte

SORTEN
Dorana weiblich, E8..M9, wenig Ausläufer, auch für Kleingarten
Frugana weiblich, M8..A9, 1000 Früchte 390 g
Hergo weiblich, A..M9, 1000 Früchte = 370 g
Leikora weiblich, M9, 1000 Früchte = 560 g
Pollmix männlich, Pollenspender besonders für Hergo und Leikora

HISTORIE
Im Gattungsnamen stecken die griechischen hippos = Pferd und pheos = Distel
oder phaes = scheinend, leuchtend, was eventuell besagen will, dass Pferde
dadurch ein glänzendes Fell erhalten. [5]

LITERATUR
[1] SCHILLER, H.: Fettbegleitstoffe des Sanddornöls, Fett (1989) 2, 66
[2] Gartenbau, (1981),6, 175 und (1985), 2,
[3] STRITZKE, S.: Seltene Obstarten, Reihe Bücher für den Gartenfreund,
Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin 1973
[4] HANITZSCH, B.: GartenZeitung (2000) 8, 40
[5] GÖRITZ, H.: Laub und Nadelgehölze für Garten und Landschaft, Deutscher
Landwirtschaftsverlag Berlin, 4. Aufl. 1976

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