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SCHNITTLAUCH

 
NAMEN
(1) Schnittlauch, Graslauch, Binsenlauch, Breislauch, Schnittling
Allium schoenoprasum L.
(2) Allium ledeburianum: Langblättriger Schnittlauch
(3) Weinberg-Lauch
Allium vineale L.
( ) Knoblauch-Schnittlauch siehe Knoblauch
E: chive, F: ciboulette, civette, I: cipollaporraia, J: asatsuki, N: bieslook,
P: szczypiorek, R: seljonjy luk, luk-resanez (seljonyi luk, luk-resanez),
S: cebollana, U: metelöhagyma

BOTANIK: Fam. Liliaceae (Liliengewächse)
(1) Mehrjährig. Blüte ab Juni bis August, hellpurpurn. 2n=16. Im ersten Jahr nach
der Aussaat ist die Blütenbildung gering. Mäßiger Nektar- und Pollenspender.
Kleine schlanke Zwiebelchen in büscheligen Horsten.
Bilder Blühender Schnittlauch
Schnittlauch-Samen
(3) Ausdauernd. Blätter an der Basis dreikantig-röhrig, darüber ziemlich stiel-
rund, oberseits rinnig. Höhe 0,3..0,7 m. Blüte Juni bis August, purpurn in
wenigblütigen Scheindolden, Staubblätter doppelt so lang wie das Perigon,
Doldenhülle einblättrig. 2n=32 (48). Zwiebelchen.

WERT
(1) In 100 g Röhren sind enthalten:
86 g Wasser; 3,6 g Proteine; 0,7 g Fette; 8,4 g Kohlenhydrate; 2,3 g Roh-
faser (bzw. 2 g Kohlenhydrate und 6 g Ballaststoffe); Energie 113 kJ.
Mineralstoffe (in mg: 130 Ca; 1,9 Fe; 434 K; 44 Mg; 3 Na; 75 P; 0,5 Zn)
Vitamine (in mg: 0,05 Provitamin A; 0,14 B1; 0,15 mg RF; 0,6 PP; 0,08 FS;
0,42 B6; 47 mg C; 3,2 E); 16 mg ätherische Öle. 2,5 mg Purin-N.

KENNZAHLEN
(1) TKM=0,8 g. Keimgewähr 1..2 Jahre, Keimfähigkeit 70 %; Keimdauer 14..21 Tage.
Reihenabstand 20..25 cm. Saatgutbedarf bei Direktaussaat 3 g/m², bei Pflan-
zung 0,2..0,5 g bzw. 1 g für 100 Pflanzen.

ANSPRÜCHE
LUFT, LICHT, WÄRME, WASSER
(1) Frosthart. Standort sonnig bis halbschattig. Der Boden sollte nie völlig
austrocknen, auch wenn der Schnittlauch verschiedentlich zur Begrünung tro-
ckener Stellen wie Trockenmauern, Dächern empfohlen wird. Zu hohe Tempera-
turen liefern nur dünnen, strohigen Lauch.
(3) Weinberge, Wegränder, Hänge, Gebüschränder, kalkhold.

BODEN
(1) Sandiger Lehm, humusreich (mit Kompost oder Torf angereichert), kalkhaltig,
pH-Wert 6,0..7,0.

FRUCHTFOLGE
Schnittlauch bleibt bis zu 4 Jahren an Ort und Stelle. Fruchtfolge wie Zwiebel.
Ungeeignete Vorfrüchte sind Zwiebel, Porree, Kopfkohlarten
Geeignete Mischfrüchte: Möhre, Sellerie, Salat, Erdbeeren, Kohl, Tomaten

NÄHRSTOFFE, DÜNGUNG
Humusabbau 0,18..0,21 kg/m².
Müllkompostempfindlich.
Grunddüngung in g/m²: 2(I)..4(III) P; 6(I)..16(III) K; 5 N.
Diese Mengen werden jedes Frühjahr vor dem Austrieb ausgebracht.
Kopfdüngung: In 5..6 Wochen Abstand (Ende Mai und im Juni) jeweils 5 g N/m²
bzw. Güsse aus 0,4 %igen Nährlösungen.

