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SCHÖLLKRAUT

 
NAMEN
Großes Schöllkraut, Schellkraut, Goldwurz, Blutkraut, Giftblume, Schwalben-
kraut, Warzenkraut, Augenklar

L: Chelidonium majus L.
E: tetterwort, celandine, F: eclaire, I: celidonia, N: stinkende gouwe

BOTANIK: Fam. Papaveraceae (Mohngewächse). Gattung mit nur einer Art.
Ausdauernd. Höhe 0,3..0,5 m. Untere Blätter buchtig-fiederteilig, obere fieder-
spaltig. Blattunterseiten blaugrün, oben trübgrün. Kurzer ästiger Wurzelstock.
Alle Pflanzenteile mit 25 % eines gelben bis orangefarbenen, hautreizenden,
scharf schmeckenden und betäubend riechenden Milchsaftes.
Blüte Mai bis September, grünlichgelb, in Dolden, 2n=12.
Schlanke, schotenartige Kapsel mit 1 mm großen ovalen, braunschwarzen Samen.
Bild Schöllkraut

WERT
Das Kraut (Cheladonii majoris herba) enthält 0,6 % Isochinolinalkaloide
(Allocryptopin, Berberin, Chelidonin, Sanguinarin, Chelerythrin, Coptisin),
die Wurzeln (Radix Cheladonii) 0,5..3 % Alkaloide (Chelidonin beeinflusst
wie Kolchizin die Zellteilung; Chelerythrin ist der hautreizende Bestandteil,
Protopin, Sanguisorbin, Berberin (Chelidoxanthin), Sanguinarin, Coptisin,
Stylopin).
Wirkt abführend, diuretisch; das Chelidonin löst Krämpfe der glatten Musku-
latur (Galle, Magen, Darm), beruhigend, blutdrucksteigernd.
In der Volksmedizin Milchsaft gegen Warzen; Warnung: Warzen erst von Hautkrebs
unterscheiden, damit keine Zeit verstreicht bis zu einer effektiven Behandlung!
Basaliome bekommt man mit Schöllkraut nicht weg, und schwarzen Hautkrebs (Mela-
nom) gleich gar nicht!
Sonst gegen Wassersucht, Verstopfung, Gelbsucht, Gallensteine, Gallenkoliken,
Hämorrhoiden, Gicht, Rheuma. Verursacht Uteruskontraktionen, daher nicht in
der Schwangerschaft anzuwenden.
Dauergebrauch und zu hohe Gaben dieser als giftig geltenden Pflanze sind zu
meiden. Während die Volksmedizin von einer cytostatischen Wirkung ausgeht,
wurde auch festgestellt, dass das Sanguinarin krebserregend wirkt. [1]
Vom Auflegen unbeschädigter Blätter für 20 min auf die Augen sollen diese wieder
reiner und klarer blicken können.

VORKOMMEN
Schattige, stickstoffreiche Stellen, an Zäunen, Hecken, Mauern

ANBAUPRAXIS, ERNTE, VERWERTUNG
Vermehrung durch Aussaat im Frühjahr oder Wurzelteilung im Herbst. Hält meist
nur zwei Jahre aus, erneuert sich aber durch Selbstaussaat. Schöllkraut sam-
melt man aus Wildvorkommen, im Garten ist es eher ein Unkraut.
Die beste Sammelzeit des Krautes liegt vor der Blüte von April bis Juni, die
Wurzel ist im März oder besser von September bis Oktober auszugraben, weil dann
der höchste Wirkstoffgehalt zu verzeichnen ist. Beim Sammeln größerer Mengen
trägt man Gummihandschuhe wegen der möglichen Hautreizung.
Trocknen des Krautes bis zu 35 °C. Es darf nicht mehr als 10 % fremde Bestand-
teile aufweisen [3]. In Mischung zu Galle- und Lebertees; Tee mit heißem Was-
ser aufgießen, anderenorts wird vor Abkochungen gewarnt.
Verreibungen, Tinkturen. Homöopathie (Chelidonium dil D2..D6).
Das Schöllkraut kann als Magnet für die Weiße Fliege dienen, wodurch das Gemüse
weniger befallen wird. Ei- und larvenbesetzte Triebe entsorgt man über den Müll.

ARBEITSKALENDER
4 .. 6 Sammlung des Krautes
9 .. 10 Wurzelernte

HISTORIE
Der Gattungsname kommt vom griechischen chelidon = Schwalbe, weil die Pflanze
beim Eintreffen der Schwalben blüht und bei deren Wegzuge welkt. Dem griechi-
schen Namen ist das S-chellkraut dann angelehnt und hat mit Schellen, Schilden
usw. nichts zu tun.

LITERATUR
[1] wissenschaft und fortschritt (1985), 4, 105
[2] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[3] EAB 4. Ausg. (2002) S. 2841, 4.00/1861: Schöllkraut

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