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SEIFENKRAUT

 
NAMEN: Seifenkraut
(1) Echtes Seifenkraut, Speichelwurz, Hundsnelke
Saponaria officinalis L.
(2) Rote Seifenwurzel
Saponaria ocymoides L.
(3) Seifenkraut, Verbotene Palastblume
Saponaria vaccaria
E: Soapwort Root, F: Racine de saponaire

BOTANIK: Fam. Caryophyllaceae (Nelkengewächse)
(1) Ausdauernd. Höhe 0,3..0,7 m, Stengel rund, aufrecht, mit Knoten, fein
behaart. Blätter kreuzweise gegenständig, länglich-lanzettlich, ganz-
randig, spitz, dreinervig. Schwach wohlriechend. Blüte blassrosa bis weiß
von Juli bis September, in Rispen 2n=28. Frucht ist eiförmige Kapsel mit
kleinen Samen. Keimdauer 17 Tage.
Fingerstarke, orangefarbene Hauptwurzel, 20..30 cm lang, Wurzelausläufer.
Außen rotbraun, innen gelbliches Holz, geruchlos, Geschmack schleimig,
erst süßlich, dann bitter kratzend.
(2) Ausdauernd. Polsterbildend, Stengel liegend oder aufsteigend, stark ver-
zweigt, Höhe bis 0,3 m. Blätter spatelig, tiefgrün. Blüte leuchtend rosa,
Mai bis Juni, 2n=28.
(3) Einjährig. Höhe 0,3..0,6 m, Stengel aufrecht, Blätter länglich, gegen-
ständig. Blüte rosa, glockenförmig mit zylindrischem Kelch. Samenkapsel.
Samen rötlich-braun, rund (wie Senfkörner). Pflanze macht schmierige
Oberflächen beim Zergehen (daher Name).

WERT
(1) durch 2,5..5 % Saponin erst süßlich, dann kratzig-bitter schmeckend. Die
zerstoßene Wurzel schäumt mit Wasser durch die Saponine (Saporubin,
Saporubinsäure, Saponasid D, A), schwach giftig; Flavonglykoside (Sapo-
narin
), Vitexinglucosid, Zucker. Früher als Waschmittel mit fast der Hälf-
te der Waschkraft heutiger Waschmittel, aber in hohem Maße gefährlich durch
Zerstörung der roten Blutkörperchen, wenn es über Wunden in die Blutbahn
kommt. Kochsalz verstärkt die Waschwirkung. Der Saponingehalt ist am höchs-
ten vor der Blüte.
Die Droge (Radix Saponariae rubra) wirkt schleimlösend, harn-, stuhl-,
schweißtreibend; bei Erkrankungen der Atmungsorgane, Hautkrankheiten, Ekzeme,
Rheuma, Gicht, Leber- und Gallenleiden, Magenbeschwerden.
(3) Die Samen schmecken bitter, sie enthalten adstringierende Saponine.
In der TCM gegen blutende Wunden, Abschürfungen, Abszesse, Schlaganfall,
taube Extremitäten, Kopfschmerzen, chronischen Husten, schwache Milchbil-
dung in der Stillzeit, Prostatavergrößerung.

ANSPRÜCHE, VORKOMMEN
(1) Schuttstellen, Dämme, Wegränder, Hecken, Gebüschränder, an Ufern, frischer
Boden
(2) Kalkböden, steinig, sonnig
(3) Südeuropa, westliches Asien, in China angebaut. Volle Sonne, Boden eher
trocken und schwer.

ANBAUPRAXIS, VERWERTUNG
(1) Kaum angebaut, sondern Wurzeln gesammelt von Oktober bis November oder
im März von zweijährigen Pflanzen. Kraut von Juni bis Juli. Trocknen bis
70 °C. Tee: 1 Teelöffel gepulverte Wurzel auf 1 Glas kaltes Wasser.
Trinkbar nach 8 Stunden oder aufgekocht, Ersatz für Senega als Expektorans
(schleimlösendes Hustenmittel). Zu Tropfen, Sirupen.
Saponine für technische Zwecke.
Ebenso waschaktiv sind die Wurzeln von Gypsophila struthium, Fam. Ca-
ryophyllaceae, Mittelmeerraum (Radix Saponariae levantica) durch 17..
20 % Saponin.
(3) Aussaat an Ort und Stelle, schlecht verpflanzbar.
Äußerlich: Pulverisiertes Kraut auf Wunden streuen. Innerlich als Abkochung
(täglich zweimal 2..3 g vor oder nach dem Essen), nicht in der Schwanger-
schaft nehmen. [1]

SORTEN
(1) Erfurter

HISTORIE
Im Gattungsnamen ist das lateinische sapo = Seife enthalten.

LITERATUR
[1] REID, K.: Handbuch der chinesischen Heilkräuter, Knaur 1998
[2] CHEVALLIER, A.: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen, München, 2000

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