ANBAUPRAXIS
Aussaat von Ende März bis April in den kalten Kasten oder Anfang April direkt
an Ort und Stelle. Zu dicht aufgegangene Stellen verpflanzt man büschelweise
Anfang Mai, sie kommen wieder so tief, wie sie vorher gestanden haben.
Man kann aber auch erst im nächsten Frühjahr beim ersten Austrieb in 2 x 2 cm²
große Teilstücke teilen und diese verpflanzen.
Chemisch könnte im Vorauflauflaufverfahren (gleich nach der Aussaat) mit Chlor-
propham gegen Unkräuter gespritzt werden.
Treiben von Schnittlauch:
Zum Treiben bestimmter Schnittlauch braucht von Mitte Juni bis Ende Juli aus-
reichend Feuchtigkeit und Stickstoff, damit er genügend Blattknospen bildet.
Die Ballen von etwa 7..10 cm Durchmesser werden ab Oktober gerodet, sie blei-
ben bis nach dem ersten Frost im Freien liegen, um durch die Kälte die Wachs-
tumsruhe zu brechen. Die besten Ballen stammen von Beständen, die im verflosse-
nen Jahr nicht geschnitten wurden und daher genügend Reservestoffe in den Zwie-
beln bevorrateten. Nachdem man die Erde aus den Ballen geschüttelt hat, bewahrt
man sie trocken bis zur Verwendung auf. Vor der Treiberei wirkt sich ein Warm-
wasserbad von 30..40 °C für 18 Stunden günstig aus. Nunmehr werden die Ballen
eingetopft oder in Frühbeetkästen in Abständen von 5 cm gepflanzt, alte, abge-
storbene Schlotten sind auszuzupfen. Die Temperatur bleibt in den ersten zwei
Wochen bei 20..22 °C, danach bei 16 °C. Pro Woche sind 20 mm Wasser nötig, aber
man vermeide das Gießen mitten in die Ballen. Die Luftfeuchtigkeit soll 80 %
nicht übersteigen. Unter diesen Bedingungen kann der erste Schnitt nach drei
Wochen vonstatten gehen. Zusatzbelichtung mit über 8000 Lux für etwa 6 Stunden
am Tag verbessert die Qualität.

ERNTE, VERWERTUNG
Nach warmen Wintern kann man schon ab März mit Messer oder Schere ernten. Üblich
sind drei Schnitte, unter Glas bis 11 Schnitte im Jahr. Je öfter geschnitten
wird, desto weniger Blüten sind zu verzeichnen, die man bei ihrem Erscheinen
ausbricht (und als Vasenschmuck verwenden kann).
Im Freiland bringt ein Quadratmeter etwa 1,5..3 kg Ertrag, 1 m² Treibfläche
4..10 kg.
Gütemerkmale: Mittelgrün, ohne Schädlings- und Krankheitsbefall, nicht geknickt,
nicht gequetscht, ohne Blütenknospen und gelbe Blätter, Länge über 15 cm;
Treibware über 10 cm.
Der Lauch wird zu 20 g schweren Portionen gebündelt; in die Steige A passen
200 Bund, in Steige C 100 Bund.
Die Transportdauer darf einen Tag nicht überschreiten.
Frischverbrauch; Butterbrot, Salate, Suppen, Garnierung, Quark. Kombinierbar
mit Boretsch, Dill, Kerbel, Kümmel, Majoran, Paprika, Petersilie, Pfeffer,
Sellerie, Zwiebel.
Schnittlauch ist ein ganz wichtiges Frühlingsgemüse und man sollte ihn weit-
gehend roh verzehren, durch Erhitzung verliert er einen Teil seiner diätetischen
Vorzüge. Zum Frischhalten stellt man ihn auch nicht in Wasser, das dieses innen
hoch steigen würde und ihn verdirbt.

ARBEITSKALENDER
E3 .. 4 Aussaat in kalten Kasten, Düngung älterer Bestände
A4 Aussaat ins Freiland, Erntebeginn bei älteren Beständen
A5 Pflanzung der Frühbeetaussaat
E5 Kopfdüngung
8 Teilung älterer Ballen und Pflanzung
10 .. 11 Roden zweijähriger Ballen zum Treiben

SORTEN
(1) Mittelgrober, Welta

HISTORIE
Schon im 10. Jahrhundert ist von snitilouh, sniteloch die Rede.

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